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Ganzes

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thumb|upright=1.2|verzweigen und verknüpfen (von Sandra Uhlitzsch) Die komplexe Vorstellung vom Ganzen und seinen Teilen wird innerhalb der Trialektik verwendet, um Entwicklung wie eine vielschichtig verstandene Evolution zu begründen.

Eindimensionale Vorstellungen[edit]

In darwinistischen Theorien wird ein System so verstanden, dass die materiellen Komponenten (Teile) die Entwicklung des Systems (Ganzes) bestimmen, während bei Strukturalisten wie Brian Goodwin das System die Entwicklung seiner Komponenten bestimmt.

Meines Erachtens bestimmen weder die Teile die Entwicklung des Ganzen (das Ganze ist die “Summe“ seiner Teile), noch bestimmt das Ganze die Entwicklung seiner Teile (das Ganze ist mehr als die “Summe“ seiner Teile). Beide Vorstellungen – die Teile bestimmen die Entwicklung des Ganzen (Reduktionismus) und das Ganze bestimmt die Entwicklung seiner Teile (Holismus) – sind hierarchisch aufgebaut.

Die Vorstellung eines Dualismus zwischen Ganzem und seinen Teilen ist zwar hierarchielos aufgebaut, aber das Nebeneinander (Raum) wird auf Kosten des Nacheinanders (Zeit) hervorgehoben, obwohl sich beide auch gegenseitig bedingen. Auch werden in dieser dualistischen Vorstellung die Gegensätze zwischen der Entwicklung des Ganzen und der Eigenentwicklung der Teile vernachlässigt, obwohl es nicht nur Verknüpfungen zwischen der Entwicklung des Ganzen und der Entwicklung der Teile gibt.

Auch eine dialektische Vorstellung vom Ganzen und seiner Teile, wenn ihr begrenzter Geltungsbereich nicht bestimmt wird, entspricht einer eindimensionalen Vorstellung über die Wirklichkeit. Sowohl die konträren Vorstellungen des Reduktionismus und des Holismus, die zwar in sich widerspruchsfrei sind, aber nicht inhaltlich vollständig, als auch die Vorstellung des Dualismus, die zwar inhaltlich vollständig, aber nicht in sich widerspruchsfrei sind, werden für das Erzeugen einer komplexen Vorstellung vom Ganzen und seinen Teilen benötigt.

Komplexe Vorstellung[edit]

Um eine vielschichtige Entwicklung begründen zu können, wird hier davon ausgegangen, dass sich aufgrund ihrer begrenzten Geltungsbereiche sowohl Hierarchielosigkeit und Hierarchien als auch das Nebeneinander und Nacheinander untereinander bedingen, aber sich in ihrer Entwicklung auch unterscheiden. Unter diesen Bedingungen entsteht folgende Vorstellung vom Ganzen und seiner Teile:

Das Ganze steht im dem Konzept der Trialektik für die indirekte Verknüpfung zwischen den Teilen. Aus dieser Beziehung ergeben sich “Anforderungen“ an die Teile, wobei das Ganze zum Beispiel nicht “erzwingen“ kann, aus welchem Teil sich ein neues Teil entwickelt, sondern nur, dass ein neues Teil entstehen soll.

Deshalb bestimmen die Teile die Entwicklung des Ganzen eher direkt, spezifisch und hoch spezialisiert, und das Ganze die Entwicklung seiner Teile eher indirekt. Damit kann das Ganze nur indirekt über seine realen “synchronisierenden“ Wirkungen erkannt werden, so wie die physikalische Kraft auch nur vermittelt über ihre Wirkungen erkannt werden kann. Insgesamt ist in dieser vielschichtigen Vorstellung das Ganze weniger als die “Summe“ seiner Teile [1], da das Ganze wie die Eigenentwicklung auch äußere und innere Grenzen besitzt.

Diese vielschichtige Vorstellung nähert sich dem Holismus (der Vorstellung, wonach das Ganze die Entwicklung seiner Teile bestimmt), dem Reduktionismus (der Vorstellung, wonach die Teile die Entwicklung des Ganzen bestimmen) und dem Pluralismus (wie dem Dualismus zwischen Ganzem und seinen Teilen) an, ohne sie zu erreichen.

(Aufheben, Eigenentwicklung, Eine vielschichtig verstandene Evolution, Grenze, Komplexität,Qualität)

Begründung[edit]

Die drei Momente der Entwicklung (Selbstbewegung, Selbstentfaltung und Selbsterzeugung) existieren immer nebeneinander, so dass eine Vorstellung, die nur ein Moment der Entwicklung untersucht, einen begrenzten Geltungsbereich besitzen muss. Aufgrund der Strukturähnlichkeit zwischen Wirklichkeit und Denken wird im Konzept der Trialektik wie folgt vorgegangen:

  • innerhalb der Selbstbewegung der Entwicklung
    • Die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen den Veränderungen der Teile und der Veränderung des Ganzen werden innerhalb der Selbstbewegung bestimmt.
  • innerhalb der Selbstentfaltung der Entwicklung
    • Die in sich widerspruchsfreie Vorstellung, dass die Teile das Ganze in seiner Entwicklung bestimmen (Reduktionismus), kann nur mit Hilfe einer gegenstandsorientierten Herangehensweisen (der Gegenstand bestimmt die Methode) begründet werden.
    • Die in sich widerspruchsfreie Vorstellung, dass das Ganze die Teile in deren Entwicklung bestimmt (Holismus), kann nur mit Hilfe einer methodenorientierten Herangehensweisen (die Methode bestimmt den Gegenstand) begründet werden.
    • Die inhaltlich vollständige Vorstellung des Dualismus zwischen dem Ganzen und seinen Teilen kann demzufolge nur mit dem Dualismus oder einem unbegründeten Wandel von gegenstands- und methodenorientierten Herangehensweisen begründet werden.
  • innerhalb der Selbsterzeugung der Entwicklung
    • Die vielschichtig verstandene Vorstellung des Ganzen und seiner Teile kann nur mit einem begründeten Wandel von gegenstands- und methodenorientierten Herangehensweisen begründet werden, bei der das Ganze und seine Teile nicht wie im Dualismus miteinander verschmolzen werden, sondern nur indirekt verknüpft werden (Widerspruch).

Alle diese Vorstellungen besitzen einen begrenzten Geltungsbereich, so dass sie für die Begründung zum Bespiel einer vielschichtig verstandenen Evolution herangezogen werden sollten.

(mehr dazu unter spezifisches Konzept der Trialektik)

Literatur[edit]

  • Goodwin, Brian: Der Leopard, der seine Flecken verliert. München/Zürich 1997.
  • Otto, Stefan: Eine vielschichtig verstandene Evolution - 24 Thesen zum systematischen und indirekten Verknüpfen von Evolutionstheorien, Jena 2011.
  • Richter, Frank: Einige Bemerkungen zu den Kategorien Teil und Ganzes, in Deutsche Zeitschrift für Philosophie. Heft 10/11. Berlin 1965. S. 1213-1226.
  • Wetzel, Manfred: Dialektik als Ontologie auf der Basis selbstreflexiver Erkenntniskritik. Freiburg/München 1986.

Fußnoten[edit]

  1. Manfred Wetzel 1986, 43

Weblinks[edit]


Kategorie: Trialektik (Wandel der Erkenntnismittel) Kategorie: Eine vielschichtig verstandene Evolution