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Direct Action

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Nicht die Taten bewegen die Menschen, sondern die Worte über die Taten (Aristoteles)

Direct Action ist eine Form kreativen Widerstandes und bezeichnet eine Strategie von politischem Protest, die als Teil gesellschaftlicher Intervention gegen Herrschaft und Verwertung sowie als Eröffnung von Diskussionen um visionäre, emanzipatorische Gesellschaftsformen verstanden werden kann. Die dabei verfolgte Organisierungsphilosophie einer horizontalen Kooperation selbstorganisierter Personen und Gruppen mit der systematischen Aneignung von Fähigkeiten für kreative Aktionen hat zum einen eine flächenhafte Verbreitung widerständiger Praxis im Alltag, sowie zum anderen die Fähigkeit zum Ziel, bei ausgewählten Anlässen das Potential vieler aktionsgeübter Gruppen zu einer druckvollen Form des Widerstandes verwandeln zu können.

Geschichte[edit]

International[edit]

Direct Action ist als Begriff vor allem in England entstanden, wo in den 90er Jahre mit vielfältigen Aktionen wie Besetzung, Sabotage, Blockaden, Reclaim the Streets-Partys, Klettern und mehr vor allem gegen Straßenbauten, Kaputtsanierung von Stadtteilen und Umweltzerstörung protestiert wurde. Hinzu kamen radikale Aktionsformen im Bereich Tierrechte. Die meisten Aktionsformen wurden nicht neu erfunden, aber der Begriff Direct Action trat in die Öffentlichkeit. Noch prominenter wurde er durch die Auseinandersetzungen um den Weltwirtschaftsgipfel in Seattle im November 1999. Das Direct Action Network organisierte (z.T. zusammen mit anderen Gruppen) Trainings und baute Aktionsplattformen, oft ganze Firmenhallen für die Aktionsvorbereitung und Koordinierung auf. Während NGO-Führer teilweise mit Lobbyarbeit beschäftigt waren, gelang es Hunderten autonom (selbständig) organisierter Kleingruppen, etliche Straßen, Kreuzungspunkte und Zufahrtswege zu blockieren. Der Gipfel wurde dadurch derart weitreichend gestört, dass weder die Eröffnungsveranstaltung noch weitere Programmteile im vorgesehenen Rahmen ablaufen konnten.

Deutschland[edit]

In Deutschland liegt die Tradition politischen Protests sehr weit weg von der Idee der Direct Action. Mobilisierung zu großen, zentralen geplanten Ereignissen mit vereinheitlichten Verhaltensmustern der Teilnehmenden (Sitzblockaden, Demonstrationen, Gegenkongresse) dominieren neben Lobbyarbeit und Appellen an den Staat bis parlamentarischer Orientierung. Gruppen mit anderer Praxis (Rote Zora, Hüttendörfer gegen die Mercedes-Teststrecke in Papenburg, die A17 bei Dresden oder die A33 im Raum Bielefeld, Genfeldbesetzungen Mitte der 90er Jahre) bildeten ebenso die Ausnahme wie die einzig erfolgreiche Einigung auf ein vielfältiges Konzept des Widerstandes bei einer Großaktion, dem Castor-Widerstand. Hier gelang nach jahrelangen Hegemonialkämpfen die Verständigung auf das sogenannte Streckenkonzept, nach dem unterschiedliche Aktionsformen nebeneinander Platz haben sollen. Das beförderte eine hohe Vielfalt selbstorganisierter Proteste. Eine ähnliche Strategie, verändert als Flächenkonzept, wurde für den Protest gegen die Expo 2000 in Hannover verfolgt, die jedoch an einer Fehleinschätzung der Situation am Eröffnungstag relativ wirkungslos blieb (keine Blockade möglich, da keine BesucherInnen kamen). Die Debatte ging aber in der Folge weiter, jedoch scheiterte 2001 der Versuch, ein Direct Action Netzwerk auch in Deutschland zu begründen.

