Still working to recover. Please don't edit quite yet.

Die Verfolgung der Revolutionäre im Republikanischen Spanien geht weiter (August 1937)

Aus <a href="http://deu.anarchopedia.org/Die_Verfolgung_der_Revolution%C3%83%C2%A4re_im_Republikanischen_Spanien_geht_weiter_(August_1937)">Anarchopedia</a>, dem offenen Wissensportal für und von AnarchistInnen
Jump to: navigation, search

Dieser Artikel wurde im August 1937 in der "Arbeiterpolitk", der Zeitung der KPO (Kommunistische Partei-Opposition) Elsass veröffentlicht. Er entspricht nicht dem APOV. Aufgrund der lückenhaften Dokumentation der Spanischen Revolution, stellt er jedoch ein wichtiges Zeitzeugnis dar und wurde deshalb in die Anarchopedia übernommen.


In Lerida ist der POUM-Genosse Marcial Mena, der politischer Kommissar im Heere war, unter der Anklage der „Meuterei“ zum Tode verurteilt u. erschossen worden. Die Regierung von Valencia hatte dieses Todesurteil bestätigt. Die Verantwortung für diesen konterrevolutionären Justizmord fällt auf die Regierung Negrin-Prieto u. die in ihr vertretenen Parteien.

Nachdem die POUM faktisch verboten worden ist, hat die Valenciaregierung jetzt einen Generalangriff gegen die Anarchisten u. ihre Organisationen eingeleitet. Die Barcelonaer „Solidaridad Obrera“, die größte anarchistische Zeitung wurde auf 5 Tage verboten. Auch bei den POUM-Zeitungen begann man mit befristeten Verboten, bevor man sie ganz unterdrückte. Der anarchistische Vorsitzende des Rates von Aragon Joaquín Ascaso ist von der Valenciaregierung seines Amtes enthoben u. wegen „Juwelenschmuggels“ verhaftet worden. Dieser „Juwelenschmuggel“ ist offenkundig eine ebensolche Polizei- und GPU-Phantasie wie die der POUM vorgeworfene „Spionage“. Der Schlag gegen den Rat von Aragon ist aus verschiedenen Gründen bedeutsam. Einmal ist Aragon eine der stärksten Positionen der CNT; zweitens ist diese Provinz die unmittelbare Etappe der Aragonfront. Die Absetzung von Ascaso soll offenbar die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Valenciaregierung die an der Aragonfront stehenden anarchistischen Divisionen ebenso aufgelöst u. entwaffnet, wie sie es mit der POUM-Division Lenin gemacht hat. Das nennt sich Stärkung der Front gegen Franco.

Ferner handelt es sich bei dem konterrevolutionären Anschlag gegen Aragon um eine Offensive gegen die wirtschaftlichen Errungenschaften der Werktätigen. In Aragon war die Kollektivisierung der Landwirtschaft am weitesten fortgeschritten. Die werktätigen Bauern von Aragon hatten hervorragendes geleistet. Im „Libertaire“ v. 12.8. schreibt Robert Lefranc darüber:

„Die (die Kollektivwirtschaften von Aragon) haben durchschnittlich um 30 % mehr Getreide angebaut als früher. Sie haben Hafer, Mais u. Kartoffeln angebaut, sie haben in ihren Ställen die Anzahl des für den Verbrauch bestimmten Viehs vergrößert, sie haben die Kleinbetriebe zusammengefasst, Schulen und Spitäler gebaut oder eingerichtet u. die Gesundheitspflege fast überall sozialisiert.“

Lefranc schildert, wie die Valenciaregierung u. die von der PSUC geführte katalonische UGP die Kollektivisierung in Aragon aus allen Kräften zu sabotieren suchten, um den Privatbetrieb in der Landwirtschaft wieder zum Sieg zu verhelfen, d. h. also im Interesse der Großbauern u. der Großgrundbesitzer. Es wurde systematisch versucht, die Kollektivwirtschaften durch willkürliche Requisitionen, die ohne Bezahlung vorgenommen wurden, zu desorganisieren u. zu ruinieren. Die revolutionären Bauern wurden entwaffnet. Schließlich wurde der Rat von Aragon aufgelöst, von dem Lefranc sagt, dass er „die Manöver der Zentralregierung u. der politischen Parteien nie in einer wirksamen Weise gestört habe“. Seine „Sünde“ sei gewesen, dass er den Kollektivwirtschaften geholfen habe.

