Still working to recover. Please don't edit quite yet.

Erich Mühsam

Aus <a href="http://deu.anarchopedia.org/Erich_M%C3%83%C2%BChsam">Anarchopedia</a>, dem offenen Wissensportal für und von AnarchistInnen
Revision as of 17:20, 6 October 2006 by Crazy Horse (Talk | contribs)

Jump to: navigation, search

right|thumb|Erich MühsamErich Mühsam (* 6. April 1878 in Berlin; ermordet gest. 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg) war Anarchist, Schriftsteller und Bohemien.



Leben

Mühsam wird als Sohn eines jüdischen Apothekers in Berlin geboren, die Familie siedelt 1879 nach Lübeck über. Er besucht das Katharineum und verfasst eine Glosse über den Direktor des Katharineums im sozialdemokratischen "Lübecker Volksboten" worauf er wegen "sozialistischer Umtriebe" relegiert wird; seinen Schulabschluss erwirbt er in Parchim.

1900 kehrt Mühsam nach Berlin zurück und wird freier Schriftsteller. 1902 wird er Redakteur der Zeitschrift »Armer Teufel« und ab 1903 wird er wegen anarchistischer Agitation unter ständige Polizeiaufsicht gestellt. Zwischen 1904 und 1909 unternimmt Mühsam diverse Reisen und verfasst diverse Veröffentlichungen.

1909 lässt er sich in München nieder und beteiligt sich an der Gründung der »Gruppe Tat« zur Propagierung der Ideen des Sozialistischen Bundes. Er wird 1910 wegen Geheimbündelei verhaftet, erhält aber einen Freispruch. 1915 nimmt Mühsam kontakt zu zu Pazifisten und linken Sozialdemokraten auf, um einen Aktionsbund gegen den Krieg zu gründen. Er beteiligt sich 1916 an Hunger- und Protestdemonstrationen und propagiert die revolutionäre Beendigung des Krieges.

Mühsam war 1919 in München, zusammen mit Gustav Landauer, Mitglied des Revolutionären Arbeiterrats und befürwortete nach dem Sturz des Kaiserreich eine bayerische Räterepublik. Nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik erhält Mühsam 15 Jahre Festungshaft, wird jedoch 1924 amnestiert. In der Folgezeit engagierte er sich für die KPD-Nahe »Rote Hilfe«, die sich um Häftlingsbedinugen und Klassen-Justiz kümmerte. Doch trat er aus dieser nach 4 Jahren wieder aus, da die kommunistische Rote Hilfe sich weigerte, die gefangenen Sozialrevolutionäre, Anarchisten und Syndikalisten in der Sowjetunion zu unterstützen. Die noch heute von KommunistInnen und besonders in Ost-Deutschland verbreitete Behauptung Mühsam sei "KPD-Nah" ist falsch, er trat zwar für kurze Zeit 1919 im Revolutionsgetümmel der KPD bei, verließ diese jedoch wieder nach kurzer Zeit mit großer Kritik. Zunehmend suchte er die Nähe zur anarcho-syndikalistischen Freien Arbeiter Union Deutschlands (FAUD), wo ihn eine enge Freundschaft mit Rudolf Rocker und Milly Witkop-Rocker verband. Anfang 1933 trat er in die FAUD ein, da er in ihr den einzig ernstzunehmenden Zusammenschluss von ArbeiterInnen sah, die keine diktatorischen Inhalte vertrat. Die wichtigste programmatische Schrift Mühsams, »Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat« erschien dann auch im Theorieorgan der FAUD, »Die Internationale«, da seine Monatsschrift »Fanal« verboten worden war.

Kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, am Tag des Reichstagsbrandes und kurz bevor er sich nach Prag absetzen will, wird Mühsam von Mitgliedern der SA verhaftet. Seine ersten Wochen verbringt er in den Untersuchungsgefängnissen Moabit und Spandau, dort wird er wie ein normaler Gefangener behandelt trotzdem fällt die Diskriminierung der politischen Gefangenen auf. Wenige Wochen später wird er zusammen mit anderen politischen Gefangenen in das, bereits eingerichtete, Konzentrationslager Sonnenburg gebracht. Dort beginnt die schreckliche Folterung und Misshandlung Mühsams Körpers und Geistes. Das KZ Sonneburg wird aufgelöst und seine Insassen werden in andere Konzentrationslager und Gefängnisse verlegt, Mühsam kommt nach Plötzensee bei Berlin. Dort verbessert sich seine Lage etwas: er wird nicht mehr geschlagen und darf wieder Tagebuch führen. Doch wenige Zeit später wird er nach Brandenburg verlegt; wo die Schläge und Folterungen weitergehen. Als er 1934 ins KZ Oranienburg kommt, hat man ihm beide Daumen gebrochen und er kann kaum noch hören. In der Nacht vom 9. zum 10. Juli 1934 wird Mühsam durch Folter getötet und in einer Latrine des KZ erhängt.

