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Difference between revisions of "Kapitalismus"

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* [[Robert Kurz]]: ''Schwarzbuch des Kapitalismus'', 1999 Eichbom Verlag
 
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Latest revision as of 16:10, 13 April 2012

Der Kapitalismus ist eine durch das Kapital dominierte prozesshafte Gesellschaftsordnung, die sich als Warengesellschaft manifestiert. Die Prozesshaftigkeit zeigt sich dadurch, daß sämtliche gesellschaftlichen Beziehungen schrittweise der Beurteilung durch ein Kapitalverhältnis untergeordnet werden.[1] Basis dieser Beurteilung bildet ein imaginärer Wert, der sich als Abstraktion unseres Bewußtseins darstellt. ("Es muss sich rechnen...") In diesem Sinne ist Kapitalismus nicht nur eine Wirtschaftsform, sondern auch eine strukturelle Herrschaftsform, weil er die Menschen (zum Zwecke des Lebenserhalts) in ein Abhängigkeitsverhältnis zwingt, woraus sich auch die Antagonie des Anarcho-Kapitalismus ergibt.

Die historischen Wurzeln des Kapitalismus reichen zurück bis zur mesopotanischen Tempelwirtschaft, wo Waren über den eigenen Bedarf hinaus hergestellt wurden. Der Markthandel in den früheren Jahrhundertern diente dem Zweck eines Gütertausches. Im 17. Jahrhundert kam es aber zu einem Dominanzwechsel, so daß es nun auf Grund der damals neuen Produktionsweisen möglich war, Waren drekt für den Verkauf am Markt herstellen zu können, d.h. entscheidend für die Produktion war nicht, was von den Menschen gebraucht wird, sondern was am Markt mit einer hohen Rendite verkauft werden konnte. (als Beispiel sei hier die Rüstungsindustrie genannt) Die menschliche Bedürfnisse wurden zu einem sekundären Faktum. Dieser Übergang, der sich in Mitteleuropa etwa von der englischen (1648) bis zur französischen bürgerlichen Revolution (1789) vollzog, bezeichnet die Phase des Frühkapitalismus. Ein Charakteristikum dieses Dominanzwechsels war die Entstehung einer ganzen Klasse von doppeltfreien Lohnarbeitern (Marx), die einerseits - frei von Produktionsmitteln - gezwungen waren, ihre Arbeitskraft zu verkaufen und andererseits auch frei waren selbst zu entscheiden, bei wem sie den Vertrag unterschrieben. Die Verwendung des Adjektivs "frei" hatte dabei einen euphemistischen Charakter, denn was war es anders als zynisch, zu behaupten ein Handwerker sei frei, weil er im Preiskampf gegen die Fabriken nicht mithalten konnte, verarmte und sich selbst als Tagelöhner verdingen musste.

Es ist also ein Irrglaube anzunehmen, daß Kapitalismus nur dort stattfindet, wo schlechte Arbeitsbedingungen herrschen und hohe Profite erzielt werden, dies führt automatisch zu verkürzter Kapitalismuskritik. Der kapitalistische Verwertungskreislauf findet überall dort statt, wo Güter als Waren gehandelt werden (entsprechend gibt es auch keine "Marktwirtschaft ohne Kapitalismus"), wobei mensch sich dies auch als Formel Ware = Gut + Wert vorstellen kann. An diesem Punkt setzt die Wertkritik an.

Kapitalistische Kategorien[edit]

Güter[edit]

Güter sind alle Dinge die wir auf dieser Welt vorfinden. Güter sind Wasser, Stühle, Holz, Stroh oder Diamant, einfach alles mögliche.

Gebrauchswert[edit]

Der Gebrauchswert ist die Nützlichkeit eines Gutes. Er ist so individuell wie die Güter an sich. Eine Wolldecke hält warm, ein Apfel stillt den Hunger nach Apfel. Es ist logisch, dass ein Apfel nicht warm hält und der Verzehr einer Wolldecke nicht annähernd an einen Apfel heran kommt.

Ein Gut ist also aufgrund seines Gebrauchswertes nur bedingt austauschbar, ausser es handelt sich um sehr ähnliche Güter wie beispielsweise Äpfel und Birnen.

Der Gebrauchswert existiert unabhängig davon, ob die Sache getauscht wird oder nicht.

Ware[edit]

Ware ist etwas, das getauscht wird, was also außer seinem Gebrauchswert auch noch einen fiktiven Tauschwert hat. Ein Spezifikum der Ware ist die Tatsache, dass sie nicht wegen ihres Gebrauchswertes hergestellt wird, d.h. bei ihrer Herstellung schon im Ansatz nicht nach den Bedürfnissen der Menschen gefragt wird, sondern der mögliche Tauschwert der einzige Grund für die Herstellung ist. Der Gebrauchswert nimmt dabei nur eine Übermittlungsfunktion ein.

Tauschwert[edit]

Tausche ich nun den Stuhl z.B. gegen zwei Leintücher, dann ist der Tauschwert dieses Stuhls – zwei Leintücher. Tausche ich den Stuhl gegen 100 Eier, dann sind 100 Eier der Tauschwert des Stuhls. Ein Tisch = 100 Eier = 2 Leintücher = X Ware Y

Diese Liste ließe sich beliebig entfalten, mit allen erdenklichen Waren.

