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Offener Raum-Probleme

Aus <a href="http://deu.anarchopedia.org/Offener_Raum-Probleme">Anarchopedia</a>, dem offenen Wissensportal für und von AnarchistInnen
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Ein paar Worte vorweg[edit]

Was ist ein offener Raum, besser: Was kann er sein? Ein Ort, an dem jeder Mensch, unabhängig von Faktoren wie Herkunft, (Sub-)Kultur, Alter etc. willkommen ist und sich individuell nach jeweiligen Interessen und Fähigkeiten einbringen kann. Ein Ort, wo Ressourcen und Infrastruktur gleichberechtigt genutzt, in Stand gehalten und nachbeschafft werden. Wo sich sämtliche Verantwortung verteilt auf jeden Einzelnen, Hierarchien nicht gebraucht und nicht gewollt sind.

Dass Projekte und Experimente dieser Art in der hiesigen Gesellschaft nicht vollkommen konfliktfrei existieren können, ist naheliegend. Besonders eine sehr offene Struktur benötigt wohl vor allem große Kommunikationsbereitschaft der NutzerInnen sowie insgesamt klare Absprachen und größtmögliche Transparenz.

Hauptsächlich zur Thematik -Umgang mit Problemen in Offenen Räumen- gab es im Sommer 2008 ein Strategie-Treffen, bei dem sich in mehreren Durchläufen jeweils eine Kleingruppe intensiv mit speziellen Problematiken bzw. konfliktreichen Situationen auseinandergesetzt hat. Obwohl einiges erarbeitet wurde, gibt es keine Musterlösungen. Entstanden sind hilfreiche Ansätze, wie mit Problemen umgegangen werden kann, nicht zuletzt auch Ideen und Möglichkeiten zur Schaffung einer Umgebung, in der Konflikte reduziert und besser gehandhabt werden können.


Probleme und die Umgangsmöglichkeiten damit in Offenen Räumen[edit]

Wissen über und Mut zu eigenem Handeln fehlen[edit]

Mitschrift fehlt noch oder Thema wurde nicht behandelt...


Dominanz in offenen Räumen[edit]

Problem:
Einzelne Personen oder auch Gruppen dominieren Andere im offenen Raum und setzen sich dauernd durch. Das kann im Umgang mit Anderen begründet sein (dominantes Redeverhalten, Ignoranz gegenüber Anderen bzw. anderen Vorstellungen) oder auch an deren Rolle im Projekt (hierarchische Wissens- und Kompetenzverhältnisse - z.B. wissen Einzelne deutlich mehr über die Funktionsweise des Projektes als Andere) liegen.

Beispiel:
Eine Person hat ihren Schwerpunkt im Handwerk und erwartet, dass alle darauf Rücksicht nehmen oder sogar ebenso handeln und viele Räume darauf ausgerichtet sind. Andere Aktivitäten werden nicht gleichwertig aufgenommen oder sogar ablehnend behandelt. Leute, die sich nicht den Vorstellungen dieser Person entsprechend verhalten, werden diskriminierend behandelt.

Lösungsmöglichkeiten:

  • grundsätzlich: thematisieren!
  • herausfinden, was die Gründe für die Dominanz sind, z.B.:
    • größere Macht durch bessere Rhetorik, (subjektiv) besseres Wissen (Wissenshierarchie),...
    • Kompetenzen Anderer erhöhen (z.B. durch Wissensaneignung...)
  • den Interessenkonflikt, der dahinter steht, erkennen und versuchen (z.B. durch Gespräche) aufzulösen
  • beide Seiten sollen reflektieren und Interessen der anderen Seite wahrnehmen
  • Vielfalt des offenen Raumes betonen
  • bei Ressourcenknappheit versuchen gemeinsam Mittel/Räume aufzutreiben, auch zusammen mit Außenstehenden


Transparenz, Wissensvermittlung, Hilfestellungen im offenen Raum[edit]

Problem:

  • Informationsflut erschwert Ãœberschaubarkeit und Erkennen der Einzelinfos
  • das Beachten z.B. von Zetteln mit Informationen erfordert bereits eine gewisse Selbstorganisation und den Willen aufmerksam zu sein
  • to-do-Listen können auch Hierarchien schaffen: die einen hängen auf, was zu tun ist; die anderen führen aus (oder auch nicht)
  • Abneigung von Aktiven, sich helfen zu lassen (wegen entstehendem Hierarchiegefälle: Eine Person macht, die andere hilft)

Beispiele:

  • JUKSS (Jugendumweltkongress): Informationsflut an den Infowänden führt häufig dazu, dass niemand mehr durchblickt was gerade wichtig ist. Viele Leute befassen sich dann gar nicht mehr mit den Informationen oder lesen nur noch ausgewählte Bereiche, ohne mitzubekommen, wenn woanders wichtige Probleme mitgeteilt werden.
  • Projektwerkstatt: Leute müssen schon recht eigenständig sein, um hier zu werkeln, da von ihnen erwartet wird, dass sie selbst die Initiative aufbringen und nicht "an die Hand genommen" werden.

Lösungsmöglichkeiten:

