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Freiheit

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Revision as of 10:42, 4 July 2006 by α (Talk | contribs) (Die ArbeiterInnenbewegung und der Kampf fuer die Freiheit)

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Freiheit gehört seit der Französischen Revolution zu den zentralen Begriffen innerhalb politischer Auseinandersetzugen und Kämpfe. Sehr viele Gruppen und Parteien benutzen das Wort Freiheit, doch was ist Freiheit eigentlich?

Freiheit bedeutet, tun und lassen zu können was man will, ohne jemanden anderen dadurch in irgendeiner Art Schaden zuzufügen. (Dies ist die klassische Definition von Freiheit aus der Zeit der Franzoesischen Revolution, wie sie sich in der Erklaerung der Menschenrechte von 1789 (Art. 6) findet. [1])

Freiheit ist aber auch eine Illusion, da niemand frei von seinem gesellschaftlichen Umfeld sein kann. Im Mittelpunkt steht also besonders der Kampf um Freiheit, wirklich frei sein werden wir allerdings nie! Isaiah Berlin sieht das folgendermaßen: "Wir können nicht absolut frei bleiben und müssen einen Teil unserer Freiheit aufgeben, um den Rest zu bewahren". Das "Freiheitsdilemma" besteht darin, dass das Festschreiben neuer Realitäten zwangsläufig zu einem Aufgeben der gewonnen Freiheit führt, da trotz freier Wahl, auf die Realisierug anderer Möglichkeiten verzichtet wird bzw. werden muss. Die ist für den Lebensphilosophen Wilhelm Schmid der "Preis der Realisierung der Freiheit".

Es ist doch zumindest bedenkenswert, dass so wie es oben beschrieben wird jeder neoliberale Vordenker dies zu 100% unterschreiben würde. Uns glauben zu machen, dass wir frei sein können ist eines der raffiniertesten Herrschaftsmittel unserer Zeit. Freiheit ist aber ein beständiger Kampf darum frei zu werden; es ist niemals ein Zustand. Freiheit ist keine Institution, sie wird erlebt, erfahren und ausgeübt. Freiheit ist ein soziales Verhältnis, sie ist eine gesellschaftliche und individuelle Praxis.


Negative und Positive Freiheit

  • Die negative Freiheit ist immer die Freiheit von etwas und beruht auf den Akt oder Prozess der Befreiung.
  • Die positive Freiheit ist immer die Freiheit zu etwas, dabei geht darum aus den gewählten Möglichkeiten Wirklichkeit werden zu lassen.

Freiheit als Idee in der Geschichte

Freiheit wurde historisch hoechst unterschiedlich definiert. Unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen und Klassen haben unterschiedliche Ideen von Freiheit. Historisch war der Begriff Freiheit von grosser Bedeutung fuer die Bourgeoisie (Buergertum). In der europaeischen Aufklaerung (philosophische Stroemung im 18. Jahrhundert) wurde die religioese Freiheit und die Redefreiheit betont. Die Aufklaerer setzten sich daher u.a. fuer die Trennung von Kirche und Staat ein. In den buergerlichen Revolutionen (Amerikanische Revolution von 1776 und Franzoesische Revolution 1789) erlebte die Idee der Freiheit einen ersten politischen Hoehepunkt.

Ich meine die Freiheit eines jeden, die weit entfernt ist vor der Freiheit anderer wie vor einem Grenzpfahl haltzumachen, in derselben im Gegenteil ihre Bekräftigung und ihre unendliche Ausdehnung findet, - die Freiheit eines jeden, unbegrenzt durch die Freiheit aller, die Freiheit durch die Solidarität, die Freiheit in der Gleichheit, - die über die brutale Gewalt und das Autoritätsprinzip, das stets nur der ideale Ausdruck dieser Gewalt war, siegreiche Freiheit, - die Freiheit, die nach der Niederwerfung aller himmlischen und irdischen Götzenbilder eine neue Welt gründen und organisieren wird, die Welt der solidarischen Menschheit, auf den Ruinen aller Kirchen und aller Staaten.

