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Das Kommunistische Manifest
Das Manifest der Kommunistischen Partei wurde erstmals im Februar 1848 von Karl Marx und Friedrich Engels in London veröffentlicht. Es ist eine der einflussreichsten politischen Schriften der Geschichte. Gleichzeitig wird allerdings hier ein undifferenziertes Bild zu staatskapitalistischen Verhältnissen skizziert, welches Marx im Kapital selbst teilweise ad absurdum führt. Es kann aus heutiger Sicht davon ausgegangen werden, daß die sozialdemokratischen Begründer des Bolschewismus (Lassalle, Kautsky, Lenin) sich hauptsächlich auf diese frühe Marx-Schrift berufen und spätere Schriften wie das Kapital kaum gelesen, geschweige noch verstanden haben.
Nach dem ersten Kongress des Bundes der Kommunisten (Bundes) im Juni 1847 wurde zur Diskussion an die Bundesmitglieder ein Programmentwurf versandt, der jedoch nicht den zu stellenden Anforderungen entsprach. Im Verlaufe der Diskussion - dabei wurde erwogen, ob nicht die Form eines "Katechismus" mit Fragen und Antworten günstig sei - arbeitete Friedrich Engels die "Grundsätze des Kommunismus" aus, die eine bedeutende Vorarbeit für das Manifest bildeten. Auf dem zweiten Kongress vom 29. November bis 8. Dezember 1847 legten Marx und Engels eine ausführliche Konzeption eines Manifests vor und wurden mit der Ausarbeitung beauftragt, die im Dezember 1847/Januar 1848 erfolgte.
Ende Januar 1848 wurde das Manuskript des Manifests von Brüssel nach London befördert, wo die Zentralbehörde des Bundes den Druck besorgte. Es erschien etwa am 24. Februar 1848 in deutscher Sprache und wurde nach Ausbruch der Märzrevolution in Deutschland von den in die Heimat zurückkehrenden Bundesmitgliedern verbreitet. Noch im Jahr 1848 erschienen verschiedene Auflagen.
Besondere Bedeutung kommt den Neuausgaben des Manifestes zu, in denen Marx und Engels in Vorworten und Vorreden (1872, 1882, 1883, 1890, 1892) eine Einschätzung des Manifests gaben, auf Gesichtspunkte hinwiesen, die infolge der historischen Entwicklung seit 1848 eine besondere Berücksichtigung verdienten, oder auch ergänzende Bemerkungen hinzufügten.
Das Manifest legt die kommunistischen Vorstellungen dar, die klassenlose Gesellschaft durch eine proletarische Revolution zur Überwindung des Kapitalismus zu erreichen. Dabei lag für Marx und Engels die Überwindung des Kapitalismus im Klassenkampf, zu dem auch im letzten Abschnitt des Manifests aufgefordert wird (siehe unten). Sie setzen voraus, dass die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften eine Geschichte der Klassenkämpfe gewesen sei, und dass eine Veränderung der Gesellschaft durch diese Kämpfe unumgänglich sei. Revolution oder Untergang sei jeweils die Alternative. Marx selbst bezeichnete diesen Gedanken als globale Theorie über die gesellschaftlichen Zusammenhänge. Später hielt Marx einen friedlichen, parlamentarischen Übergang zur Arbeitermacht zumindest in England, Holland und den USA für möglich.
Aus dem Vorwort
Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten.
Wo ist die Oppositionspartei, die nicht von ihren regierenden Gegnern als kommunistisch verschrien worden wäre, wo die Oppositionspartei, die der fortgeschritteneren Oppositionsleuten sowohl wie ihren reaktionären Gegnern den brandmarkenden Vorwurf des Kommunismus nicht zurückgeschleudert hätte?
Das im Manifest dargestellte politische Programm wird Sozialismus genannt, es erstrebt die Abschaffung des Grundbesitzes und der Vererbung sowie die Verstaatlichung von Großindustrie und Transportindustrien (wie Eisenbahn, Reedereien). Neben den Maßnahmen der gesellschaftlichen Veränderungen, wird im Manifest auch über die Rolle der Partei des Proletariats gesprochen. So wird die Stellung und Aufgabe der Kommunistischen Partei u.a. beschrieben als Bildung des Proletariats [als einer Klasse "an sich"] zur Klasse ["für sich"], Sturz der Bourgeoisherrschaft, Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat., und so die politische Führung durch die Partei argumentativ abgesichert. Aus dieser so genannten sozialistischen Gesellschaft sollte sich dann das klassenlose – also klassenkampflose – kommunistische System entwickeln, das "Reich der Freiheit" jenseits der "Geschichte".
Zwischen 1872 und 1890 sah das Manifest eine Reihe von Neuausgaben, die Karl Marx insbesondere für den einfachen Arbeiter verfasste. Daher bilden diese Ausgaben seine zugänglichsten Schriften, die gleichzeitig einen Einblick in die Absichten und die Politik der ersten Kommunisten geben.
Selbsterhobene kritische Einwände
Aus dem Kapitel "Proletarier und Kommunisten":
Sind im Laufe der Entwicklung die Klassenunterschiede verschwunden und ist alle Produktion in den Händen der assoziierten Individuen konzentriert, so verliert die öffentliche Gewalt den politischen Charakter. Die politische Gewalt im eigentlichen Sinne ist die organisierte Gewalt einer Klasse zur Unterdrückung einer anderen. Wenn das Proletariat im Kampfe gegen die Bourgeoisie sich notwendig zur Klasse vereint, durch eine Revolution sich zur herrschenden Klasse macht und als herrschende Klasse gewaltsam die alten Produktionsverhältnisse aufhebt, so hebt es mit diesen Produktionsverhältnissen die Existenzbedingungen des Klassengegensatzes, die Klassen überhaupt, und damit seine eigene Herrschaft als Klasse auf.
Es ist dieses Prinzip des Übergangs vom Sozialismus zum Kommunismus, das viele Kritiker, insbesondere zur Zeit der Sowjetunion, aufgegriffen haben. Anarchisten, Liberale und Konservative haben sich gleichermaßen gefragt, wie ein Monolith wie Parteiapparat und Bürokratie je in die klassenlose Gesellschaft übergehen könne. Sowohl traditionelle als auch moderne Theorien und Beobachtungen politischer Machtstrukturen bestätigen, dass eine Gruppe oder Organisation ihre Macht zu erhalten sucht (Robert Michels: das Eherne Gesetz der Oligarchie), und keineswegs bereit ist, den Übergang zu einer anderen Machtordnung zu zu lassen, geschweige denn zu fördern.
Zum Schluss noch einmal aus dem 4. Kapitel "Stellung der Kommunisten zu den verschiedenen oppositionellen Parteien":
Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, dass ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen.
Proletarier aller Länder, vereinigt euch!
Neue Textausgabe
Das Kommunistische Manifest. Eine moderne Edition. Karl Marx und Friedrich Engels. Mit einer Einleitung von Eric Hobsbawm, Argument Verlag 1999, ISBN 3-88619-322-5