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Nachruf der PKK

„Bookchin wird in unserem revolutionären Kampf weiterleben“

Murray Bookchin, einer der größten Sozialwissenschaftler des 20. Jahrhundert ist tot. Anlässlich des des Todes dieses bedeutenden Denkers sprechen wir seinen Angehörigen und Kampfgefährten unser Beileid aus. Sein Denken, sein Kampf und seine Leidenschaft für die Freiheit werden im Kampf der Menschheit für Freiheit und Demokratie weiterleben.

Die Menschheit wird sich stets dankbar an ihn erinnern, weil er unser ökologisches Bewusstsein, das fundamentalste Bewusstsein der Menschheit, erweitert hat und uns das sozialökologische Denken gelehrt hat. Seine Thesen auf dem Gebiet der Sozialökologie haben einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass sich der Mensch als Teil der natürlichen Evolution und als gesellschaftliches Wesen zugleich begreift.

Die Sozialökologie ist aber nicht nur Produkt eines ökologischen Bewusstseins. Gleichzeitig ist sie eine philosophische und ideologische Haltung, die gravierendsten Mängel der bisherigen sozialistischen Theorie korrigiert. So hat er einen der gravierendsten Mängel des Sozialismus des 19. und 20. Jahrhunderts beseitigt. Bookchin war ein militanter Denker, der seinen Idealen von Freiheit, Gleichheit und Demokratie bis zum letzten Atemzug verbunden war. Man wird sich an ihn stets als an einen Denker erinnern, der Militanz mit wissenschaftlichem Denken verbunden hat. Deshalb hat er stets kritisiert, was er als falsch und mangelhaft ansah. So wurde er zu einem der Denker des revolutionären Spektrums, der die Fehler und Mängel des Marxismus heftig kritisierte. Dass es ihm gelungen ist, den Kapitalismus, der heute die Menschheit an den Rand ihres Untergangs gebracht hat, bis ins kleinste Detail zu verstehen und als das schlechteste System in der Geschichte der Menschheit darzustellen, hat dem antikapitalistischen Kampf neue Horizonte eröffnet. Seine Definition des Kapitalismus als ein Krebsgeschwür für Mensch und Natur hat zur Entwicklung des Bewusstseins beigetragen, dass der Kampf gegen den Kapitalismus und für Freiheit, Demokratie und Sozialismus keine Frage der Vorliebe, sondern eine Notwendigkeit ist.

Manche glauben, seine heftige Kritik an Marxismus und Realsozialismus sei gegen den Sozialismus gerichtet gewesen und habe ihn geschwächt. Ganz im Gegenteil hat diese Kritik den Boden für einen neuen Aufbruch der sozialistischen Theorie auf einem stärkeren Fundament bereitet. Daher verdanken auch die Sozialisten Bookchins Ideen viel. Dass auch seine Thesen Fehler enthalten mögen und dass er in einigen Punkten ähnliche Fehler Irrtümer wie der Realsozialismus beging, wird die Beiträge, die Bookchin auf diesem Gebiet geleistet hat, niemals schmälern.

Eine der wichtigen Erkenntnisse Bookchins ist, dass Demokratie, Freiheit und Sozialismus nur in einem System außerhalb des Staates zu verwirklichen sind. Zwar haben auch andere, allen voran die Anarchisten, ähnliche Feststellungen getroffen, aber Bookchin hat unseren Horizont bedeutend erweitert, weil er gezeigt hat, wie dies verwirklicht werden kann. Der von ihm vorgeschlagene Konföderalismus als Modell einer nichtstaatlichen Organisierung, um vollständige Demokratie zu realisieren, geht als ein kreatives Modell in die Geschichte des Sozialismus und der Freiheit ein und wird in Zukunft bedeutende Ergebnisse zeitigen. Er war einer derjenigen revolutionären Theoretiker, die am besten verstanden haben, dass ein Kampf für Demokratie, Freiheit und Sozialismus nicht möglich ist, ohne Staat, Macht und Hierarchie zu aufzulösen. Er hat aufgezeigt, dass die schwersten Fehler des Marxismus in diesem Bereich liegen, und hat so zur Bildung eines Bewusstseins beigetragen, das verhindern wird, dass zukünftige Sozialisten die gleichen schweren Fehler begehen. Wenn diejenigen, deren Ideale Freiheit, Demokratie und Sozialismus heißen, nicht nur Varianten des repressiven Ausbeutungssystems hervorbringen wollen, müssen sie sich Bookchins Thesen und Analysen in diesem Bereich zueigen machen.

