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5-Stunden-Woche

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"Ja, 1918, um damit zu beginnen, erkämpften die deutschen Arbeiter- und Soldatenräte den 8-Stunden-Tag. 1967 arbeiten unsere Arbeiterinnen und Arbeiter und Angestellten lumpige vier, fünf Stunden weniger pro Woche. Und das bei einer ungeheuren Entfaltung der Produktivkräfte, der technischen Errungenschaften, die eine wirklich sehr, sehr große Arbeitszeitreduzierung bringen könnten, aber im Interesse der Aufrechterhaltung der bestehenden Herrschaftsordnung wird die Arbeitszeitverkürzung, die historisch möglich geworden ist, hintangehalten, um Bewußtlosigkeit - das hat etwas mit der Länge der Arbeitszeit zu tun - aufrechtzuerhalten." - (Rudi Dutschke, 1967)


Warum ist der Kapitalismus weltweit nicht in der Lage, die Millionenheere von Arbeitslosen erwerbstätig zu beschäftigen?

Volkswirtschaftlich entgeht uns ein gewaltiger Reichtum. Denn viele Menschen werden durch die Mechanismen des Kapitalismus zur Arbeitslosigkeit gezwungen. 1995 kam eine Konferenz der 500 führenden Topmanager, Politiker und Wirtschaftswissenschaftler der Erde zu dem Ergebnis, daß mit dem beginnenden 21-sten Jahrhundert nur noch 1/5 der arbeitsfähigen Weltbevölkerung zur Produktion der weltweit nachgefragten Güter und Dienstleistungen erforderlich sein wird. (1) Hiernach liegt der Reichtum als ein mächtiges Arbeitskräftepotential vor, der wegen der allgemeinen Arbeitslosigkeit nicht in vollem Umfang in Güter und Dienstleistungen umgewandelt wird. Der allgemeine Reichtum an Güter und Dienstleistungen wird somit im Kapitalismus durch Arbeitslosigkeit verhindert!

Eigentumsbasierte Warenwirtschaft und Handel machen den Überfluss an Arbeitskräften zum Fluch für die Erwerbstätigen. Denn das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt den Preis einer jeden Ware. Da Arbeitskräfte nicht wie andere Waren von Markt genommen werden können, beginnt ein gnadenloser Wettbewerb und ein Verfall des Preises für menschliche Arbeit. Lohndumping, die Vergrößerung des relativen Mehrwertes für Unternehmen, Verdrängungskämpfe um Marktanteile, der damit verbundene tendenzielle Verfall der Profitrate, Kapitalansammlung und die Bildung einer Resevearmee (Arbeitslose) gehören ebenso zu den Folgen wie das Fallen der Staatseinnahmen und die Rücknahme von Sozialleistungen in der Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung. Schließlich werden die Arbeitskräfte wegen der fallenden Löhne zu immer längeren Arbeitszeiten genötigt, damit sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Dies ist der Kapitalismus, durch den sich das Eigentum in den Händen weniger sammelt und der übrigen Allgemeinheit immer weniger bleibt. Doch der größte Teil des Reichtums versiegt durch Arbeitslosigkeit oder güterwirtschaftlich unnütze Tätigkeiten.

Es gibt eine Lösung, wenn wir den Kapitalismus mit seinem Handel und seiner eigentumsbasierten Warenwirtschaft über Bord schmeißen. Mit einer Welt ohne Geld und ohne Lohnarbeit können wir nicht nur Not und Armut weltweit überwinden, sondern wir müssen bei gleicher Lebensqualität auch erheblich weniger arbeiten.



