Still working to recover. Please don't edit quite yet.
Textentwurf
"Du tanzt dauernd aus der Reihe!"
Das ist ein gängiger Spruch, der dir um die Ohren gehauen wird, wenn du nicht in die vorgegebenen Rollenschemata passt. Doch du bist keine Rohmasse, die mit jeder Art willkürlicher Maßnamen der "Charakterformung" und "Verhaltenszurichtung" für fragwürdige Ziele missbraucht werden darf. Auch erwachsene Kinder müssen nicht daneben stehen und zuschauen. Werdet aktiv und helft, ohne mit der Hilfe zu entmündigen. Erzieherische „Vergewohltätigung“, natürlich nur zu deinem Besten, die dir Handlungspielräume, deine persönliche Freiheiten einschränkt und deine Neugier in kalter Normalität erstickt, kann von dir dazu genutzt werden, durch einen offensiven Umgang einiges an Verwirrung zu stiften und eine Auseinandersetzung zu provozieren. Diese Aufmerksamkeit kann mensch nutzen um Inhalte zu vermitteln. Biete offensiv Diskussionen an, halte nicht die Klappe und bleib sitzen, wenn gutmeinende Gutmenschen ihre Wahrheiten in fremde Hirne pressen wollen. Dein Kopf gehört dir!
Gerade Eltern werden von ihrer Umwelt meist mit vielen Ratschlägen überhäuft. Da hilft wohl nur ein Dickes Fell zu entwickeln und auf die Frage ob das „dein Kind“ sei, das diesundjenes tue, zu versuchen imm wieder zu vermitteln: „ Ersie gehört immernoch sich selbst! Wenn du Fragen oder Ratschläge hast wende dich an ihnsie.“ Sicherlich ist es nett, vermittelnd aufzutreten, wenn Menschen Kommunikationsschwierigkeiten mit dem kleinen Menschen haben, mit dem du zusammenlebst. Wichtig ist es, dabei immer wieder die Autonomie des jungen Menschen zu betonen und jede Art von Stellvertreterei abzuweisen, wenn du ein gleichberechtigtes Zusammensein anstrebst.
Als LehrerIn oder berufsmäßige/r Erzieher ist es schwierig, auf eine gleichberechtigte Ebene zu bestehen, weil das Machtgefälle allein schon strukturell festgelegt ist. Auch der netteste Lehrer, der es ablehnt Noten zur Disziplinierung einzusetzen, muss durch Bewertung selektieren. Was innernhlab des Schulsystems unternommen werden kann, mag wie der Tropfen auf den heißen Stein, reformistisch und letztendlich systemfestigend wirken, weil es das beschwichtigend leichter erträglich macht, was strukturell diskriminierend ist. Wer versucht, den engen Rahmen zu erweitern wird schnell feststellen müssen, wieviel Energie dafür investiert werden muss, schon kleine Schritte zu gehen...und sich die Köpfe an den dicken Mauern der Bürokratie blutig rennen. Als Lehrverantwortliche/r zu respektieren, wenn ein Untergebener etwas anderes Lernen möchte als das, was im Lehrplan festgelegt ist oder womöglich garnicht in die Schule gehen will, ist undenkbar. Du musst den Zubildenden irgendwie verführen, überreden, manipulieren, Angst einflößen, das ganze Repertoire pädagogischer Gewalt auspacken, um deinen Staatsauftrag zu vollziehen. Schulverweigerung ist schließlich „unnormal“ und strafbar. Diese Gewalttaten abzulehnen hieße Schule als solches abzulehnen.
Die Meuterei: werdet Piraten und bringt das Schiff zum Sinken! "Schule ist wie ein löchriges Boot, in dem die Mannschaft verzweifelt in die Segel pustet"
In der jetzigen Schule musst du dir andauernd anhören, dass du zu dumm und zu faul bist, um selbst zu bestimmen, was du wo, wann, wie lange und mit wem lernen und tuen willst. Klaro, wenn mensch nie etwas dauerhaft ausprobieren darf, kann mensch es natürlich auch nicht können. Wo sämtliche Strukturen und Netzwerke fehlen und erst aufgebaut werden müssen, sind vereinzelte Ausbrüche mühselig. Also schließt euch zusammen und werdet Piraten! Greife die Autorität der Lehrkraft an, indem du dich nicht an ihre Anweisungen hällst und das immer wieder ganz offen damit begründest, dass du deren Macht über dich nicht anerkennst, dass du nicht hier sein willst, tausend andere Sachen lieber tätest, es nicht nachvollziehen kannst, wieso du gegen deinen Willen festgehalten wirst, du den Stoff in einer viel kürzeren Zeit lernen könntest, wenn du dich nicht mit LehrerInnen (und nervenden Mitschülern, falls vorhanden) rumplagen müsstest, du per Gesetz hier sein musst, weil du nicht willst, dass deine Eltern in den Knast kommen. Du ziehst daher den Widerstand vor. Es ist dein Recht zu protestieren und genau hier in der Schule ist genau der richtige Ort dafür - woanders darfst du dich ja auch nicht aufhalten! Wenn du schon im Klassenzimmer ausharren musst, dann tu wenigstens dein Ding, macht komplett genau das, worauf du gerade Lust hast (Lesen, schlafen, lachen, Musik hören, malen, schreiben, an weiteren Projekten arbeiten, diskutieren), mach das Klassenzimmer zu deinem