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Anarchismus

Aus <a href="http://deu.anarchopedia.org/Anarchismus">Anarchopedia</a>, dem offenen Wissensportal für und von AnarchistInnen
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Anarchismus

Inhalt

  1. Systematik der Richtungen
  2. Symbole
  3. Literatur
  4. AnarchistInnen

[[Bild:Drapeau noir.svg|thumb|Die schwarze Fahne ist ein traditionelles anarchistisches Symbol]] AnarchistInnen wollen eine herrschaftsfreie, gewaltlose Gesellschaft, in der Menschen miteinander leben können, ohne zu befehlen oder Befehlen folgen zu müssen. Sie nennen diese (künftige) Gesellschaft einer herrschaftsfreien Menscheit, in der sie selbst entscheiden was zu tun und was notwendig ist, in der nur noch die Bedürfnisse der Menschen (und nicht mehr die eines abstrakten Marktes oder eines auf Gewalt begründeten Staates) zählen, in der auch keine abstrakten Herrschaftsorganisationen mehr existieren Anarchie (deutsch: die herrschaftsfreie Gesellschaft). Ein Mensch, der nach diesen Prinzipien lebt oder eine herrschaftsfreie Gesellschaft anstrebt, wird als Anarchist bezeichnet. Bisweilen wird das Adjektiv libertär (dt. freiheitlich) als Synonym für „anarchistisch“ benutzt.

Anarchismus ist eine politische Philosophie,die grundsätzlich alles in Frage stellt und fortwährend danach strebt, Strukturen aufzudecken, aus denen Herrschaft hervor geht. Die ständige Weiterentwicklung im eigenen Denken ist essentiell für die Mitglieder der Bewegung. Anarchismus stellt den Glaubenssätzen anderer Theorien die Überwindung von Dogmen gegenüber und grenzt sich damit von Ideologien ab. Anarchismus stellt keine bloße Aneinandereihung von Beliebigkeiten dar, sondern beinhaltet die Verneinung jeder Herrschaftsstruktur und eine kleine Reihe von Prinzipien:

Selbstbestimmung. Keine Mehrheit soll über Minderheit, keine Gruppe über Einzelne entscheiden dürfen
Selbstorganisation. Gemeinschaftliche Selbstverwaltung statt Unterordnung oder Wahl von Entscheidungsträgern
Gleichberechtigung. Keine Stimme wird stärker gehört, nur weil sie einer Person gehört, die bestimmte Merkmale oder besseres Wissen aufweist, oder weil sie sich besser artikuliert

Da Anarchismus auch als Theorie der Anarchie[1] verstanden wird, stehen einige Anarch(o/a)s diesem Begriff kritisch gegenüber. Sie betrachten nur das konsequente Leben der Anarchie als zielführend. Erich Mühsam schrieb dazu:

Anarchismus ist die Lehre von der Freiheit als Grundlage der menschlichen Gesellschaft. Anarchie, zu deutsch: ohne Herrschaft, ohne Obrigkeit, ohne Staat, bezeichnet somit den von den Anarchisten erstrebten Zustand der gesellschaftlichen Ordnung, nämlich die Freiheit jedes einzelnen durch die allgemeine Freiheit. In dieser Zielsetzung, in nichts anderem, besteht die Verbundenheit aller Anarchisten untereinander, besteht die grundsätzliche Unterscheidung des Anarchismus von allen andern Gesellschaftslehren und Menschheitsbekenntnissen.

AnarchistInnen wollen weder Chaos noch Krieg, wie oft behauptet bzw. bewußt in Anerkennung des Gefahrenpotentials, welches von der herrschaftsfreien Idee für die Herrschenden ausgeht, verbreitet wird. AnarchistInnen sind auch nicht prinzipiell gegen jeder Form von Organisierung (siehe z.B. FAU), wie z.B. von KommunistInnen häufig spekuliert wird, sondern sie wenden sich in erster Linie gegen Hierachiestrukturen in (und durch) Organisationen.

