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APO-Calypse:Herrschaftsfreie Welt? (Seminar) Reader Sozialismus
Begriff: Sozialismus[edit]
Im Sozialismus soll es kein Privateigentum an Produktionsmitteln geben, die Herrschaft hat das Proletariat; es gibt immer noch Polizei, Militär & co. - jetzt allerdings gelenkt von den ArbeiterInnen. Diese Diktatur des Proletariats soll nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum Kommunismus, einer klassenlosen Gesellschaft, die keiner Herrschaft mehr bedarf, sein. Die Gemeinschaft wird häufig wichtiger genommen als das Individuum.
Es wird der reformerischere und der revolutionäre Sozialismus unterschieden. Letztere soll durch die radikale Machtübernahme zum Kommunismus führen, erstere durch angepasste Schritte zunächst vor allem die konkrete Situation der ArbeiterInnen verbessern. Beim demokratischen Sozialismus wird die Legitimation zur Herrschaftsausübung an ein demokratisches Verfahren gebunden, dabei bleibt Herrschaft mit ihren Folgen für die betroffenen Menschen weiter akzeptiert.
Klaus, Georg/Buhr, Manfred (1975), "Philosophisches Wörterbuch", VEB Bibliographisches Institut Leipzig (S. 256 f.):
Die sozialistische Demokratie entsteht und entwickelt sich mit der Eroberung der politischen Macht durch die Arbeiterklasse und der sozialistischen Umgestaltung der gesamten Gesellschaft in der Periode der Diktatur des Proletariats. "Der erste Schritt in der Arbeiterrevolution (ist) die Erhebung des Proletariats zur herrschenden Klasse, die Erkämpfung der Demokratie" (Marx/Engels 4, 481). ... Das demokratische Wesen der Herrschaft der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten schließt nicht aus, sondern erfordert vielmehr, daß dieselbe Herrschaft der Arbeiterklasse gegenüber den Feindes des Sozialismus Diktatur (der Menschen des Volkes über eine kleine Minderheit) ist und ihnen gegenüber gegebenenfalls diktatorische Maßnahmen anwendet. ... Im Gesamtsystem der sozialistischen Demokratie nehmen die Volksvertretungen als staatliche Machtorgane der Werktätigen eine besondere Stellung ein. ... Die Entwicklung der sozialistischen Demokratie, die Heranführung der Volksmassen an die Leitung von Staat, Wirtschaft und Kultur erfordert eine straffe, zentrale Leitung auf der Grundlage eines einheitlichen Planes, ohne die die Initiative und Aktivität der Werktätigen nicht voll zur Entfaltung gebracht und auf die Schwerpunkte orientiert werden kann. Oberstes Prinzip der Leitung der sozialistischen Gesellschaft und Voraussetzung für die Entwicklung der sozialistischen Demokratie ist deshalb die ständige Vervollkommnung des Demokratischen Zentralismus.
Wikipedia:
Der Sozialismus ist neben dem Liberalismus und dem Konservatismus eine der drei großen politischen Ideologien, die sich im 19. Jahrhundert voll entfalteten. Sozialistische Positionen betonen besonders die Werte Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Die Trennung zwischen der Weltanschauung selbst, deren theoretischen Grundlagen und der sozialen Bewegung ist gerade beim Sozialismus schwierig, da anfangs auch die sozialistischen Politiker sich um die Fortentwicklung der Theorie bemühten.
In der Theorie des 'klassischen' Sozialismus wird die Auffassung vertreten, dass die Profitinteressen der Kapitaleigner die Produktion im Ergebnis nicht nach dem Bedarf der Gesellschaft ausrichten. Profitinteresse bringe privates Kapital dazu, sich in wenigen Händen zu konzentrieren. Diese Entwicklung führe zu einer finanziellen Oligarchie, deren Macht auch von einer demokratischen Gesellschaft immer weniger kontrolliert werden könne. Daraus wird in der Theorie des klassischen Sozialismus der Schluss gezogen, dass es notwendig sei, die Produktionsmittel mittels Vergesellschaftung oder Verstaatlichung (beispielsweise von Industrieunternehmen) der Verfügungsgewalt der Klasse der Kapitalisten zu entziehen. Die Verteilung von Gütern soll nach Auffassung des klassischen Sozialismus nicht über den Markt, sondern durch staatliche Lenkung (siehe Planwirtschaft) erfolgen.
