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Difference between revisions of "Silvio Gesell"

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(Argentinien, anarchistische Symphatien)
 
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In letzter Zeit wurde viel über Silvio Gesells freiwirtschaftliche Ideen gestritten.
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Silvio Gesell (1862-1930) ist der Begründer der [[Freiwirtschaft]].
Ob seine Konzepte zu der freiheitlichen Gesellschaft führen, wie er sie sich wünschte, ist zu bezweifeln. Die Lehre seiner [[Freiwirtschaft]] muss sich bis heute gegen Vorwürfe des [[Antisemitismus]] zur Wehr setzen. 
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=== Lebenslauf ===
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Gesell wurde  1862 in St Vith als 7 Kind einer Lehrerin und eines Rentmeisters(Steuereintreiber) geboren. Er wächst mit einer recht religösen Erziehung auf und darf das Gymnasium besuchen, welches er  mit 16 Jahren abschließt.  Sofort tritt er eine Beamtenlaufbahn an,  bekommt jedoch schnell Streit mit seinen Vorgesetzten, weil er den Dienst umgestalten will. So macht er doch lieber eine Kaufmannsausbildung bei seinem Bruder in Berlin. Nach einer Korrespondentenstelle muß er zum Militär, daß er auf ein Jahr verkürzen kann um danach regulär in Hamburg und in Braunschweig als Angestellter zu arbeiten und lernt  seine spätere Frau Anna Boettgen kennen. Auf anraten sich selbständig zu machen baut er sich mit Zahnarztartikeln in Argentinien ein Standbein auf.  Er heiratet standesamtlich und verfasst er seine erste Schrift: "Die Reformation des Münzwesens als Brücke zum sozialen Staat". Trotz Wirtschaftskrisen reichen seine Einnahmen für eine eigene Insel und einen Bauernhof.  
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Seine erste Zeitschrift, "die Geldreform", die er in einem vorrübergehenden Aufenthalt in Deutschland herausbringt, stellt sich schnell als Flop heraus und wird 1903 nach 3 Jahren eingestellt.  Während Gesell wieder in Argentinen ist macht [[Blumenthal]] in anarchistischen Kreisen Werbung für seine Ideen. Syndikalistische und sozialistische Anarchisten stehen dem eher kritisch gegenüber. Teilweise finden sie jedoch gefallen daran. Bei Individualanarchisten stösst er auf viel offenere Ohren. So kann Blumenthal Den Verein für physiokratische Politik gegründen und Gesell tritt ihm noch von Argentinien aus bei. Als Physiokrat oder auch als Akrat bezeichnet sich auch Gesell selbst sein Leben lang. Zurück in Deutschland gibt er bald die Zeitschift "der Physiokrat heraus".
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=Lebenslauf=
  
Mit dem 1. Weltkrieg muß die Zeitschrift eingestellt werden und Gesell geht in die Schweiz um sich auf seinen Bauernhof der Landwirtschaft zu widmen.  
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==Beamter und Kaufmann==
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Silvio Gesell wurde  17.3.1862 in St Vith, Belgien, geboren, gestorben ist er am 11.3.1930 in Eden (bei Oranienburg). Er wächst mit einer recht religösen Erziehung auf. Sofort tritt er eine Beamtenlaufbahn an, bekommt jedoch schnell Streit mit seinen Vorgesetzten, weil er den Dienst umgestalten will. Er macht eine Kaufmannsausbildung bei seinem Bruder in Berlin. Seine erste Schrift: "Die Reformation des Münzwesens als Brücke zum sozialen Staat". Trotz Wirtschaftskrisen reichen seine Einnahmen für eine eigene Insel und einen Bauernhof.
  
1918 geht in Deutschland der Krieg zu Ende. Die Menschen sind ihn leid, nie wieder Krieg, Freiheit und Brot sind die Schlagworte. Revolutionäre finden allseits Zuspruch. Die Münchner Räterepublik (->[[Bayerische Räterepublik]]) entsteht.
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==Argentinien, anarchistische Sympathien==
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Seine erste Zeitschrift, "Die Geldreform", die er bei einem vorübergehenden Aufenthalt in Deutschland herausbringt, stellt sich schnell als Misserfolg heraus und wird 1903, nach 3 Jahren, eingestellt. Während Gesell wieder in Argentinien ist, macht [[Blumenthal]] in anarchistischen Kreisen Werbung für seine Ideen. Syndikalistische und sozialistische Anarchisten stehen dem eher kritisch gegenüber. Teilweise finden sie jedoch gefallen daran. Bei Individualanarchisten stösst er auf viel offenere Ohren. So kann Blumenthal den "Verein für physiokratische Politik" gründen und Gesell tritt ihm noch von Argentinien aus bei. Als Physiokrat oder auch als Akrat bezeichnet sich auch Gesell selbst sein Leben lang.
  
