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Offener Raum-Probleme

Aus <a href="http://deu.anarchopedia.org/Offener_Raum-Probleme">Anarchopedia</a>, dem offenen Wissensportal für und von AnarchistInnen
Revision as of 16:00, 6 June 2008 by Falk (Talk | contribs) (Fehlende oder mangelnde Ressourcen (Räume/Flächen, Materialien, Geld))

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Probleme und die Umgangsmöglichkeiten im offenen Raum

Wissen über und Mut zu eigenem Handeln fehlen

Dominanz in offenen Räumen

Umgang mit Übergriffen und übergriffigen Personen

Problem:
Der Umgang mit diskriminierenden und übergriffigen Verhaltensweisen bezieht sich fast immer auf die so handelnden Personen und nicht auf das Verhalten. Ziel ist, die Person fernzuhalten und nicht einen diskriminierungsfreien Raum herzustellen. Letzteres kann sogar als Ziel aus den Augen verloren werden, wenn die „Jagd“ auf einzelne Personen ablenkt von dem Bemühen um eine alltägliche Praxis.

Zusatzproblem:
Je nach Handlungsmacht kann die Ausgrenzung von Personen schnell ungleich erfolgen, z.B. das sexistische Verhalten einer Person aus einem dominierenden Zusammenhang mehr gedeckt werden als von jemand am sozialen Rand eines Projektes.

Ziel:
Es geht darum, Verhaltensweisen zu ändern. Nicht die Person, die sich in einer Weise verhält, sondern das subjektiv unerwünschte Verhalten wird kritisiert bzw. gestoppt.

Lösungsmöglichkeit:

  • Workshops und Trainings zur Frage „Was sind Diskriminierungen und Ãœbergriffe? Wo fangen sie bereits an? Wie kann ich sie erkennen?“ und „Welche Handlungsmöglichkeiten bestehen: Direkte Intervention, Schutzmöglichkeiten, Transparenz ...?“
  • Herstellung und Darstellung als diskriminierungs- und damit angstfreier Raum, d.h. die Idee der direkten Intervention muss so offensiv dargestellt werden, dass er bei allen als wichtige Grundlage wahrgenommen wird. Dann kann erstens die Bereitschaft zur Aneignung von Handlungsmöglichkeiten entstehen und zum zweiten das Vertrauen in den diskriminierungsfreien Raum wachsen, damit Personen mit solchen Ängsten ihn auch betreten wollen.
  • Schaffung von Diskussionsräumen darüber, ob Aufmerksamkeit und direkte Intervention reichen, d.h. ob Ängste abgebaut werden können und ein angstfreier Raum entsteht. Dieser entsteht dadurch, dass Menschen erleben, dass der diskriminierungsfreie Raum aktiv hergestellt wird – also im Alltag, in der konkreten Situation.
  • Offensive Darstellung der Offenheit für alle Menschen, aber nicht für alle Verhaltensweisen – das genauer benennen einschließlich der Umgehensweise. Es geht also in erster Linie um einen faschismusfreien, nicht Faschisten-freien Raum, um einen sexismus-, nicht Sexisten-freien Raum. Es geht aber auch darum, dass Menschen ihr Verhalten und ihre antiemanzipatorischen Ãœberzeugungen verändern – jedoch nie durch Verregelung, sondern durch Kommunikation und Aufklärung.
  • Transparenz für alle darüber, dass niemand ausgeschlossen wird, es aber genau deshalb Sache aller ist, bei Ãœbergriffen, diskriminierendem Verhalten oder antiemanzipatorischer Propaganda aktiv zu werden. Stärkung des Selbstvertrauens durch Äußerung des Wunsches nach direkter Intervention und auch Beachtung der Intervention (Ansprache der Person, die den Mut hatte, sich einzumischen – durchaus reflektierend kritisch, aber solidarisch in dem Sinne, dass Intervention immer auch bedeutet, Fehler machen zu können, aber besser ist als Wegsehen).
  • Transparenz darüber, dass es auf die Wahrnehmung, Wertung und das Eingreifen der Einzelnen entsprechend ihrer Ãœberzeugung ankommt und nicht (!) auf eine irgendwie verobjektivierte Sichtweise, z.B. durch Regeln, Definition(smacht) oder kollektive Beschlüsse.
  • Intervention unterliegt grundsätzlich selbst auch der Intervention, d.h. kann kritisiert werden. Ziel ist hierbei wiederum nicht die intervenierende Person, sondern die Weiterentwicklung von Interventionsmöglichkeiten.

