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APO-Calypse:Herrschaftsfreie Welt? (Seminar) Reader OpenSpace

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Ich bin hier erstmal fertig, finde aber, dass das noch viiiiel zu lang ist. Wer hat Ideen, was gekürzt werden sollte/könnte? mo.

Open Space[edit]

Open Space sowie die nötigen Weiterentwicklungen dieses Verfahrens sind „die“ umfassende Gestaltungsform für größere Treffen, Camps, Kongresse usw. Teil können jedoch vielfältige weitere Methoden sein, denn „Open Space“ stellt nur den Rahmen für das Gesamte. Es ist daher verbindbar mit vielen weiteren Ideen – organisiert diese aber nicht zwanghaft, sondern schafft einen Freiraum, in dem die TeilnehmerInnen ihre jeweilige selbstbestimmte Form der Informationsweitergabe, Diskussion oder Entscheidungsfindung entwickeln. Darüberhinaus sichert das Verfahren die Verknüpfung und die Transparenz.

Die Idee des Open-Space oder die “systematische Kaffeepause“ stammt nicht aus sozialen oder gar emanzipatorisch-politischen Bewegungen, wo oftmals Hierarchien und zielgerichtete Treffen (wo das Ergebnis schon vorher festgelegt wurde) im Vordergrund stehen. Die Methodik des Open Space wurde zuerst in der Wirtschaft entdeckt, auch um kreative Potentiale von MitarbeiterInnen abzuschöpfen. Open Space ist, wie schon daraus zu sehen ist, nicht per se "gut", d.h. der Zweck und die konkreten Abläufe können und sollten (wie jede Methode) immer kritisch betrachtet, hinterfragt und weiterentwickelt werden. Die Grundidee des Open Space aber ist überzeugend: Auf Konferenzen wurde beobachtet, dass die spannendsten und anregendsten Gespräche in den Pausen zwischen den Vorträgen stattfinden. In diesen informellen Gesprächen werden die wirklichen Wünsche und Ideen der Teilnehmenden eher und auch ehrlicher mitgeteilt – nur leider selten verwirklicht, da es meist bei einem beiläufigen Gespräch bleibt. Zudem bleiben sie intransparent, d.h. das Diskutierte bleibt in den Köpfen derer, die oft sehr zufällig beieinander standen und erreichen andere, die daran auch Interesse haben oder ähnliche Aktivitäten verfolgen, nicht. Die Wirtschaft hat aus diesen “Flurgesprächen” eine Methode entwickelt, um diese Ideen - selbstverständlich effektiv - zu “nutzen”.

Dieses Verfahren schafft in einem räumlichen und zeitlichen Zusammenhang die Möglichkeiten der freien Entwicklung von Diskussionsprozessen und Themen. Ständig können neue Fragestellungen und Themen je nach Verlauf der Debatte aufkommen und "ausgerufen" werden (z.B. durch Anschreiben an einer zentralen Säule "Thema XY trifft sich um ... Uhr in Raum A/in der Sesselgruppe am Aquarium"). Es gibt keine festen Anfangs- und Endzeiten der Kleingruppen. Es kann ein Kommen und Gehen zwischen den Kleingruppen entstehen. Während einige zuende gehen, entstehen neue Fragestellungen. Jede und jeder kann Themen benennen und zur Debatte einladen. Beim Open Space setzen sich meist die Themen durch (Abstimmung mit den Füßen, d.h. wo Leute hingehen, da kann auch die Debatte laufen - denkbar aber sind auch Arbeitskreise allein), die aus der jeweiligen Situation heraus entstehen, wenn ein unmittelbares Interesse vorhanden ist. Das ist auch gut so, da es bisherige Dominanzgruppen und -personen auf eine gleichberechtigte Ebene bringt. Wichtig ist, dass die Ergebnisse an den Stellen der Diskussion dokumentiert werden (z.B. als Plakat oder Protokoll), um wiederum die nötige Transparenz herzustellen über die diskutierten Inhalte, ob eine Debatte weitergeht oder ob konkrete Vorschläge bzw. Aktionsideen entwickelt wurden. Ein Austausch in zwischengeschalteten und abschließenden Plena ergänzt das, fördert die Entstehung neuer Diskussionen, das Zusammenkommen sich berührender Themen usw.