Bakunin in seiner Schrift zur Pariser Kommune

Amerikanische Revolution

Die Amerikanische Revolution fuehrte zur Unabhaengigkeit der amerikanischen Kolonien von Grossbritannien und der Gruendung der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Verfechter der Unabhaengigkeit sahen die Weiterexistenz des kolonialen Status (ohne in der Gesetzgebenden Versammlung des Mutterlandes Grossbritannien vertreten zu sein) als Negation ihrer natuerlichen Freiheitsrechte. In der Amerikanischen Unabhaengigkeitserklaerung von 1776 heisst es: "all men are created equal, ... they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, ... among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness." [2] Dieser Text wurde zu einer Zeit verfasst, als in Nordamerika Sklaverei herrschte. Einige der Fuehrer des Amerikanischen Unabhaengigkeitkampfes waren selbst Sklavenhalter. Damit wurde trotz der universalistischen Redeweise in der Praxis einem grossen Teil der Bevoelkerung in Amerika jegliche Freiheitsrechte vorenthalten. Dennoch wurde von einigen weissen Amerikanern, v.a. aus dem Norden, der Widerspruch erkannt, einerseits von der Freiheit aller Menschen zu reden, und andererseits Sklaverei zu haben. Dies war einer der Gruende, warum in den noerdlichen Staaten die Sklaverei nach der Unabhaengigkeit schrittweise abgeschafft wurde. Sowohl schwarze als auch weisse Sklavereigegner (Abolitionisten) bezogen sich in ihrem Kampf fuer die vollstaendige Abschaffung der Sklaverei auf die Sprache der Freiheit, wie sie in der Amerikanischen Unabhaengigkeitserklaerung zu finden ist.

Franzoesische Revolution

Aehnlich wie die Amerikanische Revolution wurde auch die Franzoesische Revolution von Freiheitsideen inspiriert. Die franzoesische Revolution wird noch heute mit den Begriffen "Freiheit, Gleichheit, Bruederlichkeit" assoziiert. In der Deklaration der Menschen- von 1789 heisst es gleich am Anfang: "Men are born and remain free and equal in rights". Zur Definition von Freiheit heisst es: "Liberty consists in the freedom to do everything which injures no one else; hence the exercise of the natural rights of each man has no limits except those which assure to the other members of the society the enjoyment of the same rights. These limits can only be determined by law." [3] Die Deklaration enthaelt eine naehere Bestimmung der Allgemeinen Menschenrechte. Freiheit bedeutet hier u.a. der Schutz des Individuums vor dem willkuerlichen Zugriff des Staates (Dies u.a. beeinhaltete Redefreiheit, aber auch Freiheit vor willkuerlicher Verhaftung). Aber Freiheit wird auch im Zusammenhang mit Eigentum genannt, woran erkennbar ist, dass es sich um ein Dokument der besitzenden Klassen und nicht der Besitzlosen handelt.

Nationale Befreiung

Die antikolonialen nationalen Befreiungsbewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg standen in der Tradition der buergerlichen Revolutionen. Allerdings waren sie teilweise auch vom sozialistischen Ideen inspiriert, nach denen es keine wirkliche Freiheit ohne die Aenderung der wirtschaftlichen Grundlagen geben kann. (siehe unten, Abschnitt ueber ArbeiterInnenbewegung).

Die ArbeiterInnenbewegung und der Kampf fuer die Freiheit

Die ArbeiterInnenbewegungen in Europa traten das Erbe der buergerlichen Revolutionen an. Sie erkannten, dass durch die buergerlichen Revolutionen, trotz der universalistischen Sprache, nicht die allgemeine Freiheit, sondern die Freiheit der Bourgeosie verwirklicht wurde. Eine wirkliche Befreiung wurde (und wird bis heute) durch den Zwang der wirtschaftlichen Verhaeltnisse verhindert. Solange die ArbeiterInnen gezwungen sind, ihre Arbeitskraft als Ware zu verkaufen (d.h. sich ausbeuten zu lassen), waehrend andere die Profite einfahren, kann es keine wirkliche Freiheit geben.

Waehrend autoritaere Sozialismusinterpretationen vertreten, dass die Befreiung durch die Partei herbeigefuehrt werden koenne, betonen die libertaeren Traditionen des Marxismus wie des Anarchismus, dass wirkliche Freiheit nur erreicht werden kann, wenn die Menschen sich selbst befreien. Wie Bertolt Brecht formulierte: "Es kann die Befreiung der Arbeiter nur das Werk der Arbeiter sein".

Kommunistische Kritik am Begriff der Freiheit

Kommunist*innen können mit dem Begriff der Freiheit nichts anfangen. Ihrer Meinung nach ist dies eine bürgerliche Kategorie, die zu nichts anderem als Erhalt der Herrschaft dient: Freiheit werde immer nur gewährt und beziehe sich immer auf ein Negativum ("Freiheit von ..."). Im Kommunismus müsse mensch aber keine gewährende Behörde oder Person mehr fragen, ob er jetzt auf's Klo gehen kann.