Konkrete Hinweise zu Workshops und Trainings:

  • Rollenspiele zu Abläufen und Einmischung in solche Abläufe
  • Informationsveranstaltungen zu Formen von Diskriminierung und antiemanzipatorischer Propaganda, insbesondere auch versteckte, unsichtbare Arten (z.B.: „Wo beginnt ein rassistischer oder sexistischer Ãœbergriff?“ oder „Was ist eine rechte Form der Kapitalismuskritik?“ usw.)
  • Verstecktes Theater (z.B. Ãœbergriffsituation nachstellen und anschließende Auswertung) – im offenen Raum genauso möglich und oft nötig wie in der Öffentlichkeit.
  • Ideensammlung für Interventionen (z.B. als Wandzeitung, Ordner, Geschichtenbuch ...)

Was passiert, wenn das alles nichts hilft?

  • Mehr davon.
  • Wenn sogar heftige Ãœbergriffe in einem Raum möglich sind, dann ist offensichtlich im offenen Raum ganz schön viel Scheiße. Dann den „Täter“ zu bestrafen, verschleiert auch das Hauptproblem, nämlich dass die Menschen schwache Intervention zeigen, unaufmerksam sind ... Wenn das aber so ist, dann ist der Raum auch nach Ausgrenzung des Einzelnen kein angstfreier Raum.
  • Die Möglichkeit des Wechsels auf autoritäre Mittel versaut bereits die Phase der Intervention, weil diese dann eventuell nur halbherzig oder zumindest nicht androhungsfrei verläuft.
  • Zudem bieten autoritäre Mittel gar keine sinnvollen Optionen zur Veränderung von Verhalten, sondern nur zur Verlagerung der Person an andere Orte (wo sie dann weitermachen kann).
  • Steigerung der Vielfalt innerhalb eines Projektes, z.B. Kombination von offener Raum und Schutzraum. Gefahr: Verdrängung, d.h. das eigentliche Ziel, die (Wieder-)Herstellung des diskriminierungsfreien, offenen Raumes gerät aus dem Blickwinkel.
  • Und: Autoritäre Mittel setzen voraus, dass ein Verhalten als objektiv falsch eingestuft wird und dass Gremien mit Durchsetzungsmitteln vorhanden sind. Das aber bedeutet, Organisierungsformen zu legitimieren (oder überhaupt zu schaffen), die dann auch zu weiteren Machtdurchgriffen in der Lage sind.

Fehlende oder mangelnde Ressourcen (Räume/Flächen, Materialien, Geld)

Probleme:

  • Einschränkung von Handlungsmöglichkeiten durch zu wenige, zu schlechte Ressourcen oder deren mangelnde Nutzbarkeit (Zugänglichkeit, schlechte Koordinierung ...).
  • Wachsende Tendenz zur Verregelung bei begrenzten Ressourcen.
  • Verstärkung der vorhandenen Reichtumsunterschiede, da dann alle auch auf eigene Ressourcen zugreifen müssen

Beispiele:
Fehlen von Ressourcen ist selbsterklärend. Kommt es zum Beispiel zu Überbelegungen bei Räumen oder Computern, könnte das dazu führen, dass ein Plenum als Raumvergabegremium zwischengeschaltet wird.