Es gibt etliche Punkte, die den Verlauf und die Ergebnisse eines Open-Space-Verfahrens beeinflussen:

  • Am Beginn muss die Methode genau erklärt werden – auch deshalb, weil sie später selbstorganisiert läuft, d.h. es nicht zur Methode passt, wenn von irgendwelchen „OrganisatorInnen“ ständig Eingriffe erfolgen. Gleichzeitig sind alle Vereinbarungen, die für den Start gelten, veränderbar aus dem Prozess heraus.
  • Die Gruppengröße muss passen. Open Space geht nur ab einer Mindestgröße, wo Untergruppen bildbar sind und sich dynamisch verändern können, ohne dass ständig irgendwelche aufgelöst werden müssen, weil es kein Hin und Her mehr gibt, alle weg sind, Gruppenteilungen alles gefährden usw. Je nach der Gruppe und dem Willen der Personen, auch kleine Arbeitsgruppen zu akzeptieren, kann das auch schon ab 12 oder 15 Personen gelingen – allerdings wird es dann auch immer wieder nur zwei oder drei Personen in einer Gruppe geben. Das muss den Verlauf aber nicht beeinträchtigen.
  • Die Beteiligten müssen verstehen und für sich entdecken , dass sie die Gestaltenden sind. Alles geschieht nur aus dem Interesse und der Selbstorganisation der Anwesenden. Es gibt keine „Zuständigen“, sondern die Handelnden sind auch die Entscheidenden.
  • Entscheidend für das Verfahren und der zentrale Unterschied zu der Zufälligkeit und Intransparenz der „Kaffeepausengespräche“ auf anderen Treffen ist die Transparenz und der aktiv hergestellte Informationsfluss. Das bedeutet unter anderem auch viel Vorbereitungszeit für die Infoflusstruktur (Marktplatz usw.), wenn nicht in Räumen gearbeitet wird, die auf solche kreativen Verfahren schon hin orientiert sind.
  • Es gilt das Gesetz der 2 Füße, d.h. wer gehen will, geht. Es soll keinen sozialen Druck geben, irgendwo zu bleiben, wie es sonst in bürgerlichen oder auch „linken“ Kreisen oft so ist – wer einfach geht, verhält sich unverschämt u.ä., Irritation der Dableibenden ist oft die Folge. Meist sind die Gruppen auch recht klein und offen, d.h. diskutieren nicht hinter verschlossenen Türen, so dass ein Dazukommen auch kaum stört.
  • Es wird Menschen geben, die viel herumsuchen. Bei Open-Space-Fans werden sie Hummeln genannt und sind sehr wertvoll, denn sie können zwar weniger intensiv und lange mitdiskutieren, organisieren aber einen ständigen Infoaustausch auch über den Info-Marktplatz hinaus. Sie sind also keine StörerInnen, sondern verhalten sich einfach so, wie sie das gerade für sich am besten finden.
  • Die Unterschiedlichkeit der Menschen wird zur Grundlage der Qualität. Kommt es in einer Gruppe zu unüberwindbaren Unterschieden (zwischen Personen oder bei der Frage, was genau das Thema sein soll), so können zwei gebildet werden oder ein Thema kann sich auch vertagen, da ja jede Flexilibität möglich ist.
  • Es gibt keine Normierungen - ständig herumzugucken, rein- und rauszugehen ist genauso o.k. wie tagelang nur über ein Thema reden zu wollen.
  • Open Space braucht Zeit, das Verfahren ist kaum unter Zeitdruck organisierbar. Aufgrund der steigenden Bekanntheit des Verfahrens wird Open Space oft als Lockmittel eingesetzt, z.B. eine Phase von zwei oder wenigen Stunden auf einem Kongress. Das ist Verarschung und keine wirkliche offene Struktur.
  • Eine gute Einführung sowie ein kreativer Auftakt zum Austausch von Ideen sind bei Treffen, wo die Menschen weder sich untereinander noch die Methoden kennen, nötig zur Ãœberwindung der anfangs üblichen "Spaltung" in CheckerInnen (die wissen, was sie vorhaben) und "KonsumentInnen" (die erst mal gucken wollen, was andere anbieten). Als Möglichkeit bieten sich die „Tuschelrunden“ an (siehe extra Absatz).
  • Es gibt deutlich niedrigere Anforderungen an das "Anbieten" von AKs/Treffen - weder ExpertInnentum noch eine MindestteilnehmerInnenzahl sind erforderlich. Das sollte auch schon in der Einladung und in der Einführung deutlich werden, d.h. alle Anwesenden sind aufgerufen, immer ihre eigenen Interessen in den Mittelpunkt zu stellen und von diesen ausgehend kooperativ zu handeln, d.h. die für das Zustandekommen von Treffen nötigen freien Vereinbarungen zu treffen.
  • Reine Wissensvermittlung ist schwieriger, d.h. es gibt weniger organisierte AKs, die "schulisch" ablaufen. Die Intensität von Fachwissensvermittlung kann unter dem Hin und Her leiden. Allerdings bleibt fraglich, ob diese Definition von „Fachwissen“ sinnvoll ist, da Wissen nicht auf feststehende Wissensinhalte (Wissen aus Büchern usw.) reduziert werden kann. Diese sowohl in bürgerlichen wie in „linken“ Kreisen verbreitete Auffassung von Wissen ist im Gegenteil eher zu durchbrechen. Das Wissen der Menschen aus ihrem Alltag und ihrer Beschäftigung mit den Büchern, Debatten usw. sind die Wissensmenge, die es auszutauschen und weiterzuentwickeln gilt. Es kann aber sinnvoll sein, Open Space so zu organisieren, dass es auch Elemente möglich macht, die nicht dem Wesen von Open Space entsprechen. Daher sind Weiterentwicklungen des bisherigen Open Space-Ansatzes sinnvoll.