Ãœberproduktion

Exemplarisch kann der güterwirtschaftliche Gegenwert der Lohnarbeit am Beispiel der BRD bestimmt werden. Die Zahlen aus dem Statistischen Jahrbuch von 1987 zeigten schon damals die geringe Menge an notwendiger Arbeit, die auch heute zur Erhaltung unserer Lebensqualität ausreichen würde. Und dies, obwohl die BRD 1987 als Exportweltmeister galt. Die notwendige Arbeit umfaßt hier die Sozialleistungen, Produktions- und Verteilungsarbeiten. Zum Sozialwesen gehörenu.a. die Bereiche: Gesundheits- und Veterinärwesen, Reinigung usw. Zur Produktion gehören: Land- und Forstwirtschaft, Tierhaltung und Fischerei; Energie- und Wasserversorgung sowie Bergbau (Arbeiter); Verarbeitendes Gewerbe (Arbeiter); Baugewerbe; Angestellte aus Energie- und Wasserversorgung sowie dem Verarbeitenden Gewerbe. Das sind Meister, Techniker, Ingenieure sowie die Angestellten, die zur Arbeitsorganisation notwendig sind. Zur Verteilung gehören: Verkehr und Nachrichtenübermittlung

Mit den Erwerbstätigenzahlen aus dem Statistischen Jahrbuch zu den aufgezählten Wirtschaftsbereichen kommen wir auf etwa 18 Stunden pro Woche.

Lebensdauer von Gebrauchsartikeln

Die Lebensdauer unserer Gebrauchsgüter umfaßt den nächsten Schritt. Diese ließe sich mit Leichtigkeit um ein Vielfaches erhöhen. In einer Welt ohne Geld und Handel werden die Menschen anfangen, die Lebensdauer ihrer Güter zu erhöhen. Denn kein Mensch besitzt ein Interesse, für den Schrottplatz zu produzieren. --- In der heutigen Konsumgesellschaft hingegen wird zur Aufrechterhaltung des Waren-Geld-Kreislaufes die Lebensdauer der Gebrauchsgüter erheblich verkürzt. Entweder werden bewußt Sollbruchstellen eingebaut oder Fertigungstechniken nicht verwandt, die ihre Lebensdauer verlängern würden.

Beispiele sind folgende:

  1. Glühbirnen. Ihre Lebensdauer kann auf ein Menschenalter ausgedehnt werden.
  2. Glas. Es wird schlagfest durch langsames Abkühlen.
  3. Autos. Eine Fahrzeugkarosserie aus rostfreiem Blech hält mindestens 200 Jahre.
  4. Explosionsmotoren. Durch die Verwendung von Mischtechniken könnte ihre Lebensdauer auf etwa 150 Jahre ausgedehnt werden.

Wegen der Langlebigkeit müssen weniger Güter hergestellt werden, was bedeutet:

      ==>	Weniger Fabriken
      ==>	Weniger Rohstoffverbrauch
      ==>	Weniger Arbeit

Das heißt, daß wir bei gleichzeitiger Lösung unserer Umweltprobleme durchschnittlich etwa nur noch 12 Stunden pro Woche arbeiten.

Rohstoff- und Energieeinsparung

Gehen wir nun davon aus, daß sich die Mitglieder einer zukünftigen Gesellschaft von allen hergestellten Gütern nach ihren eigenen materiellen Bedürfnissen befriedigen und davon, daß die durchschnittliche Arbeitsmenge um 3/4 sinkt, dann entfällt praktisch die Rush-Hour. Denn fast jeder wird da arbeiten, wo er wohnt und nicht mehr längere Fahrwege für eine besser bezahlte Arbeit in Kauf nehmen. Das heißt, die langen Fahrwege zur Arbeit werden entfallen.--- Insgesamt bedeutet dies:

      ==>	Weniger Transportmittel,
      ==>	weniger Fabriken,
      ==>	weniger Straßen und somit
      ==>	weniger Arbeit.

Unter diesen Bedingungen werden die Menschen nur noch etwa 10 Stunden pro Woche arbeiten. Auf die gewaltigen Rohstoff- und Energieeinsparungen, den Umweltschutz und die Steigerung der Lebensqualität sei an dieser Stelle nur am Rande hingewiesen.