Der Anarchismus strebt also eine gesellschaftliche Organisationsform an, die von den Menschen gelebt wird und frei von Hierarchien ist, deshalb bestehen u.a. Ähnlichkeiten zwischen Anarchie, Rätekommunismus, dem "Verein freier Produzenten" (Pohrt) und/oder Basisdemokratie.

Prinzip

Wichtigstes Prinzip des Anarchismus ist die Selbstorganisation auf gleichberechtigter Grundlage.

Das Leben kann auf kleinstmöglicher sozialer Ebene geregelt werden.

Jeder Mensch soll die ihn betreffenden Entscheidungen selbst gemeinsam mit anderen fällen. Deshalb wenden sich AnarchistInnen auch immer gegen den Staat, da auch in heutigen (parlamentarischen) Demokratien die Entscheidungen nur von wenigen in der Regierung, in Parteien, Unternehmen etc. getroffen werden.

Zu einer gerechten Gesellschaft gehört auch ein gerechtes Wirtschaften. Deshalb lehnen AnarchistInnen autoritäre Wirtschaftsordnungen wie den Kapitalismus ab, egal ob als Marktwirtschaft oder als Staatssozialismus, und streben eine selbstorganisierte Wirtschaft an, die bedürfnisorientiert produziert, ohne künstliche Bedürfnisse zu erzeugen (wie es oft durch Werbung oder Künstliche Verknappung geschieht). Hierfür gibt es unterschiedlichste Modelle und Ideen, die nebeneinander und miteinander existieren können. Das Prinzip von gleichberechtigter Selbstorganisation gilt ökonomisch für die Produktions-, Zirkulations-, Konsumtions- und Rekreationssphäre und gesellschaftlich für alle anderen Bereiche.

AnarchistInnen wollen nicht die Macht übernehmen (im Gegensatz zu Partei-KommunistInnen), sie wollen auch nicht für andere Menschen entscheiden – ihr Ziel ist es, dass die Menschen ihr Leben in die eigene Hand nehmen und sich ihrer selbst bewusst werden. Freiwillig angenommene, wechselnde Machtstrukturen, die nicht zu Herrschaft gerinnen, sind mit Anarchie vereinbar. TrainerInnen, Lehrende, Ratgebende; aber auch im Idealfall wechselnde Arbeitsteilung haben Sinn. Herrschaft als solches soll abgeschafft werden. In jedem Bereich.

AnarchistInnen streben eine Gesellschaft an, in der jeder Mensch gleich behandelt wird, d.h. auf gleicher Ebene mit anderen lebt, eine horizontale Gesellschaft. Äußerlichkeiten wie Herkunft, soziales oder biologisches Geschlecht, Behinderungen, Alter o. ä. sollen nicht als Kriterium gelten, nach denen mit anderen umgegangen wird.

Aufgabe anarchistischer TheoretikerInnen kann es sein, eine neue Strategie für die Auseinandersetzung gegen Macht zu entwickeln. Wie kann eine nachhaltige anarchistische Netzstruktur mittels der neuen Medien aufgebaut werden und wie kann die soziale Bewegung weiter in die anarchistische Richtung, weg von Hierachien und Sozialstaatsglauben, aufgerichtet werden?



Anarchismus = Freiheit + Sozialismus (M. Bakunin)
Leben einzeln und frei wie ein Baum und geschwisterlich wie ein Wald ist unsere Sehnsucht (Nazim Hikmet)

Verschiedene Richtungen des Anarchismus

Unter Anarchismus werden in der Anarchopedia folgende Strömungen verstanden: Grüner Anarchismus, Anarcho-Pazifismus, Libertärer Kommunalismus, Primitivismus, post-linker Anarchismus, Anarcha-Feminismus, Solidarischer Anarchismus, Anarcho-Syndikalismus, Kollektivismus, Anarcho-Kommunismus, Plattformismus, Folk Anarchy, Postanarchismus, Anarchismus ohne Adjektive (strömungsloser Anarchismus), antiautoritärer Nationalsozialismus und libertärer Individualismus.