Dennoch gab es regionale Schwerpunkte, d.h. Orte, in denen offene Zusammenhänge sich systematisch das Wissen für Aktionsformen aneigneten und dann entsprechend aktiv wurden.

  • Wendland schon seit Jahrzehnten rund um Atomlager und Castor
  • Braunschweig 1999 und 2000 vor allem zum Thema Expo
  • Gießen 2002 bis 2004 zum Thema Innere Sicherheit und Herrschaftskritik/Utopien (vor allem bei Wahlen)
  • Husum 2004 bis 2006 hauptsächlich zum Thema Herrschaftskritik/Wahlen und Antimilitarismus

Was ist Direct Action?[edit]

Die Methoden reichen von Kommunikationsguerilla, Subversion und Sabotage bis Straßentheater.

Auszug aus der Beschreibung der umfangreichsten deutschsprachigen Internetseite zu "Direct Action" der Projektwerkstatt Saasen[1]:

"Direct Action" ist eine Form kreativen Widerstandes, die wir als Teil gesellschaftlicher Intervention gegen Herrschaft und Verwertung sowie als Eröffnung von Diskussionen um visionäre, emanzipatorische Gesellschaftsformen verstehen. Sie versteht sich als gleichberechtigter Teil zu anderen kreativ-emanzipatorischen Handungsstrategien wie Gegenöffentlichkeit, Freiräume und Aneignung, versucht aber, Erstarrungen in den Aktionsformen und -strategien zu überwinden, z.B. die Wirkungslosigkeit vieler vereinheitlichender Aktionsformen (Latschdemo, Lichterkette ...) oder das Gegeneinander aufgrund verschiedener Aktions- und Ausdrucksformen.

"Direct Action" ist mehr als nur mal hier eine Blockade oder da ein Steinwurf. Sie ist eine Methode, ein Aktionskonzept und eine Idee für eine Politikform, die nicht mehr nur Einzelnes angreift – aber auch mehr will als schwächliche Miniveränderungen innerhalb von umweltzerstörenden und menschenverachtenden Verwertungs- und Herrschaftsstrukturen. Direkte Aktion will die Köpfe erreichen. Und den Kopf benutzen. Das erste Ziel einer direkten Aktion ist die Schaffung eines "Erregungskorridors" in der Gesellschaft: Aufmerksamkeit, Irritation, Freude oder Wut sind alles solche Formen. Wie das erreicht werden kann, ist vielfältig: Kommunikationsguerilla, verdecktes Theater, Blockade von Castor-Zügen, Sabotage, Internet-Hacken usw. Wo die Erregung entsteht, ist dann Platz für politische Positionen und Visionen - aber auch deren Vermittlung will durchdacht sein. Ideen für kreative Vermittlungsformen sind nötig. Direkte Aktion ist alles drei: Die kreative, direkte Aktion, der entstehende Erregungskorridor und die politischen Positionen/Visionen.

Im Gegensatz zu den meisten überregionalen politischen Protestformen setzt die Idee von Direct Aciton auf die Aneignung von Fähigkeiten. In Workshops und Trainings wird über direkte Aktionen geredet und an konkreten Beispielen gezeigt, wie Langeweile und Wirkungslosigkeit politischer Arbeit überwunden werden können, welche Handlungsmethoden und -techniken es gibt und wo die wie angewendet werden können. Rollenspiele und konkretes Ausprobieren im Alltag sind wichtiger Bestandteil. Verbunden ist das Konzept dann mit Ideen der Organisierung von unten, d.h. es gibt keine zentrale Leitung oder Vorgabe, sondern viele handlungsfähige und trainierte Gruppen, Personen und Zusammenhänge agieren, kooperieren und treffen Absprachen, soweit sie das für sinnvoll empfinden.

