Still working to recover. Please don't edit quite yet.

Difference between revisions of "Reinhard Mey/In Tyrannis"

Aus <a href="http://deu.anarchopedia.org/Reinhard_Mey/In_Tyrannis">Anarchopedia</a>, dem offenen Wissensportal für und von AnarchistInnen
Jump to: navigation, search
K
 
(5 intermediate revisions by 2 users not shown)
Line 33: Line 33:
 
Ich habe aufgehört zu schreien<br />
 
Ich habe aufgehört zu schreien<br />
 
Und meine Hände tun mir weh<br />
 
Und meine Hände tun mir weh<br />
 +
vom Trommeln an die Zellentür.<br />
 
Ich hab' das Essen ausgegossen<br />
 
Ich hab' das Essen ausgegossen<br />
 
Und meinen Essennapf zerschlagen.<br />
 
Und meinen Essennapf zerschlagen.<br />
 
Sie haben mir das Haar geschoren<br />
 
Sie haben mir das Haar geschoren<br />
 
Und mich verprügelt Mann für Mann,<br />
 
Und mich verprügelt Mann für Mann,<br />
Und weil ich nichts zu sagen wußte,<br />
+
Nur weil ich nichts zu sagen wußte,<br />
Nahmen sie mir die Baumwolldecke.<br />
+
Nahmen sie mir die Baumwolldecke<br />
Nachts ist es kalt in meiner Zelle -<br />
+
Und es ist kalt in meiner Zelle -<br />
Nachts ist es kalt in meiner Zelle.<br />
+
Und es ist kalt in meiner Zelle.<br />
  
  
Line 64: Line 65:
 
Und dann entfernen sich die Schritte<br />
 
Und dann entfernen sich die Schritte<br />
 
Und kommen nach Stunden zurück,<br />
 
Und kommen nach Stunden zurück,<br />
Oder vielleicht schon nach Minuten,<br />
+
Oder vielleicht schon nach Minuten<br />
 
Und dann beginnt alles von neuem -<br />
 
Und dann beginnt alles von neuem -<br />
 
Und dann beginnt alles von neuem.<br />
 
Und dann beginnt alles von neuem.<br />
  
  
Dann verbinden sie mir die Augen<br />
+
Und sie verbinden mir die Augen<br />
Und führen mich über den Flur<br />
+
Und führen mich über den Flur,<br />
Und spielen mir ein Tonband vor,<br />
+
Sie spielen mir das Tonband vor<br />
 
Und schließlich kann ich meine Stimme<br />
 
Und schließlich kann ich meine Stimme<br />
 
Nicht mehr von ihren unterscheiden.<br />
 
Nicht mehr von ihren unterscheiden.<br />
Line 77: Line 78:
 
Was für ein Pech die Fliege hat,<br />
 
Was für ein Pech die Fliege hat,<br />
 
Die immer um die Lampe kreist,<br />
 
Die immer um die Lampe kreist,<br />
In meine Zelle zu geraten,<br />
+
In meine Zelle zu geraten<br />
Und dann beginnt alles von neuem -<br />
+
Nun mitgefangen - mitgehangen -<br />
Und dann beginnt alles von neuem.<br />
+
Nun mitgefangen - mitgehangen.<br />
  
  
Line 85: Line 86:
 
Und sie zertraten meine Brille<br />
 
Und sie zertraten meine Brille<br />
 
Und haben widerlich gelacht,<br />
 
Und haben widerlich gelacht,<br />
Als mir meinen Ehering<br />
+
Als sie mir meinen Ehering<br />
 
Mit einer Kneifzange zerschnitten,<br />
 
Mit einer Kneifzange zerschnitten,<br />
 
Weil ich ihn nicht abstreifen konnte.<br />
 
Weil ich ihn nicht abstreifen konnte.<br />
Line 96: Line 97:
 
<br /><br />
 
<br /><br />
  
[[Kategorie:Musik]]
+
[[Kategorie:Lyrics]]

Latest revision as of 14:42, 10 July 2008



In Tyrannis


Von Wand zu Wand sind es vier Schritte,
Von Tür zu Fenster sechseinhalb,
Aber das Fenster ist zu hoch
Und viel zu weit fort von der Pritsche,
Um dadurch irgendwas zu sehen,
Außer dem Stückchen grauen Himmel.
Jetzt wird es wohl so sieben sein.
Sie haben mir die Armbanduhr
Und meine Kleider weggenommen
Und mich in Drillichzeug gesteckt -
Und mich in Drillichzeug gesteckt.


Ich weiß nicht, was soll ich gestehen,
Wozu die ganze Fragerei?
Wozu das endlose Verhör,
Wenn ich nicht weiß, wovon sie reden?
Ich weiß nicht, was sie von mir wollen.
Nur ein paar Stunden kann es her sein,
Daß sie mich holten heute nacht.
Sie haben mich hierher geschafft
Mit ihren vorgehalt'nen Waffen,
So wie man einen Mörder fängt -
So wie man einen Mörder fängt.


Ich habe aufgehört zu schreien
Und meine Hände tun mir weh
vom Trommeln an die Zellentür.
Ich hab' das Essen ausgegossen
Und meinen Essennapf zerschlagen.
Sie haben mir das Haar geschoren
Und mich verprügelt Mann für Mann,
Nur weil ich nichts zu sagen wußte,
Nahmen sie mir die Baumwolldecke
Und es ist kalt in meiner Zelle -
Und es ist kalt in meiner Zelle.


Heut' habe ich den Fraß gegessen:
Kohlrabi und schimmliges Brot.
Nach dem Verhör von heute früh
Fand ich mein Fenster zugehangen,
Um Tag und Nacht nicht mehr zu trennen.
Nicht ein Geräusch dringt durch die Wände,
Nur meinen Atem kann ich hören
Und um die Glühbirne, die nackt
Über mir hängt an einem Kabel,
Summt ungeduldig eine Fliege -
Summt ungeduldig eine Fliege.


Nur manchmal hör' ich draußen Schritte,
Dann kommen sie um mich zu holen,
Und stell'n mich vor ein Mikrofon
Und fragen tausendmal dasselbe.
Erst wenn ich falle, darf ich sitzen,
Dann führen sie mich in die Zelle,
Und dann entfernen sich die Schritte
Und kommen nach Stunden zurück,
Oder vielleicht schon nach Minuten
Und dann beginnt alles von neuem -
Und dann beginnt alles von neuem.


Und sie verbinden mir die Augen
Und führen mich über den Flur,
Sie spielen mir das Tonband vor
Und schließlich kann ich meine Stimme
Nicht mehr von ihren unterscheiden.
Den Sinn für Zeit hab' ich verloren.
Was für ein Pech die Fliege hat,
Die immer um die Lampe kreist,
In meine Zelle zu geraten
Nun mitgefangen - mitgehangen -
Nun mitgefangen - mitgehangen.


Und sie zertraten meine Brille
Und haben widerlich gelacht,
Als sie mir meinen Ehering
Mit einer Kneifzange zerschnitten,
Weil ich ihn nicht abstreifen konnte.
Ich werde irgendwas gestehen,
Damit sie mich nicht länger quälen.
Ich freu' mich, wenn es Suppe gibt,
Und sie mir meine Decke bringen.
Ich werde einfach unterschreiben -
Ich werde einfach unterschreiben.


Kategorie:Lyrics