Bookchin war nicht nur ein Denker, sondern gleichzeitig ein Organisator und Aktivist. Seine bedeutenden Arbeiten im Bereich der Ökologie und des Kommunalismus wollte er in die Praxis umsetzen. Bookchins Thesen und Anstrengungen hatten entscheidenden Anteil daran, dass überall auf der Welt entsprechende Projekte entstanden. Bekanntlich gab es in der Geschichte der Kämpfe Murray Bookchins große Schwierigkeiten und Hindernisse. Der Dogmatismus und falsche Auffassungen im Marxismus und die unter den damaligen Bedingungen geringe Toleranz gegenüber anderen Meinungen verhinderten, dass die, deren Ideal Freiheit, Demokratie und Sozialismus hießen, schon früher von seinen Gedanken profitieren konnten.

Auch dass die Ökologiebewegung nicht mit dem System brach, sondern sich innerhalb kurzer Zeit ins System integrierte, verhinderte, dass der Wert seines Denken und Handelns genügend verstanden wurde. Seine Kampferfahrung hat ihm gezeigt, wie das kapitalistische System die Menschen integriert und vom Kampf abhält. Seine Erfahrung hat ihn ebenfalls gelehrt, dass die Abwesenheit von Organisierung eine Abwesenheit vom Kampf und die Kapitulation vor dem System mit sich bringt. Er hat sich deshalb bemüht, dagegen theoretische und praktische Maßnahmen zu ergreifen.

Seine Thesen und sein Kampf werden in Zukunft noch breitere Beachtung finden und in die Geschichte der Freiheit eingehen. Am meisten sollten wir uns vielleicht sein konsequentes Festhalten an wissenschaftlichen Maßstäben, seine moralische Prinzipientreue und die Reinheit seines Gewissens und Denkens zum Vorbild nehmen. Bookchin hat seinen Beitrag dazu, dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert des demokratischen Sozialismus wird, bereits geleistet. Wer für Freiheit und Demokratie kämpft, wird sich durch sein Leben und seine Begeisterung stets inspirieren lassen. Seine Thesen werden dem Kampf für Freiheit, Demokratie und Sozialismus die richtige Richtung geben.

Auch die PKK hat von Bookchin vieles gelernt. Seine Bedeutung für die Herausarbeitung der sozialökologischen Thesen unseres Vorsitzenden wird stets unvergessen bleiben. Seine Beiträge zum Konföderalismus, durch den wir zum demokratischen Sozialismus gelangen wollen, und seine Thesen über Staat, Macht und Hierarchie werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Praxis unseres revolutionären Kampfes spielen. Wir verprechen, dass Bookchin in unserem Kampf weiterleben wird. In diesem Teil der Welt, der schon einmal Heimat von Demokratie und Konföderalismus war, werden wir dieses Versprechen einlösen.

Wir hoffen, dass sich alle Sozialwissenschaftler und Revolutionäre in ihrem Leben und in ihrer Praxis ein Beispiel an der Prinzipientreue, dem Gewissen und der revolutionären Moral Bookchins nehmen.

Bookchin ist nicht tot. Er wird weiterleben und weiter gelebt werden. Das ist unsere revolutionäre Überzeugung.

Parteirat der PKK (Arbeiterpartei Kurdistan)

Übersetzung aus dem Türkischen, original hier