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Projekt:Widerstand im Alltag

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Im Rahmen des Seminars „Widerstand im Alltag“[1] (18. bis 20. August 2006 in Hamburg-Harburg) entstanden mehrere Ideen für Aktionen und Broschüren. Die Ergebnisse sollen hier gesammelt werden.

Ausrüstung für den Alltag

Ausrüstung, Werkzeug und anderes, das man tagtäglich mit sich mitführen kann, um bei einer guten Idee diese auch durchführen zu können:

  • Edding: Unverzichtbar für spontane Veränderungen auf Plakaten, Toiletten, Behörden usw.
  • Konfetti: Autoritätspersonen oder MackerInnen können durch Konfetti ein wenig „dekonstruiert“ werden.
  • Parfüm: Es kratzt an ihrer Autorität und dürfte peinlich wirken, wenn BGS-BeamtInnen oder PolizistInnen „plötzlich“ anfangen nach Rosenblüten zu „duften“.
  • Plakate: Sind in Kombination mit Edding immer gut, um spontan auf Situationen reagieren zu können, z.B. um bei einer rassistischen Kontrolle im Bahnhof den BeamtInnen zu folgen mit gehobenen Plakat (Aufschrift: „Hier findet eine rassistische Kontrolle statt“).
  • Tesakrepp
  • Trillerpfeife
  • Mars TV Transparent: Ein als Fernsehbildschirm ausgeschnittenes Transparent verschafft euch die Möglichkeit, in jeder Situation zur Mars-TV Reportage-Einheit zu mutieren und Ereignisse aus der Sicht von Wesen aufzugreifen, welche keine Herrschaft kennen. Denkbare Situationen: Bei Fahrkartenkontrollen interviewt ihr Fahrgäste und Kontrollettis, was der Sinn vom Bezahlen ist, ob die Züge dadurch schneller fahren, was der gigantische Kontrollaufwand bringt usw.
  • Aufklebis: Immer ein paar Aufklebis dabei haben, um sexistische Magazine zu kommentieren oder Produkte zu entwerten („Dieses Produkt ist entwertet – alles für alle statt Eigentum“)
  • Achter-Vierkantschlüssel: Das Werkzeug um in Zügen und Bahnhöfen an Sprechanlagen zu gelangen, Türen zu öffenen usw.
  • Einleger: Zettel für Zeitungen oder Bücher, die sich kritisch mit den Inhalten auseinander setzen oder über Möglichkeiten informieren, ohne Geld und Eigentum zu leben.
  • Flugblätter: Da Begegnung mit rassistischen Kontrollen oder Erziehungsattacken gegenüber Kindern so alltäglich ist, macht es Sinn, immer ein paar Flugblätter mit thematischen Bezug mitzuschleppen.
  • Kreide: Optimal um Wege und Straßen mit Sprüchen zu verschönern oder auf Herrschaftsdurchgriffe in der Öffentlichkeit zu reagieren. So können Polizeifahrzeuge kommentiert oder einzelne PolizistInnen mit Spruchblasen auf dem Boden bestückt werden. Gilt praktischerweise nicht als Sachbeschädigung, weil es von allein wieder abgeht. Tipp: Hält besonders gut auf Rost, also z.B. Containern.
  • Ereigniskarte „Sie kommen aus dem Gefängnis frei“: Hilft zwar nicht garantiert gegen Festnahmen, ist aber lustig.
  • Handschuhe: Um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Billige gibt es in der Apotheke, die aber nicht öfter benutzt werden sollten, da die Qualität nicht die beste ist und schon beim zweiten mal Fingerabdrücke nachgewiesen werden könnten.
  • Feuerzeug
  • "Namensschildchen" für verschiedene Texte
  • Sekundenkleber
  • Vermummungsutensilien
  • Rettungsdecke zum Kostümieren (z.B. für MarsTV)
  • leeres Transparent zum spontanen Beschriften
  • Spraydose
  • Gliedermaßstab
  • Tetrapack mit Farbe
  • Bauschaum-Flasche (Auspuffrohre etc.)
  • Universalschraubendreher mit Bit-Set für verschiedene Schraubenköpfe
  • Diedrichähnliche Schlüssel
  • Imbus-Schlüssel
  • langes 12mm Elektro-Abschirmröhrchen zum Öffnen französischer Reklametafeln
  • Absperrband
  • Fernseher-Ein- & Ausschalter (Fernbedienung, funktioniert wohl bei fast allen neueren Geräten)