Wenn ich den Stuhl überhaupt nicht tausche, sondern nur benutze, dann hat er auch keinen Tauschwert, er ist dann auch nicht Ware, sondern einfach nur Gebrauchswert, ein Stuhl, auf dem Mensch mehr oder weniger bequem sitzen kann.

Ware zu sein, also außer dem Gebrauchswert auch noch Tauschwert zu besitzen, ist keine “natürliche” Eigenschaft der Dinge, sondern eine “gesellschaftlich” konstruierte: Nur in Gesellschaften, wo Dinge getauscht werden, besitzen sie Tauschwert, nur da sind sie Ware. Beim Tauschen ist immer ein Eins-zu-eins-Tausch gemeint, also kein Austausch im Sinne von Schenken, d.h es ist immer eine Gegen"leistung" erforderlich. Da der Tauschwert keine natürliche Eigenschaft einer Sache ist, hat er auch keine fixe Größe, sondern richtet sich nach dem subjektiven Empfinden der Nützlichkeit eines Gutes zwischen AnbieterIn und NachfragerIn. Dieses Empfinden kann durch künstliche Verknappung genauso wie durch Suggestionen z.B. in Form von Werbung beeinflusst werden.

Wenn von “Ware” die Rede ist, kann der Eindruck entstehen, dass damit stets materielle Dinge gemeint sind, Dinge, die ausgetauscht werden. Relevant ist in der Tat der Tausch, aber nicht, dass es sich dabei um Dinge handelt. Auch Dienstleistungen können ausgetauscht und damit zu Waren werden. Der Unterschied zwischen einem materiellen Produkt und einer “immateriellen” Dienstleistung besteht lediglich in einem unterschiedlichen zeitlichen Verhältnis von Produktion und Konsum: Das materielle Produkt wird zuerst produziert und anschließend konsumiert (ein Brötchen, ein Auto), bei einer Dienstleistung (egal ob es sich um eine Taxifahrt, eine Massage oder um eine Theateraufführung handelt) fällt der Produktionsakt mit dem Konsumtionsakt unmittelbar zusammen (während der Taxifahrer die Ortsveränderung produziert, konsumiere ich sie). Zwischen materiellen Dingen und Dienstleitungen besteht nur ein stofflicher Unterschied; ob es sich um Waren handelt, betrifft aber ihre gesellschaftliche Form, und die ist davon abhängig, ob die Dinge und Dienstleistungen ausgetauscht werden oder nicht.

Siehe auch: Warenfetisch

Kapital[edit]

Die Basis des Kapitalismus bildet das Kapital, welches ebenfalls nur auf Grund seiner Prozesshaftigkeit existiert. Das Kapital ist sich Selbstzweck, d.h. einzige Aufgabe des Kapitals ist es sich zu mehren (Kapitalakkumulation). Der Besitzer des Kapitals (Nicht des Buches...) wird Kapitalist genannt.

Dabei geht er wie folgt vor:

G - W - G'

Der Kapitalist tauscht also sein Geld gegen eine Ware und anschlissend wieder gegen Geld.

An sich wäre dieser Tausch ziemlich Sinnlos, wenn am Ende nicht mehr Geld dabei rauskommen würde. Da wir dann aber von einem fairen Tausch von Tauschwerten ausgehen, ist dies nicht möglich, da der Wert an sich, steht's gleich bleibt, bloss zuerst in Geldform, anschließend in Warenform und dann wieder in Geldform. Dabei ist wiederum der fiktive (d.h. nicht messbare) Charakter des Wertes zu beachten, der an dieser Stelle die logische Konsequenz zulässt, dass es keinen fairen Tausch gibt. Im gegenteiligen Fall würde sich auch die Frage stellen, wovon das gesamte Handelsgewerbe leben wolle.


Lohnarbeit[edit]

Ein Kapitalist kauft sich für sein Geld die Ware "Menschliche Arbeitskraft". Das besondere dieser Ware ist, das sie die einzige wertschaffende Ware überhaupt ist.

Mehrwert[edit]

Da der Lohnarbeiter nur die Reproduktionskosten seiner Arbeitskraft, nicht aber den Tauschwert der verrichteten Arbeit kassiert, ist der Wert, den der Arbeiter erschafft, im Normalfall höher als dessen Lohn.

Die Differenz die sich daraus ergibt, ist der Mehrwert.

Krisen[edit]

Krisen sind Erscheinung bei denen das sogenannte Marktgleichgewicht aus den Fugen gerät. Dabei handelt sich nicht etwa um zufällige sondern um zyklisch wiederkehrende systembedingte Ereignisse. Systembedingt sind sie, weil die Überproduktion notwendig für die Existenz einer Marktwirtschaft ist. Da nämlich auf Grund des tendenziellen Falles der Profitrate (bedingt durch Produktivkraftsteigerung) ein Ausgleich geschaffen werden muß, steigt die Kaufkraft nicht im selben Verhältnis wie das Angebot, wodurch es dann zu Absatzproblemen und Pleitewellen kommt. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 bildete z.B. die Voraussetzung für die Machtergreifung der Faschisten, welche über 50 Millionen Menschen das Leben kostete. Im Sinne des Kapitalismus war dies aber nichts weiter als eine Marktbereinigung.

Kapitalismus in der heutigen Marktwirtschaft[edit]

Zum Kapitalismus heute: Heute kommuniziert der Kapitalismus z.B. mit dem Hugenberg-Spruch "Sozial ist, was Arbeit schafft!" [2]

siehe auch[edit]

Literatur[edit]

Referenzen[edit]

Kategorie:Herrschaftsform