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Prinzipienerklärung der Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen
<<Forum deutschsprachiger Anarchistinnen und Anarchisten
Prinzipienerklärung und Statut
Prinzipienerklärung des FdA
Ziele
Unser Ziel ist eine herrschaftsfreie Gesellschaft ohne Grenzen, Klassen und Staaten auf Grundlage der freien Vereinbarung, der gegenseitigen Hilfe und des anarchistischen Föderalismus, der durch gebundene Mandate seitens der Basis gekennzeichnet ist. Diese Gesellschaft soll pluralistisch sein, damit unterschiedliche Lebensentwürfe und kollektive Grundordnungen gleichberechtigt – verbunden durch den Föderalismus – erprobt, gelebt und umgesetzt werden können. Da wir jede Herrschaft über und Ausbeutung von Menschen ablehnen, setzen wir uns ein für die Abschaffung aller Formen von Herrschaft und Ausbeutung in kultureller, politischer, sexueller, sozialer, wirtschaftlicher oder sonstiger Hinsicht. Dies beinhaltet die Ablehnung von Hierarchien und Totalitarismen in jeder Form. Wir treten ein für eine bedarfsorientierte und umweltverträgliche Nutzung der natürlichen Ressourcen.
Menschenbild
Wir sind der Überzeugung, daß wir Menschen prinzipiell in der Lage sind, eigenständig selbstbestimmt in einer freien Gesellschaft zu leben und verantwortungsbewußt zu handeln. Die gegenwärtige Unfähigkeit, tatsächlich in einer herrschaftsfreien Gesellschaft zu leben und der Unwille, sich auf eine solche einzulassen, sind nicht auf die „Natur des Menschen“ zurückzuführen. Vielmehr sind Erziehung, Förderung, Sozialisation und die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Rahmenbedingungen, in denen ein Mensch aufwächst und lebt, entscheidend. Dabei nehmen wir uns selbst nicht aus.
Wie wir unsere Ziele erreichen wollen
Aktionsformen
Grundlage unseres Handelns ist es, weder Herrschaft erleiden noch Herrschaft ausüben zu wollen. Dieser Haltung verleihen wir u.a. Ausdruck durch unsere gegenseitige Hilfe, unsere Verweigerung herrschaftlichen Institutionen gegenüber, Ungehorsam jeglicher Art, die Durchführung direkter Aktionen und Demonstrationen, das Ausleben und Umsetzen unserer Kreativität, ein konkretes Erproben anarchistischer Lebenswirklichkeiten und anarchistischer Alltagskultur sowie die herrschaftsfreie Selbstorganisation auf Grundlage des anarchistischen Föderalismus. Aus der Selbstorganisation der Betroffenen und Interessierten soll die revolutionäre Selbstverwaltung aller kollektiven Lebensbereiche (Produktions und Reproduktionsstätten, Kommunen, Stadtteile, ...) erwachsen. StellvertreterInnenmodelle und die Bildung von Parteien – wie in ausbeuterischen Wirtschaftssystemen und im Parlamentarismus üblich – lehnen wir ab, da diese im Widerspruch zu unseren Vorstellungen einer herrschaftsfreien Gesellschaft stehen.
Verhältnismäßigkeit der Mittel
Der Zweck „heiligt“ nicht immer die Mittel! Die Wahl der Mittel leitet sich von unseren Zielen ab. Sie steht in direktem Verhältnis zu den gegebenen Umständen und hängt von der konkreten Situation ab.
Wege zur Erreichung einer herrschaftsfreien Gesellschaft
Das FdA will auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens an die föderalistischen Ideen anknüpfen und sie den Erfordernissen der heutigen Zeit anpassen. Im anarchistischen Föderalismus sehen wir die Grundlage einer wirklichen und dauerhaften Selbstbestimmung, die allein die Gewähr für Freiheit, Gleichheit und Solidarität gibt. Wir streben keine Übernahme, sondern die Abschaffung der politischen Herrschaft an. Wir wollen keinerlei Vorschriften machen, ob der Zustand der Anarchie individualistisch, mutualistisch, kollektivistisch, kommunistisch, syndikalistisch etc. angestrebt werden soll, solange der Weg mit unseren generellen Grundsätzen vereinbar ist. Das FdA sieht seine Aufgabe darin, eine mögliche Anlaufstelle für alle AnarchistInnen zu sein, zwischen den verschiedenen Ideenströmungen im Anarchismus zu vermitteln, um eine richtungsübergreifende Zusammenarbeit zu ermöglichen.