Freiwilligkeit

Berücksichtigen wir nun, daß in der alten BRD von 61,5 Mio. Menschen nur 30 Mio. zum Erwerbstätigenpotential gehören. Die meisten Nichterwerbstätigen (Behinderte und Rentner) würden liebend gern wieder 10 Stunden pro Woche arbeiten, um ihrem Leben wieder einen Inhalt zu geben. Mit ihnen könnten 41,8 Mio. Menschen erwerbstätig sein. Das sind 2/3 der Bevölkerung, wobei nun durchschnittlich etwa 7 Stunden pro Woche gearbeitet wird.

Automatisierung

Beziehen wir nun die Möglichkeit der Vollautomatisierung, das heißt vollautomatische Fließbandstraßen, Schiffe und Fahrzeuge mit einem über Satellit gesteuerten Verkehrsleitsystem etc., mit ein, so stehen jedem nur noch etwa 5 Stunden Arbeit pro Woche zu. (2)

In Folge dieser Idee sollten wir uns mit der besitzenden Klasse nicht um deren scheinbar unermeßlichen Reichtümer balgen. Dies ist sowieso nur ein Bruchteil des Reichtums, der durch den Kapitalismus versiegt. Viel eher sollten wir den Kapitalismus überwinden, um für uns alle das Arbeitskräftepotential dieser Welt nutzbar zu machen. Der Zugriff auf Produktion und Verteilung soll nicht länger durch das Eigentumsrecht verstellt werden. Eine basisdemokratische Selbstverwaltung der Produktion und eine Verteilung nach den individuellen materiellen Bedürfnissen der Menschen ist hier der richtige Weg. Alle Schichten sind deshalb zur Zusammenarbeit und zur Verbreitung dieses Wissens aufgefordert. Denn zur Verwirklichung dieser Idee muß der industrielle Komplex durch Einsicht und Zustimmung möglichst unbeschadet und ohne Krieg in die basisdemokratische Selbstverwaltung übergehen.


Weiterführende Literatur

Theoretiker der Arbeitszeitverkürzung

André Gorz

André Gorz: Wege ins Paradies 1983; ISBN 3880222797; S.66ff.

Er prognostizierte 20'000 Stunden Lebensarbeitszeit. Verteilt auf 40 Jahre Lebensarbeitszeit mit 52 Wochen bedeutet dies durchschnittlich: 20'000/(40*52) ca. 9 Stunden und 36 Minuten pro Woche. Andre´ Gorz: 1960 wurde Gorz Redaktionsmitglied der von Sartre und de Beauvoir gegründeten Zeitschrift "Les Temps Modernes". In den 60er Jahren schuf Gorz sich einen Weltruf als Theoretiker der Arbeiterselbstverwaltung und gilt seit den 70er Jahren als Befürworter der politischen Ökologie.


Oswald v. Nell-Breuning

Oswald v. Nell-Breuning: '#Arbeitet der Mensch zuviel? 1985; ISBN3-451-20381-2; S.98.

Die wirtschaftswissenschaftlichen Ausarbeitungen von Oswald von Nell-Breuning sind wegen seiner Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften und dem Marxismus für die Wirtschaftswissenschaften von Bedeutung, da von Nell-Breuning auch bereit war, sich über gültige Doktrin hinwegzusetzen, um wissenschaftliche Erkenntnisse in einer einfachen und verständlichen Form beim Namen zu nennen. So ging er 1985 in einer Befragung davon aus, „dass zur Deckung des gesamten Bedarfs an produzierten Konsumgütern ein Tag in der Woche mehr als ausreicht. ... Die sieht man aber nicht, wenn man von den Finanzen her zu denken anfängt, sondern die sieht man nur, wenn man güterwirtschaftlich denkt.“[1] Dies bedeutet, daß der Zugang zu einer solch umfassenden Arbeitszeitverkürzung 'nur güterwirtschaftlich' sichtbar ist.

Oswald von Nell-Breuning: Prof. Dr., ab 1956 Honorarprofessor an der Universität Frankfurt am Main, seit 1959 Mitglied des Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Zugleich war er als Professor und Dozent an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt-Georgen in Frankfurt am Main. Nell-Breuning war Mitglied des Königswinterer Kreises am Institut für Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung. Zwischen 1948 und 1969 war er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums. Links dazu http://www.sankt-georgen.de/nbi/inst/PaterNell.html - http://www.helmut-zenz.de/hznellbr.html

Hans-Peter Martin und Harald Schumann

Hans-Peter Martin und Harald Schumann: Die Globalisierungsfalle 1998; ISBN 3-499-60450-7; S.10 und S.12.

