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Difference between revisions of "Gratis-Mobilität"

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== Formen der Gratismobilität ==
 
== Formen der Gratismobilität ==
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*[[Tramp-Ratgeberin | Trampen]]
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*[[Schwarzfahren]]
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*[[Fahrrad]]
  
Ziel dieses Artikels ist es, einen Überblick über Varianten der Gratismobilität zu geben und diese kurz vorzustellen ohne den Anspruch einer erschöpfenden Erklärung; allein die genaue Dokumentation verbreiteter Vorgehensweisen beim Schwarzfahren würde den Rahmen sprengen.
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=== Mobilität, die wenig(er) kostet ===
 
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*[[Mitfahrgelegenheit]]
 
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=== Fahrradfahren ===
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Fahrradfahren ermöglicht eine vergleichsweise schonende Eigenmobilität; auf kurze Distanzen – 5 - 30 km – oder in Innenstädten ist das Fahrrad für die alltägliche Fortbewegung sehr gut geeignet. Dabei ist es häufig nicht schwerwiegend langsamer als öffentliche Verkehrsmittel und flexibler einsetzbar – Container-Touren oder spontane Zwischenstopps sind ja mit Bus und Bahn eher schwierig.
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Für die Alltagsmobilität ist nicht unbedingt ein Rennrad mit neuester Gangschaltung notwendig – entscheidender als Geschwindigkeit dürfte eine hohe Verlässlichkeit oder robuste Verarbeitung sein: Ein schlecht gewartetes und ständig defektes Fahrrad ist nicht als intensiv genutztes Alltagsvehikel zu gebrauchen. Daher ist es sinnvoll, vor allem bei stark beanspruchten Verschleißteilen (z.B. Mäntel, Bremsen) auf Qualität zu setzten, sich eine schonende Fahrweise anzugewöhnen und das Rad immer in einem soliden Grundzustand zu halten. Dazu bedarf es neben dem passenden Werkzeug der Aneignung von grundsätzlichen Kenntnissen, wie ein Fahrrad repariert werden kann; auch der Aufbau von Ersatzteillagern bzw. offen nutzbarer Fahrradwerkstätten macht Sinn.
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Als Transportmittel sind Fahrräder gut geeignet, wenn sie mit entsprechenden Fahrradtaschen ausgestattet sind. Größere Lasten lassen sich mit einem Anhänger transportieren; mit Spanngurten und Wäschetonnen kann das Transportvolumen noch erhöht werden.
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=== Trampen ===
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Zur Überbrückung längerer Distanzen bei Nutzung von Autobahnen oder Zügen bietet sich das Trampen an; mit entsprechender Vorbereitung und Strategie ist es kein Problem, pro Tag bequem Strecken um 600km zurück zu legen. Schwierig ist dabei eine genaue Zeitplanung, d.h. zur Einhaltung konkreter Termine muss ein Zeitpolster eingeplant werden. Beim Trampen sind die Transportkapazitäten relativ eingeschränkt.
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•[[Tramp-Ratgeberin | Tramp-Ratgeberin]]
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=== Schwarzfahren ===
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Schwarzfahren meint die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln ohne Fahrschein und hat den höchsten Verbreitungsgrad im innerstädtischen Nahverkehr. Bei intensiver Anwendung sind möglicherweise hohe Aufmerksamkeit und schnelle Beine gefordert. Schwarzfahren dürfte aufgrund der Repression als alleinige Fortbewegungsform ausscheiden, kann aber einen Teil innerstädtischer Gratis-Mobilität darstellen. Insbesondere kollektive, solidarische Formen des Gratis-Fahrens verschaffen bessere Ausgangsmöglichkeiten gegenüber Repression.
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== Alles umsonst? Der Rest ==
 
== Alles umsonst? Der Rest ==
 
 
Beim konsequenten Ausbau von Gratis-Mobilität kann der Geldeinsatz massiv gesenkt werden; dennoch bleiben einige Situationen, welche eine völlig kostenfreie Lösung erschweren – sei es, weil der angepeilte Ort schlecht erreichbar ist oder du z.B. beim Trampen kein Klavier transportieren kannst.
 