Das Schicksal des Rats von Aragon zeigt, wie verfehlt die Auffassung der Anarchisten war, die Arbeiterschaft könne passiv den politischen Vormarsch der Konterrevolution hinnehmen, es genüge, wenn sie sich dem Ausbau ihrer wirtschaftlichen Positionen widme. Aragon zeigt, dass, wenn die Bourgeoisie den Arbeitern u. Bauern die Waffen genommen hat, sie auch daran geht ihnen die Kontrolle der Betriebe zu rauben, -auf dem Lande u. bald auch in den Städten. Die Arbeiterklasse kann keine sozialistische Wirtschaft aufbauen, wenn sie sich nicht die politische Macht sichert.

Die Zahl der im republikanischen Spanien verhafteten Anarchisten soll bereits über 5.000 betragen.

Eine von der Pariser „Humanitè“ mitgeteilte Verordnung der Valenciaregierung bedroht alle Zeitungen, die „Angriffe auf die SU“ veröffentlichen, mit dem dauernden Verbot. Das richtet sich auch gegen die Organe der Anarchisten und der Caballeroleute, die die Einmischung der SU zugunsten der bürgerlichen Konterrevolution im republikanischen Spanien kritisieren.

Auch gegen Caballero und seine Anhänger geht die Valenciaregierung mit Underdrückungsmechanismen vor. Als Caballero nach Barcelona gehen wollte, um dort einige Versammlungen abzuhalten, wurden alle politischen Versammlungen in Barcelona verboten. Der amerikanische Journalist Louis Fischer, der ein journalistischer Vertrauensmann der Sowjetregierung ist, erklärt in einem Artikel im „New Statesman“ v. 31. Juli, dass Caballero u. seine Freunde binnen drei Monaten „außerhalb des Gesetzes“ gestellt sein, d. h. das Schicksal der POUM erleiden würden, wenn sie ihre gegenwärtige Politik nicht änderten. Der Verfolgung aller revolutionären Strömungen steht auf der anderen Seite die Wiederzulassung der katholischen Kirche der öffentlichen Religionsausübung im Machtbereich der Valenciaregierung entgegen. Man wird vielleicht darauf hinweisen sein, dass auch in der russischen Revolution die religiösen Glaubensbetätigung nicht verboten worden sei. Aber in Spanien handelt es sich um etwas anderes. Die katholische Kirche ist in Spanien Partei im Bürgerkrieg, sie ist eine der Hauptstützen von Franco. Deshalb haben die spanischen Werktätigen zu Beginn des Bürgerkriegs die Kirchen niedergebrannt u. den Geistlichen jede kirchliche Betätigung untersagt. Man könnte sich vorstellen, dass die spanischen Antifaschisten erklären, nach dem Siege über den Faschismus werde man der katholischen Kirche unter bestimmten Umständen u. nach Maßgabe ihres Verhaltens im Kriege eine gewisse Betätigungsmöglichkeit gewähren. Aber die Wiederzulassung der kirchlichen Betätigung im gegenwärtigen Augenblick bedeutet weiter nichts als die Legalisierung der faschistischen Propaganda im Machtbereich der Valenciaregierung. Es ist klar, dass eine gute Anzahl der jetzt wieder legalisierten Geistlichen Kanzel und Beichtstuhl zur Propaganda für Franco ausnutzen wird. Es ist bezeichnend, dass die Valenciaregierung ein Bedürfnis danach empfindet, sich ihre konterrevolutionäre Politik durch die Kirche segnen zu lassen. Das Bündnis von Weihwedel und Polizeisäbel war bisher in jeder Konterrevolution üblich u. es scheint auch dann nicht entbehrt werden zu können, wenn Stalin u. die KI die Akteure der Konterrevolution sind. Die Lage ist also so, dass man im republikanischen Spanien zwar ungestört an Christus u. alle Heiligen glauben darf, dass man aber ins Gefängnis wandert, wenn man an die proletarische Revolution u. den Sozialismus glaubt und diesen Glauben auszuüben versucht.

Die Regierung Negrin hat den Mord an Nin auf dem Gewissen, sie hat Tausende von revolutionären Arbeitern einkerkern lassen… Gleichzeitig zeigt es sich immer deutlicher, dass diese konterrevolutionäre Politik im Inneren, eine direkte Sabotage der Kriegsführung gegen Franco ist. Die Regierung Negrin hat Bilbao verloren, auf ihr Konto kommt die missglückte Offensive bei (Brunete?), die Niederlage bei (Peruel?) und jetzt die Bedrohung bei Santanders. Die Tätigkeit der Regierung Negrin beweist, dass der Sieg der proletarischen Revolution in Spanien notwendig ist um den Sieg über Franco zu sichern.


Quelle

Kategorie:Spanien (1936-39) Kategorie:Revolution Kategorie:Texte