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Meinung

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1. Meinung

Eine Meinung zu allem hat jeder Mensch, auch wenn er behauptet, dem sei nicht so. Manche haben sogar mehrere verschiedene Meinungen zum selben Thema, je nach Laune, Trunkenheit oder Geilheit. Ein erheblicher Anteil der Menschen hält ihre jeweilige Meinung für die Wahrheit. Bei Unterschieden führt das zu Streit, wenn Menschen allzu intensiv versuchen, die Meinung ihrer Mitmenschen der eigenen anzupassen. Streit kann Spaß machen, tut es aber oft nicht. Eine der Künste des Anarchisten ist, andere Meinungen zu akzeptieren.

Wenn jemand der Öffentlichkeit mitteilen will, daß seine Meinung von erhöhter Bedeutung ist, läßt er gern mal eine Meinungsumfrage machen. Wenn das Ergebnis den Erwartungen entspricht, wird es veröffentlicht, ansonsten nicht immer.

Nach weit verbreiteter heutiger Meinung hat jeder Mensch das Recht auf Meinungsfreiheit.


2. Meinung im demokratischen Kontext

Die Ansichten, Einstellungen, Urteile, Bewertungen, Motivationslagen, Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse, Interessen, Persönlichkeit einer Person kondensieren sich in Bezug auf eine vorgegebene Fragestellung in einer Antwort, die als die Meinung der Person zu dieser Fragestellung bezeichnet wird. Ist ein Thema im (ver)öffentlich(t)en Diskurs auf eine oder mehrere Fragestellungen fokussiert, so wird auch von der Meinung zu diesem Thema gesprochen. Das Finden einer Antwort auf die Frage(n) wird Meinungsfindung genannt. Dabei ist unerheblich, ob die Antworten auf verschiedene Fragen untereinander logisch kohärent bzw. konsistent sind. Zweck der Meinungsfindung ist die Beteiligung der Person an Abstimmungen.

Kritik

  • Die Fragestellungen entstehen meist nicht durch demokratische Abstimmungen, sondern werden durch Mechanismen des Diskurses entschieden, häufig durch diskurswirksame Inszenierungen spektakulärer Ereignisse.
  • Wer die Fragestellung in Frage stellt, läuft Gefahr, sich im Diskurs zu disqualifizieren, und so via Ausgrenzung durch andere seine/ihre eigene Wertigkeit als DiskusteilnehmerIn zu vermindern.
  • Die Personen, die ihre Meinung finden sollen, werden als unabhängige Individuen idealisiert; die Meinungsfindung wird unter dem Banner der Meinungsfreiheit in einem gewissen Rahmen vor steuernden (manipulativen) Einflüssen zu schützen versucht. Der Rahmen ist diskursiv festgelegt, mithin Traditionen wie auch dem Zeitgeist unterworfen. Im demokratischen Kontext wird der Rahmen, den es für die Meinungsfreiheit auch in einer Diktatur gibt, als zu eng angesehen; in einer Demokratie wird als Kriterium zur Beurteilung des Vorliegens von Meinungsfreiheit die Wahrung bzw. Verletzung elementarer Menschenrechte (insb. körperliche Unversehrtheit) verwendet. Schäden materieller oder immaterieller Art, die eine Person aufgrund des Äusserns ihrer Meinung erleidet, werden in der Demokratie akzeptiert, um Minderheitenmeinungen abzuschwächen und die Herrschaft der Mehrheit abzusichern.