Im Unterschied zum Liberalismus bezieht sich die sozialistische Theorie nicht allein auf Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz, sondern auf die materielle Gleichheit im Ergebnis (gleiche Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums), im Idealfall mit dem Ziel einer klassenlosen Gesellschaft. Freiheit wird als Möglichkeit zur Emanzipation verstanden, die sich nur durch eine soziale Integration aller Menschen in die Gesellschaft erreichen lasse. Der Sozialtheoretiker Karl Marx ging davon aus, dass nach der Weltrevolution der Staatsapparat mit der Zeit überflüssig sein und absterben werde (ausführlicher erläutert in Lenins "Staat und Revolution"). Der Staat habe vor allem die Aufgabe, die erwirtschafteten Güter zum Wohle aller sozial gerecht zu verteilen.
Die Theorie des sozialistischen Anarchismus hingegen lehnt staatliche Strukturen als Herrschaftsinstrument ab. Der Anarchismus baut auf die freiwillige Verbindung der Individuen in Kollektiven, Räten und Kommunen, um dieselben Ziele zu erreichen. Insofern versucht der Anarchismus eine Synthese zwischen individueller Freiheit und kollektiver Verantwortung.
Eine explizit sozialistische Bewegung entwickelte sich erst in Folge von Aufklärung und industrieller Revolution zwischen Ende des 18. Jahrhunderts und Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie war eng verwoben mit der Entstehung der Arbeiterbewegung. Wie bei allen -ismen trat der Sozialismus historisch in vielfältigen Formen auf: Von den genossenschaftlichen Ideen der Frühsozialisten über die parteipolitische Organisation in sozialdemokratischen, sozialistischen und danach Kommunistischen Parteien, die im Verlauf des 20. Jahrhunderts oft unterschiedliche Ausprägungen annahmen, bis hin zu den verschiedenen Auslegungen des sozialistischen Anarchismus. Inwieweit die moderne Sozialdemokratie, die sich in einigen Staaten (Großbritannien, Deutschland u.a.) den Ideen des Neoliberalismus gegenüber geöffnet hat, noch als sozialistisch betrachtet werden kann, ist hingegen umstritten.
Lexikon der Bundeszentrale für politische Bildung:
S. ist eine politische Weltanschauung, die darauf abzielt, eine solidarische Gesellschaft zu schaffen, in der die Grundwerte Freiheit und Gleichheit verwirklicht werden. Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Veränderung der privatkapitalistischen Wirtschaftsordnung ein, die nach sozialistischem Verständnis soziale und ökonomische Abhängigkeit begründet und der persönlichen und gesellschaftlichen Emanzipation entgegensteht. Der S. entstammt dem aufklärerischen Denken und ist u.a. den Prinzipien der französischen Revolution verpflichtet. Er wendet sich gegen die einseitige Überhöhung individueller Freiheitsrechte und die Verabsolutierung des Privateigentums. Traditionell gibt es sehr unterschiedliche Ausprägungen des S.; der Grundgedanke - die Abschaffung der Herrschaft von Menschen über Menschen - trug wesentlich zu seiner internationalen Verbreitung bei.
Bundeszentrale für politische Bildung auf ihrer Kinderseite "HanisauLand":
Der Sozialismus ist eine politische Lehre mit zwei Hauptströmungen. Es gibt einen revolutionären Sozialismus und einen demokratischen Sozialismus. Einige Grundideen des Sozialismus sind schon im 18. Jahrhundert, in der Zeit der Aufklärung, beschrieben worden. In der Französischen Revolution von 1789 wurde dann der Ruf laut: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (heute würden wir statt Brüderlichkeit Solidarität sagen). Der Sozialismus betont die Gleichheit und Brüderlichkeit, während der Liberalismus die Freiheit in den Vordergrund stellt. Aber erst als es im 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung immer mehr Armut und Elend unter den Arbeitern gab, entwickelte sich der Sozialismus zu einer Massenbewegung. Seine verschiedenen Ideen wurden nun zu einer politischen Lehre zusammengefasst.
Am Ende des 19. Jahrhunderts vertraten die Arbeiterschaft und die Gewerkschaften den demokratischen Sozialismus, der "gemäßigter Reform-Sozialismus" genannt wurde. Durch eine schrittweise Veränderung sollten die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse und damit die Lebensbedingungen der Menschen verbessert werden. Keiner darf mehr über andere Menschen Macht ausüben, wenn er dafür nicht von allen demokratisch gewählt wird. Aus dieser Bewegung ist die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, die SPD, hervorgegangen.