Beim konsequenten Ausbau von Gratis-Mobilität kann der Geldeinsatz massiv gesenkt werden; dennoch bleiben einige Situationen, welche eine völlig kostenfreie Lösung erschweren – sei es, weil der angepeilte Ort schlecht erreichbar ist oder du z.B. beim Trampen kein Klavier transportieren kannst.
 
Unter den bestehenden Rahmenbedingungen ist es auch bei intensivem Bemühen fast unmöglich, ohne die Nutzung von automobilen Fahrzeugen auszukommen – jedenfalls so lange gesellschaftliche Alternativen zum Individualverkehr fehlen bzw. der Zugriff auf Transportmittel nicht horizontal organisiert ist. Dabei geht es im Wesentlichen um den Transport von schweren Lasten über weite Distanz. Aber auch dann sind Varianten vorstellbar, die den Einsatz von Geld und anderen Ressourcen möglichst gering halten.
 
Unter den bestehenden Rahmenbedingungen ist es auch bei intensivem Bemühen fast unmöglich, ohne die Nutzung von automobilen Fahrzeugen auszukommen – jedenfalls so lange gesellschaftliche Alternativen zum Individualverkehr fehlen bzw. der Zugriff auf Transportmittel nicht horizontal organisiert ist. Dabei geht es im Wesentlichen um den Transport von schweren Lasten über weite Distanz. Aber auch dann sind Varianten vorstellbar, die den Einsatz von Geld und anderen Ressourcen möglichst gering halten.
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Auch ein gemeinsames Nutzfahrzeug produziert Kosten. Sehr interessant ist deshalb die Umstellung auf Pflanzenöl, welche bei Dieselfahrzeugen möglich ist. Dann ist es möglich, beispielsweise ausgesondertes Öl aus Friteusen zu nutzen, um das Nutzfahrzeug zu betreiben. Bei entsprechenden Absprachen mit gastronomischen Einrichtungen, die sich über die kostenlose Entsorgung in der Regel freuen dürften, können die Ausgaben für Treibstoff – der wesentliche Teil laufender Auto-Kosten – radikal gesenkt werden. Das ist nicht nur gratisökonomisch, sondern auch ökologisch eine vergleichsweise sinnvolle Variante: Durch die Nutzung von bereits aus der Verwertungsmaschine „ausgeschiedenem“ Pflanzenöl wird keine neue Nachfrage erzeugt. Das Fahren mit kostenlosen „Frittenfett“ ist CO2-neutral – im Gegensatz dazu ist auch Biodiesel ein extra und dabei energieaufwendig hergestellter Treibstoff.  
 
Auch ein gemeinsames Nutzfahrzeug produziert Kosten. Sehr interessant ist deshalb die Umstellung auf Pflanzenöl, welche bei Dieselfahrzeugen möglich ist. Dann ist es möglich, beispielsweise ausgesondertes Öl aus Friteusen zu nutzen, um das Nutzfahrzeug zu betreiben. Bei entsprechenden Absprachen mit gastronomischen Einrichtungen, die sich über die kostenlose Entsorgung in der Regel freuen dürften, können die Ausgaben für Treibstoff – der wesentliche Teil laufender Auto-Kosten – radikal gesenkt werden. Das ist nicht nur gratisökonomisch, sondern auch ökologisch eine vergleichsweise sinnvolle Variante: Durch die Nutzung von bereits aus der Verwertungsmaschine „ausgeschiedenem“ Pflanzenöl wird keine neue Nachfrage erzeugt. Das Fahren mit kostenlosen „Frittenfett“ ist CO2-neutral – im Gegensatz dazu ist auch Biodiesel ein extra und dabei energieaufwendig hergestellter Treibstoff.  
 
