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APO-Calypse:Herrschaftsfreie Welt? (Seminar) Reader Macht
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Macht - was ist das?
Der Begriff Macht bedeutet im Althochdeutschen, Altslawischen und Gotischen soviel wie Können, Fähigkeit, Vermögen[1].
Macht wird im Sprachgebrauch oftmals mit Herrschaft gleichgesetzt, was aber eine einseitige Auslegung darstellt.
Macht erhält (oder hat), wer etwas macht. Denn wer etwas macht, beeinflusst dadurch seine Umgebung, nutzt und erweitert seine Möglichkeiten. In diesem Sinne ist Macht als etwas positives, ja notwendiges für jegliche Entwicklung zu sehen.
Andererseits ist Macht eine notwendige Voraussetzung für das Entstehen von Herrschaft. Problematisch wird es somit dann, wenn jemand Macht über Andere hat. An diesem Punkt beginnt Herrschaft.
Da Max Webers Werke sowohl für den Machtbegriff als auch den Herrschaftsbegriff bedeutend sind, sollte sie auch hier nicht fehlen. Nach Weber ist Macht "jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht."[2] In Abgrenzung zur Macht ist Herrschaft "Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden"[2]. In der Anmerkung 1 zu dieser Definitioh heißt es in Webers "Wirtschaft und Gesellschaft"[3]: "Der Begriff 'Macht' ist soziologisch amorph. Alle denkbaren Qualitäten eines Menschen und alle denkbaren Konstellationen können jemand in die Lage versetzen, seinen Willen in einer gegebenen Situation durchzusetzen. Der soziologische Begriff der 'Herrschaft' muß daher ein präziserer sein und kann nur die Chance bedeuten: für einen Befehl Fügsamkeit zu finden."[2]
Mit Bezugnahme auf die Weber-Definition zeigt sich, dass eine allzu positive Bezugnahme auf "Macht" den gängigen Blickweisen nicht gerecht würde. Im Kontext einer Neubesetzung des Begriffs kann die nun folgende grundsätzlich positivere Sichtweise sinnvoll sein; allerdings sollte nicht vergessen werden, dass es je nach Bezugsquelle auch andere Definitionen gibt. Erschwerend kommt hinzu, dass der populäre (gebräuchliche) Begriff von Macht gleichgesetzt mit dem der Herrschaft verwendet wird, dass also eine nicht erklärte positive Bezugnahme auf Macht eine Fehlinterpretation der Aussage (als herrschaftsbeführwortend) wahrgenommen werden könnte.
Unterscheidung
Es scheint also sinnvoll, verschiedene Arten von Macht zu unterscheiden. John Holloway definiert diese als "kreative Macht" und "instrumentelle Macht" (4):
Der Kampf um die Auflösung der Macht ist der Kampf für die Emanzipation der kreativen Macht (potencia) von der instrumentellen Macht (potestas).
Um die Welt zu verändern, ohne die Macht zu übernehmen, muss eine Unterscheidung zwischen kreativer Macht (potencia) und instrumenteller Macht (potestas) getroffen werden.
kreative Macht
Jeder Versuch die Gesellschaft zu verändern, beinhaltet Handeln, Machen. Dieses Machen bedeutet, dass wir dazu in der Lage sind, etwas zu tun, bedeutet kreative Macht. Häufig benutzen wir das Wort "Macht" in diesem Sinne, als etwas Positives, wenn uns eine Handlung gemeinsam mit anderen (eine Demonstration oder sogar ein gutes Seminar) das Gefühl von Macht gibt. Macht in diesem Sinne hat seine Grundlage im Tun: kreative Macht (Spanisch: poder-hacer; wörtlich: "tun-können"). Kreative Macht ist immer gesellschaftlich, immer Teil des gesellschaftlichen Flusses von Handlungen. Unsere Fähigkeit zu tun, ist Resultat des Tuns anderer und schafft die Bedingungen für zukünftiges Tun. Es ist unmöglich sich ein Tun vorzustellen, das nicht in der einen oder anderen Form in das Tun anderer integriert ist, in der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft.
