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Geschlecht

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"Gerechte Gesellschaftsordnung und Geschlechtsverhältnisse, die niemanden benachteiligen und diskriminieren, sind zwei Seiten derselben Medaille." Heinz Jürgen Voß [1]

Was ist Geschlecht?

Populär wird angenommen, das die Menschheit sich in zwei etwa gleich große Kategorien einteilen lässt, welche sich natürlich Bilden: Männer und Frauen. In diesem Artikel geht es also

1.) um die vermeintliche Natürlichkeit von Geschlecht im Abschnitt Wider die Natürlichkeit

2.) um die Trennung von biologischen und sozial konstruiertem Geschlecht und die Kritik daran in Trennung von Sex und Gender

Wider die Natürlichkeit[edit]

Es überrascht nicht, das gerade die Profiteur_innen von festen Geschlechterrollen immerzu auf deren Natürlichkeit beharren. Auch innerhalb der radikalen Linken scheinen viele Aktivist_innen von der natürlichkeit der Geschlechter überzeugt. Wie wird Geschlecht wissenschaftlich definiert, und wie wird es festgestellt?

Früher wurden Kinder bei der Geburt einem Geschlecht zugewiesen, heute ist dies durch Pränatale Untersuchungsmethoden zumeist schon im Vorraus geschehen. Falls nicht werden die Geschlechtsorgane der Kindern kurz nach der Geburt untersucht. Dazu Voß:

"Diese werden als Penis oder Klitoris erkannt, aus der Größe eines vorzufindenden Hügels wird auf Hoden oder Schamlippen geschlossen. Leicht ist dieses Erkennen nicht, da Klitoris und enis aus einer gemeinsamen Alage hervorgehen und direkt nach der Geburt an Hand ihrer Länge unterschieden werden." [2]

Dabei kommt es immer wieder zu Problemen. Alleine in den USA werden jedes Jahr etwa 4000 Menschen geboren, deren geschlechtliche Identität auf diese Weise NICHT festzustellen ist. Eine einheitliche wissenschaftliche Definition zu Geschlecht gibt es nicht. So werden zwar z.B. die XX-Chromosome als klar weiblich und die XY-Chromosome als männlich definiert. Allerdings werden auch Menschen mit X0-Chromosomenpaar sowie XXY-Chromosomen in die Binäre Geschlechtermatrix eingeordnet. [3] Andere Methoden sind die Messung des weiblich konotierten Hormones Östrogen sowie des männlichen Hormones Testosteron. So werden Menschen pathologisiert, wenn sie als weiblich gelten (z.B. wegen einem XX-Chromosom) aber mehr Testosteron produzieren als die Norm. Dabei ist die Geschlechtsspezifische Zuordnung von Hormonen nicht so eindeutig möglich wie es in der Populärwissenschaft scheint:

"Östrogene scheinen für die Funktionstüchtigkeit des Herzens, das Knochenwachstum und für die Ausbildung der männlichen Spermien wichtig zu sein. Testosterone scheinen unter anderem einen Einfluss auf das Kreislaufsystem, die Blutzellen, die Leber, die Fett- und Kohlehydratenverbrennung zu haben. Also sowohl Östrogene als auch Testosterone sind für <<Frauen>> wie <<Männer>> bedeutsam - Anne Fausto-Sterling schlug entsprechend vor, sie eher als <<Wachstumshormone>> einzuordnen, als durch die Bezeichnung <<Geschlechtshormone>> den ganzen Umfang ihrer Wirkung zu verschleiern." [4]

Es ist also weder über die Chromosomenpaare noch über die Hormone möglich eine klare Bipolare Geschlechtertrennung zu rechtfertigen. Ein weiterer Ansatzpunkt sind funktionsfähige Keimdrüsen, also Hoden bei Männern bzw. Eierstöcke bei Frauen. Der Hormonhaushalt von Individueen wirkt sich allerdings auf die Funktionsfähigkeit der Keindrüsen aus. Desweiteren gibt es intersexuelle ( auch Hermaphroditen) Menschen, welche beide oder Teile von beiden Keimdrüsen aufweisen.



Trennung von "Sex & Gender"[edit]

Im Zuge der zweiten Feministischen Welle, in der Simone de Beauvoir eine prägende Rolle spielte, wurde Geschlecht zu einer Janusmaske mit zwei Bedeutungen. In diesem Artikel geht es einerseits um Gender, das soziale Geschlecht, wie auch um Sex, unser biologisches Geschlecht. Ein dritter Teil beinhaltet die Kritik z.b. Judith Butlers an einer Trennung des Begriffs Geschlecht in Sex und Gender.

„Man wird nicht als Frau geboren, sondern man wird zur Frau gemacht“ [5] Simone de Beauvoir

Simone de Beauvoir weist in ihrem Buch "das andere Geschlecht" u.a. darauf hin das Frauen tatsächlich (das Buch erschien 1949) eine schlechtere Bildung haben als Männer, und ihre kognitiven Fähigkeiten nicht so entwickelt sind wie beim Mann. Im Gegensatz zu konservativen und reaktionären Elementen zieht sie daraus allerdings nicht den Schluss, dass Frauen nun "von Natur aus" dümmer seien als Männern, sondern dass "Frauen" erst kulturell geschaffen werden. Was wir als weibliches Verhalten kennen und uns begegnet, ist ein Produkt unserer Art des Zusammenlebens. Als Hauptfaktor der Unterdrückung der Frau ist dabei ihre feste Rolle in der Reproduktion zu sehen. Diese feste Rollenzuteilung erlaubt(e) es den meisten Frauen nicht Sexualität, Beruf oder überhaupt soziale Kontakte selbstbestimmt zu leben. Sie blieb in ständiger materieller Abhängigkeit von (ihrem) Mann

Siehe hierzu auch Feminismus

Gender[edit]

"<weiblichen> Qualitäten sind also nicht angeboren, sondern resultieren aus unserer Unterdrückung. Aber wir könnten sie auch nach der Befreiung bewahren - und die Männer müssten sie erlernen. Aber man darf nicht ins andere Extrem fallen: sagen, die Frau habe eine besondere Erdverbundenheit, habe den Rythmus des Mondes und der Ebbe und der Flut im Blut und all dieses Zeug... Sie habe mehr Seele, sei von Natur aus weniger destruktiv et cetera. Nein! Es ist etwas dran, aber das ist nicht unsere Natur, sondern das Resultat unserer Lebensbedingungen. Die so <weiblichen> kleinen Mädchen sind fabriziert und nicht geboren! Zahlreiche Untersuchungen beweisen es! Eine Frau hat a priori keinen besonderen Wert, nur weil sie Frau ist! Es wäre finsterster Biologismus und steht in krassem Gegensatz, zu allem, was ich denke." Simone de Beavoir [6]


Einzelnachweise und Ergänzungen[edit]

  1. Voß, Heinz-Jürgen, Geschlecht, 2011, S. 8
  2. Voß, Heinz-Jürgen, Geschlecht, 2011, S. 11
  3. Siehe hierzu: Voß, Heinz-Jürgen, Geschlecht, 2011, S. 139 bis 166
  4. Voß, Heinz-Jürgen, Geschlecht, 2011, S. 138
  5. de Beauvoir, Simone: Das andere Geschlecht
  6. Schwarzer, Alice: 1986. Seite 77