Werk

Schriften

Veröffentlichungen zu Lebzeiten (mit Reprints)

Beiträge in folgenden Zeitschriften/Jahren:

  • Das Neue Jahrhundert, 1899-1900
  • Neue Gemeinschaft, 1901-1902
  • Der Arme Teufel, 1902-1904
  • Ernstes Wollen, 1902
  • Neues Leben, 1902
  • Bühne und Brettl, 1903
  • Magazin für die Literatur des In- und Auslandes, 1903-1904
  • Volkserzieher, 1903
  • Die Zukunft, 1903-1910, 1917
  • Der Anarchist, 1904-1906
  • Der Kampf, 1904
  • Das Neue Magazin, 1904
  • Neue Züricher Zeitung, 1904
  • Der Weckruf, 1904
  • Die Canaille, 1905-1906
  • Der Freie Arbeiter, 1905-1907, 1920, 1923, 1925
  • Kritik der Kritik, 1905-1906
  • Die Fackel, 1906-1907
  • Das Blaubuch, 1906-1908
  • Die Neueren Sprachen, 1907
  • Polis, 1907
  • Masken, 1908
  • Morgen, 1908
  • Die Schaubühne, 1908-1913
  • Der Sozialist, 1908-1912
  • KAIN, 1911-14, 1918-1919, (1911: 18 Beiträge, 1912: 14 Beiträge; 1913: 19 Beiträge; 1914; 9 Beiträge; 1918: 4 Beiträge; 1919: 13 Beiträge); Reprint in 3 Bänden: Topos-Verlag, Vaduz, 1978
  • Die Aktion, 1911, 1919-1922
  • Neues Wiener Journal, 1911
  • Die Friedens-Warte, 1913
  • Revolution, 1913, 1919-1920
  • Der Bildermann, 1916
  • Ver!, 1917-1918
  • Der Friede, 1918
  • Süddeutsche Freiheit, 1918
  • Die Kommunistische Internationale, 1919-1920
  • Münchner Neueste Nachrichten, 1919
  • Der Abend, 1920
  • Bulletin Communiste, 1920
  • Das Forum, 1920
  • Neue Zeitung, 1920
  • Die Weltbühne, 1920, 1924-1932
  • Freie Jugend, 1921, 1924
  • Der Kommunist, 1921
  • Der Syndikalist, 1922, 1927-1928, 1931
  • Der Unionist, 1922
  • Karl-May-Jahrbuch, 1923
  • Kulturwille, 1924, 1926
  • Th. Plieviers Flugschrften, 1924-1925
  • Der Knüppel, 1925
  • Die Strasse, 1925
  • Mitteilungen des Vereins sozialistischer Ärzte, 1925
  • Die Welt am Abend, 1925, 1928
  • Fanal, Berlin 1926-1931 (1926: 18 Beiträge; 1927: 67 Beiträge; 1928: 57 Beiträge; 1929: 64 Beiträge; 1930: 44 Beiträge; 1931: 28 Beiträge bis zum Verbot!), Reprint: Impuls-Verlag, Bremen 1978 und Auvermann(Topos)-Verlag, Vaduz, 1973
  • AIZ, 1926
  • Die Literarische Welt, 1926
  • Der Rote Helfer, 1926
  • Rote Matrosen, 1926
  • Die Revolutionäre Tat, 1926
  • Die Neue Bücherschau, 1927
  • Die Furche, 1928
  • Besinnung und Aufbruch, 1929
  • Berliner Tageblatt, 1929-1932
  • Die Lebenden, 1931
  • Saarbrücker Blätter für Theater und Kunst, 1931
  • Die Internationale, Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat, Berlin 1932
  • Die Ente, 1933


Buchveröffentlichungen

  • Ascona, Verlag von Birger Carlson, Locarno 1905
  • Brennende Erde. Gedichte. Kurt Wolff Verlag, München 1920; 2. Auflage Gilde freiheitlicher Bücherfreunde, Berlin 1930
  • Judas (Drama zur Revolutionszeit 1918/19), Malik-Verlag, Berlin 1921; Neuauflage Guhl-Verlag, Berlin
  • Staatsräson (Drama zu Sacco und Vanzetti), Gilde Freiheitlicher Bücherfreunde, Berlin 1928; Neuauflage Trotzdem Verlag, mit einem Nachwort von Wolfgang Haug, Grafenau, 1992
  • Namen und Menschen, Edition Nautilus
  • Von Eisner bis Leviné: Die Entstehung und Niederlage der bayrischen Räterepublik: Ein Bericht. Fanal-Verlag, Berlin 1929; Neuauflage Guhl-Verlag, Berlin, 1976
  • Appell an den Geist, Vortrag Mühsams, Süddeutscher Rundfunk
  • Ich bin verdammt zu warten in einem Bürgergarten, 2 Bde., hrsg. von Wolfgang Haug, Luchterhand-Verlag, Darmstadt 1983
  • Tagebücher 1910-1924. Hg. Von Chris Hirte, dtv, München, 1994
  • Wir geben nicht auf!: Texte und Gedichte. Hrsg. Von Günther Gerstenberg, München 2003.
  • Sich fügen heisst lügen. 2 Bände. Hrsg. Von Marlies Fritzen, Göttingen 2003.

