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Kritik an der kreativen Antirepression

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Wir halten unseren Beitrag zum "kreativen Umgang mit Verfassungsschutz und Polizei" vom Jan 2003 immer noch für aktuell, und werden ihn in Kürze hier zur Diskussion stellen. Antirepressionsgruppe profan Reutlingen/Tübingen antirepressionsgruppe_profan@yahoo.de

Hier der angekündigte Beitrag von profan

Stellungnahme zum propagierten „kreativen Umgang“ mit Verfassungsschutz und Polizei[edit]

In den letzten Jahren suchen linke politisch aktive Menschen nach neuen Konzepten und Aktionsformen. Dabei spielt Kreativität als Instrument des politischen Ausdrucks und der Vermittlung von Inhalten vermehrt eine bedeutende Rolle. Gegen diese Suche ist prinzipiell nichts einzuwenden, wäre da nicht die Ausdehnung auf den Umgang mit Verfassungsschutz und dem Verhalten in Polizeiverhören. Kreativer Umgang mit diesen Repressionsorganen soll Handlungsfähigkeit ermöglichen und die betroffenen Personen aus einer angeblichen Opferrolle herausführen. „Vielfältig angreifen statt eingeschüchtert schweigen“, soll das neue kreative Motto sein. Es gibt immer wieder Überlegungen darüber, wie so ein kreativer Umgang mit dem VS aussehen kann. So z.B. sich zum Schein auf eine Zusammenarbeit mit dem VS einzulassen, um selbst Informationen zu bekommen. Unserer Einschätzung nach sollte mann/frau das grundsätzlich nicht tun. Die VS-Leute sind professionell geschult und trainiert im Umgang mit InformantInnen und es ist ein Wunschdenken, ihnen Informationen zu entlocken. Sie werden nur die Informationen geben, die in ihrem Interesse liegen und damit Teil ihrer Strategie sind. Andererseits ist es sehr wahrscheinlich, dass es dem VS gelingt, von einem selbst ungewollt Informationen zu bekommen. Es gibt keine harmlosen Kontakte zum VS. Jedes Gespräch eröffnet ihnen neue Ansatzpunkte. Deshalb ist der beste Kontakt kein Kontakt. Noch mal zur Info: Ihr könnt dem VS die Tür vor der Nase zuschlagen ohne irgendwelche Konsequenzen fürchten zu müssen.

Auch gegenüber der Polizei muss mann/frau keine weiteren Angaben außer den Personalien machen. Einer Vorladung der Polizei muss auch nicht Folge geleistet werden. Ein „kreatives Verhalten“ bei Polizeiverhören, wie beispielsweise irgendeinen zusammenhanglosen Quatsch zu erzählen, der mit der Sache nichts zu tun hat, kann in der konkreten Situation unserer Meinung nach kaum spontan entwickelt und durchgeführt werden. Auch wenn mann/frau sich darauf vorbereitet hat, besteht die Gefahr, in dieser angespannten Situation Dinge zu erzählen, deren Folgen für eineN selbst und andere im Moment nicht absehbar sind. Andere kreative Überlegungen gehen dahin, die „Ohnmachtsituation“ auf der Polizeiwache durch politische Agitation zu durchbrechen. Wir denken, dafür ist das auf jeden Fall der falsche Ort.

Alle Vernehmungsmethoden zielen darauf ab, eine kommunikative Atmosphäre zu schaffen, um die Beschuldigten oder ZeugInnen zum Reden zu bringen. Wenn mann/frau dabei ist, einen „kreativen Blödsinn“ zu erzählen oder politische Überzeugungsarbeit leisten zu wollen, bietet er/sie den VernehmungsbeamtInnen die Möglichkeit irgendwo einzuhaken und das Gespräch in die von ihnen gewünschte Bahn zu lenken. Wenn man/frau schon mal angefangen hat zu reden, ist es schwer irgendwann einen Punkt zu setzen und zu schweigen. Schweigen beim Verhör ist keine Schwäche, Ohnmacht oder Opferhaltung, sondern konsequente Gesprächsverweigerung gegenüber dem Gegner und bietet in dieser Situation den einzigen Schutz für einen selbst. Schweigen zeigt ihnen, dass sie nicht unbegrenzt Macht über einen haben. Schweigen ist damit eine Haltung, die Stärke zum Ausdruck bringt, aber auch Stärke erfordert.

Anna und Artur halten weiterhin das Maul!


Januar 2003


Profan, Antirepressionsgruppe Reutlingen/Tübingen
C/o infoladen
Schellingstraße 6
72072 Tübingen
antirepressionsgruppe_profan@yahoo.de

Siehe auch[edit]

Kategorie:Antirepression Kategorie:Texte