  • möglichst viel sollte selbsterklärend gestaltet sein, sich aus Lage und Informationsstruktur ergeben
  • ab und zu Führungen durch die Räume/Häuser/Flächen mit Erklärungen:
    • was wo ist
    • wie was funktioniert bzw. wo weitergehende Informationen zu bekommen sind
    • wer für was ansprechbar ist
    • - wichtig - was die Idee hinter dem Ganzen ist
Solche Führungen können sowohl für "neue" NutzerInnen gedacht sein wie auch außen beworben werden, um neue Interessierte einzuladen.
  • Informationen geben:
    • Erklärungszettel, um Anwendungsmöglichkeiten zu erklären (Anleitungen, Hinweise zu Materiallagern, Spendenquellen usw.)
    • To-do-Listen: Was ist zu tun? (am besten mit Hinweisen, wer noch zu fragen ist für Hilfe, Material ...)
    • Was-fehlt-Listen: Gesuchte Materialien (Sachspenden, Baumaterial ...)
    • AnsprechpartnerInnen-Liste: Wer kennt sich bei was aus, kann für was befragt werden?
    • Termine und Aktionen: Wo passiert was (zum Mitmachen, um Bücher-/Infostände zu machen ...)?
    • "Technische Anleitung": Zugängliche Informationen über Anleitungen, Geräte, Quellen, Telefonnummern bis hin zu Briefkastenort und -leerzeiten ... bereitstellen (Beispiel: "TA Saasen", auch im Internet downloadbar)
  • Internetseiten mit To-do-, Sachspenden- und AnsprechpartnerInnen-Listen; am besten als Wiki damit alle gleichberechtigt was ein- und austragen können
  • Know-How-Workshops organisieren, z.B. aus Anlass einer konkreten Arbeit (Reparatur, Ausbau/Renovierung, Layout, Kochen, Gartenbau, Aktionen, Klauen ...)
  • Internetseite mit virtuellem Nachbau des konkreten Projekt-Raumes und Informationen, was wo ist
  • Spiel zu einem konkreten Raum mit eingebauten Informationen, was wo geht, nötig ist usw.: Brettspiel, Schnitzeljagd ...
  • Wandzeitung mit Raumplänen und aktuell anliegenden Geschichten (Projekte, Termine ...) im Eingangsbereich
  • Streitwand: Streitthemen benennen, Ort und Zeit für Streit vereinbaren und transparent machen
  • Vereinbarungs- und Absprachemöglichkeit schaffen:
    • Wandzeitung zur Kommunikation und zur Ankündigung von Aktivitäten (z.B. Veränderungen am Haus, an der Einrichtung ...) mit Möglichkeit des Widerspruchs
    • Verabredungsmöglichkeit auf der Wand schaffen, z.B. zu Workshops, Einführungen, Diskussionen, Streit
    • ergänzend sind Austausch- und Infotreffen möglich (ohne Beschlusskompetenz und Anspruch, dass alle gemeint sind - also kein Plenum o.ä.)


Umgang mit Übergriffen und übergriffigen Personen[edit]

Problem:
Der Umgang mit diskriminierenden und übergriffigen Verhaltensweisen bezieht sich fast immer auf die so handelnden Personen und nicht auf das Verhalten. Ziel ist, die Person fernzuhalten und nicht einen diskriminierungsfreien Raum herzustellen. Letzteres kann sogar als Ziel aus den Augen verloren werden, wenn die „Jagd“ auf einzelne Personen ablenkt von dem Bemühen um eine alltägliche Praxis.

Je nach Handlungsmacht kann die Ausgrenzung von Personen schnell ungleich erfolgen, z.B. das sexistische Verhalten einer Person aus einem dominierenden Zusammenhang mehr gedeckt werden als von jemand am sozialen Rand eines Projektes.

Beispiele:
In vielen linken Projekten gibt es Listen mit Leuten, die Hausverbot haben. Vermutlich gab es ursprünglich jeweils konkrete Gründe für den Rauswurf. Die Hausverbote machen das Problem aber an den Personen fest und nicht an deren Verhalten. Diese Konfliktlösungsvariante ist nicht darauf angelegt ein nicht diskriminierendes oder übergriffiges Verhalten einzufordern, sondern straft ein für alle Male die einmal erkannten TäterInnen ab.

Lösungsmöglichkeit:
Ziel:
Es geht darum, Verhaltensweisen zu ändern. Nicht die Person, die sich in einer Weise verhält, sondern das subjektiv unerwünschte Verhalten wird kritisiert bzw. gestoppt.

  • Workshops und Trainings zur Frage „Was sind Diskriminierungen und Ãœbergriffe? Wo fangen sie bereits an? Wie kann ich sie erkennen?“ und „Welche Handlungsmöglichkeiten bestehen: Direkte Intervention, Schutzmöglichkeiten, Transparenz ...?“
  • Herstellung und Darstellung als diskriminierungs- und damit angstfreier Raum, d.h. die Idee der direkten Intervention muss so offensiv dargestellt werden, dass sie bei allen als wichtige Grundlage wahrgenommen wird. Dann kann erstens die Bereitschaft zur Aneignung von Handlungsmöglichkeiten entstehen und zum zweiten das Vertrauen in den diskriminierungsfreien Raum wachsen, damit Personen mit solchen Ängsten ihn auch betreten wollen.
  • Schaffung von Diskussionsräumen darüber, ob Aufmerksamkeit und direkte Intervention reichen, d.h. ob Ängste abgebaut werden können und ein angstfreier Raum entsteht. Dieser entsteht dadurch, dass Menschen erleben, dass der diskriminierungsfreie Raum aktiv hergestellt wird – also im Alltag, in der konkreten Situation.
  • Offensive Darstellung der Offenheit für alle Menschen, aber nicht für alle Verhaltensweisen – das genauer benennen einschließlich der Umgehensweise. Es geht also in erster Linie um einen faschismusfreien, nicht Faschisten-freien Raum, um einen sexismus-, nicht Sexisten-freien Raum. Es geht aber auch darum, dass Menschen ihr Verhalten und ihre antiemanzipatorischen Ãœberzeugungen verändern – jedoch nie durch Verregelung, sondern durch Kommunikation und Aufklärung.
  • Transparenz für alle darüber, dass niemand ausgeschlossen wird, es aber genau deshalb Sache aller ist, bei Ãœbergriffen, diskriminierendem Verhalten oder antiemanzipatorischer Propaganda aktiv zu werden. Stärkung des Selbstvertrauens durch Äußerung des Wunsches nach direkter Intervention und auch Beachtung der Intervention (Ansprache der Person, die den Mut hatte, sich einzumischen – durchaus reflektierend kritisch, aber solidarisch in dem Sinne, dass Intervention immer auch bedeutet, Fehler machen zu können, aber besser ist als Wegsehen).
  • Transparenz darüber, dass es auf die Wahrnehmung, Wertung und das Eingreifen der Einzelnen entsprechend ihrer Ãœberzeugung ankommt und nicht (!) auf eine irgendwie verobjektivierte Sichtweise, z.B. durch Regeln, Definition(smacht) oder kollektive Beschlüsse.
  • Intervention unterliegt grundsätzlich selbst auch der Intervention, d.h. kann kritisiert werden. Ziel ist hierbei wiederum nicht die intervenierende Person, sondern die Weiterentwicklung von Interventionsmöglichkeiten.

Konkrete Hinweise zu Workshops und Trainings:

  • Rollenspiele zu Abläufen und Einmischung in solche Abläufe
  • Informationsveranstaltungen zu Formen von Diskriminierung und antiemanzipatorischer Propaganda, insbesondere auch versteckte, unsichtbare Arten (z.B.: "Wo beginnt ein rassistischer oder sexistischer Ãœbergriff?" oder "Was ist eine rechte Form der Kapitalismuskritik?" usw.)
  • Verstecktes Theater (z.B. Ãœbergriffsituation nachstellen und anschließende Auswertung) – im offenen Raum genauso möglich und oft nötig wie in der Öffentlichkeit.
  • Ideensammlung für Interventionen (z.B. als Wandzeitung, Ordner, Geschichtenbuch ...)