Aktionsformen für den Alltag

Welche Praxen gibt es?


Handlungsoptionen für typischen Unterdrückungssituationen

Diskriminierung von Kindern

  • Die Situation covern, d.h. die Zurechtweisung des Kindes in der Nähe nachspielen und dabei überzeichnen
  • Nachfragen: "Würden Sie das mit mir auch machen?"
  • Bei körperlicher Zurechtweisung: Ãœber die Methode des unsicheren Nachfragens Öffentlichkeit schaffen, z.B. mit der Frage "Ich habe auch Kinder, könnnen Sie noch mal vormachen, was die richtige Technik ist, um meinen Sohn zu schlagen?" "Wie macht man das ohne bleibende Verletzungen?"
    • oder zuspitzen: "ich finde es gut, dass Sie sich nicht von gesetzlichen Vorgaben einschränken lassen und Ihr Kind so gut im Griff haben"
  • Wenn Kinder in ihrem Aktionsradius beschnitten werden (in Zügen, U- oder S-Bahnen der Normalfall): freundlich nachfragen, was schlimm ist, wenn sich das Kind bewegt oder ein paar Meter weiter spielt
    • darauf hinweissen, dass es ja möglich ist, dass alle Menschen hier aufmerksam sind und es auch kein Problem für die Bezugspersonen sein muss, 'locker' zu lassen
    • Preis oder Urkunde für die Einschränkung des Tages, also eine Art Antipreis für kinderdiskriminierendes Verhalten
      • oder Dankesurkunde vom PsychologInnenverband XY, weil dieser ja von frühkindlichen Gewalterfahrungen profitiere ...
    • Ãœbertreibung: Können Sie das Kind nicht mal an die Leine nehmen
  • Flyer oder Aufkleber im Design der Beförderungsgesellschaft in Zügen auslegen oder aufkleben mit Text: "Damit sich Kinder in diesem Zug ungehindert bewegen können, bitten wir alle Passagiere um etwas Aufmerksamkeit. Wenn Sie alle Verantwortung übernehmen, können sich die auch Bezugspersonen der Kinder deutlich mehr entspannen"
  • Plakat in Anlehnung an Zivilcourage-Kampagnen, nur auf Kinderdiskriminierung bezogen ("Greifen Sie ein, wenn Kinder zurecht gewiesen, eingeschränkt oder geschlagen werden")

Probleme dabei

Hier ein paar Punkte, aus denen sich nicht ein bestimmtes Verhalten ableitet, aber die immer mitreflektiert werden sollten:

  • Die Bezugspersonen des Kindes können sich schnell tief persönlich angegriffen fühlen und 'dicht' machen, weil z.B. Erziehung mit ihrer Identität verknüpft ist oder weil 'ihre' Kinder eine Projektionsfläche für nicht erfüllte Wünsche sind
  • Möglicherweise wirst du nicht verstanden, weil du ausschließende Sprache benutzt (Fachausdrücke, komplizierte Sätze, Szenejargon)
  • Möglicherweise wirkst du für die Angesprochenen selbst wie eine repressive Person, weil du als intellektuell oder moralisch überlegen (und dies hervorkehrend) wahrgenommen wirst
  • Es ist unklar, welche Folgen die Intervention für das Kind oder die Kinder hat, die in der Regel ja weiterhin mit ihren Bezugspersonen unterwegs sind
    • Interventionen können das Kind verängstigen, daher ist Aufmerksamkeit gefragt
  • Es besteht gesellschaftlich kaum ein Bewusstsein für Diskriminierung aufgrund des Alters, Erziehung gilt als normal; daher ist noch weniger Unterstützung oder Verständnis zu erwarten als bei sexistischen oder rassistischen Ãœbergriffen

