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direct-action-days

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Direct Action Days in Magdeburg gegen Repression und § 129a

Ein ganz gutes Beispiel für vielfältige Aktionen zum Umgang mit staatlicher Repression sind die Direct Action Days, die 2003 in Magdeburg stattfanden. Hintergrund war ein § 129a-Verfahren gegen mehrere Personen aus Magdeburg und eine deswegen angekündigte Großdemonstration. Einigen Leuten war eine "normale" Antifa-Demo zu langweilig und wollten deswegen weitere Aktivitäten entwickeln - nicht alternativ, sondern als Ergänzung der Demo.

Was dabei herauskam, war eine bunte Mischung aus legalen und weniger legalen Aktionen. Diverse Demonstrationen wurden parallel zur "offiziellen" § 129a-Demo angemeldet bzw. angekündigt. Es gab eine scheinbare Scheinbesetzung mit großem Polizeiaufgebot, eine Jubeldemo für mehr Innere Sicherheit und Polizeigewalt mit Kameragottesdienst, mehrere öffentliche Molly-Workshops, offensive Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr.

Das Ergebnis war Irritation, verbunden mit ungeahnten und auch nicht voll genutzten neuen Spielräumen, da die Polizei mit dieser Aktionsform offensichtlich nur schlecht umgehen konnte. Einen Molly-Workshop mitten in der Innenstadt nahmen sich ein halbes Dutzend Einsatzkräfte zum Ziel, zogen nach kurzer Zeit und ständigem Einforderung von hartem Durchgreifen durch das "Bündnis Mehr Sicherheit für Magdeburg" (BMS) mit der Bemerkung "Wir lassen uns hier doch nicht verarschen!" unverrichteter Dinge wieder ab. Nicht einmal Personalien wurden kontrolliert. Das BMS trat auffällig häufig dort auf, wo Kritik an Polizei und Staat geübt wurde und forderte mit schrägen überzogenen Parolen scharfe Bestrafung dieser "Kriminellen". Dass diese beiden Gruppen zusammengehören, fiel nur wenigen auf.

Den Auftakt der Direct Action Days bildeten mehrere Workshops mit einer Einführung in Direct Action und zu den Themen Subversive Kommunikation und Kreative Antirepression. Diese Veranstaltungen und ein Molly-Workshop vor dem Landeskriminalamt (LKA) waren im Vorfeld massiv beworben worden - u.a. mit einer Postkarte, die über eine Agentur in etwa 80 öffentlichen Einrichtungen in Magdeburg ausgelegt wurde. Hintergrund für das § 129a-Verfahren war u.a. übrigens ein versuchter Brandanschlag auf das LKA.

Schon Wochen im Vorfeld war die Polizei auf die Direct Action Days aufmerksam geworden und hatte auch etwas von der geplanten Fake-Demo mitbekommen. Seitens der Repressionsorgane wurde insbesondere wegen des Molly-Workshops, dessen Ausführung bewusst im Unklaren gelassen worden war, versucht, Druck auf die AnmelderInnen der § 129a-Demo auszuüben.

Schließlich wurde der Polizei der Gefallen getan und eine "Fake-Demo gegen ... " bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Die eigentlich zu diesem Zeitpunkt schon geplante Demonstration sollte erst später von dem inszenierten BMS unter dem Motto "Für ein sicheres und sauberes Magdeburg" angemeldet werden. Einzelne Veranstaltungen wie der Workshop "Kreative Antirepression" wurden so offensiv beworben, dass auch der Polizei klar wurde, dass sie mit repressiven Maßnahmen nur das Gegenteil erreichen würde.

Irgendwie folgten dann unzählige weitere Demonstrationsankündigungen in einschlägigen Medien: 9 Uhr Demo gegen lange Demorouten (x-fach durch Magdeburg in Form eines Anarchie-Zeichens), 11.11 Uhr Demo gegen die bewusste Irreführung der Polizei, 12 Uhr Demo gegen jegliche Polizeipräsenz, 16 Uhr Demo gegen Polizeigewalt, 16.30 Uhr Demo gegen die Auflösung der § 129a-Demo, 19 Uhr Kundgebung gegen Verhaftungen. Außerdem kündigte der ADACMD eine "Demo gegen zuviele Demos am 25.10." an. Im Verlauf der Aktionstage gab es diverse Polizeikontakte, die ausgiebig zum Probieren von offensiven Kommunikationsstrategien genutzt wurden. Die Mischung aus theoretischen Workshops und direkter Anwendung führten zu einem selbstbewussteren Auftreten gegenüber den OrdnungshüterInnen und zu einer gewissen Hilflosigkeit bei vielen PolizeibeamtInnen.