Was passiert, wenn das alles nichts hilft?

  • Mehr davon (s.o.).
  • Wenn sogar heftige Ãœbergriffe in einem Raum möglich sind, dann ist offensichtlich im offenen Raum ganz schön viel Scheiße. Dann die "Täter" zu bestrafen, verschleiert auch das Hauptproblem, nämlich dass die Menschen schwache Intervention zeigen, unaufmerksam sind... Wenn das aber so ist, dann ist der Raum auch nach Ausgrenzung der Einzelnen kein angstfreier Raum.
  • Die Möglichkeit des Wechsels auf autoritäre Mittel vermasselt bereits die Phase der Intervention, weil diese dann eventuell nur halbherzig oder zumindest nicht androhungsfrei verläuft.
  • Zudem bieten autoritäre Mittel gar keine sinnvollen Optionen zur Veränderung von Verhalten, sondern nur zur Verlagerung der Person an andere Orte (wo sie dann weitermachen kann).
  • Steigerung der Vielfalt innerhalb eines Projektes, z.B. Kombination von offener Raum und Schutzraum. Gefahr: Verdrängung, d.h. das eigentliche Ziel, die (Wieder-)Herstellung des diskriminierungsfreien, offenen Raumes gerät aus dem Blickwinkel.
  • Und: Autoritäre Mittel setzen voraus, dass ein Verhalten als objektiv falsch eingestuft wird und dass Gremien mit Durchsetzungsmitteln vorhanden sind. Das aber bedeutet, Organisierungsformen zu legitimieren (oder überhaupt zu schaffen), die dann auch zu weiteren Machtdurchgriffen in der Lage sind.


Was tun bei hartnäckiger Privatisierung oder übergriffigen, kommunikationsblockierenden Gruppen[edit]

Problem "Privatisierung":
Privatisierung in offenen Räumen soll ein Verhalten bedeuten, bei dem Materialien oder Flächen dadurch der allgemeinen Zugänglichkeit entzogen werden, dass sich Einzelne darin wie in einem Privatraum einrichten. Das kann durch das Schaffen von ständig errichteten Schlafplätzen, für den Privatgebrauch vorgesehener Möblierung oder auch durch ständiges, Privatheit erzeugendes Verhalten (Fernsehen, Vögeln ...) entstehen. Problematisch ist nicht solches Verhalten an sich, sondern wenn dafür ein Bereich dauerhaft belegt und für andere somit unzugänglich oder zumindest nur eingeschränkt zugänglich wird. Gleiches gilt für Materialien, wenn sie durch die Nutzung anderen entzogen werden (Passwörter auf Computern, Bücherentnahme und Verlegen an nur einem selbst bekannte Orte usw.).

Beispiele:

  • Im "begrenzt", einem Projekthaus 2003/2004 in Gießen, wurden Sofas von Berbern belegt und nicht wieder verlassen, weil diese so ihre Schlafstätte aus Angst vor erneuter Obdachlosigkeit verteidigten. Zudem nutzten sie die Küche als Toilette.
  • In der Projektwerkstatt in Saasen wurde die Musikwerkstatt für zwei Monate durch eine Person als eigener Schlafraum dauerhaft umgestaltet - mit Schlafplatz, eigener Essecke, Lesebüchern, Radio usw. um den Schlafplatz herum gruppiert (also auf eine private Nutzung ausgerichtet).
  • In der OUBS (Offenen Uni BerlinS) wurden Räume durch Schlafen oder Gelage der öffentlichen Nutzung weitgehend entzogen. Die Reaktion darauf in Form von Wiedereinführung von Regeln und dann folgende Ausgrenzungen und Abschließen von Räumen machte diese allerdings noch weniger zugänglich.

Besondere Probleme und Verschärfungen:

  • Schlafbuch, NomadInnen, Couchsurfing usw. fördern das Herumfahren und Nutzen von Orten als Einmal-Schlafplatz. Dabei findet in der Regel keinerlei Mitwirkung an der Aufrechterhaltung eines Hauses statt. In begrenztem Umfang übersichtlich - aber die Gefahr einer Dienstleistungsorientierung ist besonders hoch.
    • Anmerkung / Kritik: Ob Couchsurfing, NomadInnen etc. zu einem "Problem" werden, hängt auch von den Aktiven des jeweiligen Offenen Raumes ab. D.h., es ist wichtig, dass diese die kommenden "Gäste" aufklären über die Idee und Lebensart des Offenen Raumes und sie in das Projekt einweisen und ihnen zeigen was sie tun können. (mehr auf der Diskussionsseite)
  • Privatisierung von Räumen kann die reduzierten Möglichkeiten von Rückzug für alle anderen einschränken, weil dadurch Platz für vielfältige Nutzungsoptionen verloren geht.
  • Privatisierung kann auch reproduktive Ressourcen betreffen. Wenn z.B. die Offenen Räume für Parties, gemeinsam Kochen usw. genutzt und dabei einfach die vorhandenen Bestände aufgebraucht werden, wird die Qualität des Raumes auch für politische AkteurInnen eingeschränkt.
  • Privaträume und der Wille, Privatheit zu entwickeln, führt zu Nutzungskonflikten - z.B. die Sehnsucht nach ruhigem Wohnen mit der aktivistischen Nutzung als politische Plattform. Oder der Zwang zum Frühaufstehen (wegen Arbeit, Studium ...) und die Neigung zu langen Party- oder Projektnächten.

Lösungsmöglichkeiten speziell zu Privatisierung:

  • Offene Schlafräume und Küchen: Schlafen und mehrtätige Projektarbeit sind Teil der Vielfalt in offenen Räumen. Das nicht zuzulassen, würde etliche Handlungsmöglichkeiten nehmen. Daher ist es sinnvoll, Schlafmöglichkeiten und Küchen zu schaffen - allerdings ohne Privatheit, sondern als offene Räume, in denen keine ständige Form des Wohnen stattfindet.
  • Rückzugsräume: Viele Menschen brauchen für sich, für Zweierkisten, ungestörte Gespräche oder was auch immer die Möglichkeit, sich zurückziehen zu können. Ständige Privaträume sind dafür nicht nötig, sondern die Chance, sich temporär und in Absprache zurückziehen zu können. Offene Räume sollten so gestaltet werden, dass das möglich ist. Werden allerdings diese Räume bevorzugt privatisiert (weil sie ja schon ein bisschen so eingerichtet sind), so fehlen den anderen genau diese Rückzugsmöglichkeiten. Eine besonders offensive Darstellung des Sinns solcher Rückzugsräume ist also nötig.


