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Difference between revisions of "Armes Theater"

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'''Armes Theater''' ist ein Arbeitsbegriff von [[Jerzy Grotowski]], der in Polen mit seinem [[Teatr Laboratorium]] bewusst eine neue [[kollektive Theaterarbeit]] gegen die reichen künstlerischen Regie-Theater setzte: Statt wie damalige Maler dem Theater immer noch mehr Kulissen, Klamotten und Schminke hinzuzufügen, schlug er vor, wie Bildhauer immer mehr wegzunehmen, bis die minimale klare Substanz der Bewegung übrigbleibt.
 
'''Armes Theater''' ist ein Arbeitsbegriff von [[Jerzy Grotowski]], der in Polen mit seinem [[Teatr Laboratorium]] bewusst eine neue [[kollektive Theaterarbeit]] gegen die reichen künstlerischen Regie-Theater setzte: Statt wie damalige Maler dem Theater immer noch mehr Kulissen, Klamotten und Schminke hinzuzufügen, schlug er vor, wie Bildhauer immer mehr wegzunehmen, bis die minimale klare Substanz der Bewegung übrigbleibt.
  
Im Training hieß das für die Schauspieler, jede Bewegung so einfach und klar zu machen, daß sie davon sauberen Ausdruck bekommt.
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Im Training hieß das für die Schauspieler, jede Bewegung so bewusst, einfach und klar zu machen, daß sie davon sauberen Ausdruck bekommt.
  
In der Inszenierung bedeutete es, den Raum auszuräumen, oft nur einen Stuhl, ein paar Bettgestelle, ein paar Laken, kaum Kleidung zu tragen, was in den 60er-Jahren enorm anstössig wirkte.
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In der Inszenierung bedeutete es, den Raum auszuräumen, oft nur einen Stuhl, ein paar Bettgestelle, ein paar Laken, kaum oder eher reduzierte Kleidung zu tragen, was in den 60er-Jahren enorm anstössig wirkte.
  
In der kollektiven Erarbeitung eines Stückes entstand dabei ein Energiefeld, in dem alle Beteiligten mit hoher Disziplin und Hingabe lebten, davon auch getragen wurden: Das Stück Apokalypse wurde von einer Gruppe mehr als 800 mal gespielt, und es wurde jede Aufführung anders.
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In der kollektiven Erarbeitung eines Stückes entstand dabei ein Energiefeld, in dem alle Beteiligten mit hoher Disziplin und Hingabe lebten, davon auch getragen wurden: Das Stück Apokalypse wurde von einer Gruppe mehr als 800 mal gespielt, und jede Aufführung wurde anders, und doch gleich.
  
 
Viele Schauspieler gingen damals zu Workshops in die polnischen Wälder, und die Schüler Grotowskis kamen auch auf alle internationalen Theaterfestivals, so daß sich die Methoden verbreiteten:  
 
Viele Schauspieler gingen damals zu Workshops in die polnischen Wälder, und die Schüler Grotowskis kamen auch auf alle internationalen Theaterfestivals, so daß sich die Methoden verbreiteten:  
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Wochenenden gemeinsam im Wald zu verbringen, ohne Worte zu verwenden, Rituale für die eigenen Gefühle und Situationen zu entwickeln, Klarheit im Ausdruck verbreitete sich sehr schnell bis in die politischen Aktionen gegen den Vietnam-Krieg, wurden auch Bestandteil der Methoden des [[Living Theatre]].  
 
Wochenenden gemeinsam im Wald zu verbringen, ohne Worte zu verwenden, Rituale für die eigenen Gefühle und Situationen zu entwickeln, Klarheit im Ausdruck verbreitete sich sehr schnell bis in die politischen Aktionen gegen den Vietnam-Krieg, wurden auch Bestandteil der Methoden des [[Living Theatre]].  
  
In der Zeit des Kalten Krieges war diese geistige Bewegungsrichtung gegen die Verlogenheit der klassischen Inszenierungen, unterstützt von prächtigen großen polnischen Theaterplakaten, ein wichtiges Aufbruchszeichen der Literaten und Schauspieler, ähnlich dem Stück "Die tote Klasse" und dem "Theater des Todes" des Tadeusz Kantor.  
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In der Zeit des Kalten Krieges war diese geistige Bewegungsrichtung gegen die Verlogenheit der klassischen Inszenierungen, unterstützt von prächtigen großen polnischen Theaterplakaten, ein wichtiges Aufbruchszeichen der Literaten und Schauspieler, ähnlich dem Stück "Die tote Klasse" und dem "Theater des Todes" des [[Tadeusz Kantor]].  
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==

Revision as of 21:50, 8 September 2006

Armes Theater ist ein Arbeitsbegriff von Jerzy Grotowski, der in Polen mit seinem Teatr Laboratorium bewusst eine neue kollektive Theaterarbeit gegen die reichen künstlerischen Regie-Theater setzte: Statt wie damalige Maler dem Theater immer noch mehr Kulissen, Klamotten und Schminke hinzuzufügen, schlug er vor, wie Bildhauer immer mehr wegzunehmen, bis die minimale klare Substanz der Bewegung übrigbleibt.

Im Training hieß das für die Schauspieler, jede Bewegung so bewusst, einfach und klar zu machen, daß sie davon sauberen Ausdruck bekommt.

In der Inszenierung bedeutete es, den Raum auszuräumen, oft nur einen Stuhl, ein paar Bettgestelle, ein paar Laken, kaum oder eher reduzierte Kleidung zu tragen, was in den 60er-Jahren enorm anstössig wirkte.

In der kollektiven Erarbeitung eines Stückes entstand dabei ein Energiefeld, in dem alle Beteiligten mit hoher Disziplin und Hingabe lebten, davon auch getragen wurden: Das Stück Apokalypse wurde von einer Gruppe mehr als 800 mal gespielt, und jede Aufführung wurde anders, und doch gleich.

Viele Schauspieler gingen damals zu Workshops in die polnischen Wälder, und die Schüler Grotowskis kamen auch auf alle internationalen Theaterfestivals, so daß sich die Methoden verbreiteten:

Wochenenden gemeinsam im Wald zu verbringen, ohne Worte zu verwenden, Rituale für die eigenen Gefühle und Situationen zu entwickeln, Klarheit im Ausdruck verbreitete sich sehr schnell bis in die politischen Aktionen gegen den Vietnam-Krieg, wurden auch Bestandteil der Methoden des Living Theatre.

In der Zeit des Kalten Krieges war diese geistige Bewegungsrichtung gegen die Verlogenheit der klassischen Inszenierungen, unterstützt von prächtigen großen polnischen Theaterplakaten, ein wichtiges Aufbruchszeichen der Literaten und Schauspieler, ähnlich dem Stück "Die tote Klasse" und dem "Theater des Todes" des Tadeusz Kantor.

Literatur

  • Das Arme Theater des Jerzy Grotowski, Velber bei Hannover, Friedrich Verlag, 1969
  • Shawn, Wallace und André Gregory: Mein Essen mit André. Ein Drehbuch, Alexander Verlag 2003

-abgedruckt auch in Kursbuch ...

Weblinks

Kategorie:Theater