Aufenthaltsraum, zu deiner Spielwiese. Sitz nicht verärgert-passiv hinter deinem Tisch rum, sondern tu, was du während der Schulzeit sonst nie machen konntest. Zusammen mit anderen könntest du sogar Computer, Fernseher und Playstation anschleppen, wenn ihr darauf Lust habt. Achtet allerdings darauf, in der Gruppe vorallem auf die „Schwächeren“ (stilleren, schüchternen) einzugehen und Vereinbarungen zu finden, damit die Eingesperrten miteinander klarkommen! Begründet es immer wieder mit eurem Recht auf Selbstbestimmung als Subjekte. „Lernverweigerung“ ist eine Diagnose, die Menschen in Sonderschullaufbahnen bringt. Mach dir keine Sorgen über den möglicherweise vergeigten Abschluss, auch wenn alle behaupten, du versauest dir damit deine Zukunft. Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht, und erst recht wissen sie nicht wie DEINE Zukunft ausssieht. Und Abschlüsse lassen sich jederzeit leicht nachholen, falls du sie brauchen solltest. Dein wichtigster Bonus ist, die Aktion mit vielen anderen Betroffenen durchzuziehen, am Besten mit der ganzen Schulklasse. Eine ganze Klasse als „krank“ zu psychiatrisieren oder von der Schule zu schmeißen dürfte einen Skandal auslösen, wenn nicht, dann sorgt dafür! Scheut nicht vor Pressegesprächen zurück und nutzt jede Gelegenheit, eure Meinungen zu verdeutlichen und Menschen, die euch auf agressive oder sanfte (SozialarbeiterInnen!) Weise „auf den rechten Weg“ bringen wollen, auf die Schippe zu nehmen, durch den Kakao zu ziehen, lächerlich zu machen, auszulachen. Damit auch andere was von eurer Aktion haben, denkt bitte daran, sie zu dokumentieren und ins Internet zu stellen. Wenn du nicht mehr zu Schule willst, also eine komplette Schulverweigerung durchziehen willst, solltest du dich über mögliche Repression informieren und vorsorgen. Unterstützung von anderen – besonders volljährigen- Menschen ist wertvoll und wenn deine Eltern dich dabei nicht unterstützen, wird es schwierig, denn ihre Macht über dich ist schwer zu brechen. Wenn morgens das Jugendamt oder die Polizei zu erwarten ist, macht mensch eben einen Frühspaziergang oder lädt die Damen und Herren zum Frühstück ein, um ihnen die Situation begreiflich zu machen. Selbst wenn sie dich mit Gewalt in Handschellen zur Schule zwingen, kann mensch sich ein paar Minuten einen Spaß draus machen, was dort in der Klasse passiert und bei der nächsten Gelegenheit die Fliege machen. Gerichtsprozesse kannst du mit einigem Medienrumel begleiten lassen und zur Vermittlung schulkritischer Inhalte nutzen.
Eine Aktion wie die oben beschriebene setzt viel Eigeninitiative von Seiten der SchülerInnen voraus. Die fehlt allerdings meistens, weil jede Form von Widerstand schon früh gebrochen und viele sich mit ihrem fremdbestimmten Dasein als „eine Notwendigkeit“ abgefunden haben. Zudem wird die Schule von vielen als „kleineres Übel“ angesehen, angesichts der vorallem durch das Staatsschulmonopol erzeugten Alternativlosigkeit, was kommunikative Bildungs- und Spielangebote angeht. Lasst euch auch auf Utopie-Diskussionen ein, bringt die Leute zum Träumen und sabbern, nachdem ihr schon über die Aktionen für Aufmerksamkeit gesorgt habt!
Mit einer rebellischen Schulklasse wäre eine Basis für weitere Aktionen vorhanden, auch Personen aus dem außerschulischen Umfeld können miteinbezogen werden. UnterstützerInnen, Theatergruppen könnten beispielsweise als Marsmenschis die Schule besuchen und für Trubel sorgen, das kommt sicherlich bei jüngeren Menschen sehr gut an: Sie kommen, filmen, spannen einen großen Fernseher auf, stellen witzige Fragen und erzählen vom Mars: -"Warum lasst ihr euch erziehen? Seid ihr noch nicht Mensch genug?" -„Ist ja seltsam. Bei uns auf dem Mars lernen die Leute alles für sie wichtige nur, wenn man sie dabei in Ruhe lässt.“ Auch in eurer Rolle als naive Marsmenschis könnt ihr diskutieren!
Noch ein paar Internettips:
Text- und Linksammlung zu Erziehungs- und Schulkritik: www.herrschaftsfrei-lernen.de.vu
Textsammlung zu Bildungskritik: www.bildungskritik.de
Das bildungskritische Aktions-austausch-wiki: www.lernkulturwandel.de.vu
Das Schulverweigerer-Forum: www.menschenskinder2000.de
Infos auch zu Schulverweigerung: www.bvnl.de
Buchtipps:
Schulkritik: Ivan Illich „Entschulung der Gesellschaft“
Olivier Keller „Denn mein Leben ist Lernen – wie Kinder aus eigenem Antrieb die Welt erforschen“ Mit Kindern wachsen-Verlag, ISBN 3-933020-06-9
Ulrich Klemm „Lernen ohne Schule“
Jesper Juul „Dummheit ist lernbar“
Erziehungskritik:
John Holt "Zum Teufel mit der Kindheit".
Jesper Juul „Das kompetente Kind“ Rowohlt 2001 ISBN 3-499-61485-5
Ekkehardt von Braunmühl „Zeit für Kinder“