Wenn du - aus welchen Gründen auch immer - unsicher bist und nicht direkt intervenierst, kannst du aber deutlich machen, dass du nicht zu denen gehörst, deren (tatsächliche oder vermeintliche) Erwartungen und Normen zu der repressiven Situation geführt oder beigetragen haben.

Rassistische Ausweiskontrollen

  • Immer wichtig: Kontakt mit den Betroffenen der Kontrolle suchen und erklären, was mensch macht oder nachfragen, ob das okay ist - und wachsam sein, ob z.B. Ãœberidentifikation nicht einschüchternde Wirkungen entfaltet
  • Im Gehen in Nähe der Kontrolle laut sagen: "Super, dass mensch mit bestimmter Hautfarbe nie verdächtigt wird und ohne ende dealen kann."
  • bei der betroffenen Person nachfragen, ob es okay ist, die Kontrolle zu begleiten oder vermittelnd nach außen einzugreifen
  • Ablenken: über die Bahnhofsprechanlage (kann mit Achtervierkanntschlüssel geöffnet werden) eine Durchsage machen, z.B. "alle BGS-Beamte bitte auf Gleis soundso kommen
  • Neben die Kontrolle stellen und einen mobilen Infostand simulieren; mit Schild und marktschreierisch sagen "Schützen Sie sich vor Kontrollen, wechseln sie die Hautfarbe. Wir bieten Sonderkonditionen für Operationen ..."; dass nutzen, um indirekt die Ungleichbehandlung zu thematisieren
  • Anti-Kontroll-Pillen an umstehende Personen verteilen und diese so miteinbeziehen
  • Neben die Kontrolle stellen und sich zum Deutschland-Sprachmodul verwandeln, mit freundlicher Stimme an die PassantInnen wenden: "Hallo, hier sehen sie Deutschland. Deutschland ist eine tolerantes, weltoffenes Land. Alle Menschen sind hier gleich. Es macht keinen Unterschied, woher sie kommen. Gäste werden immer freundlich empfangen." Fieser Zusatz: "Vor lauter Weltoffenheit sehen PolizistInnen bei Kontrollen nur noch schwarz."


Rassistische Anmache

Diskriminierung von Wohnsitzlosen

Konkrete Situation: Eine wohnsitzlose Person wird von SicherheitsbeamtInnen aufgefordert, aufzustehen und den Banhof zu verlassen, eine Eskalation droht

  • Ãœberidentifikation mittels übertriebener Argumentation und Pöbelei aus 'Reichenperspektive' ("Wir brauchen keine Armen hier im Bahnhof. Bahnreisen sind nichts für jeden, sondern für die gehobenen Klassen")
  • Plakat hoch halten mit der Aufschrift: "Bahnhof nur für Reiche" oder "Wir räumen Armut aus dem Blick"
  • Zu der Person setzen und ein Gespräch anfangen
  • Die SicherheitsbeamtInnen laut ansprechen mit "Na, mal wieder ein sozialrassistischer Sondereinsatz?" oder "Habt ihr Angst, dass die Besserverdienenden nicht in Ruhe konsumieren können?"
  • Sich als MenschenrechtsbeobachterIn inszenieren und ausgeben
  • Sich ein Sicherheitsdienst-Schild anheften und Unbeteiligte in Nähe der diskriminierten Person ansprechen: "So, Sie könnnen auch schon mal langsam aufstehen, die Kollegen kommen gleich auch zu Ihnen", "Sie sind auch in einer zu niedrigen Einkommensklasse, um sich hier dauerhaft aufhalten zu dürfen." Dazu vermittelnde Kärtchen verteilen

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Kategorie:Leben