Um ein Nutzfahrzeug in ein „Pommesauto“ zu verwandeln sind meistens Umbauten am Fahrzeug nötig. Auf verschiedenen Internetseiten und Selbsthilfe-Foren werden die technischen Details genau beschrieben; darüber kann auch der direkte Kontakt zu anderen Pflanzenöl-Nutzerinnen kann hergestellt werden
 
Um ein Nutzfahrzeug in ein „Pommesauto“ zu verwandeln sind meistens Umbauten am Fahrzeug nötig. Auf verschiedenen Internetseiten und Selbsthilfe-Foren werden die technischen Details genau beschrieben; darüber kann auch der direkte Kontakt zu anderen Pflanzenöl-Nutzerinnen kann hergestellt werden
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*Aneignung von Fähigkeiten, um Fahrzeuge eigenständig zu reparieren; es gibt zahlreiche Selbsthilfe-Foren, auf denen andere Bastlerinnen Erfahrungen bereit stellen oder Fragen beantworten.
 
*Aneignung von Fähigkeiten, um Fahrzeuge eigenständig zu reparieren; es gibt zahlreiche Selbsthilfe-Foren, auf denen andere Bastlerinnen Erfahrungen bereit stellen oder Fragen beantworten.
 
*Anmeldung als Nutzfahrzeug, um Steuern zu sparen
 
*Anmeldung als Nutzfahrzeug, um Steuern zu sparen
 
 
== Mitfahrgelegenheiten ==
 
Mitfahrgelegenheiten basieren auf dem organisierten Mitfahren mit Leuten, die über ein nicht vollständig gefülltes Auto oder ein nicht voll ausgeschöpftes Wochenend- oder anderes Mehrpersonenticket verfügen. Die Verabredung dazu und Vereinbarungen zur Kostenbeteiligung werden im Vorfeld getroffen; entweder über entsprechende Internetseiten, auf denen Angebote und Gesuche gesammelt werden, oder über eine kostenpflichtige Vermittlungsinstanz. Trotz zunehmender Kommerzialisierung in diesem Bereich gibt es immer noch Varianten ohne Vermittlungsgebühr. Geeignet könne Mitfahrgelegenheiten sein, wenn Pünktlichkeit ansonsten nicht erreicht werden kann oder um schlecht angebunden Orte zu verlassen bzw. zu erreichen.
 
 
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*Bahn: http://www.mitbahnzentrale.de, http://www.studenten-wg.de/mitbahnen.html, http://www.ticket-teilen.de
 
*Auto: http://mitfahrgelegenheit.de
 
  
  
 
== Aktionen ==
 
== Aktionen ==
 
Trampen, Schwarzfahren oder gemeinsame Lastentransporter sind Mittel, um unter den herrschenden Verhältnissen umfassende Mobilität mit hoher Unabhängigkeit zu verbinden. Sie sind damit logischerweise weder die Vorwegnahme verkehrspolitischer Utopien, noch ein verallgemeinerbarer Lebensentwurf. Die durch Gratis-Mobilität und Selbstorganisierung ‚eingesparte’ Zeit kann aber beispielsweise genutzt werden, um mittels direkten Aktionen und weiteren Elementen einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit für allen verfügbare Gratis-Mobilität und sozial-kreative Transportsysteme zu werben bzw. Debatten darum zu erzeugen. Die Möglichkeiten kreativen Widerstands kennen dabei keine Grenzen; einige der vorstellbaren Ideen:
 
Trampen, Schwarzfahren oder gemeinsame Lastentransporter sind Mittel, um unter den herrschenden Verhältnissen umfassende Mobilität mit hoher Unabhängigkeit zu verbinden. Sie sind damit logischerweise weder die Vorwegnahme verkehrspolitischer Utopien, noch ein verallgemeinerbarer Lebensentwurf. Die durch Gratis-Mobilität und Selbstorganisierung ‚eingesparte’ Zeit kann aber beispielsweise genutzt werden, um mittels direkten Aktionen und weiteren Elementen einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit für allen verfügbare Gratis-Mobilität und sozial-kreative Transportsysteme zu werben bzw. Debatten darum zu erzeugen. Die Möglichkeiten kreativen Widerstands kennen dabei keine Grenzen; einige der vorstellbaren Ideen:
 
