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Victor Serge wurde am 30.12. 1890 unter dem Namen Victor Lvovich Kibalchich in Brüssel geboren, seine Eltern waren politische Flüchtlinge aus Rußland, welche der revolutionären Organisation [[Narodnaya Volya]] angehörten. Zunächst schloß sich der junge Victor Serge der belgischen sozialistischen Jugendorganisation ''Jeunes Gardes'' an, die er wegen seiner Abneigung gegn den Reformismus bald verließ. Mit 19 Jahren siedelte Serge nach Paris über und schloß sich dort der anarchistischen Szene an und wurde Mitherausgeber der Zeitschrift ''L'Anarchie''. Wegen seiner Unterstützung der sogenannten Bonnot-Bande, einer anarchistischen Gruppe, die auch Enteignungen und Anschläge durchführte, wurde er 1912 zu fünf Jahren Haft verurteilt.
 
Victor Serge wurde am 30.12. 1890 unter dem Namen Victor Lvovich Kibalchich in Brüssel geboren, seine Eltern waren politische Flüchtlinge aus Rußland, welche der revolutionären Organisation [[Narodnaya Volya]] angehörten. Zunächst schloß sich der junge Victor Serge der belgischen sozialistischen Jugendorganisation ''Jeunes Gardes'' an, die er wegen seiner Abneigung gegn den Reformismus bald verließ. Mit 19 Jahren siedelte Serge nach Paris über und schloß sich dort der anarchistischen Szene an und wurde Mitherausgeber der Zeitschrift ''L'Anarchie''. Wegen seiner Unterstützung der sogenannten Bonnot-Bande, einer anarchistischen Gruppe, die auch Enteignungen und Anschläge durchführte, wurde er 1912 zu fünf Jahren Haft verurteilt.
 
Nach seiner Entlassung 1917 siedelte er nach Barcelona über, wo er an der anarcho-syndikalistischen Zeitung ''Tierra y Libertad'' mitwirkte und am Aufstand im Juli 1917 teilnahm.
 
Nach seiner Entlassung 1917 siedelte er nach Barcelona über, wo er an der anarcho-syndikalistischen Zeitung ''Tierra y Libertad'' mitwirkte und am Aufstand im Juli 1917 teilnahm.
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Nachdem Serge von dem Ausbruch der russischen Revolution erfuhr, versuchte er nach Rußland zu gelangen, wurde aber auf dem Weg dorthin über ein Jahr in Frankreich als "verdächtiger Ausländer" inhaftiert und kam erst im Rahmen eines Gefangenenaustausches frei. Dort im Januar 1919 angekommen schloß er sich, trotz großer Skepsis und Bedenken gegenüber dem Vorgehen der [[Bolschewiki]], der Kommunistischen Partei an, um die Revolution zu unterstützen. Dabei ging er davon aus, daß die Umstände (der von den Weißgardisten und imperialistischen Mächten angezettelte Bürgerkrieg) einerseits einen objektiven Druck erzeugten, diese Umstände aber auch nicht alles (wie beispielsweise die Gründung der Tscheka) rechtfertigten. Serge beteiligte sich in den nächsten Jahren vor allem am Aufbau der Kommunistischen Internationalen (Komintern) und arbeitete dabei eng mit Zinoviev zusammen.
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Die Forderung des Aufstandes in [[Kronstadt]] im März 1921 hielt Serge für gerechtfertigt und vernünftig (zumal sein Schwiegervater zu den Beteiligten gehörte), andererseits fürchtete er auch, daß eine Niederlage der Bolschewiki den Beginn der (weißen) [[Konterrevolution]] markieren würde. Nach diesen Ereignissen zog Serge sich desillusioniert aus der Politik zurück und versuchte zusammen mit seinem Schwiegervater, Alexander Roussakov, auf einem verlassenen Gut in der Nähe Petrograds eine landwirtschaftliche [[Kommune]] aufzubauen, was aber schnell an der Feindschaft der örtlichen Bauern scheiterte. Serge ging nun für die Komintern nach Deutschland und war an der Planung des gescheiterten Aufstandes vom Herbst 1923 beteiligt.
  
 
Im Internet:
 
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Revision as of 14:08, 23 December 2004

Victor Serge, Schriftsteller und Revolutionär (1890-1947)

Victor Serge wurde am 30.12. 1890 unter dem Namen Victor Lvovich Kibalchich in Brüssel geboren, seine Eltern waren politische Flüchtlinge aus Rußland, welche der revolutionären Organisation Narodnaya Volya angehörten. Zunächst schloß sich der junge Victor Serge der belgischen sozialistischen Jugendorganisation Jeunes Gardes an, die er wegen seiner Abneigung gegn den Reformismus bald verließ. Mit 19 Jahren siedelte Serge nach Paris über und schloß sich dort der anarchistischen Szene an und wurde Mitherausgeber der Zeitschrift L'Anarchie. Wegen seiner Unterstützung der sogenannten Bonnot-Bande, einer anarchistischen Gruppe, die auch Enteignungen und Anschläge durchführte, wurde er 1912 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung 1917 siedelte er nach Barcelona über, wo er an der anarcho-syndikalistischen Zeitung Tierra y Libertad mitwirkte und am Aufstand im Juli 1917 teilnahm.

Nachdem Serge von dem Ausbruch der russischen Revolution erfuhr, versuchte er nach Rußland zu gelangen, wurde aber auf dem Weg dorthin über ein Jahr in Frankreich als "verdächtiger Ausländer" inhaftiert und kam erst im Rahmen eines Gefangenenaustausches frei. Dort im Januar 1919 angekommen schloß er sich, trotz großer Skepsis und Bedenken gegenüber dem Vorgehen der Bolschewiki, der Kommunistischen Partei an, um die Revolution zu unterstützen. Dabei ging er davon aus, daß die Umstände (der von den Weißgardisten und imperialistischen Mächten angezettelte Bürgerkrieg) einerseits einen objektiven Druck erzeugten, diese Umstände aber auch nicht alles (wie beispielsweise die Gründung der Tscheka) rechtfertigten. Serge beteiligte sich in den nächsten Jahren vor allem am Aufbau der Kommunistischen Internationalen (Komintern) und arbeitete dabei eng mit Zinoviev zusammen.

Die Forderung des Aufstandes in Kronstadt im März 1921 hielt Serge für gerechtfertigt und vernünftig (zumal sein Schwiegervater zu den Beteiligten gehörte), andererseits fürchtete er auch, daß eine Niederlage der Bolschewiki den Beginn der (weißen) Konterrevolution markieren würde. Nach diesen Ereignissen zog Serge sich desillusioniert aus der Politik zurück und versuchte zusammen mit seinem Schwiegervater, Alexander Roussakov, auf einem verlassenen Gut in der Nähe Petrograds eine landwirtschaftliche Kommune aufzubauen, was aber schnell an der Feindschaft der örtlichen Bauern scheiterte. Serge ging nun für die Komintern nach Deutschland und war an der Planung des gescheiterten Aufstandes vom Herbst 1923 beteiligt.

Im Internet:

- Victor Serge Home Page (Englisch) [1]

- Texte von Victor Serge im MIA (deutsch)[2] und (französisch) [3]