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Mietshäuser Syndikat

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Das Mietshäuser Syndikat ist in Freiburg entstanden. Am Anfang stand die Gründung von „Verein für Leben und Arbeiten in der Grethergelände" (1980) und dem Kauf eines Geländes 1983. Das Syndikat hat inzwischene auch in anderen Städten Anklang gefunden und geholfen Häuser dem Spekulationsmarkt zu entziehen und in Gemeinschaftseigentum zu wandeln. Zu den Häusern zählen sowohl Kleinstprojekte mit sechs Menschen, Kasernenhäuser mit 260 BewohnerInnen als auch Projekte mit und ohne gewerbliche Nutzung. Die Projektinitiativen sind ebenfalls Mitglieder im Mietshäuser Syndikat, aber überwiegend noch nicht im Besitz eines Hauses. Die Menschen, die in den einzelnen Projekten leben, arbeiten oder sich in politischen Gruppen engagieren, bestimmen alles, was ihr Haus betrifft. Eigentümerinnen sind sie trotzdem nicht, weder als Einzelne noch als Gruppe. Eigentümerin ist die jeweilige Hausbesitz-GmbH, an der das Mietshäuser Syndikat als ein Gesellschafter beteiligt ist. Von der Idee her genossenschaftlich, wurde damals bewusst eine andere Form von Gemeineigentum gewählt. Die Funktionsweise des Syndikatmodells, die Finanzierung der Projekte und wie das Syndikat als Organisation die vorher beschriebenen Hausprojekte miteinander verbindet, wie es arbeitet und welche Perspektiven entwickelt werden, wird ausführlich erklärt.

Gemeineigentum an Haus und Grund, bezahlbarer Wohnraum für Menschen mit wenig Geld, Raum für Gruppen und politische Initiativen und das alles in Selbstorganisation.

Aufgaben

  • Beratung selbstorganisierte Hausprojekte, die sich für das Syndikatsmodell interessierten.
  • Beteiligung an Projekten, damit diese dem Immobilienmarkt entzogen werden.
  • Hilfe bei der Projektfinanzierung
  • Initiierung neuer Projekte
  • Suche von Direktkrediten für selbstorganisierte Hausprojekte
  • Verwaltung von Solidarfonds


Das Projekte-Sammelsurium

58 Hausprojekte und 21 Projektinitiativen bilden einen festen Verbund. Das Bindeglied, das diesen Verbund herstellt, heißt Mietshäuser Syndikat und ist ein Verein. Die Häuser gehören jedoch nicht dem Mietshäuser Syndikat: Jedes der bestehenden 58 Hausprojekte ist autonom, d.h. rechtlich selbstständig mit einem eigenen Unternehmen, das die Immobilie besitzt. Jedes hat die Rechtsform der GmbH, der „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“.

Und es werden mehr. Der Unternehmensverbund des Mietshäuser Syndikates ist generell offen für neue, selbstorganisierte Hausprojekte; so auch für die vorher genannten 21 Projektinitiativen, die sich „ihr Haus“ erst noch aneignen wollen. Die Folge ist, dass der Verbund fröhlich weiter wächst.

Häuser kollektiv aneignen

Trotz der Unterschiedlichkeiten findet sich bei allen Hausprojekten eine vergleichbare Ausgangssituation:

  • Hier nimmt eine Gruppe tatendurstiger Menschen leere Häuser ins Visier: Sie wollen endlich zusammen wohnen. Sie suchen ausreichenden und vor allem selbstbestimmten Wohnraum – häufig auch in Kombination mit öffentlichen Räumen für Veranstaltungen, für Gruppen, Projekte und Betriebe.
  • Da fügen sich die langjährigen BewohnerInnen eines Hauses nicht resigniert den Verkaufsplänen des Hausbesitzers, sondern entwickeln eine Vision: Die Ãœbernahme „ihres Hauses“ in Selbstorganisation.
  • Dort suchen die BesetzerInnen eines sogenannten Abrissobjektes nach einer Perspektive, trotz der Wechselbäder von Räumungsdrohungen und Verhandlungen.

Allen gemeinsam ist der kollektive Wunsch nach einem Haus, in dem es sich selbstbestimmt leben lässt, dem nicht irgendwann die Zwangsräumung oder Abrissbirne winkt; mit bezahlbaren Räumen, die nicht durch Hausverkauf oder Umnutzung latent bedroht sind. Dieser Wunsch steht am Anfang jedes Projekts. Wie wir wissen, werden Mietshäuser, die eine dauerhafte kollektive Selbstbestimmung der BewohnerInnen über die eigenen vier Wände vorsehen, auf dem normalen Immobilienmarkt nicht angeboten. Also fasst die betreffende Gruppe mangels realistischer Alternativen irgendwann den kühnen Plan, einen Hausverein (e.V., Genossenschaft, o.ä.) zu gründen, um das Objekt der Begierde einfach zu kaufen.