Vorteile[edit]

  • Dynamische, kreative Prozesse sind möglich.
  • Es kann genau das geschehen, was die Beteiligten wollen.
  • Open Space bietet einen Rahmen, um gleichberechtigte Gruppenprozesse zu ermöglichen.

Nachteile, Gefahren[edit]

  • Es kann passieren, dass die Beteiligten "in ihrem eigenen Saft kochen": Manchmal ist die intensive Vorbereitung eines Workshops oder eines inhaltlichen Inputs durchaus sinnvoll, um Themen in einer entsprechenden Tiefe bearbeiten zu können. Es lohnt sich also auch für Open Space, sich Gedanken zu machen wie in ein bestimmtes Thema eingeführt werden kann, was dafür geeignete Methoden sein könnten, und auch eventuell entsprechendes Informations- und Arbeitsmaterial vorzubereiten.
  • Reine Wissensvermittlung ist schwieriger. Die Intensität von Fachwissensvermittlung kann unter dem Hin und Her leiden.
  • Da Open Space "nur" einen Rahmen bietet, ist dieser nicht unbedingt von sich aus emanzipatorisch und gleichberechtigt. Dafür bedarf es weiterer Methoden und einer Menge Aufmerksamkeit.

Quellen, weiterführende Links[edit]

  1. http://www.projektwerkstatt.de/hoppetosse/hierarchNIE/openspace.html
  2. http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Space
  3. http://www.michaelmpannwitz.de/index.php?id=14
  4. http://www.projektwerkstatt.de/hoppetosse/hierarchNIE/openspace_anu.pdf


Kategorie:APO-Calypse:Herrschaftsfreie Welt (Seminar) Reader