Der revolutionäre Sozialismus, der sich als zweite Hauptströmung entwickelte, strebte dagegen einen gewaltsamen Umsturz und einen radikalen Neuanfang in Wirtschaft und Gesellschaft an. Er verstand sich als Übergangsstadium zum Kommunismus. Nach der russischen Oktoberrevolution im Jahre 1917 entstand so in der Sowjetunion der „real existierende Sozialismus“. Und auch in anderen Staaten wurde das sozialistische System eingeführt. Um 1990 kam es zum Zusammenbruch der meisten sozialistischen Staaten.
In den demokratischen Staaten Westeuropas gibt es nach wie vor sozialistische und sozialdemokratische Parteien. Sie wollen Vorstellungen des Sozialismus auf der Grundlage der Demokratie verwirklichen.
DKP Darmstadt:
Was ist Sozialismus?
Sozialismus ist eine Wissenschaft. Wie alle Wissenschaften ist auch diese sehr vielschichtig, und wer sie ausführlich studieren will, braucht viele Jahre. Kurze Erklärungen wie die folgende können daher nur sehr grob sein. Wer mehr wissen will, greift zu unseren Literaturempfehlungen oder fragt bei der DKP nach Lehrgängen.
Für den Begriff "Sozialismus" gibt es viele Beschreibungen. Doch nur eine hält wissenschaftlichen Kriterien stand: Die, die Friedrich Engels und Karl Marx geliefert haben und die Wladimir Iljitsch Lenin weiterentwickelt hat.
- Sozialismus: Es gibt kein Privateigentum an wichtigen Produktionsmitteln mehr; Betriebe und Boden stehen in gesellschaftlichem Eigentum.
- Sozialismus: Die Arbeiterklasse hat die Macht und bestimmt über deren Werkzeuge, Polizei und Militär.
- Sozialismus: Produktion und Gesellschaft werden planmäßig entwickelt.
Sozialismus ist die erste Stufe zu einer kommunistischen Gesellschaft. Sozialismus ist noch eine Leistungsgesellschaft, es gilt: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung. Im Sozialismus herrscht Klassenkampf, denn noch gibt es gesellschaftliche Klassen. Daher sprachen die Klassiker auch von "Diktatur des Proletariats", was nichts anderes heißt als: Herrschaft der Arbeiterklasse (also der Mehrheit der Bevölkerung) über die Kapitalistenklasse.
Kommunismus ist die nächste Stufe der gesellschaftlichen Entwicklung. Hier ist die Kapitalistenklasse abgestorben, der Staat löst sich auf (weil er nicht mehr nötig ist), Militär wird ebenfalls überflüssig. Kommunismus ist keine Leistungsgesellschaft mehr. Es gilt: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.
Lotter, K./Meiners, R./Treptow, E. (2006): "Das Marx-Engels-Lexikon", Papyrossa Verlag Köln zum Stichwort "Wissenschaftlicher Sozialismus " (S. 390 ff.):
Der wissenschaftliche Sozialismus stellt den theoretischen Ausdruck der modernen Arbeiterbewegung dar. Er begreift die geschichtliche Entwicklung in ihrem gesetzmäßigen Verlauf, speziell in ihrem Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus und Kommunismus, und bildet damit den Ausgangspunkt sozialistischer Politik. Die Fortschritte der objektiven Bedingungen für die Umwandlung der Gesellschaft sowie die Herausbildung der Arbeiterklasse als einer bewußten und organisierten Kraft ermöglichten den Übergang des Sozialismus von der Utopie (St. Simon, Fourier, Owen) zur Wissenschaft. Im Ziel, nämlich der sozialistischen Gesellschaft, mit der Utopie übereinstimmend gibt der wissenschaftliche Sozialismus darüber hinaus die Mittel zu deren Verwirklichung an. Mit der Entdeckung der materialistischen Geschichtsauffassung und des Mehrwertgesetzes wird der Sozialismus zur Wissenschaft. Seine Konkretisierung hinsichtlich seiner Wissenschaftlichkeit wie seiner Parteilichkeit für die Arbeiterklasse erfährt er in der Kritik insbesondere des ethisch begründeten »wahren« Sozialismus, des sich auf administrative Reformen beschränkenden Bourgeoissozialismus, schließlich des preußischen Staatssozialismus.
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