Die Kapitalfrage

Fatalerweise geht der starke Wunsch der Initiative nach einem selbstorganisierten Hausprojekt so gut wie immer einher mit einer äußerst schwachen Kapitalausstattung der Mitglieder. In Anbetracht der erforderlichen Mittel hat sie allenfalls symbolischen Charakter. Denn für den Erwerb der Immobilie muss der Hausverein Hunderttausende von Euros leihen: Mit Krediten von der Bank und/oder direkt von Menschen, die das Projekt unterstützenswert finden und dort ihre Ersparnisse parken („Direktkredite“; darauf wird noch eingegangen). Das ist keine einfache Aufgabe. Kredite aber kosten laufend Geld, nämlich Zinsen. Sie betragen oft mehr als 3/4 der Mietzahlungen. Soll die Miethöhe sozial noch erträglich sein, ist der Spielraum äußerst knapp und das Projekt nur bei sehr niedrigen Kreditzinsen finanzierbar. Die Anfangsphase, in der die Zinskosten am höchsten sind, gleicht bei jedem Hausprojekt einem ökonomischen Drahtseilakt. Dazu gesellen sich erlebnispädagogische Streifzüge der Gruppe in die fremde Welt der Kaufverhandlungen und der politischen Durchsetzung, der Rechtsformsuche und der Kreditwerbung, der Gruppenfindungsdynamik und nicht zuletzt der Bauaktivitäten. Auf dem Weg zum eigenen Haus muss jede Projektinitiative einen wahren Hindernisparcours durchlaufen. Das könnte einfacher sein.

Der Blick über den Gartenzaun

Richten wir den Blick über die Grundstücksgrenze des einzelnen Hausprojekts und beziehen wir andere Hausprojekte in die Überlegungen mit ein. Es ist zwar richtig, dass alle Projekte in ihrer Anfangsphase in einer ähnlich schwierigen Situation sind. Aber Jahre später sieht bei allen die Lage anders aus. Da bei einer größeren Anzahl von Projekten nicht alle gleichzeitig in der schwierigen Anfangsphase sind, drängt die Gegenüberstellung die Überlegung auf, einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Situationen verschiedener Hausprojekte zu schaffen:

Die Syndikatsidee

  • Etablierte Altprojekte können neue Projektinitiativen beraten und ihr Know-how zur Verfügung stellen: Man muss das Rad nicht jedesmal neu erfinden. Und sie können in politischen Auseinandersetzungen bei umkämpften Immobilien öffentliche Unterstützung leisten.
  • Vor allem: Die Altprojekte können Ãœberschüsse zu Gunsten neuer Projektinitiativen transferieren – statt ihre wirtschaftlichen Spielräume durch regelmäßiges Aufpeppen des Wohnstandards und/oder Mietsenkungen für sich zu verbrauchen. Denn durch die allmähliche Tilgung der Kredite ist die Zinslast bei Altprojekten erheblich niedriger und sinkt von Jahr zu Jahr immer stärker.
  • Umgekehrt könnte der Kontakt mit Projektinitiativen und ihrer Dynamik, die indirekte Teilhabe an aktuellen politischen Auseinandersetzungen um ein neues Hausprojekt, wieder Bewegung in das stehende Gewässer mancher Altprojekte bringen.

Den Ausgleich organisieren

Ein solcher Ausgleich zwischen autonomen Hausprojekten geht aber nicht von selbst über die Bühne, sondern will organisiert sein: Es muss vor allem eine dauerhafte Verknüpfung zwischen den Projekten hergestellt werden, die den Transfer der Ressourcen und die dafür erforderliche Kommunikation möglich macht. Die Organisation eines solchen Solidarzusammenhangs ist die Idee des Mietshäuser Syndikats. Sie wurde erstmalig 1989 beim Grether-Projekt formuliert. Das Vereinsstatut des Syndikats von 1992 benennt als Ziel „die Entstehung neuer selbstorganisierter Hausprojekte zu unterstützen und politisch durchzusetzen: Menschenwürdiger Wohnraum, das Dach überm Kopf, für alle.“

Weblinks

Kategorie:Wohnprojekte