 
 
*Per Critical Mass, d.h. als „zufällig“ sich treffende Gruppe mit Fahrrädern, Inlinern oder unangemeldete Reclaim The Streets-Party Straßen und Plätze zurück erobern
 
*Per Critical Mass, d.h. als „zufällig“ sich treffende Gruppe mit Fahrrädern, Inlinern oder unangemeldete Reclaim The Streets-Party Straßen und Plätze zurück erobern
 
*Ein gefälschtes Schreiben einer Beförderungsgesellschaft erklärt, dass ihre Verkehrsmittel an einen konkreten Tag kostenlos zur Verfügung stehen
 
*Ein gefälschtes Schreiben einer Beförderungsgesellschaft erklärt, dass ihre Verkehrsmittel an einen konkreten Tag kostenlos zur Verfügung stehen
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== Ähnliche Seiten ==
== Gratis-Mobilität auf Anarchopedia ==
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*[[Tramp-Ratgeberin | Trampen]]
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*[[Schwarzfahren]]
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*[[APO-Calypse:Selbstorga Gratismobilität | Mitschrift]] eines Workshops zu Gratismobilität
 
*[[APO-Calypse:Selbstorga Gratismobilität | Mitschrift]] eines Workshops zu Gratismobilität
  
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== Links ==
 
== Links ==
 
*Artikel über anarchistische Aktionen in puncto [http://projekte.free.de/schwarze-katze/texte/rb120306.html#bus Gratis-Mobilität]
 
*Artikel über anarchistische Aktionen in puncto [http://projekte.free.de/schwarze-katze/texte/rb120306.html#bus Gratis-Mobilität]
*[http://www.projektwerkstatt.de/antirepression/tipps/klein.html#schwarz Rechtliche Hinweise] zum 'Schwarzfahren'
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[[Kategorie:Gratis-Mobilität]]
 
[[Kategorie:Gratis-Mobilität]]
 
[[Kategorie:Leben]]
 
[[Kategorie:Leben]]

Revision as of 15:05, 23 July 2006

Mobilität ist ein alltägliches Grundbedürfnis und in vielfacher Hinsicht Voraussetzung, um gesellschaftlich aktiv zu sein: Reisen, Besuche bei Freunden, Transporte, Beteiligung an Protest-Veranstaltungen … all das setzt voraus, mobil zu sein. Unter kapitalistischen Verhältnissen ist die Nutzung von Fortbewegungs- und Transportmitteln aktuell weitgehend marktförmig organisiert, d.h. abhängig vom verfügbaren Geld. Zur Selbstorganisierung im Alltag, die ein Leben ohne Job und Abhängigkeit von staatlichen Geldern ermöglichen will, gehört daher auch möglichst umfassende Gratis-Mobilität - der Versuch, möglichst ohne Geld mobil zu sein.

Grundsätzliches

Eine Hürde auf dem Weg zur Selbstorganisierung ist die Zurichtung auf marktförmiges Verhalten; aufgrund ständiger Wiederholung und massiver Präsenz entfaltet sie eine extrem durchschlagende Wirkung und führt dazu, dass fast alle Menschen andere Lösungsstrategien kaum noch denken können. Der gleichzeitige Rückgang von Wissen und Fähigkeiten, um sich selbst zu organisieren, verschärft diese Tendenz und schafft auch faktische Zwänge, sich marktförmig zu verhalten.