[[Ernst Niekisch]], Präsident des Zentralrats der Arbeiter- und Soldatenräte und [[Gustav Landauer]] schlagen Gesell als Finanzminister vor.  Sofort will er Freigeld einführen, was weitläufig so verstanden wird, daß er den Leuten ihre schon durch den Krieg arg gebeutelten  Rücklagen nehmen will. Damit bekommt er in der Bevölkerung Akzeptanzprobleme, zumal Bauern  der Räterepublik, gelinde gesagt, kritisch gegenüber standen(es gab Lieferengpässe). Genau 7 Tage war er im Amt. Die Räterepublik wurde blutigst niedergeschlagen, teilweise einfach in die Menge geschossen. Alle an der Räterepublik beteiligten kamen ins Gefängnis auch Gesell. Er kann sich vor einem Standgericht herauswinden, indem er darlegt, daß er lediglich am gedeihen der Wirtschaft im Lande interessiert war, sonst nichts und wird Frei gesprochen, darf aber kein Ministeramt mehr bekleiden. In die Schweiz, auf seinen Bauernhof, darf er danach auch nicht mehr. Er zieht nach Argentinien und schließlich wieder nach Berlin und stirbt 1930 an einer Lungenentzündung.
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==Oranienburg-Eden==
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Zurück in Deutschland geht er in die offen antisemitische Kommune "Oranienburg-Eden". "Außer vegetarischer Ernährung" heißt es im Programmheft von Eden 1917, "war zum 'natürlichen' Leben in der alternativen Kommune "deutsch-völkische Gesinnung Voraussetzung." Von dort aus gibt er bald die Zeitschift "Der Physiokrat" heraus.  
  
[Seine Beziehungen fehlen. Er hat zeitweise mit mehreren Frauen zusammengelebt und es gibt nichteheliche Kinder.]
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Mit dem 1. Weltkrieg muß die Zeitschrift eingestellt werden und Gesell geht in die Schweiz um sich auf seinem Bauernhof der Landwirtschaft zu widmen.
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==Räterepublik und Lebensende==
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1918 geht in Deutschland der Krieg zu Ende. Die Menschen sind diesen leid: Nie wieder Krieg, Freiheit und Brot sind die Schlagworte. Revolutionäre finden allseits Zuspruch. Die Münchner Räterepublik (->[[Bayerische Räterepublik]]) entsteht.
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[[Ernst Niekisch]], Präsident des Zentralrats der Arbeiter- und Soldatenräte und [[Gustav Landauer]] schlagen Gesell als Finanzminister vor. Sofort will er Freigeld einführen, was weitläufig so verstanden wird, daß er den Leuten ihre schon durch den Krieg arg gebeutelten Rücklagen nehmen will. Damit bekommt er in der Bevölkerung Akzeptanzprobleme, zumal Bauern der Räterepublik, gelinde gesagt, kritisch gegenüber standen (es gab Lieferengpässe). Genau 7 Tage war er im Amt. Die Räterepublik wurde blutig niedergeschlagen. Fast alle an der Räterepublik Beteiligten kamen ins Gefängnis, auch Gesell. Er kann sich vor einem Standgericht herauswinden, indem er darlegt, daß er lediglich am gedeihen der Wirtschaft im Lande interessiert war, sonst nichts und wird frei gesprochen, darf aber kein Ministeramt mehr bekleiden. In die Schweiz, auf seinen Bauernhof, darf er danach auch nicht mehr.
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Er zieht nach Argentinien und schließlich wieder nach Berlin in die Kommune Oranienburg-Eden. Er stirbt 1930 an einer Lungenentzündung.
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==Siehe auch==
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* [[Zins]]
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* [[verkürzte Kapitalismuskritik]]
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* [[struktureller Antisemitismus]]
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==Weblinks==
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* [http://www.trend.infopartisan.net/trd0504/t160504.html "Schaffendes" und "raffendes" Kapital]
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* [http://www.systemfehler.de/gesell.htm Bunte Seite zu Gesell]
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* [http://ourworld.compuserve.com/homepages/ruetten/gesell.htm Kleinkram (auf Englisch)
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*[http://www.trend.infopartisan.net/trd1106/t081106.html Freiwirte  verpisst euch – niemand vermisst euch!]
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[[Kategorie:Freiwirtschaft]][[Kategorie:verkürzte Kapitalismuskritik]]

Latest revision as of 15:34, 12 November 2015

Silvio Gesell (1862-1930) ist der Begründer der Freiwirtschaft.