Rezensionen zu Mühsams Werken

(kleine Auswahl)

Folgende zu: Brennende Erde

  • Oskar Maria Graf: Mühsams Brennende Erde, in: Neue Zeitung, 12.10.1920
  • Erich Vogeler: Erich Mühsam: Brennende Erde. Verse eines Kämpfers, in: Berliner Tageblatt, Nr.488, 24.10.1920

Folgende zu: Judas

  • Kurt Sonnemann: Eröffnung des Volkstheaters Mannheim. Uraufführung von Erich Mühsams "Judas", in: Stuttgarter Neues Tageblatt, Nr.120, 15.3.1921
  • Karl Berg: Erich Mühsam: Judas, in: Freiheit, Nr.132, 19.3.1921
  • Herbert Jhering: Judas. Studio derPiscatrbühne, in: Berliner Börsen-Courier, Nr.202, 30.4.1928
  • Ismar Lachmann: Berliner Theater. Erich Mühsams "Judas", in: Breslauer Zeitung, Nr.203, 1.5.1928

Folgende zu: Staatsräson

  • Hans W. Fischer: "Sacco und Vanzetti". Uraufführung des November-Studios, Theater der Stadt, in: Die Welt am Montag, Berlin, Nr.16, 22.4.1929
  • Herbert Jhering: Sacco und Vanzetti. November-Studio, in: Berliner Börsen-Courier, Nr.186, 22.4.1929
  • Hans Sahl: Erich Mühsam "Sacco und Vanzetti", in: Der Montag Morgen, Berlin, Nr.16, 22.4.1929
  • Julius Knopf: Drei Hinrichtungen auf der Bühne! Erich Mühsams "Sacco und Vanzetti", in: Berliner Börsen-Zeitung, Nr.187, 23.4.1929
  • Karl Strecker: Berliner Theater, in: Hamburger Nachrichten, Nr.192, 25.4.1929, Chemnitzer Tageblatt, Nr.114, 25.4.1929, Schlesische Zeitung, Breslau, Nr.208, 25.4.1929
  • Anja Aschkenasy: Erich Mühsam: Sacco und Vanzetti, in: Jüdische Rundschau, Berlin, Nr.34, 30.4.1929
  • Theo A. Sprüngli: Der elektrische Stuhl auf der Bühne, in: Magdeburgische Zeitung, Nr.503, 14.9.1930; in: Bremer Nachrichten, Nr.258, 17.9.1930

Folgende zu: Ich bin verdammt zu warten in einem Bürgergarten, Sammlung Luchterhand (1983)

  • Gustav Huonker: Zeugnisse politisch-literarischer Randexistenz, in: Tages-Anzeiger, Zürich, 27.10.1983
  • Karl Riha: Der ewige Bismarxismus - Erinnerung an Erich Mühsam in 2 Bänden, in: Die Zeit, 11.11.1983
  • Andreas Seiverth: Erich Mühsam - Ich bin verdammt zu warten in einem Bürgergarten, NDR-Rundfunk, 30.1.1984
  • Erich Mühsam - Ich bin verdammt zu warten in einem Bürgergarten, in: ORF-Rundfunk, 1.8.1984

Folgende zu: Die Ausstellung zum 125. Geburtstag des Schriftstellers und Anarchisten Erich Mühsam

  • Ariane Greiner: Sich fügen heißt lügen, in: Die Zeit, Nr.30, 2003
  • Ralph Willms: Sich fügen heißt lügen, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 10.9.2004

Folgende zu: Gedenkveranstaltungen in Oranienburg und Lehnitz

  • Marion Bergsdorf: Trotz allem ein Mensch sein..., in: Oranienburger Generalanzeiger, 11.7.1994
  • Volkmar Ernst: Erinnerung an Erich und Zenzl Mühsam, in: Oranienburger Generalanzeiger, 7.7.2005

Gedichte

Literatur

  • Augustin Souchy: Erich Mühsam sein Leben, sein Werk, sein Martyrium, 1984 Trotzdem Verlag ISBN 392220953X
  • Chris Hirte: Erich Mühsam, 1985 Verlag Neues Leben Berlin
  • Mühsam, Kreszentia: Der Leidensweg Erich Mühsams. Berlin, 1994.

Weblinks

Kategorie:AnarchistInnen Kategorie:AnarchistInnen (20. Jh.)