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produktive und unproduktive Arbeit

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Der Zweck des Arbeitsprozesses, unabhängig von seiner ökonomischen Formbestimmung betrachtet, besteht in der Produktion eines bestimmten Gebrauchswerts. Vom Standpunkt des Arbeitsprozesses aus ist die Arbeit, die diesen Gebrauchswert schafft (oder daran beteiligt ist) produktive Arbeit. Der Zweck des kapitalistischen Produktionsprozesses besteht in der Produktion von Mehrwert. Vom Standpunkt des kapitalistischen Produktionsprozesses aus ist nur Arbeit, die Mehrwert produziert, produktive Arbeit. Wenn im Folgenden von produktiver Arbeit die Rede ist, dann ist, wenn nichts anderes gesagt wird, immer diese im kapitalistischen Sinne produktive Arbeit gemeint.


Ob es sich bei einer bestimmten Art der Arbeitsverausgabung um produktive Arbeit im kapitalistischen Sinne handelt oder nicht, hängt nicht vom konkreten Charakter dieser Arbeit, sondern von den ökonomischen Umständen ab, unter denen sie verausgabt wird. Backe ich eine Pizza, die ich selbst esse oder meinen Freunden vorsetze, dann habe ich zwar einen Gebrauchswert geschaffen, aber keine Ware (die Pizza wird nicht verkauft), daher habe ich auch keinen Wert oder Mehrwert produziert; meine Arbeit war im kapitalistischen Sinne unproduktiv. Verkaufe ich die Pizza dagegen bei einem Straßenfest, dann habe ich Ware und Wert produziert, aber keinen Mehrwert; meine Arbeit war also immer noch unproduktiv. Werde ich nun als Koch in einem kapitalistisch betriebenen Restaurant eingestellt und backe dort eine Pizza, die von zahlenden Gästen aufgegessen wird, dann habe ich nicht nur Wert, sondern auch Mehrwert produziert, insofern war meine Arbeit ”produktiv”.


Ob meine Arbeit produktiv ist, hängt nicht vom Charakter des produzierten Gebrauchswerts ab, sondern davon, ob ich Ware produziere, die zugleich Mehrwert enthält. Es ist zu beachten, dass nicht nur materielle Produkte, sondern auch Dienstleistungen, sofern sie verkauft werden, Waren sind. In einem kapitalistisch betriebenen Theater sind die Schauspieler daher genauso ”produktive Arbeiter”, wie die Stahlwerker, die in einem kapitalistischen Stahlwerk arbeiten. Für den Warencharakter einer Sache spielt es auch keine Rolle, ob sie ”wirklich” nützlich und für die Reproduktion der Gesellschaft notwendig ist: Eine Luxusjacht, ein Werbefilm oder ein Panzer sind, wenn sie Käufer finden, Waren. Und wenn sie unter kapitalistischen Bedingungen produziert wurden, ist die bei ihrer Produktion verausgabte Arbeit ”produktive Arbeit”.


Um in kapitalistischem Sinne produktive Arbeit zu verrichten, muss ich Lohnarbeiter sein. Allerdings gilt nicht das umgekehrte. Nicht jeder Lohnarbeiter ist automatisch ”produktiver Arbeiter”. Bleiben wir bei dem Pizzabeispiel von oben: Bin ich Koch in einem kapitalistisch betriebenen Restaurant, so ist meine Arbeit produktiv. Nun nehmen wir an, der Restaurantbesitzer leistet sich einen privaten Koch und ich wechsle vom Restaurant in den Haushalt des Restaurantbesitzers. Dann bin ich nach wie vor Lohnarbeiter, allerdings produziere ich jetzt keine Waren mehr, sondern nur noch Gebrauchswerte: Die Pizza, die ich in der häuslichen Küche des Restaurantbesitzers zubereite, wird nicht verkauft, sondern von ihm und seinen Freunden verzehrt. Ich habe weder Wert noch Mehrwert produziert und bin daher ein ”unproduktiver” Lohnarbeiter.


Hier kann man den Sinn der Unterscheidung zwischen produktiver und unproduktiver Arbeit sehr gut deutlich machen: Werde ich als Koch in einem Restaurant beschäftigt, dann muss der Restaurantbesitzer für meinen Lohn und die von mir verarbeiteten Lebensmittel ebenso Geld aufwenden, als wenn ich als privater Koch arbeiten würde. Das Geld, das er für den Restaurantbetrieb aufwendet, wird aber nur vorgeschossen, es kommt, wenn das Restaurant gut läuft, um den Mehrwert vermehrt zu dem Restaurantbesitzer zurück. Das Geld, das er für mich als privaten Koch bezahlt, wird verausgabt, der Restaurantbesitzer erhält zwar einen Gebrauchswert zurück, aber kein Geld. Um Geld für einen privaten Koch verausgaben zu können, benötigt der Restaurantbesitzer den Mehrwert, den der Koch im Restaurant produziert. Die Menge der unproduktiven Arbeit, die sich der Restaurantbesitzer leisten kann, wird begrenzt durch die Menge an Mehrwert, welche die produktiven Arbeiter im Restaurant produzieren.




Das reine Kaufmannskapital hat es nur mit Kauf und Verkauf der Waren zu tun, die von ihm beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen verrichten unproduktive Arbeit, die keinen Mehrwert liefert [Fußnote: Zu den Funktionen des reinen Kaufmannskapitals gehört nicht auch noch der Transport, der selbst wieder eine Sphäre des industriellen Kapitals darstellt. Es handelt sich hier um begriffliche Unterscheidungen; in der Realität kann es durchaus vorkommen, dass ein bestimmtes Kapital die Funktion des Transports und des Verkaufs kombiniert, d.h. ein Teil des ausgelegten Kapitals ist industrielles Kapital und damit wert- und mehrwertschaffend, während ein anderer Teil Kaufmannskapital ist, das weder Wert noch Mehrwert schafft.]: der industrielle Kapitalist spart sich die Ausgaben für diese unproduktive Arbeit (also die eigentlichen Zirkulationskosten) und kürzt außerdem die Umlaufzeit seines Kapitals ab, indem er nicht an die Konsumenten, sondern an den Kaufmann verkauft. Dafür verkauft er die von seinem Kapital produzierten Waren unter ihrem Wert an den Kaufmann, der sie dann zu ihrem Wert weiterverkauft. Auf diese Weise teilt der industrielle Kapitalist den von seinem Kapital produzierten Mehrwert mit dem kaufmännischen Kapitalisten.