Unterschiede zu Direkte Aktion[edit]

"Direct Action" ist verwandt mit der Idee Direkte Aktion aus anarchosyndikalistischen Zusammenhängen. Dort heißt es: Wir handeln nicht stellvertretend für andere, sondern für uns selbst! Es geht uns nicht darum, irgendwelche "Massen" vor unseren Karren zu spannen, sondern aus unseren konkreten Erfahrungen heraus dort Widerstand und Perspektiven zu entwickeln, wo wir stehen. Wir handeln aus unserer sozialen Situation heraus, ohne unsere Macht an Parteien, Institutionen und andere "Führer' abzugeben. Das nennen wir ,direkte Aktion". Der Begriff "direkte Aktion" umfasst alle Kampfformen, die ohne Einschaltung von Vermittlern oder Autoritäten unsere Interessen direkt durchsetzen. Dazu gehören Selbstorganisation, selbstorganisierte Besetzungen, Boykotts, Streiks, Sabotage etc.[2]

Der Unterschied besteht also vor allem in den tatsächlichen Aktionsfeldern. Für die Praxis der Aktionen ist das allerdings von zentraler Bedeutung - tatsächlich haben Aktionen, die im anarchosyndikalistischen Umfeld als "Direkte Aktion" verstanden werden und die bisherige Spannbreite der "Direct Action" nur eine geringe Schnittmenge - im deutschsprachigen Raum mangels offensiver Arbeitskämpfe besteht sie ohnehin kaum. Sie läge ansonsten im Feld von Sabotage bis Besetzungen im Rahmen von Arbeitskämpfen oder Aneignung von Fabriken. Außerhalb von Arbeitskämpfen finden die direkten Aktionen der Anarchosyndikalistas kaum statt oder werden dort nicht so benannt. Hingegen bezeichnet "Direct Action" die ganze Palette kreativer Widerstandsformen in allen Themen- und Einsatzgebieten. Klassische Schwerpunkten lagen bislang eher im Bereich Anti-Atom, Gentechnik, Anti-Wahl, Anti-Militarismus und dem Widerstand im Alltag. Letzteres ist sogar eine originäre Form von "Direct Action", sprich hier finden sich kaum andere Diskussionsstränge, die überhaupt Handlungsmethoden entwickeln.

Schließlich stellen die Zielgruppen bzw. das revolutionäre Subjekt einen Unterschied dar. Während AnarchosyndikalistInnen die ArbeiterInnen oder, kollektiv-identitär zusammengefasst, die ArbeiterInnenbewegung als Ausgangspunkt der Veränderung sehen, ist in der Ideen von Direct Action jeder Mensch immer und überall möglicher Ausgangspunkt von Veränderung, Widerstand, Intervention, Umwälzung.

Hintergründe[edit]

Beispiele von der Projektwerkstatt Saasen[edit]

Demonstrationen gehören nur dann zur Idee von Direct Action, wenn sie nicht - wie üblich - als Appell an die Herrschenden gewandt sind und nicht dem Zweck dienen, das Verhalten der Teilnehmenden zu verregeln. Das ist aber nur in seltenen Fällen so.

Siehe auch[edit]

Weblinks[edit]

Dieser Text hat ursprünglich auf Wikipedia gestanden. Die Seite ist dort von den Administratoren stark verändert und die Löschung angekündigt worden. Der Autor ist zeitweise gesperrt sowie sein eigener Benutzereintrag umgeschrieben und ebenfalls zeitweise gesperrt worden! Die Geschichte dieses beeindruckenden Zensurkampfes am 2.10.2007 ist unter Offener Raum der HierarchNIE-INternetseiten zu finden.


Kategorie:Gesellschaftskritik Kategorie:Demonstration

Kategorie:Politischer Widerstand
  1. Das ist identisch mit http://www.projektwerkstatt.de/da Die Seite liegt also tatsächlich auf www.projektwerkstatt.de
  2. http://www.fau.org/bsy/selbst.html Aus der Prinzipienerklärung der Bildungssyndikate in der FAU-IAA