Problem "Ãœbergriffige, kommunikationsblockierende Gruppen":
Gemeint ist hiermit die Anwesenheit von Menschen und Gruppen, die sich durch ihr Verhalten gegenüber direkter Ansprache als ziemlich abwehrend oder aufnahmeunfähig erweisen, z.B. geschlossene Runden, Stammtischrunden (oft verstärkt durch Alkoholkonsum) usw. Der offene Raum wird platzmäßig eingeschränkt, vor allem aber atmosphärisch, wenn das konkrete Verhalten auf den gesamten Raum überschlägt (z.B. sexistische Anmachen aus Stammtischrunden).

Besondere Probleme und Verschärfungen:

  • Drogen: Etliche Drogen bewirken Kommunikationsblockaden sowie stärkere Identitätsbildung (innen - außen) als Folge gleicher kommunkativer Veränderungen aufgrund von Drogenkonsum.
  • Ressourcenverbrauch ohne Reorganisierung, z.B. bei Getränken, Büromaterialien oder Essen
  • Belagerung mit störender Wirkung auf den Gesamtraum durch Fernsehen, Filmgucken, laute Musik, Drogenkonsum mit z.B. Rauchentwicklung usw.


Lösungsmöglichkeiten zu beiden Punkten:

  • Generell: Die bisherigen Lösungsmöglichkeiten sind nicht ausreichend vielversprechend.
  • Kommunikation früh beginnen, d.h. nicht erst, wenn sich eine privatisierende oder verdrängende Nutzung schon stark durchgesetzt bzw. tradiert (eingeschliffen) hat.
  • Rückzugsräume, Partyzonen und sonstige Räume für (auch) private Nutzung schaffen, wo das räumlich geht - bei gleichzeitiger offensiver Darstellung der Projekträume als für solche Nutzungen vorgesehen.
  • Offensive Kommunikation und Transparenz, was der Offene Raum soll
  • Direkte Aktion (fragwürdige Lösung): Angriff auf eine Nutzung z.B. durch theatralische Darstellung, Ãœberidentifikation, Rückeroberung und Umgestaltung des privatisierten Raumes. Wenn überhaupt, dann ist wichtig, die Aktion auf das konkrete Verhalten zu beschränken, nicht gegen die Personen als Ganzes.
  • Ebenso fragwürdig: Privatheit im Offenen Raum so unterdrücken, dass die Menschen eine Zweitstruktur zwingend brauchen (z.B. externe Wohnung). Das würde erhebliche Ressourcen binden und Menschen für viele Sachen aus den Offenen Räumen drängen. Dem Offenen Raum kann das auch schaden, weil viele Sachen nicht mehr dort verwirklicht und geschaffen werden, sondern in den Privaträumen.
  • Trennung von Wohn- und Projekträumen innerhalb des Projektes. Positives Beispiel war das ehemalige "begrenzt" (Gießen), wo nach erheblichen Nutzungskonflikten die den Projektraum als Wohnraum übernehmenden Berber sich eine Scheune auf dem Gelände herrichteten. Problem: Die nötigen Ressourcen (Fläche, Räume) müssen dafür vorhanden sein.
  • Speziell für nomadisch Lebende: Das Herumreisen als Chance begreifen für Vernetzung, Austausch von Wissen, Entwicklung von Protestkultur und konkrete Aktionen sowie Mitwirkung beim Aufbau der genutzten Räume (bisher ist das alles kaum zu bemerken).


Fehlende oder mangelnde Ressourcen (Räume/Flächen, Materialien, Geld)[edit]

Problem:

  • Einschränkung von Handlungsmöglichkeiten durch zu wenige, zu schlechte Ressourcen oder deren mangelnde Nutzbarkeit (Zugänglichkeit, schlechte Koordinierung ...).
  • wachsende Tendenz zur Verregelung bei begrenzten Ressourcen
  • Verstärkung der vorhandenen Reichtumsunterschiede, da dann alle auch auf eigene Ressourcen zugreifen müssen

Beispiele:
Fehlen von Ressourcen ist selbsterklärend. Kommt es zum Beispiel zu Überbelegungen bei Räumen oder Computern, könnte das dazu führen, dass ein Plenum als Raumvergabegremium zwischengeschaltet wird.

Lösungsmöglichkeiten:

  • Erweiterung der Ressourcen durch ständiges Reparieren, Erweitern, Neuschaffen, Schnorren, Klauen usw. statt "Kriege" um die begrenzten Mittel
  • Kooperationen mit anderen Offenen Räumen und auch sonstigen Räumen/Privatwohnungen, um diese z.B. teilweise zugänglich zu machen. Gleiches gilt für Materialien und Infrastrukturpools (gemeinsame Gegenstände, gegenseitige Ermöglichung der Raumnutzung) sowie für ContainerInnen & Co.
  • Zwischenstufen einfügen als Schritte hin zu einer offenen Nutzung von Ressourcen, z.B. eine Infowand, wo Menschen, Gruppen und Organisationen anbieten, ihre (noch privaten) Ressourcen zu nutzen - aber auf Anfrage bzw. Vereinbarung
  • Nutzungen miteinander kombinieren (z.B. Versammlungsraum und Bibliothek kombinieren)
  • Offensives Propagieren direkter, transparenter Nutzungsabsprachen (Optimierung der Nutzung durch ausgehängte Zeitlisten, Internetseiten, gleichzeitige Nutzung von Räumen usw.) und der Erweiterung von Ressourcen – das als „normaler“ Umgang mit Ressourcenknappheit im offenen Raum!
  • Trainings in Schnorren, Anträge stellen, Reparaturen, Klauen, Containern, aufmerksamen Umherschauens (Baustellen, Abrisshäuser, Sperrmüllberge, anschnorrbare Firmen)
  • flexible Nutzungsmöglichkeiten fördern (z.B. Raumunterteilungen veränderbar, Geräte hinzufügbar oder transportabel, mehrere Betriebssysteme usw.)
  • Garantie des Zugangs zu allen Ressourcen als Voraussetzung dafür, dass Menschen bisher in Privatbesitz befindliche Sachen in den Offenen Raum stellen – und offensives Werben um Spenden/Zurverfügungstellungen dieser Art
  • Erhöhung der Zugänglichkeit aller Ressourcen für alle – von baulichen Voraussetzungen über zugängliche Dokumentationen/Anleitungen bis zu laienverständlicher Software
  • Immer mehr offene Räume und Aktionsplattformen überall
  • Umsonstläden u.ä. aufbauen und als Quelle nutzen – besser aber in abgetrennten Räumen oder ganz woanders
  • Besetzungen, eventuell auch nur zeitweise bzw. projektbezogen