Lebenslauf[edit]

Beamter und Kaufmann[edit]

Silvio Gesell wurde 17.3.1862 in St Vith, Belgien, geboren, gestorben ist er am 11.3.1930 in Eden (bei Oranienburg). Er wächst mit einer recht religösen Erziehung auf. Sofort tritt er eine Beamtenlaufbahn an, bekommt jedoch schnell Streit mit seinen Vorgesetzten, weil er den Dienst umgestalten will. Er macht eine Kaufmannsausbildung bei seinem Bruder in Berlin. Seine erste Schrift: "Die Reformation des Münzwesens als Brücke zum sozialen Staat". Trotz Wirtschaftskrisen reichen seine Einnahmen für eine eigene Insel und einen Bauernhof.

Argentinien, anarchistische Sympathien[edit]

Seine erste Zeitschrift, "Die Geldreform", die er bei einem vorübergehenden Aufenthalt in Deutschland herausbringt, stellt sich schnell als Misserfolg heraus und wird 1903, nach 3 Jahren, eingestellt. Während Gesell wieder in Argentinien ist, macht Blumenthal in anarchistischen Kreisen Werbung für seine Ideen. Syndikalistische und sozialistische Anarchisten stehen dem eher kritisch gegenüber. Teilweise finden sie jedoch gefallen daran. Bei Individualanarchisten stösst er auf viel offenere Ohren. So kann Blumenthal den "Verein für physiokratische Politik" gründen und Gesell tritt ihm noch von Argentinien aus bei. Als Physiokrat oder auch als Akrat bezeichnet sich auch Gesell selbst sein Leben lang.

Oranienburg-Eden[edit]

Zurück in Deutschland geht er in die offen antisemitische Kommune "Oranienburg-Eden". "Außer vegetarischer Ernährung" heißt es im Programmheft von Eden 1917, "war zum 'natürlichen' Leben in der alternativen Kommune "deutsch-völkische Gesinnung Voraussetzung." Von dort aus gibt er bald die Zeitschift "Der Physiokrat" heraus.

Mit dem 1. Weltkrieg muß die Zeitschrift eingestellt werden und Gesell geht in die Schweiz um sich auf seinem Bauernhof der Landwirtschaft zu widmen.

Räterepublik und Lebensende[edit]

1918 geht in Deutschland der Krieg zu Ende. Die Menschen sind diesen leid: Nie wieder Krieg, Freiheit und Brot sind die Schlagworte. Revolutionäre finden allseits Zuspruch. Die Münchner Räterepublik (->Bayerische Räterepublik) entsteht.

Ernst Niekisch, Präsident des Zentralrats der Arbeiter- und Soldatenräte und Gustav Landauer schlagen Gesell als Finanzminister vor. Sofort will er Freigeld einführen, was weitläufig so verstanden wird, daß er den Leuten ihre schon durch den Krieg arg gebeutelten Rücklagen nehmen will. Damit bekommt er in der Bevölkerung Akzeptanzprobleme, zumal Bauern der Räterepublik, gelinde gesagt, kritisch gegenüber standen (es gab Lieferengpässe). Genau 7 Tage war er im Amt. Die Räterepublik wurde blutig niedergeschlagen. Fast alle an der Räterepublik Beteiligten kamen ins Gefängnis, auch Gesell. Er kann sich vor einem Standgericht herauswinden, indem er darlegt, daß er lediglich am gedeihen der Wirtschaft im Lande interessiert war, sonst nichts und wird frei gesprochen, darf aber kein Ministeramt mehr bekleiden. In die Schweiz, auf seinen Bauernhof, darf er danach auch nicht mehr.

Er zieht nach Argentinien und schließlich wieder nach Berlin in die Kommune Oranienburg-Eden. Er stirbt 1930 an einer Lungenentzündung.


Siehe auch[edit]

Weblinks[edit]

Kategorie:FreiwirtschaftKategorie:verkürzte Kapitalismuskritik