In Kalifornien fand 1995 eine Konferenz der 500 führenden Politiker, Wirtschaftsführer und Wissenschaftler aus allen Kontinenten unter der Schirmherrschaft von M.Gorbatschow statt, die unwidersprochen zu dem Ergebnis kam, dass für das beginnende 21-ste Jahrhundert 20% der arbeitsfähigen Weltbevölkerung ausreiche, um die Weltwirtschaft in Schwung zu halten. Mehr Arbeitskraft wird nicht gebraucht. Stichwort 20/80 oder 1/5 Gesellschaft. (40 Std. pro Woche / 5 = 8 Std. pro Woche) H.P. Martin: Seit 1986 Spiegel-Redakteur. Seit 20.07.1999 Abg. des Europäischen Parlaments. Link dazu: http://www.hpmartin.net/Hans_Peter_Martin.html


Darwin Dante

Darwin Dante: Die 5-Stunden-Woche, 1991, ISBN 3-9803508-1-9.

Für die BRD zeigt er anhand einer ausführlichen Modellrechnung, daß im Jahre 1990 für denselben Wohlstand eine duchschnittliche Arbeitszeit von 5 Stunden pro Woche vollauf ausgereicht hätte. Das Buch basiert auf einfachsten Rechenprozessen wie dem Dreisatz. Die Berechnung basiert auf den Zahlen aus dem Statistischen Jahrbuch von 1988, dessen Herausgeber das Statistische Bundesamt der Bundesrepublik Deutschland ist. Das Buch ist unter: www.5-Stunden-Woche.de/band1.pdf umsonst erhältlich.


Jeremy Rifkin

Jeremy Rifkin Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft 1995; ISBN 3-593-37411-0.

Trotz Wirtschaftswachstum kommt es durch den Produktivitätszuwachs zum dramatischen Verschwinden von Fabrikarbeitsplätzen. China 1995 – 2002: 15 Millionen Fabrikarbeitsplätze verloren, ca 15% des gesamten produktiven Arbeitsmarktes (S.20). Produktiver Arbeitsmarkt (Fabrikarbeitsplätze/Produktionsjobs) Bis 2010: 12% der arbeitenden Weltbevölkerung. Bis 2020: 2% der arbeitenden Weltbevölkerung. Dies entspricht einem Rückgang auf 1/6. Unterstellen wir einen ähnlich gearteten Rückgang in allen anderen Bereichen der Lohnarbeit durch die zunehmende Automatisierung und eine weltweit durchschnittliche 50 Stunden Woche, so erwartet uns für das Jahr 2020 eine etwa 8 Stunden Woche. Bei dieser Überschlagsrechnung ist der Einfluß der heute weltweit Arbeitslosen unberücksichtigt. J. Rifkin: Gründer und Vorsitzender der "Foundation on Economic Trends" in Washington. Er unterrichtet unter anderem an der Wharton School der Universität von Pennsylvania und ist Berater diverser Regierungen und auch der EU-Kommission. In den USA gilt er als einer der bekanntesten und gefürchtetsten politischen Journalisten. Das National Journal bezeichnete ihn als einen der 150 einflussreichsten Intellektuellen der USA. Link dazu: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/916564?_seite=1.

Weblinks

Quellen

  1. Hans-Peter Martin (Abg. des EU-Parlament, Redakteur des „Spiegel“), "Die Globalisierungsfalle" ISBN 3-499-60450-7, S. 12
  2. Darwin Dante, "5-Stunden sind genug", ISBN 3-9803508-1-9 [1]


Fußnoten

  1. Arbeitet der Mensch zuviel?, Oswald von Nell-Breuning: Pater Prof. Dr.; 1985; Seite 98f.


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Kategorie:Ökonomie