Unachtsamkeit[edit]

Problem:

  • Menschen tun Dinge, die
    • Infrastruktur im Offenen Raum zerstören
    • Andere darin einschränken die Infrastruktur zu benutzen
    • Aufräum- und andere reproduktive Arbeiten an Andere delegieren
  • häufig, manchmal ohne sich dessen bewusst zu sein, auch Ignoranz

Beispiele:

  • Fenster offen lassen bei Regen
  • neue Programme oder Oberflächen auf dem Computer einrichten, die den Computer lahmlegen oder für weniger technisch versierte schwerer benutzbar machen
  • Kaffetassen, Zettel etc. rumliegen lassen

Lösungsmöglichkeiten:
Wie kann die Bereitschaft erhöht werden, dass Leute auf die Bedürfnisse von Anderen Rücksicht nehmen?

  • Bewusstsein über solche Probleme schaffen, denn oft merken die Leute es gar nicht erst
  • wenn mensch Probleme immer wieder als einzigE bemerkt und alleine beseitigt, auch mal Andere ansprechen, damit sie dies bemerken und demnächst vielleicht selbst drauf achten
  • allgemein: Selbsttraining im Wahrnehmen von möglichen Problemen, z.B. in dem mensch durch ein Haus geht und dabei Stellen registriert, an denen es reinregnen könnte, Müll und dreckiges Geschirr rumliegt, leicht was kaputt gehen könnte
  • Rundgänge/Workshops: "wie funktioniert hier was?" => vermitteln Wissen, was getan werden muss
  • Wissen darüber vermitteln, wie z.B. Computer barrierearm eingerichtet werden können (Menschen, die sich mit Technik nicht auskennen, schlechte Beine oder Augen haben, klein sind etc. sollten auch alles benutzen können)
  • Kommunikationstraining: Wie spreche ich Leute so an, dass sie das Gesagte auch wahrnehmen und sich aber nicht herumkommandiert/angegriffen fühlen? (eine Möglichkeit: Modell der gewaltfreien Kommunikation)


Hohe Komplexität (Undurchschaubarkeit)[edit]

Probleme:

  • Informationsflut: zu viel Information über Handlungsmöglichkeiten, Termine, Probleme, Ressourcen, Logik des Offenen Raumes etc.
  • komplexe Organisierung des Offenen Raumes
  • problemverschärfend: wenn Leute wenig Zeit haben; wenn Leute wenig Bereitschaft haben sich mit dem Offenen Raum auseinander zu setzen
  • Anforderungen an das Verhalten im Offenen Raum - z.B. Reflexion, Sensibilität, Durchschauen der Prozesse und Funktionsweisen im Offenen Raum
  • Vorliebe für unterschiedliche Medien ist ein Problem, wenn Informationen auf einzelne Medien beschränkt sind

Beispiele:

  • JUKSS: viele Infos an der Infowand (Informationsflut) schaffen zwar theoretische Transparenz, aber machen es schwer noch durchzusteigen -> Ergebnis: wenig Durchblick bzw. nur wenige informieren sich umfassend
  • Offenes Büro Magdeburg: Leute haben ausdrücklich erklärt, dass sie nicht bereit sind sich mit dem Offenen Raum auseinander zu setzen und ihn nur nutzen wollen -> Ergebnis: Offener Raum gescheitert
  • zum Thema komplexe Organisierung: alle möglichen Ressourcen werden unterschiedlich organisiert - keine einzelne verantwortliche Person/Organisation -> Durchschaubarkeit erschwert


Lösungsmöglichkeiten:

  • zum Thema Vorliebe für unterschiedliche Medien:
    • Schnittstellen zwischen Medien herstellen (z.B. Wiki-Seiten ausdrucken, Infowände ins Internet, Telefongespräche zur Information über Mail-Diskussion)
    • Vielfalt möglicher Medien an Möglichkeiten/Bedürfnisse der Beteiligten anpassen
  • zum Thema Informationsflut:
    • Einstieg sollte relativ überschaubar sein
    • Informationen strukturieren; je nach Interesse dann Vertiefung in einzelnen Bereichen möglich
    • schnell verständliche Zusammenfassungen (abstracts; wenige Zeilen) zu komplexeren Bereichen
    • Verweise auf verwandte Themen bzw. Hintergrundinformationen
    • Anforderung: Erweiterbarkeit von Informationswiedergaben berücksichtigen
    • bei Informationswiedergabe Frequenz der Nutzung berücksichtigen (z.B. archivierte Teil kompakter lagern, da seltener genutzt - bei Programmwänden des JUKSS z.B.)
    • Vorschlag für komplexe Infowand:
      • Themen nebeneinander anordnen
      • je Thema ausklappbares Blatt, das außen Kurzinfo und im Innenteil (ausgeklappt) ausführlichere Infos bietet (aus Computer ausgedruckt)
      • dazu jeweils Blatt für Anmerkungen, News, Änderungshinweise (diese Ergänzungen werden regelmäßig in Infoblatt eingearbeitet (von Hand geschrieben)
    • in Einzelbereichen könnte es geben:
      • Kurzbeschreibung des Bereichs
      • aktueller Stand
      • ToDos (eher dringende Sachen)
      • Wunschliste (z.B. prinzipiell Ressourcen aufzustocken)
  • offensives Vermitteln der Grundideen, Funktionsweisen, von Informationen etc.
    • z.B. im Eingangsbereich, auf Flyern, in Berichten
    • Ansprechen von Neuen, Einführungen geben
    • "Intervention" (ggf. auch auf freundliche Art) mit Hinweis auf Problematik
  • Raum für Debatten und Auseinandersetzung mit Offener Raum-Thematik schaffen
    • Informationsmedien, Zukunftswerkstatt, Themenveranstaltungen, Infomaterial
    • Ort für solche Diskussionen schaffen (Café, Küchentisch o.ä.)
  • Angebot von Wissensvermittlung und Trainings zur Kompetenzbildung (z.B. Methoden), Bewusstmachung (z.B. Blick für Sachen die zu tun sind), Sensibilisierung (z.B. Bedürfnisse und Grenzen von Leuten)
    • Seminare, Workshops etc.
    • Bibliothek, Archiv
  • Interesse für die Ideen des Offenen Raums und Auseinandersetzung mit diesem wecken
    • utopische Ansätze gut vermitteln (kreative Darstellung; grafisch; im Auftreten; in Texten; plakativ)
  • Handbuch "Wie funktioniert der Offene Raum?"
    • ergänzbar
    • detailliert und mit Hinweisen auf weitere Infos an anderen Stellen
  • Wert auf bessere Ãœberschaubarkeit legen
    • z.B. farbliche Gestaltung von Infozetteln nach Themenbereich
    • Wiedererkennbarkeit von Hinweismitteln (Zettel, Flyer, Schilder)
  • kreative Informationsvermittlung:
    • Geschichtsnachmittag: Opa Offener Raum erzählt von früher... - wie ist der Offene Raum entstanden und wie hat er sich entwickelt
    • Infoabend "Handbuch ... - Band XXIV" - rund um Informationskanäle, Entscheidungsprozesse, Konfliktlösung, vorhandene Ressourcen
    • Brettspiel: "Das Projekthaus-Labyrinth" rund um Wege sich im Offenen Raum zurecht zu finden
      • auch mit ironischen Anspielungen: "Das Fenster ist offen und es regnet rein, aber ich mache lieber erstmal das und das... -> es wird nass"...
    • Aufkleber/Plakate mit philosophischen Fragen zum Agieren im Offenen Raum
    • Kurzgeschichtensammlung zu Problemen im Offenen Raum - witzige, interessante, pointierte Darstellung von auftretenden Konflikten, problematischen Verhaltensweisen etc. in Geschichtenform
      • à la Jean Sorgenacker
      • dann auf Klos auslegen, Leseabende veranstalten etc.

