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Geschichtswerkstätten

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Geschichtswerkstätten sind Gruppen oder Vereine, die sich der Erforschung und Darstellung der regionalen Geschichte von unten verpflichtet fühlen.

Entstehungsgeschichte der Geschichtswerkstätten

In Skandinavien entstand in den 1970er Jahren die Tradition des Grabe-wo-du-stehst (Sven Lindqvist) (Konzentration auf die Lokalgeschichte und das Verbinden der historischen Dimensionen mit dem gegenwärtigem Alltag). Parallel hierzu entstand in den angelsächsischen Ländern die History-workshop-Bewegung. In Deutschland entstanden die ersten Geschichtswerkstätten im Rahmen der Neuen Sozialen Bewegungen Anfang der 1980er Jahre. Die erste Geschichtswerkstatt in Deutschland ist die Berliner Geschichtswerkstatt. Sie wurde von der Hausbesetzerbewegung und der Berliner VolksUni aus der Taufe gehoben.

Schwerpunkte der Geschichtswerkstätten

Die Geschichtswerkstätten betreiben eine aktive und kritische Aufarbeitung von historischen Themen zur Industrialisierungsgeschichte, Arbeitergeschichte, Sozialgeschichte, Alltagsgeschichte, Kulturgeschichte und Frauengeschichte. Die Arbeit der Geschichtswerkstätten wird als eine politische verstanden, welche sich gegen ein Geschichtsverständis von Nationalkonservativen und einem rechten Gramscianismus wendet. Vom Anspruch her soll eine basisdemokratische und auf direkte Lebenumwelten der Menschen und ihrer Erfahrungen konzentrierte Geschichtsarbeit praktiziert werden.

Die Geschichtswerkstatt Göttingen schreibt hierzu:

Metaprozesse bekommen vor Ort ein anderes Gesicht. Menschen, ihr Handeln und ihre Erfahrungen werden „sichtbar". Sichtbar werden dann auch Kontinuitäten, Widersprüche wie Brüche, die TrägerInnen sozialer Lasten treten aus dem Schatten der vermeindlich „Großen" und „Mächtigen". Leer- und Blindstellen in der Geschichte der Stadt und der Region werden sichtbar. Der Widerstand Einzelner und kleinerer Gruppen, aber auch das Hinnehmen und Mitmachen der Vielen werden sichtbar.

Zu den Forschungsschwerpunkten der Geschichtswerkstätten zählen:

  • Geschichte des Nationalsozialismus. Dabei lassen sich unterschiedliche Phasen unterscheiden: In den ersten Jahren war der Widerstand gegen das Regime vor allem mit dem Blickwinkel der Arbeiterbewegung von Bedeutung, später verlagerte sich der Schwerpunkt auf die Judenverfolgung und den Holocaust, in den letzten Jahren traten immer stärker die lokale Aufarbeitung der Zwangsarbeit in den Focus der Geschichtswerkstätten.
  • Frauengeschichte
  • Oral History
  • Geschichte von Minderheiten
  • Alltagsgeschichte

Aktivitäten der Geschichtswerkstätten

Geschichtswerkstätten arbeiten gelegentlich mit Schulen und Volkshochschulen zusammen. Zwar werden auch Bücher verfasst, jedoch sind die eigentlichen Aktivitäten praktischer Natur, um die Geschichte erfahrbar zu machen. Diese Aktivitäten von Geschichtswerkstätten umfassen:

  • Werkstattgespräche
  • Dia/Filmvorträge
  • Zeitzeugengespräche
  • Erstellen von Ausstellungen
  • Historische Stadtrundfahrten (zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Bus, der Kutsche oder dem Schiff)
  • Organisierung von Stadtrallyes
  • Herausgabe von Büchern
  • Betreiben von Archiven
  • Geschichtsfeste

Literatur

Bücher

  • Berliner Geschichtswerkstatt (Hg.): Alltagskultur, Subjektivität und Geschichte. Zur Theorie und Praxis von Alltagsgeschichte, Münster 1994
  • Alf Lüdtke: Alltagsgeschichte, Frankfurt/New York: Campus 1989, Neuausgabe 2002., ISBN 3-593-33893-9
  • Berliner Geschichtswerkstatt (Hrsg.): Alltagskultur, Subjektivität und Geschichte. Zur Theorie und Praxis von Alltagsgeschichte. Münster 1994., ISBN 3-924550-95-6
  • Böge, Volker (Hrsg): Geschichtswerkstätten gestern – heute – morgen. Bewegung! Stillstand. Aufbruch?. München, Hamburg 2004., ISBN 3-935549-91-1
  • Gert Zang: Die unaufhaltsame Annäherung an das Einzelne. Reflexionen über den theoretischen und praktischen Nutzen der Regional- und Alltagsgeschichte. Konstanz: Arbeitskreis für Regionalgeschichte 1985 (= Schriftenreihe des Arbeitskreises für Regionalgeschichte 6).
  • Hannes Heer/Volker Ullrich: Geschichte entdecken. Erfahrungen und Projekte der neuen Geschichtsbewegung Reinbek 1985., ISBN 3-499-17935-0
  • Sven Lindqvist: Grabe wo du stehst. Handbuch zur Erforschung der eigenen Geschichte. Bonn: Verlag J.H.W. Dietz Nachf., ISBN 3-8012-0144-9
  • Klaus Tenfelde: Schwierigkeiten mit dem Alltag. In: Geschichte und Gesellschaft 3/1984. S.376-394.
  • Peter Schöttler: Die Geschichtswerkstatt e.V. Zu einem Versuch, basisdemokratische Geschichtsinitiativen und -forschungen zu vernetzen. In: Geschichte und Gesellschaft 3/1984. S.421-424.

Zeitschriften

Weblinks