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Rudolf Steiner

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Rudolf Steiner (1861-1925) ist heute hauptsächlich bekannt als Begründer der Anthroposophie (einer esoterischen Mischung aus Mystik, Wissenschaft und Heilslehre), welche die Basis für die auch heute noch verbreitete Waldorfpädagogik bildet.

Leben[edit]

Kaum bekannt ist, dass er bis zum Jahre 1900 ein kritischer Publizist war, der sich gegen alles Dunkelmännertum engagierte und sich als neben John Henry Mackay einzige Figur der Öffentlichkeit zum individualistischen Anarchismus bekannte. Rudolf Steiner war von 1899 bis 1904 Mitarbeiter der von Karl Liebknecht gegründeten "Arbeiterbildungs-Schule" in Berlin. Kontakte knüpfte er hier u.a. mit Rosa Luxemburg. Schockiert über die Weltkriegskatastrophe, verfasste Steiner die Schrift "Die Kernpunkte der sozialen Frage" (1919). In dieser Schrift setzt sich Steiner sehr kritisch mit dem Kapaitalismus und dessen Folgen auseinander und formuliert Lösungen zur völligen Umgestaltung der gesellschaftlichen Struktur. Weiter folgen viele Vorträge zur sog. Sozialen Frage und dem Proletariat. Nicht von ungefähr fällt in diese Zeit auch die Gründung der ersten Waldorfschule in Stuttgart (Herbst 1919). Die Schule ist eigentlich für die Kinder der Arbeiter von der "Waldorf-Astoria-Cigarrettenfabrik" gegründet.

Als Herausgeber der Zeitschrift Litteratur äußerte er sich wie folgt:"Ich habe es bisher immer vermieden, selbst das Wort 'individualistischer' oder 'theoretischer Anarchismus' auf meine Weltanschauung anzuwenden. Denn ich halte sehr wenig von solchen Bezeichnungen. [...] Wenn ich aber in dem Sinne, in dem solche Dinge entschieden werden können, sagen sollte, ob das Wort 'individualistischer Anarchist' auf mich anwendbar ist, so müßte ich mit einem bedingungslosen 'Ja' antworten."[1]. Später distanzierte er sich vom Anarchismus.

Steiner bezog sich in seinen frühen "erkenntnistheoretischen Werken" insbesondere auf Max Stirner und Friedrich Nietzsche. Um 1900 geriet er in eine schwere persönliche und weltanschauliche Krise, in der auch seine enge Freundschaft mit dem Protagonisten des individualistischen Anarchismus und Biographen Stirners, John Henry Mackay, zerbrach. Steiner wandte sich nun der Theosophie zu, wurde Mitglied der Theosophischen Gesellschaft (siehe auch Silvio Gesell: Freiwirtschaft) und des "Ordo Templi Orientis", dem er ab 1907 als General-Großmeister vorstand. Die englische Sektion dieser Loge leitete der "Okkult-Nazi" Aleister Crowley, der wiederum Inspirationsquelle für dessen Freund Ron L. Hubbard war, als dieser die Dianetik entwarf und die Scientology gründete. Ähnlichkeiten zwischen Anthroposphie, Scientology und Freiwirtschaft sind also nicht zufällig, sondern gehen auf den gleichen Ursprung zurück. In dieser Zeit verfasste Steiner u.a. Schriften wie "Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens (1901)". Weitere esoterische Arbeitsschwerpunkte dieser Zeit waren Karma, Reinkarnation, Okkultismus und gnostisches Rosenkreuzertum. Nach Differenzen mit führenden Theosophen begann Steiner um 1912, eine eigene Lehre zu entwickeln, die er Anthroposophie nannte.

Rassismus[edit]

Steiner veröffentlichte zahlreiche Aufsätze zu menschlichen "Wurzelrassen", die ihm den berechtigten Vorwurf des Sozialdarwinismus und Rassismus einbrachten. Aus dieser Zeit stammen auch solche Formulierungen Steiners wie "Die weisse Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse", "Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens, und dass es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte" und "Die Negerrasse gehört nicht zu Europa".[2]

Der Streit um Steiners Schriften und deren Weiterverwendung in den von ihm initiierten Waldorfschulen beschäftige 2007 die Bundesbehörden.

Auf der gestrigen Jahrespressekonferenz des Bundes der Freien Waldorfschulen ging es auch um die öffentliche Kritik, die derzeit wieder einmal an der Pädagogik der Freien Schulen und ihrem Begründer Rudolf Steiner geübt wird. Aktueller Anlass dafür ist ein Antrag beim Bundesfamilienministerium, zwei möglicherweise rassistische Schriften Steiners auf den Index der jugendgefährdenden Schriften zu setzen. Der Antrag beruft sich auf Zitate Steiners von 1908/1910, die eine diskriminierende Unterteilung von fünf Menschenrassen enthalten. Zum Beispiel schreibt Steiner in seinem Modell der Wurzelrassen, dass die "Jupiterrasse", der die europäischen Völker angehörten, dazu bestimmt sei, "den Weg zu machen durch die Sinne zum Geistigen". Die "Indianer", dagegen, die zur Saturnrasse gehörten, seien auf Grund ihrer inneren Verknöcherung untergegangen.[3]

siehe auch[edit]


Literatur[edit]

  • Helge Döhring: Syndikalismus im "Ländle". Die Freie Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) in Württemberg 1918 bis 1933. Kapitel "Rudolf Steiner und die Syndikalisten", S. 126 f., Verlag Edition AV, Lich 2006, ISBN 978-3-936049-59-6

Weblinks[edit]

Quellen[edit]

  1. GA 39, S. 370f. Zitiert nach Walter Kugler, Rudolf Steiner und die Anthroposophie, 1978, S. 170ff.
  2. http://www.akdh.ch/ps/ps_55Steiner-SoZ.html
  3. Berliner Zeitung, 12.07.2007

Kategorie:Personen