instrumentelle Macht
Kreative Macht wird transformiert, transformiert sich in instrumentelle Macht, wenn sie mit dem Tun bricht. Die Transformation kreativer Macht in instrumentelle Macht unterbricht diesen gesellschaftlichen Handlungsfluss. Jene, welche die instrumentelle Macht ausüben, trennen das Geschaffene (hecho) vom gegenwärtigen Schaffen und erklären das Geschaffene zu ihrem. Die Aneignung des Geschaffenen ist gleichzeitig die Aneignung der Mittel des Schaffens und erlaubt den Mächtigen, dass sie das Handeln der tätigen Menschen kontrollieren. Die tätigen Menschen sind so von dem, was sie selbst geschaffen haben, getrennt, sowie von den Mitteln des Schaffens und vom Schaffen selbst. Damit sind sie von sich selbst getrennt. Diese Trennung ist die Basis jeder Gesellschaft, in der einige Macht über andere ausüben. Im Kapitalismus erreicht diese Trennung ihren Höhepunkt. Der gesellschaftliche Fluss der Handlungen wird zerstört. Kreative Macht transformiert sich in instrumentelle Macht. Jene, die das Tun anderer kontrollieren, erscheinen nun selbst als die Macher der Gesellschaft. Und jene, deren Tun kontrolliert wird durch die anderen, werden unsichtbar, ohne Stimme, ohne Gesicht. Kreative Macht erscheint uns nicht mehr als Teil des gesellschaftlichen Flusses, sondern existiert nur noch in der Form persönlicher Macht. Für die Mehrheit der Menschen wird kreative Macht in ihr Gegenteil verkehrt, in Ohnmächtigkeit. Oder aber sie wird durch andere bestimmt. Die Mächtigen schaffen es, kreative Macht in instrumentelle Macht zu transformieren, in die Macht anderen zu sagen, was sie zu tun haben und damit geraten sie in Abhängigkeit vom Tun anderer. In der gegenwärtigen Gesellschaft existiert kreative Macht jedoch nur in Form ihrer eigenen Negation als instrumentelle Macht. Das bedeutet nicht, dass die kreative Macht aufhört zu existieren. Aber sie existiert in ihrer negierten Form, in einer antagonistischen Spannung zu ihrer eigenen Existenzform als instrumentelle Macht.
Sammelsurium
- Da M.ein generelles Phänomen sozialer Gemeinschaften ist, bleibt es eine dauerhafte politische und soziale sowie ethische und erzieherische Aufgabe, Missbrauch von M. zu verhindern. (1)
- Macht - kommt von machen... zwingende Macht - schaffende Macht...
- Im Althochdeutschen, Altslawischen und Gotischen bedeutete das Wort Macht soviel wie Können, Fähigkeit, Vermögen. Vergleichbar stammt das lateinische Substantiv für „Macht“, potentia, von dem Verb possum, posse, potui ab, welches heute mit „können“ übersetzt wird. (2)
- Machtbasen --> (2)
- „Macht ist das Vermögen, das Mögliche wirklich werden zu lassen.“ -- Peter Koslowski (Die Zeit, Nr. 20, 13. Mai 1989, S. 43)
- Holloway: Macht ist zweigeteilt:
- 1. kreative Macht = die Freiheit, tun zu können. Jedes Tun ist gesellschaftlich d.i. Teil des gesellschaftlichen Flusses des Tuns. (von Marx übernommen (vgl. Gesellschaftlichkeit der privat-arbeitsteiligen Warenproduktion MEW 23: 56ff) und von "Arbeit" auf "Tun" abstrahiert.)
- 2. instrumentelle Macht = einschränkende Macht. Instr. Macht negiert kreative Macht durch den Raub der Möglichkeiten zu Tun. Damit unterbricht sie den gesellschaftlichen Fluß des Tuns, indem sie die Freiheit zu tun negiert. Die instr. Macht ist die Ursache des "Schreis", des allg. Ausdrucks der Menschen für ihre Unzufriedenheit mit der Welt. Diese ist es, die nicht übernommen werden darf (vgl. Titel d. Buches). Verkörperung findet die instr. Macht im Eigentum und dessen Fetisch und im Staat, der das Eigentum schützt. (5)
Quellen
- ↑ vgl. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Macht&oldid=35983123
- ↑ 2.0 2.1 2.2 http://de.wikisource.org/w/index.php?title=Wirtschaft_und_Gesellschaft/Teil_1_Kapitel_1&oldid=68263
- ↑ Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie, 1. Halbband, Tübingen 1956/1980
4 John Holloway: 12 Thesen über Anti-Macht http://www.buko.info/kongress/buko25/holloway.html
5 http://deu.anarchopedia.org/Vergleich_von_Herrschaftsanalysen
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