neues Problem: die Lösungsansätze sind pflegeintensiv - wer macht's?

- wie können sie so gestaltet werden, dass sie leicht zu pflegen sind?
- gibt es pflegeleichtere Lösungen?

-> ungepflegte Bereiche sind wenig attraktiv und werden weniger gepflegt! -> umso mehr ungepflegte Bereiche vorhanden sind, desto mehr Leute werden vom Pflegen abgeschreckt!


Offener Raum nicht offen, weil Wenige von ihm wissen[edit]

Probleme:

  • wenn nur wenige Leute von dem Offenen Raum wissen, sind diese privilegiert (quasi privatisierter Raum) - Offenheit richtet sich aber an alle, die interessiert sein könnten
    • Offenheit entsteht nicht schon dadurch, dass der Raum theoretisch genutzt werden könnte (das muss auch bekannt sein)
  • Gefahr der Verkrustung von Strukturen und Konflikten, wenn immer die selben Leute da sind
  • Elitebildung kann verstärkt werden
  • Kreativität könnte größer sein, wenn mehr unterschiedliche Leute Inspiration in den Offenen Raum einbringen - dadurch können sich neue Leute auch eingeengt fühlen, wenn der Eindruck entsteht, dass der Raum von bestimmten Leuten dominiert ist
  • Gefahr der "Besetzung" des Raumes durch dominierende Anwesenheit von immer den gleichen Leuten, weil zu wenig Andere dazu kommen bzw. wissen, dass sie das könnten

Beispiele:

  • zum Thema Unbekanntheit fördert Dominanz Weniger:
    • Offene Uni BerlinS: Leute, die permanent da waren, dominierten den Raum und verdrängten Andere, auch wenn sie das nicht bewusst taten
  • Offenes Büro Magdeburg: gute Ressourcen vorhanden, aber nur wenige wussten davon (dass es sie gibt und dass sie diese gleicbberechtigt nutzen können) und noch weniger waren bereit sich in dessen Aufrechterhaltung einzubringen

Lösungsansätze:

  • ständige Bewerbung des Offenen Raumes und seiner Idee
    • dabei immer neu überlegen, welche neuen Leute / Szenen noch erreicht werden könnten
    • auch unterschiedliche / andere Medien können helfen neue Szenen zu erreichen (CityCards, SchülerInnen-Zeitungen, Offener Kanal, Anzeigen in Tageszeitungen, ...)
    • Liste von möglichen Auslageorten anlegen und erweitern
  • Öffentlichkeitsarbeit für Offene Räume im Allgemeinen und zum speziellen Offenen Raum
    • Veranstaltungen
    • Pressearbeit
  • Veranstaltungen im Offenen Raum anbieten und dabei die Idee des Offenen Raumes mitgeben
  • Medien zielgruppenbewusst gestalten (wenn mensch nicht immer nur die gleichen Szenen erreichen möchte, muss dies bei der Gestaltung von Medien berücksichtigt werden)
    • verschiedene Texte & Designs für verschiedene Zielgruppen
    • Gruppen / Projekte im Haus dazu animieren, im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit auch die Idee des Offenen Raumes und der Möglichkeiten da zu bewerben (so werden dann auch verschiedene Zielgruppen erreicht)
    • zielgruppenorientierte "Sprache" - Varianten der Vorstellung der grundsätzlichen Ideen für unterschiedliche Zielgruppen ("... für Hippies"; "... für Autonome", "... für Eltern", "...blabla")
  • kreative Vermittlung der Ideen & des Vorhandenseins des Projekts
    • siehe Sammlung kreativer Ideen zu anderen Problemen
    • für lokale Kinos kleine Werbetrailer machen
    • Piratensender für lokale Werbung
    • alternative Tages-, Wochen- oder Monatszeitung an alle Haushalte
  • lokale Netzwerke ansprechen / Infos dort verbreiten
  • Nachbarschaftsarbeit: in näherer örtlicher Umgebung des Projekts ansprechen, einladen, informieren, einbeziehen


Konflikte mit der Außenwelt / Repression[edit]

Problem:

  • Teile des Offenen Raumes machen etwas, das die Außenwelt schlecht findet
  • es fällt evtl. auf alle im Offenen Raum zurück

Beispiele:

  • Flugblatt, dass den latenten Rassismus der Menschen aus den benachbarten Wohnhäusern angreift
  • illegale Aktionen, die mit dem Offenen Raum in Verbindung gebracht werden

Lösungsmöglichkeiten:

  • sollte mensch sich deshalb einschränken und provokante Aktionen unterlassen?
  • wenn die Offenheit und Pluralität des Projektes betont wird, sinkt die Chance, dass alle als eine Masse wahrgenommen werden
    • dabei nicht in Spaltertum verfallen
  • Regel: keineR kann im Namen des Offenen Raumes sprechen, sondern nur als BenutzerIn oder dort aktive Gruppe
  • Spurenvermeidungstechniken vermitteln, damit nicht ungewollt Rückschlüsse auf den Offenen Raum gezogen werden können
    • da der Offene Raum undurchsichtiger ist als der Projektraum einer bestimmten Gruppe, ist es schwerer herauszubekommen, wer etwas gemacht hat, selbst wenn sich Spuren finden
  • anderen Menschen die Hintergründe einer Aktion erklären, damit diese sie besser verstehen und nicht nur verurteilen
  • Wissen über Polizeieinsätze/Gerichtsprozesse und wie mensch damit (offensiv) umgehen kann vermindern Ängste davor
    • z.B. über Workshops und Broschüren/Bücher
  • wenn möglich vermeiden, dass eigene Aktionen auf andere zurückfallen


Formale Durchgriffe[edit]

Probleme

  • bestimmte Personen (z.B. formale MieterInnen, Vereinsvorstände etc.), haben die Möglichkeit über Veränderungen ohne Absprache mit anderen NutzerInnen oder Betroffenen zu entscheiden oder Räume zu privatisieren, da sie formal das Recht dazu haben.
  • häufige "Schönwetter-Abmachungen" wie z.B.: "Wir sind offizielle Eigentümer, aber ihr könnt machen was ihr wollt, weil hier ja ein "Offener Raum" ist. Z.B. können diese Abmachungen übergangen werden, wenn Konflikte aufkommen.
  • Verantwortung und Haftbarkeit hängt an einzelnen Personen, z.B. offizieller Eigentümer. Bei Problemen kann diese Druck auf die NutzerInnen ausüben oder Autorität ergreifen (oft zum Eigenschutz)

Beispiele

  • Blaue Welt Archiv Magdeburg: Hausverein hat darauf bestanden, dass es keinen Autonomievertrag geben soll und das Hausrecht bei ihnen bleibt mit der Begründung, dass mensch einander vertrauen sollte und es bisher auch funktioniert hat.
    • Hausverein hat bei einem wachsenden Konflikt das Hausrecht angewendet und Nutzungen eingeschränkt bzw. nicht zugelassen.
  • Soma - formale Hausbesitzerin trägt Verantwortung für alles was in den Räumlichkeiten passiert, und z.B. Finanzen bleiben an ihr hängen, da die formellen Verträge über sie laufen. Daher sieht sie sich gezwungen durchzugreifen (als Eigenschutz).

Lösungsvorschläge

  • Chaotisierung der formalen Haftbarkeit und Verantwortungsziehbarkeit
    • der/die EigentümerIn
    • komplizierte und verwirrende Trägerstrukturen (z.B. Autonomievertrag)
    • nicht nur EINE Verantwortungsperson, und diese nicht greifbar/auffindbar
    • Möglichkeiten konstruieren, warum keine Verantwortung und Zuständigkeit
  • Hausrecht aushebeln
    • Autonomievertrag - das Nutzungsrecht wird auf eine definierte NutzerInnen-Gruppe umfassend übertragen, unter der Bedingung, dass alle Anderen dieses Recht auch haben.
  • Absicherungen schaffen vor formalen Durchgriffen
    • formale Vereinbarungen mit den HausrechtsinhaberInnen abschließen, um die Durchgriffsmöglichkeiten zu reduzieren.
    • Vorteil durch nichteingetragenen Verein?
  • Hausbesetzung als temporärer offener Raum
    • Jederzeit besetzungsfähig sein
    • Wenn ein Haus besetzt ist und der Eigentümer nicht räumen lässt, kann die Idee von "Offenem Raum" an besten gegen Repression gesichert werden, weil der Eigentümer dann nicht mehr für das Geschehen verantwortlich ist
    • Eine Stiftung hätte hier als Hauseigentümer sogar besondere Handlungsmöglichkeiten, weil die Häuser Kapital der Stiftung (oder Unterstiftung) wären und der Wert nicht geschmälert werden DARF. Das aber würde bei einer Räumung genau die Gefahr sein.


Ausgrenzung / Prägung[edit]

Beschreibung

  • Leute fühlen sich genervt / können sich nicht mehr konzentrieren, wenn andere im Raum sind und XY tun
  • Trendproblem: Angst vor Charakterwechsel des Ortes durch mehrere Personen
  • Mehrarbeit durch nicht zuende geführte Projekte
  • bestimmte Nutzungsform schränkt Raum ein
    • organisierte Nutzung (Töpfergruppe) schränkt eher ein als zeitweiliges (nerviges) Verhalten
  • Angst vor anderem Beat > gg. Repression

Beispiel

  • "Kochsessions gehen mir auf den Keks"

Lösungsansätze

  • offensiv kommunizieren, dass auch andere, "nicht so tolle Sachen" stattfinden > offensive Streitkultur
  • Ãœbernahme / Vereinnahmung als selbstverständlich angreifen > Vielfältigkeit
  • anstatt Leute durch reden ändern zu wollen, Raumgestaltung für stärkere Intervention
  • Ãœberprägung - mehrere Offene Räume mit Teiloffenheit schaffen (Offene Plattform)
  • Toleranz ist notwendig
  • Offenen Raum nicht als Insel, sondern Netzwerk mit mehreren (Zufluchts-) Orten für (Widerstands-)NomadInnen begreifen


Abnutzung / teilweise Schließung / Privatisierung[edit]

Problem

  • Privatisierung auf Grund divergierenderer Ansprüche bzw. mangelndem Vertrauen
  • durch Zugangshürden wird es notwendig, Infrastruktur mehrfach aufzubauen (im Extremfall Alle für sich)
  • ist der Anspruch der Offenheit wichtig als Bequemlichkeit für Alle (geringe Zugangshürden)?
    • das könnte darauf hinaus laufen, dass einige Wenige ständig mit der Bereitstellung von Infrastruktur (für andere [Kaputtnutzis] zu tun haben

Beispiel

  • keineR soll unpfleglich mit meinem CD-Player umgehen, also lege ich ihn nicht an eine Stelle, wo alle ran kommen

Lösungsansätze

  • konkrete Nutzungsvereinbarungen: an einer Wand werden Angebote gemacht ('Ich teile XY') - so können die Bedingungen individuell ausgehandelt werden
  • vielleicht sind Ansprüche ja garnicht so verschieden und mensch haluziniert die bösen Tatort-Verbrecher hinter jeder Ecke?
  • mensch sollte Andere auf die eigenen Bedürfnisse aufmerksam machen. Im Idealfall achten alle darauf und fragen vorher nach.
  • Geduld und Toleranz - nicht zu schnell urteilen ("AB ist eh so und so ..")
  • Kollisionen besprechen und gemeinsame Lösung vereinbaren


Verwahrlosung / Zerstörung[edit]

Problem

  • Leute räumen nicht auf, Zeug geht kaputt (Standardprobleme)
  • wenn Leute neu sind, gucken sie sich idealerweise an, wie es läuft
    • wenn Dreckstandard ist, achten sie nicht darauf, sauber zu halten / machen
  • Dienstleistungsmentalität: Leute finden es sauber toll, woller es aber nicht machen > WG-Plan o.ä.

