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bolo'bolo
Bolo'Bolo ist eine Utopie, die in den frühen 1980ern von P.M. verfasst wurde.
Contents
Kritik am Bestehenden
Die bestehenden Gesellschaftsordnungen, sowohl Kapitalismus im Westen als auch Staatssozialismus im Osten, werden von P.M. unter dem Begriff der planetaren Arbeitsmaschine (PAM) zusammengefasst. Überall herrscht entfremdende (Zwangs-)arbeit, das Gesetz "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen", ist allgegenwärtig.
Die PAM teilt die Menschen ein in A-, B- und C-Arbeiter, welche gegeneinander arbeiten. Als A-Arbeiter versteht P.M. die Manager, leitenden Angestellten und gutausgebildeten Führungskräfte, welche hauptsächlich, aber nicht nur im Westen zu finden sind. B-Arbeiter sind dagegen klassische Industriearbeiter. Den "schlechtesten Deal mit der PAM" haben schließlich die C-Arbeiter gemacht. Bei ihnen handelt es sich um die Land-, Arbeits-, Recht- und Zukunftslosen. C-Arbeiter findet man hauptsächlich im Süden, aber natürlich auch in allen anderen Ländern der Welt.
Keine der drei Klassen hat wirklich Gewalt über das, was mit ihr oder den anderen passiert. Sie alle sind den Wirkungen der PAM schutzlos unterworfen. Zwar kann ein A-Arbeiter sehr viel mehr entscheiden, als ein C-Arbeiter, doch auch er ist den "Sachzwängen der PAM" ausgeliefert.
Die Ãœberwindung
Um die PAM zu überwinden, kann man nicht auf Änderungen in einzelnen Ländern hoffen. Reformen werden als nutzlos verworfen, die PAM kann nur vollständig und vor allem weltweit überwunden werden. Als erster Schritt in diese Richtung werden Verbindungen quer über die Arbeiterklassen hinweg vorgeschlagen: A-Arbeiter müssen C-Arbeiter kennenlernen und mit Ihnen zusammen arbeiten und leben.
Widerstand müssen alle Klassen aber auf ihre Weise leisten - die A-Arbeiter durch Computersabotage und bewußt falsche Entscheidungen, die B-Arbeiter mit Streiks und Fabrikbesetzungen, die C-Arbeiter mit Straßenkampf.
Insgesamt ist dieser Abschnitt des Buches der am wenigsten Befriedigende. Es wird nicht klar, wie eine Stategie aussehen könnte, die Mittel bleiben zweifelhaft.
Das Ziel
Für die Zeit nach der PAM schlägt P.M. ein Netz aus autonomen Gemeinschaften, den Bolos, vor. Ein Bolo besteht aus etwa 600 Personen und sollte bevorzugt in städtischen Gebieten liegen. Einem Bolo angeschlossen sind ein oder mehrere Landgüter, welche die Versorgung mit Lebensmittel sicherstellen (Hier ist auch eine Assoziation mit ländlichen Bolos möglich).
Bolos können zahllose Formen haben - von umgebauten städtischen Quartieren über Landgüter bis hin zu nomadischen Gruppen ist alles denkbar. Die Bolos sind in Regionen organisiert, welche wiederum zu größeren Einheiten zusammengefasst werden. Die politische Entscheidungsfindung findet im Bolo selbst durch Vollversammlungen statt, in Regionen und größeren Einheiten durch Räte mit Abgesandten aller Bolos. Die Abgesandten werden nach dem Rotationsprinzip bestimmt.
Wirtschaftlich schließen Bolos miteinander Tauschverträge, für Krisenzeiten legen die Regionen Lager an, welche einen bestimmten Anteil der jährlichen Produktion enthalten. Jedes Bolo muß etwa 10% der Gesamtarbeitszeit aller Bolo-Bewohner für Gemeinschaftsarbeit in Region oder übergeordneten Einheiten zur Verfügung stellen. Diese Fronarbeit umfasst zum Beispiel die Bewachung von abgeschalteten Atomanlagen, die Anlage und Pflege größerer Infrastruktur etc.
Ebenfalls muß jedes Bolo zehn Prozent seiner Resourcen für Reisende bereithalten, welchen täglich 2000 Kalorien und ein Schlafplatz zustehen. Im Gegenzug wird von Reisenden, die länger als eine Woche bleiben, erwartet, dass sie entsprechend im Bolo mitarbeiten.
Die P.A.M. zu besetzen ist allerdings Zukunftsmusik zu Hippiezeiten gewesen. Wie sich andererseits schon in Punk-o-bolo's herumgesprochen hat, spielt hierbei nix ein bis zwei Rollen.
Asa'Pili
P.M. schlägt eine Weltsprache vor, welche zwar extrem reduziert, gerade dadurch aber leicht zu erlernen ist. Diese Sprache heißt schlicht Asa'Pili - von "Asa", die Welt und "Pili", die Sprache. Bolo, ebenfalls ein Begriff des Asa'Pili bedeutet "Gemeinschaft", die Verdoppelung entsprechend "Gemeinschaft der Gemeinschaften". Der einzelne Mensch heißt "Ibu".
Daku - Krieg in Bolo'Bolo
Für unlösbare Konflikte zwischen Einzelpersonen, Bolos oder gar ganzen Regionen, schlägt P.M. geordnete Duelle vor. Unter Aufsicht der jeweils übergeordneten Einheit treffen sich die Kombattanten, um unter vorher ausgehandelten Regeln gegeneinander anzutreten. Die Kosten für Zerstörungen während des Daku, für das Bereitstellen der Aufsichtspersonen etc kommen die Kombattanten auf.
Alter Artikel
Als das Buch bolo'bolo anfang 1980 das erst Mal in unserer Bildungsgruppe die Runde machte, hatte es uns schon verzaubert, und wir nannten unseren Verein dann ibu, das Wort für Mensch in P.M.'s Werk.
Er entwarf eine Utopie, die mit Hilfe einer neuen Sprache, zumindest für die wichtigsten Wörter, sich dann selbst durchsetzen sollte, und bis heute fasziniert mich seine Vorstellung einer Welt in vielen kleinen Gemeinschaften statt grosser Staaten.
Er glaubt an die Selbstorganisation der Menschen, an die gemeinsame Regulation der Märkte und an vernünftige Politik.
P.M. ist das Pseudonym eines Schweizers, der sich in der dortigen Struktur und Landesverteidigung gut auskennt, auch öfter maskiert zu Lesungen kam. Der Verlag Paranoia City hat mehrere seiner Bücher herausgegeben.
Weblinks
- Gesamttext bolo'bolo online
- bolo'bolo - Grundrisse für ein Projekt (ziemlich weit unten)
- Vorwort zur 5.Auflage von â€bolo'boloâ€
- Transkription eines Vortrag des Autors, erschienen in "Alternative Ökonomien, Alternative Gesellschaften", Kurswechsel 1/2005
- bolo bolo als Spiel