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Anarchopedia

... und noch ein kompletter text ...

Berliner Modell

aus Anarchopedia, dem offenen Wissensportal für AnarchistInnen

Eine ruhige Hand nützt nichts, wenn der Kopf wirr ist. In den letzten sechs Jahren haben die Glücklichen Arbeitslosen genügend konkrete Maßnahmen zur vollständigen Beseitigung der Arbeitslosigkeitsfrage vorgeschlagen. Doch davon wollte Rotgrün nichts wissen. Statt dessen werden jetzt wieder kostspielige Modelle angestrebt, die nur der Propaganda dienen. Hier folgt eine (unvollständige) Auflistung der verpaßten Gelegenheiten.

Die Notwendigkeit von drastischen Sparmaßnahmen hatten wir sehr früh erkannt und unseren Beitrag dazu öffentlich gemacht: die Abschaffung der Arbeitsämter. Diese Stasi-Nachfolgebehörde ist viel zu teuer und leistet nichts außer bürokratischen Schikanen. Bekanntlich hat noch niemand eine ehrenhafte Stelle über das Arbeitsamt bekommen, sondern nur sinnlose Termine, Pseudojobs, Drohungen und Ärger. Ebenso könnten wir uns die aufwendige Statistikschönung und den peinlichen, monatlichen Auftritt des Herrn Jagoda sparen. Mit der eingesparten Summe wäre es dann möglich, eine angemessene, bedingungslose Entlohnung der Nichtarbeitenden zu sichern.

[Kurz darauf wurde die Statistikfälschung öffentlich zugegeben und Jagoda in den Ruhestand geschickt. Zu diesem Anlaß wurden Zahlen genannt. Jährlich werden 50 Milliarden für Pseudomaßnahmen und Leistungen ausgegeben; hinzu kommen 20 Milliarden allein für die interne Verwaltung der Arbeitsämter. Dividiert man diese Summe durch die (wirklichkeitsnähere) Zahl von 5 Millionen Erwerbslosen, dann würde theoretisch jede und jeder monatlich 1166 Euro beziehen können.]

Und wenn das Geld dafür noch nicht reicht? Die aktuelle Regierungskampagne "Sauft für den Frieden, raucht gegen den Terror!" (gemeint ist natürlich die jüngste Alkohol- und Tabaksteuer) weist den richtigen Weg. Sowohl ethisch als auch politisch wäre zum Beispiel eine Automatensteuer durchaus vertretbar. Schließlich sind es Geld-, Kondom-, Fahrschein- und sonstige Automaten, die zig Arbeitsplätze wegnehmen. Daß Maschinen all das machen, was früher Menschen tun mußten, ist begrüßenswert. Nun sollten sie auch Steuern zahlen, um den arbeitslos gewordenen Menschen ein glückliches Dasein zu ermöglichen. Automaten sind die wahren Schwarzarbeiter in diesem Land, und die Polizei schaut weg!

Um Klarheit in die Programmatik und Effektivität in die Praxis zu bringen, hatten wir schon im letzten Wahljahr vorgeschlagen, das heuchlerische "Bündnis für Arbeit" durch ein "Bündnis für Simulationen" zu ersetzen. Ein eindeutiger Deal: Ihr tut, als ob Ihr Arbeitsplätze schafft, wir, als ob wir arbeiten. Dabei hofften wir natürlich nicht, den Grundwiderspruch zwischen simulierenden Kräften und Simulationsmitteln zu lösen. Aber ein Recht auf Mitvortäuschung für Teilzeitsimulation, Scheinbeschäftigte und sonstige Angestellte im fiktiven Sektor ist längst fällig. Nur wollen die rückständigen Gewerkschaften die neue Realität partout nicht erkennen.