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Diktatur des Proletariats

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Diktatur des Proletariats ist ein Begriff von Friedrich Engels. Als Diktatur des Proletariats wird die Gesellschaft bezeichnet in der das Proletariat über den Staat und die politische Gewalt verfügt.

Diktatur des Proletariats ist eigentlich nur ein anderer Begriff für Herrschaft des Volkes, also Demokratie, der sich vom kapitalistischen Demokratieverständniss absetzen soll. Der Begriff wird häufig missverstanden und es wird versucht durch ihn den Kommunismus als diktatorisch zu diskreditieren.

Um den Begriff zu verstehen muss man zunächst Marx' Staatsbegriff kennen. Für Marx ist ein Staat immer das Instrument der über die Produktionsmittel verfügenden Klasse um die nicht besitzenden Klassen zu unterdrücken. In den kapitalistischen Staaten ist das die Bourgeoisie, die das Proletariat unterdrückt. Die Diktatur des Proletariats ist also ein Staat in dem die riesiege Bevölkerungsmehrheit (Proletarier) die winzige Minderheit (Bourgeoisie) beherrscht statt andersherum. Wenn alle Produktionsmittel in den Händen der Bevölkerung sind und die Jugend sozialistisch sozialisiert wird, wird der proletarische Klassenstaat nicht mehr gebraucht und beginnt langsam abzusterben. Die Gesellschaft geht dann in den Kommunismus über.

Zitate

Der deutsche Philister ist neuerdings wieder in heilsamen Schrecken geraten bei dem Wort: Diktatur des Proletariats. Nun gut, ihr Herren, wollt ihr wissen, wie diese Diktatur aussieht? Seht euch die Pariser Kommune an. Das war die Diktatur des Proletariats. (Friedrich Engels, Einleitung zu Der Bürgerkrieg in Frankreich von Karl Marx , 18. März 1891)


Der Grundfehler der Lenin-Trotzkischen Theorie ist eben der, daß sie die Diktatur, genau wie Kautsky, der Demokratie entgegenstellen. "Diktatur ODER Demokratie" heißt die Fragestellung sowohl bei den Bolschewiki wie bei Kautsky. Dieser entscheidet sich natürlich für die Demokratie, und zwar für die BÜRGERLICHE Demokratie, da er sie eben als die Alternative der sozialistischen Umwälzung hinstellt. Lenin-Trotzki entscheiden sich umgekehrt für die Diktatur im Gegensatz zur Demokratie und damit für die Diktatur einer Handvoll Personen, d.h. für Diktatur nach bürgerlichem Muster. Es sind zwei Gegenpole, beide gleich weit entfernt von der wirklichen sozialistischen Politik. Das Proletariat kann, wenn es die Macht ergreift, nimmermehr nach dem guten Rat Kautskys unter dem Vorwand der "Unreife des Landes" auf die sozialistische Umwälzung verzichten und sich nur der Demokratie widmen, ohne an sich selbst, an der Internationale, an der Revolution Verrat zu üben. Es soll und muß eben sofort sozialistische Maßnahmen in energischster, unnachgiebigster, rücksichtslosester Weise in Angriff nehmen, also Diktatur ausüben, aber Diktatur der KLASSE, nicht einer Partei oder Clique, Diktatur der Klasse, d.h. in breitester Öffentlichkeit, unter tätigster ungehemmter Teilnahme der Volksmassen, in unbeschränkter Demokratie. "Als Marxisten sind wir nie Götzendiener der formalen Demokratie gewesen", schreibt Trotzki. Gewiß, wir sind nie Götzendiener der formalen Demokratie gewesen. Wir sind auch nie Götzendiener des Sozialismus oder des Marxismus gewesen. Folgt etwa daraus, daß wir auch den Sozialismus, den Marxismus, wenn er uns unbequem wird, a la Cunow-Lensch-Parvus, in die Rumpelkammer werfen dürfen? Trotzki und Lenin sind die lebendige Verneinung dieser Frage. Wir sind nie Götzendiener der formalen Demokratie gewesen, das heißt nur: Wir unterscheiden stets den sozialen Kern von der politischen Form der BÜRGERLICHEN Demokratie, wir enthüllten stets den herben Kern der sozialen Ungleichheit und Unfreiheit unter der süßen Schale der formalen Gleichheit und Freiheit - nicht um diese zu verwerfen, sondern um die Arbeiterklasse dazu anzustacheln, sich nicht mit der Schale zu begnügen, vielmehr die politische Macht zu erobern, um sie mit neuem sozialen Inhalt zu füllen. Es ist die historische Aufgabe des Proletariats, wenn es zur Macht gelangt, an Stelle der bürgerlichen Demokratie sozialistische Demokratie zu schaffen, nicht jegliche Demokratie abzuschaffen. Sozialistische Demokratie beginnt aber nicht erst im gelobten Lande, wenn der Unterbau der sozialistischen Wirtschaft geschaffen ist, als fertiges Weihnachtsgeschenk für das brave Volk, das inzwischen treu die Handvoll sozialistischer Diktatoren unterstützt hat. Sozialistische Demokratie beginnt zugleich mit dem Abbau der Klassenherrschaft und dem Aufbau des Sozialismus. Sie beginnt mit dem Moment der Machteroberung durch die sozialistische Partei. Sie ist nichts anderes als die Diktatur des Proletariats.

Jawohl: Diktatur! Aber diese Diktatur besteht in der ART DER VERWENDUNG DER DEMOKRATIE, nicht in ihrer ABSCHAFFUNG, in energischen, entschlossenen Eingriffen in die wohlerworbenen Rechte und wirtschaftlichen Verhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft, ohne welche sich die sozialistische Umwälzung nicht verwirklichen läßt. Aber diese Diktatur muß das Werk der KLASSE, und nicht einer kleinen, führenden Minderheit im Namen der Klasse sein, d.h. sie muß auf Schritt und Tritt aus der aktiven Teilnahme der Massen hervorgehen, unter ihrer unmittelbaren Beeinflussung stehen, der Kontrolle der gesamten Öffentlichkeit unterstehen, aus der wachsenden politischen Schulung der Volksmassen hervorgehen. (Rosa Luxemburg, Zur russischen Revolution, 4. Kapitel)

Im Zusammenhang mit den revolutionären Nachkriegsereignissen (1918-23) äußert sich der Anarchist Erich Mühsam (1878-1934) zur Rolle der „Diktatur des Proletariats“ folgendermaßen:
„Der Sinn der Räte ist vorläufig die kapitalistische Gesellschaftsmaschinerie in eine sozialistische zu überführen. Solange das nicht erreicht ist, muss jeder Nichtsozialist und jeder, der als kapitalistischer Unternehmer Lohnangestellte beschäftigt, von der Beteiligung an den Wahlen ausgeschlossen bleiben. Die Räte zu bestimmen und durch sie die öffentliche Gewalt auszuüben, ist ausschließlich das Recht der Ausgebeuteten. Das ist die Diktatur des Proletariats. Ist sein Ziel, die kommunistische Gesellschaftsreform, erreicht, so fällt die Diktatur von selbst dahin, da dann die Ausbeutung in keiner Form mehr besteht und also jeder Anlass zu Entrechtung irgendwelcher Art behoben ist“.

Kategorie:Marxismus Kategorie:Bolschewismus