Lösungsmöglichkeiten:

  • Erweiterung der Ressourcen durch ständiges Reparieren, Erweitern, Neuschaffen, Schnorren, Klauen usw. statt „Kriege“ um die begrenzten Mittel
  • Kooperationen mit anderen offenen Räumen und auch sonstigen Räumen/Privatwohnungen, um diese z.B. teilweise zugänglich zu machen. Gleiches gilt für Materialien und Infrastrukturpools (gemeinsame Gegenstände, gegenseitige Ermöglichung der Raumnutzung) sowie für ContainerInnen & Co.
  • Zwischenstufen einfügen als Schritte hin zu einer offenen Nutzung von Ressourcen, z.B. eine Infowand, wo Menschen, Gruppen und Organisationen anbieten, ihre (noch privaten) Ressourcen zu nutzen - aber auf Anfrage bzw. Vereinbarung
  • Nutzungen miteinander kombinieren (z.B. Versammlungsraum und Bibliothek kombinieren)
  • Offensive Propagieren direkter, transparenter Nutzungsabsprachen (Optimierung der Nutzung durch ausgehängte Zeitlisten, Internetseiten, gleichzeitige Nutzung von Räumen usw.) und der Erweiterung von Ressourcen – das als „normaler“ Umgang mit Ressourcenknappheit im offenen Raum!
  • Trainings in Schnorren, Anträge stellen, Reparaturen, Klauen, Containern, aufmerksamen Umherschauens (Baustellen, Abrisshäuser, Sperrmüllberge, anschnorrbare Firmen)
  • Flexible Nutzungsmöglichkeiten fördern (z.B. Raumunterteilungen veränderbar, Geräte hinzufügbar oder transportabel, mehrere Betriebssysteme usw.)
  • Garantie des Zugangs zu allen Ressourcen als Voraussetzung dafür, das Menschen bisher in Privatbesitz befindliche Sachen in den offenen Raum stellen – und offensives Werben um Spenden/Zurverfügungsstellungen dieser Art
  • Erhöhung der Zugänglichkeit aller Ressourcen für alle – von baulichen Voraussetzungen über zugängliche Dokumentationen/Anleitungen bis zu laienverständlicher Software
  • Immer mehr offene Räume und Aktionsplattformen überall
  • Umsonstläden u.ä. aufbauen und als Quelle nutzen – besser aber in abgetrennten Räumen oder ganz woanders
  • Besetzungen, eventuell auch nur zeitweise bzw. projektbezogen

Hohe Komplexität (Undurchschaubarkeit)

Probleme:

  • Informationsflut: zu viel Information über Handlungsmöglichkeiten, Termine, Probleme, Ressourcen, Logik des Offenen Raumes etc.
  • komplexe Organisierung des Offenen Raumes
  • problemverschärfend: wenn Leute wenig Zeit haben; wenn Leute wenig Bereitschaft haben sich mit dem Offenen Raum auseinander zu setzen
  • Anforderungen an das Verhalten im Offenen Raum - z.B. Reflexion, Sensibilität, Durchschauen der Prozesse und Funktionsweisen im Offenen Raum
  • Vorliebe für unterschiedliche Medien ist ein Problem, wenn Informationen auf einzelne Medien beschränkt sind

Beispiele:

  • JUKSS: viele Infos an der Infowand (Informationsflut) schaffen zwar theoretische Transparenz, aber machen es schwer noch durchzusteigen -> Ergebnis: wenig Durchblick bzw. nur wenige informieren sich umfassend
  • Offenes Büro Magdeburg: Leute haben ausdrücklich erklärt, dass sie nicht bereit sind sich mit dem Offenen Raum auseinander zu setzen und ihn nur nutzen wollen -> Ergebnis: Offener Raum gescheitert
  • zum Thema komplexe Organisierung: alle möglichen Ressourcen werden unterschiedlich organisiert - keine einzelne verantwortliche Person/Organisation -> Durchschaubarkeit erschwert


Lösungsmöglichkeiten:

  • zum Thema Vorliebe für unterschiedliche Medien:
    • Schnittstellen zwischen Medien herstellen (z.B. Wiki-Seiten ausdrucken, Infowände ins Internet, Telefongespräche zur Information über Mail-Diskussion)
    • Vielfalt möglicher Medien an Möglichkeiten/Bedürfnisse der Beteiligten anpassen
  • zum Thema Informationsflut:
    • Einstieg sollte relativ überschaubar sein
    • Informationen strukturieren; je nach Interesse dann Vertiefung in einzelnen Bereichen möglich
    • schnell verständliche Zusammenfassungen (abstracts; wenige Zeilen) zu komplexeren Bereichen
    • Verweise auf verwandte Themen bzw. Hintergrundinformationen
    • Anforderung: Erweiterbarkeit von Informationswiedergaben berücksichtigen
    • bei Informationswiedergabe Frequenz der Nutzung berücksichtigen (z.B. archivierte Teil kompakter lagern, da seltener genutzt - bei Programmwänden des JUKSS z.B.)
    • Vorschlag für komplexe Infowand:
      • Themen nebeneinander anordnen
      • je Thema ausklappbares Blatt, das außen Kurzinfo und im Innenteil (ausgeklappt) ausführlichere Infos bietet (aus Computer ausgedruckt)
      • dazu jeweils Blatt für Anmerkungen, News, Änderungshinweise (diese Ergänzungen werden regelmäßig in Infoblatt eingearbeitet (von Hand geschrieben)
    • in Einzelbereichen könnte es geben:
      • Kurzbeschreibung des Bereichs
      • aktueller Stand
      • ToDos (eher dringende Sachen)
      • Wunschliste (z.B. prinzipiell Ressourcen aufzustocken)
  • offensives Vermitteln der Grundideen, Funktionsweisen, von Informationen etc.
    • z.B. im Eingangsbereich, auf Flyern, in Berichten
    • Ansprechen von Neuen, Einführungen geben
    • "Intervention" (ggf. auch auf freundliche Art) mit Hinweis auf Problematik
  • Raum für Debatten und Auseinandersetzung mit Offener Raum-Thematik schaffen
    • Informationsmedien, Zukunftswerkstatt, Themenveranstaltungen, Infomaterial
    • Ort für solche Diskussionen schaffen (Café, Küchentisch o.ä.)
  • Angebot von Wissensvermittlung und Trainings zur Kompetenzbildung (z.B. Methoden), Bewusstmachung (z.B. Blick für Sachen die zu tun sind), Sensibilisierung (z.B. Bedürfnisse und Grenzen von Leuten)
    • Seminare, Workshops etc.
    • Bibliothek, Archiv
  • Interesse für die Ideen des Offenen Raums und Auseinandersetzung mit diesem wecken
    • utopische Ansätze gut vermitteln (kreative Darstellung; grafisch; im Auftreten; in Texten; plakativ)
  • Handbuch "Wie funktioniert der Offene Raum?"
    • ergänzbar
    • detailliert und mit Hinweisen auf weitere Infos an anderen Stellen
  • Wert auf bessere Ãœberschaubarkeit legen
    • z.B. farbliche Gestaltung von Infozetteln nach Themenbereich
    • Wiedererkennbarkeit von Hinweismitteln (Zettel, Flyer, Schilder)
  • kreative Informationsvermittlung:
    • Geschichtsnachmittag: Opa Offener Raum erzählt von früher... - wie ist der Offene Raum entstanden und wie hat er sich entwickelt
    • Infoabend "Handbuch ... - Band XXIV" - rund um Informationskanäle, Entscheidungsprozesse, Konfliktlösung, vorhandene Ressourcen
    • Brettspiel: "Das Projekthaus-Labyrinth" rund um Wege sich im Offenen Raum zurecht zu finden
      • auch mit ironischen Anspielungen: "Das Fenster ist offen und es regnet rein, aber ich mache lieber erstmal das und das... -> es wird nass"...
    • Aufkleber/Plakate mit philosophischen Fragen zum Agieren im Offenen Raum
    • Kurzgeschichtensammlung zu Problemen im Offenen Raum - witzige, interessante, pointierte Darstellung von auftretenden Konflikten, problematischen Verhaltensweisen etc. in Geschichtenform
      • à la Jean Sorgenacker
      • dann auf Klos auslegen, Leseabende veranstalten etc.

neues Problem: die Lösungsansätze sind pflegeintensiv - wer macht's?

- wie können sie so gestaltet werden, dass sie leicht zu pflegen sind?
- gibt es pflegeleichtere Lösungen?

-> ungepflegte Bereiche sind wenig attraktiv und werden weniger gepflegt! -> umso mehr ungepflegte Bereiche vorhanden sind, desto mehr Leute werden vom Pflegen abgeschreckt!