  • Einsatz von Kreativität, Planung und dem eigenen Willen zu strategischer Organisierung
  • Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten:
    • Aufbau bzw. Zusammenlegung von Ressourcen (z.B. Fahrradwerkzeug, Straßenkarten)
    • Aneignung von Wissen und Fähigkeiten: Vom Umgang mit Straßenkarten bis zur Reparatur der genutzten Fortbewegungsmittel
  • Die Mischung macht’s - geschickte Kombinierung unterschiedlicher Fortbewegungsmittel und -strategien


Auto-Orientierung überwinden

Vielen gilt das Auto vor der eigenen Haustür oder in der eigenen Garage als Inbegriff von Selbstbestimmung: Es ist ständig verfüg- und spontan einsetzbar und verspricht Unabhängigkeit – und daran glauben fast alle Autonutzerinnen, obwohl bereits tägliche Staus als Widerlegung angesehen werden könnte. Sicherer als die Versprechen der Automobil-Lobby ist, dass Autos einer Selbstorganisierung häufig im Wege stehen: Bereits die Existenz eine Autos fördert dessen ungehemmte, universale Nutzung und ersetzt fast immer den Einsatz strategischer Planungen. Statt den eigenen Kopf anzustrengen und sich um kreative Lösungen zu bemühen, wird der Zündschlüssel umgelegt („Hirn aus, Auto an“). Diese ‚Flexibilität’ ist zudem individuell teuer erkauft und schon deshalb schwer mit dem Gratisökonomie vereinbar. Auch gesellschaftlich hat der Autoverkehr erhebliche Vorbedingungen, die oft ausgeblendet werden:

  • Automobilismus als dominante Fortbewegungsform für den Personentransport braucht Herrschaft: Die weitgehenden Einschränkungen vieler Menschen, die zwangsläufig mit dem Autoverkehr verbunden sind, können nur über Herrschaftsstrukturen realisiert werden. Der gigantische Flächenverbrauch für Straßennetze, die jeder anderen Nutzung entzogen sind und einem extrem gefährlichen Raum darstellen, ist nur „von oben“ durchsetzbar. Es ist nicht vorstellbar, dass vollständig von Strassen durchzogene Städte entstehen würden, wenn z.B. Kinder nicht übergangen werden können; von ihnen ist nicht zu erwarten, dass sie einer Umgebung zustimmen, in der sie nicht mehr ohne Aufsicht und permanente Lebensgefahr spielen können. In einem gleichberechtigten, gesellschaftlichen Prozess wären auch Schnellstrassen und Autobahnen neben Wohnhäusern nicht durchsetzbar. Unter herrschaftsfrei-kooperativen Rahmenbedingen hätte eine so aggressive Mobilität kaum eine Chance.
  • Individualverkehr ist eine riesige Ressourcenverschwendung: Neben dem schon erwähnten Flächenverbrauch werden für die Herstellung und den Betrieb von Autos unzählige Rohstoffe verschleudert, obwohl ein umfassendes Netz öffentlicher Verkehrsmittel viel effizienter wäre. All das setzt wiederum den herrschaftsförmigen Zugriff auf Rohstoffe und ungleiche Lebensverhältnisse voraus – die privilegierte Mobilität vor allem in den Industrienationen ist untrennbar verwoben mit Ausbeutung von ärmeren Ländern.


Selbstorganisierung ist daher immer auch ein Weg vom automobilen Individualverkehr.


Formen der Gratismobilität

Mobilität, die wenig(er) kostet


Alles umsonst? Der Rest

Beim konsequenten Ausbau von Gratis-Mobilität kann der Geldeinsatz massiv gesenkt werden; dennoch bleiben einige Situationen, welche eine völlig kostenfreie Lösung erschweren – sei es, weil der angepeilte Ort schlecht erreichbar ist oder du z.B. beim Trampen kein Klavier transportieren kannst. Unter den bestehenden Rahmenbedingungen ist es auch bei intensivem Bemühen fast unmöglich, ohne die Nutzung von automobilen Fahrzeugen auszukommen – jedenfalls so lange gesellschaftliche Alternativen zum Individualverkehr fehlen bzw. der Zugriff auf Transportmittel nicht horizontal organisiert ist. Dabei geht es im Wesentlichen um den Transport von schweren Lasten über weite Distanz. Aber auch dann sind Varianten vorstellbar, die den Einsatz von Geld und anderen Ressourcen möglichst gering halten.