Warum wir uns organisieren
Erst Gemeinschaften ermöglichen die gegenseitige Hilfe und bilden die Grundlage, auf der eine anarchistische Gesellschaft wachsen kann. Informelle, unverbindliche Zufallsbegegnungen sind für diese Gemeinschaften nicht ausreichend. Deshalb organisieren wir uns, um Solidarität zu leben, Mut zum Handeln zu geben und die Wirksamkeit unseres Handelns zu steigern. Organisierung erleichtert die weltweite Kommunikation und ist Voraussetzung für die Koordination gemeinsamer Aktivitäten. Sie erleichtert die Vermittlung von Inhalten und Positionen und bildet einen Rückhalt für das Ersetzen der bisherigen staatstragenden Bildungssysteme durch anarchistische Alternativen. Dazu gehört auch die Möglichkeit des Auslebens und Umsetzens von Kreativität. Daher sehen wir in einer föderativen anarchistischen Organisierung eine langfristige Perspektive über spontane Zu sammenschlüsse und Einpunktbewegungen hinaus. Sie ist eine gemeinsame soziale Basis für anarchistische Gesellschaften, ein konkretes Erproben anarchistischer Lebenswirklichkeiten und anarchistischer Alltagskultur.
Das FdA hat das Ziel, den Aufbau einer deutschsprachigen anarchistischen Föderation voranzutreiben.
Statut des FdA
Mitgliedschaften
Mitglieder können zwischen den Treffen vorläufig auf Vorschlag eines Mitglieds in das FdA aufgenommen werden. Unbekannte Interessierte, die sich an das Referat bzw. den Zuständigkeitsbereich Organisation wenden, werden von diesem an Mitglieder in ihrer Nähe verwiesen, die sich mit den Interessierten treffen und deren Mitgliedschaft dann gegebenenfalls vorschlagen. Zwei Wochen nach dem Aufnahmevorschlag auf der EMailListe gelten Interessierte als vorläufig aufgenommen, sollten keine Bedenken angemeldet werden. Über die endgültige Mitgliedschaft entscheidet das nächste Treffen im Konsens. Sollte kein Konsens zustande kommen, genügen 90 % der anwesenden Mitglieder. Die einzelnen Mitglieder des FdA verbleiben in völliger Autonomie und setzen zusätzlich zu ihrer Arbeit im FdA ihre individuellen Tätigkeiten fort. Über den Ausschluß von Gruppen bzw. Einzelpersonen entscheidet das FdA im Konsens. In diesem Fall ist das betroffene Mitglied oder die betroffene Gruppe nicht konsensberechtigt. Ein Ausschlußantrag muß von mehreren Mitgliedern eingebracht werden und ist konkret zu begründen. Über einen Ausschluß einzelner Personen, die Mitglieder von FdAGruppen sind, haben ausschließlich die autonomen lokalen Gruppen zu entscheiden. Für alle Entscheidungen, welche die Mitgliedschaften beim FdA betreffen, wird das Konsensprinzip angestrebt. Blockiert ein Nichtzustandekommen eines Konsens im EMailVerteiler die Handlungsfähigkeit des FdA, genügen 90 % der anwesenden Mitglieder, um beim nächsten Treffen eine Entscheidung zu fällen. Der konkrete, begründete Antrag auf einen Ausschluß auf einem Treffen muß im Vorfeld mit der Tagesordnung verschickt werden. Die Mitgliedschaft im FdA ist unvereinbar mit dem Verteten totalitärer und hierarchischer Positionen, auch wenn diese sich unzutreffend ein anarchistisches Etikett geben. Alle Mitglieder des FdA sollten nach Möglichkeit in Gruppen organisiert sein.
Änderung der Prinzipienerklärung
Die Änderung der Prinzipienerklärung ist nur im Konsens auf einem Treffen des FdA möglich.
Treffen
Es finden mindestens zwei Treffen pro Jahr statt.
Referate/Zuständigkeitsbereiche
Auf jedem Treffen werden mehrere Personen mit Organisationsaufgaben beauftragt. Diese Aufgaben umfassen die verbindliche, transparente Bearbeitung der externen Korrespondenz des FdA, die Verwaltung der Finanzen sowie die Reaktionen auf aktuelle Ereignisse, sollten diese als dringlich erachtet werden. Nach Möglichkeit sollten Stellungnahmen der Referate/Zuständigkeitsbereiche mindestens 48 Stunden im EMailVerteiler zur Debatte stehen. Es gibt verschiedene, spezialisierte Referate/Zuständigkeitsbereiche. Auf jedem Treffen werden die ReferentInnen/Verantwortlichen entweder in ihrem Amt bestätigt oder abgelöst. Die ReferentInnen/Verantwortlichen werden gebeten, bei Punkten, in welchen sie aufgrund ihres Mandats eventuell einen Wissensvorteil haben, am Konsens nicht teilzunehmen.
Entscheidungsstrukturen
Publikationen, die im Namen des FdA veröffentlicht werden sollen, müssen mindestens zwei Wochen im EMailVerteiler zur Debatte stehen, gegebenenfalls durch konstruktive Kritik modifiziert und im Konsens mitgetragen werden. Ebenso wird mit anderen Entscheidungen, die das FdA betreffen, verfahren.
Stand 2/07