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Strategie der Spannung
Die Strategie der Spannung (vom italienischen strategia della tensione ist ein in Italien geprägter Begriff für eine Reihe gemeinsam geplanter krimineller Aktivitäten von italienischen Geheimdiensten, Rechtsextremisten, der Geheimorganisation Gladio und der Geheimloge Propaganda Due. Weil sich ähnliche Vorgänge auch in anderen Ländern nachweisen ließen, wird der Begriff mittlerweile generell für bestimmte staatsterroristische Aktivitäten verwendet.
Die Anschläge und ihre Folgen
Von 1969 bis 1984 begingen Mitglieder des italienischen Militärgeheimdienstes SISMI (bzw. SID), Neofaschisten und Teile des Gladio-Netzwerks zahlreiche Terroranschläge und Morde in Italien. Dabei wurden insgesamt mehr als 200 Menschen getötet und etwa 600 verletzt. Ein Netzwerk geheimdienstlicher Stellen sorgte durch die Verbreitung von Falschinformationen und Fälschung von Beweisen dafür, dass die Verbrechen linksextremen Terroristen zugeordnet wurden, vor allem den Roten Brigaden. Die Vorgehensweise zielte auf die Diskreditierung der in Italien traditionell starken Kommunistischen Partei (KPI).
Im Jahr 1990 deckte der italienische Untersuchungsrichter Felice Casson nach Recherchen in den Archiven des Militärgeheimdienstes SISMI die Hintergründe der Anschläge auf, was zu einer Staatsaffäre in Italien führte. Nach und nach wurden die bis dahin den Roten Brigaden zugeordneten Terroranschläge neu untersucht und eine Reihe von Rechtsextremisten und Geheimdienstlern zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Ablauf
Die Terroranschläge wurden überwiegend von Mitgliedern der rechtsextremen Organisationen Ordine Nuovo und der davon abgespaltenen Nuclei Armati Rivoluzionari begangen. Teilweise waren diese auch Mitglieder der von NATO, CIA und dem MI6 betriebenen Organisation Gladio.
Am 12. Dezember 1969 verübte der Ordine Nuovo ein Bombenattentat auf der Piazza Fontana in Mailand, bei dem 16 Menschen getötet und 90 verwundet wurden. Es wurde versucht den Anschlag den Anarchisten in die Schuhe zu schieben, in Polizeihaft wurde in der Folge der Anarchist Guiseppe Pinelli ums Leben gebracht. Im Juli 1970 folgte ein Attentat auf den Zug von Rom nach Messina mit 6 Todesopfern und 100 Verwundeten. Am 31. Mai 1972 starben drei Carabinieri bei der Explosion einer Autobombe nahe der Ortschaft Peteano, die von Vincenzo Vinciguerra deponiert worden war. Im Mai 1974 wurden acht Teilnehmer einer antifaschistischen Demonstration in Brescia durch einen Anschlag mit Handgranaten umgebracht. Valerio Fioravanti und Francesca Mambro verübten 1980 den Terroranschlag auf den Hauptbahnhof von Bologna mit 85 Toten und über 200 Verletzten. Organisator des Massakers war Stefano Delle Chiaie. Am 23. Dezember 1984 explodiert eine Bombe im italienischen Eilzug 904 während der Fahrt durch einen Tunnel. Sie tötet 27 Menschen und verletzt 180.
Zitate
Man musste Zivilisten angreifen, Männer, Frauen, Kinder, unschuldige Menschen, unbekannte Menschen, die weit weg vom politischen Spiel waren. (...) Der Grund dafür war einfach. Die Anschläge sollten das italienische Volk dazu bringen, den Staat um größere Sicherheit zu bitten. Diese politische Logik liegt all den Massakern und Terroranschlägen zu Grunde, welche ohne richterliches Urteil bleiben, weil der Staat sich ja nicht selber verurteilen kann.
Vincenzo Vinciguerra, 1990 wegen Mordes an drei Carabinieri verurteilter Rechtsextremist und Mitglied der Geheimorganisation Gladio, Quelle: Schweizer Zeitung "Der Bund"
Terror eignet sich mehr als irgendeine andere militärische Strategie dazu, die Bevölkerung zu manipulieren.
Dr. Daniele Ganser, Historiker und Gladio-Forscher.[1]
Siehe auch:
Verdeckte Operation
Quellen: ↑ Der Europäer, Jg. 9 / Nr. 6 / April 2005
Literatur
- Gerhard Feldbauer: "Agenten, Terror, Staatskomplott. Der Mord an Aldo Moro, Rote Brigaden und CIA". Papy Rossa, Köln 2000. ISBN 3-89438-207-4.
- Daniele Ganser: Nato's Secret Armies: Operation Gladio and Terrorism in Western Europe. Frank Cass, London 2005, ISBN 0714685003
- Regine Igel: Terrorjahre. Die dunkle Seite der CIA in Italien. Herbig, München 2006, ISBN 3-77662-465-5
- Luciano Lanza: Bomben und Geheimnisse. Geschichte des Massakers von der Piazza Fontana. Edition Nautilus, Hamburg 1999. ISBN 389401332X
- Corrado Stajano: Der Staatsfeind. Leben und Tod des Anarchisten Franco Serantini. Wagenbach, Berlin 1976
- Dario Fo: "Tod eines Anarchisten", Wagenbach, Berlin.
Weblinks
- Daniele Ganser: Terrorism in Western Europe: An Approach to NATO’s Secret Stay-Behind Armies. In: The Whitehead Journal of Diplomacy and International Relations, South Orange NJ, 2005, Vol. 6, 1, S. 69. Sehr lesenswerter Artikel (28 Seiten, PDF) , basierend auf den Ergebnissen eines Forschungsprojekts an der ETH Zürich
- Karl Hoffmann: Vor 25 Jahren: Bomben-Anschlag im Bahnhof von Bologna. Italien und der Terror von rechts. In: Deutschlandfunk, 2. August 2005
Überblick über die Vorgänge
- Gladio oder die Rache Moros Versuche der Aufarbeitung von Gladio in verschiedenen Ländern
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Strategie_der_Spannung_%28Italien%29“
Kategorie:Staatsterrorismus Kategorie:Konterrevolution Kategorie:Faschistischer Mord