Gemeinsame Nutzfahrzeuge

Denkbar ist, als Gruppe von Menschen, Verein oder offener Zusammenhang ein Fahrzeug anzuschaffen und zu unterhalten, ähnlich dem ‚Car-Sharing’. Die anfallenden Kosten werden von der gesamten Gruppe getragen; möglich ist eine gemeinsame Kasse für diesen Zweck, falls es nicht ohnehin eine gemeinsame Ökonomie gibt. Wichtig ist dabei zu klären, dass das Vehikel konsequent nur für den Lastentransport verwendet wird – denn auch bei gemeinsamer Nutzung besteht die Gefahr, dass die Verfügung über ein Auto dessen schon erwähnten universalen Gebrauch bei gleichzeitiger Abschaltung des Hirns fördert.


Umsonst-Treibstoff aus der Pommesbude ...

Auch ein gemeinsames Nutzfahrzeug produziert Kosten. Sehr interessant ist deshalb die Umstellung auf Pflanzenöl, welche bei Dieselfahrzeugen möglich ist. Dann ist es möglich, beispielsweise ausgesondertes Öl aus Friteusen zu nutzen, um das Nutzfahrzeug zu betreiben. Bei entsprechenden Absprachen mit gastronomischen Einrichtungen, die sich über die kostenlose Entsorgung in der Regel freuen dürften, können die Ausgaben für Treibstoff – der wesentliche Teil laufender Auto-Kosten – radikal gesenkt werden. Das ist nicht nur gratisökonomisch, sondern auch ökologisch eine vergleichsweise sinnvolle Variante: Durch die Nutzung von bereits aus der Verwertungsmaschine „ausgeschiedenem“ Pflanzenöl wird keine neue Nachfrage erzeugt. Das Fahren mit kostenlosen „Frittenfett“ ist CO2-neutral – im Gegensatz dazu ist auch Biodiesel ein extra und dabei energieaufwendig hergestellter Treibstoff. Um ein Nutzfahrzeug in ein „Pommesauto“ zu verwandeln sind meistens Umbauten am Fahrzeug nötig. Auf verschiedenen Internetseiten und Selbsthilfe-Foren werden die technischen Details genau beschrieben; darüber kann auch der direkte Kontakt zu anderen Pflanzenöl-Nutzerinnen kann hergestellt werden


Links


Weitere Möglichkeiten zur Kostensenkung

  • Aneignung von Fähigkeiten, um Fahrzeuge eigenständig zu reparieren; es gibt zahlreiche Selbsthilfe-Foren, auf denen andere Bastlerinnen Erfahrungen bereit stellen oder Fragen beantworten.
  • Anmeldung als Nutzfahrzeug, um Steuern zu sparen


Aktionen

Trampen, Schwarzfahren oder gemeinsame Lastentransporter sind Mittel, um unter den herrschenden Verhältnissen umfassende Mobilität mit hoher Unabhängigkeit zu verbinden. Sie sind damit logischerweise weder die Vorwegnahme verkehrspolitischer Utopien, noch ein verallgemeinerbarer Lebensentwurf. Die durch Gratis-Mobilität und Selbstorganisierung ‚eingesparte’ Zeit kann aber beispielsweise genutzt werden, um mittels direkten Aktionen und weiteren Elementen einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit für allen verfügbare Gratis-Mobilität und sozial-kreative Transportsysteme zu werben bzw. Debatten darum zu erzeugen. Die Möglichkeiten kreativen Widerstands kennen dabei keine Grenzen; einige der vorstellbaren Ideen:

  • Per Critical Mass, d.h. als „zufällig“ sich treffende Gruppe mit Fahrrädern, Inlinern oder unangemeldete Reclaim The Streets-Party Straßen und Plätze zurück erobern
  • Ein gefälschtes Schreiben einer Beförderungsgesellschaft erklärt, dass ihre Verkehrsmittel an einen konkreten Tag kostenlos zur Verfügung stehen
  • Öffentlich angekündigte Umsonst-Fahr-Tage oder Gratiszüge zu konkreten Events können viel Aufmerksamkeit schaffen


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Kategorie:Gratis-Mobilität Kategorie:Leben