thumb|Ein zeitgenössisches Plakat in griechischer Sprache

Zukunft

Wird die Zukunft anarchistisch sein? Wir Anarchisten sind überzeugt davon. Künftige Generationen werden sicher noch die eine oder andere Überraschung parat haben. Wenn es weiterhin mit den anarchosyndikalistischen Gewerkschaften wie bisher läuft, wird der Anarchismus auf jeden Fall wieder populärer, ja wenn er sich nicht sogar vollends in unserer starren Gesellschaft etabliert!

Und wer hätte vor 300 Jahren gedacht, dass die Utopie von Gestern (die Demokratie) jemals die gottgewollte Monarchie ablösen würde?

Es kann als ein plausibler Gedankenstrang gelten: dass von der Fremdbestimmung eines gottgewollten Monarchens, sich eine stellvertretende Verwaltung der repräsentativ-parlamentarischen Demokraten und letztendlich auch eine Selbstverwaltung des Anarchen (besser: der Anarchen) durchsetzt.

Organisierung:

Weltweit gibt es mehrere hunderte anarchistische Basisorganisationen und libertäre Gruppen, die sich in lokalen Organisationen organisieren. In Deutschland war die Föderation freiheitlicher Sozialisten (1947 bis um 1970; Nachfolgeorganisation der FAUD) die größte Organisation nach dem Zweiten Weltkrieg, heute ist es die anarchosyndikalistische Gewerkschaft

Libertäre Medienmesse oder Libertäre Tage dem Austausch, der Diskussion und Organisierung.

Medien/Periodika

Die wichtigsten deutschsprachigen Periodika sind die „Direkte Aktion“ der Anarchosyndikalistischen Organisation FAU-IAA, die anarcho-pazifistische „Graswurzelrevolution“ über die Zeitung gibt es auch einige Graswurzel-Gruppen, ihre auch gesondert erscheinende Beilage „Utopia“, welche 2011 eingestellt wurde. Der vierteljährlich erschienene „Schwarzer Faden“ ist ebenfalls eingestellt. In Berlin wird die englischsprachige Zeitschrift „Abolishing the Borders from Below“ (deutsch: Die Grenzen von unten abschaffen) produziert. Einige regelmäßige Publikationen wie die „Soziale Hängematte“, die in Wien erscheint, und der Leipziger „Feierabend“ werden nur regional rezipiert. Zum anarchistischen Umfeld werden die Selbstorganisationszeitschrift „Contraste“ gerechnet. Unregelmäßig erschien von 1981 bis Oktober 2013 „Die Aktion“. Die Organisation Socialiste Libertaire gibt die „Rébéllion“ in deutscher und französischer Sprache heraus. Die Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen“: veröffentlicht seit 2011 monatlich „Gǎidào“ http://fda-ifa.org/category/gai-dao/ . Anarchistische beziehungsweise anarchosyndikalistische Wochenzeitungen erscheinen mit „Umanità Nova“ in Italien, „le monde libertaire“ in Frankreich und „Arbetaren“ in Schweden.

Es gibt eine Reihe anarchistischer/libertärer Verlage und Vertriebe z.B. Syndikat-A aus Moers mit einem vielfältigen Angebot an Romanen, Sachbüchern, Broschüren, Aufklebern etc.pp. Empfehlenswert sind Buchmessen mit einer Vielzahl an Veranstaltugen, Diskussionen, Austausch, CD's, Filmen siehe z.B. die Libertäre Medienmesse in NRW.

siehe auch

Literatur:

Film

Weblinks

Kategorie:Anarchismus Kategorie:Politologie

Fußnoten

  1. Anarchie vom Griechischen αναρχία - an archia; deutsch: ohne Herrschaft