Lösungsansätze

  • Saubermachrotationsprinzip geht nicht bei hoher Fluktuation > die Verantwortung, auf Probleme anzusprechen, rotieren lassen
    • Leute sind gegen Verregelung > Saubermachen sollte fair verteilt werden
  • auf Rollenverteilung achten > männlich Sozialisierte sollten auch mehr 'Haushalt' machen; weiblich Sozialisierte sollten dadurch mehr Raum haben auch für 'Männer'sachen (Reparieren etc.) (Rollentausch? - ziemlich schematisches Bild ...)
  • Vereinbarungen treffen, wer was sauber macht (Dreh-Uhr mit Namen und Zuständigkeiten)
    • idealerweise entwickeln alle Beteiligten einen Blick und die Bereitschaft dafür, was zu tun ist
      • Leute wollen aber nicht warten, bis Andere von selbst darauf kommen, aufzuräumen
  • Gespräch nicht nur "räum mal auf", sondern darüber, warum mensch das Bedürfnis danach hat, dass mehr Ordnung ist (Unordnung schränkt Nutzbarkeit ein)
  • Ordnungssysteme schaffen, die leicht verständlich, reproduzierbar und nutzbar sind
  • Aufräum- + Sortieraktionen durch Spielereien / Interessen gestalten


Diebstahl[edit]

auch kein OR-Problem, aber der Umgang damit ist besonders

Problem

  • Infrastruktur (Geräte, Material) wird privatisiert

Beispiel

  • mensch 'leiht' sich ein Buch, bringt es aber nicht zurück
  • Technik wird mitgenommen, um es an anderen Orten zu benutzen oder zu verkaufen
  • Zeug wird mitenommen, um den Leuten im OR zu schaden (vermutlich der seltenste Fall)

Lösungsansatz

  • Klaupotential hängt stark von lokalen Rahmenbedingen (wie soziales Umfeld) ab
    • Problem nicht in den Menschen suchen, sondern strukturelle Problem zu lösen versuchen (z.B. mittels Umsonstläden und Nutzigems)
    • keine Sanktionen, sondern offen mit Menschen über ihre Motivation sprechen (was brauchst du (noch)?) > vielleicht lässt sich den Menschen helfen, ohne die Infrastruktur zu schädigen
    • öffentlich kommunizieren "Es gibt keinen Mangel; der ist nur künstlich erzeugt; wir fordern Blablub"
  • Klauanreiz senken
    • Umsonstladen einrichten > Leute holen Zeuge eher von da
      • schafft außerdem Identifikation mit dem OR
    • Problem im Vorhinein thematisieren (z.B. großes Schild am Eingang, das die OR-Problematik erläutert)
    • Leute ansprechen, dass sie doch mehr davon haben, wenn sie Infrastruktur in den Offenen Raum stellen, weil sie dann ihre eigene plus die der Anderen nutzen
    • Bibliothek: Stempel in Bücher "dieses Buch kommt aus dem OR sowieso" (Freie Bibliothek Hamburg)
    • Aushänge "Wo lässt sich Zeug umsonst besorgen" (Schnorren, Containern, ..)
  • leichte Klauhürden
    • Technik anschließen, ohne den Zugang einzuschränken (z.B. fest installierte Beamer, Computer)
  • weitere Nutzungsmodi
    • offen zugänglich und ausleihbar
    • frei zugängliche Schlüssel für Lagerräume
    • räumliche Barrieren: teureres schlechter zugänglich (z.B. obere Etagen, Hintereingang)
    • auf Nachfrage ausleihbar (nicht OR-kompatibel)
    • auf Nachfrage nutzbar (nicht OR-kompatibel)
  • Fahrräder: in Freiburg sind die wenigsten Räder angeschlossen und es ist ok, sie zu benutzen (stimmt das?)
  • Leute verhökern OR-Kram, um Geld zu bekommen (z.B. Flohmarkt)
    • ansprechen und nach Alternative suchen:
      • von Geld unabhängig werden - tauschen oder schenken (schafft Offenheit, Dinge ohne Gegenerwartung zu verleihen / weg zu geben)
      • nach anderen Möglichkeiten suchen, an Geld zu kommen (Fundraising)
    • falls Infrastruktur (später) gebraucht wird, neu organisieren und thematisieren

mangelndes Wissen über direkte Intervention[edit]

Problem

  • Leute wissen nicht, wie sie Kritik äußern können
  • bzw. können keine konstruktive Kritik geben / annehmen

Beispiel

  • jemensch macht einen sexistischen Spruch (wird oft auch als Witz verpackt)
    • Leute wissen dann nicht, wie sie darauf reagieren sollen

Lösungsansätze

  • Meta-Ebenengespräche: "wann bzw wem gegenüber fällt es mir schwer, Kritik zu äußern"
  • Gewaltfreie Kommunikation
  • Rollenspiele > wie realistisch > Lösungen
  • Erfolgsstrategien bzw. Bedenken austauschen ("wobei wäre ich mir unsicher?")
  • direktes Ansprechen
  • Wenn mensch sich damit unwohl fühlt, sollte sich immer wieder damit beschäftigen (Training in weniger problematischen Situationen)


mangelndes Wissen über Gefahrensituationen (im Haus)[edit]

kein OR-Problem, aber dort relevanter, da Fluktuation höher

Lösungsansatz

  • mensch selbst sollte öfter über mögliche Gefahren nachdenken und bei Unsicherheit andere ansprechen
  • "was kann hier alles passieren?" - vom schlimmsten ausgehen und sich fragen "wie würde ich reagieren?"
    • Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln gibt Selbstsicherheit
  • Andere auf möglicher Fehlerquellen hinweisen bzw. eigene Fragen ansprechen


Nicht behandelte Hinweise und Problempunkte[edit]

Abschrift der Karten:

  • Menschen reden nicht miteinander (nur übereinander)
  • Teilweise Schließung
  • Beliebigkeit als Problem (Vielfalt)


Kategorie:Offene Räume