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Anarchismus
Was ist Anarchismus?
AnarchistInnen wollen eine herrschaftsfreie, gewaltlose Gesellschaft; die Anarchie, in der Menschen miteinander leben können, ohne zu befehlen oder Befehlen folgen zu müssen.
Anarchismus versteht sich als undogmatisch, im Gegensatz zu vielen anderen "linken" Theorien, etwa dem Stalinismus. Die ständige Weiterentwicklung im eigenen Denken ist essentiel für die Mitglieder der Bewegung.
Im Allgemeinen wird Anarchismus als Theorie der Anarchie verstanden, aber Anarchismus und Anarchie sind zwei verschiedene Worte. Ein -ismus beschreibt eine Theorie oder Ideologie. Einige AnarchistInnen mögen keine Theorie, sondern sehen nur den Versuch, Anarchie vorzuleben als zielführend an. Erich Mühsam schrieb dazu:
- Anarchismus ist die Lehre von der Freiheit als Grundlage der menschlichen Gesellschaft. Anarchie, zu deutsch: ohne Herrschaft, ohne Obrigkeit, ohne Staat, bezeichnet somit den von den Anarchisten erstrebten Zustand der gesellschaftlichen Ordnung, nämlich die Freiheit jedes einzelnen durch die allgemeine Freiheit. In dieser Zielsetzung, in nichts anderem, besteht die Verbundenheit aller Anarchisten untereinander, besteht die grundsätzliche Unterscheidung des Anarchismus von allen andern Gesellschaftslehren und Menschheitsbekenntnissen.
AnarchistInnen wollen weder Chaos noch Krieg, wie oft behauptet wird, weil das Gefahrenpotential, das von der herrschaftsfreien Idee für die Herrschenden ausgeht, eben Jenen sehr früh bewußt wurde, noch sind sie gegen jede Art von Organisierung.
Der Anarchismus strebt also eine gesellschaftliche Organisationsform an, die von der Basis ausgeht und frei von Hierarchien ist. Deshalb besteht eine Verwandtschaft zwischen Anarchie, Rätekommunismus und Basisdemokratie.
Der Begriff leitet sich vom Griechischen αναÏχία - an archia; deutsch: ohne Herrschaft ab.
Prinzip
Wichtigstes Prinzip des Anarchismus ist die Selbstorganisation auf gleichberechtigter Grundlage.
Das Leben kann auf kleinstmöglicher sozialer Ebene geregelt werden.
Jeder Mensch soll die ihn betreffenden Entscheidungen selbst gemeinsam mit anderen fällen. Deshalb wenden sich AnarchistInnen auch immer gegen den Staat, da auch in heutigen (parlamentarischen) Demokratien die Entscheidungen nur von wenigen in der Regierung, in Parteien, Unternehmen etc. getroffen werden.
Zu einer gerechten Gesellschaft gehört auch ein gerechtes Wirtschaften. Deshalb lehnen AnarchistInnen autoritäre Wirtschaftsordnungen wie den Kapitalismus ab, egal ob als Marktwirtschaft oder als Staatssozialismus, und streben eine selbstorganisierte Wirtschaft an, die bedürfnisorientiert produziert, ohne künstliche Bedürfnisse zu erzeugen (wie es oft durch Werbung oder Künstliche Verknappung geschieht). Hierfür gibt es unterschiedlichste Modelle und Ideen, die nebeneinander und miteinander existieren können. Das Prinzip von gleichberechtigter Selbstorganisation gilt ökonomisch für die Produktions-, Zirkulations-, Konsumtions- und Rekreationssphäre und gesellschaftlich für alle anderen Bereiche.
AnarchistInnen wollen nicht die Macht übernehmen (im Gegensatz zu Partei-KommunistInnen), sie wollen auch nicht für andere Menschen entscheiden – ihr Ziel ist es, dass die Menschen ihr Leben in die eigene Hand nehmen und sich ihrer selbst bewusst werden.
AnarchistInnen streben eine Gesellschaft an, in der jeder Mensch gleich behandelt wird, d.h. auf gleicher Ebene mit anderen lebt, eine horizontale Gesellschaft. Äußerlichkeiten wie Herkunft, soziales oder bilogisches Geschlecht, Behinderungen, Alter o. ä. sollen nicht als Kriterium gelten, nach denen mit anderen umgegangen wird.
Hauptaufgabe anarchistischer TheoretikerInnen sollte es sein, die anarchistischen Ideen vom jahrhundertealten bürgerlichen Keim zu befreien und eine neue Strategie für die Auseinandersetzung um die Macht zu entwickeln. Wie kann eine wehrhafte anarchistische Netzstruktur mittels der neuen Medien aufgebaut werden und wie kann die soziale Bewegung weiter in die anarchistische Richtung, weg von Hierachien und Sozialstaatsglauben, aufgerichtet werden?
- Anarchismus = Freiheit + Sozialismus (M. Bakunin)
- Leben einzeln und frei wie ein Baum und geschwisterlich wie ein Wald ist unsere Sehnsucht (Nazim Hikmet)