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Dekonstruktion

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Dekonstruktion (auch Dekonstruktivismus) ist ein philosophischer Begriff, der zuerst im Zusammenhang mit dem Werk von Jacques Derrida gebraucht wurde. Nach Derrida ist sie keine Methode, sondern eine Praxis.

Dekonstruktion nimmt das Behauptete zur Kenntnis, um sich dann sogleich darauf zu konzentrieren, was dieses Behauptete alles nicht behauptet, auslässt und verneint. Sie richtet den Fokus demnach auf das Nichtgesagte. Dieses soll herausgestellt und konzentriert werden, sodass der Fußabdruck der Aussage deutlich wird. Dekonstruktion muss demnach je nach dem betrachteten Gegenstand unterschiedlich verfahren. Sie ist nicht immer auf die gleiche Art anwendbar.

Dennoch können grob gesagt zwei Bewegungen ausmacht werden: Die erste umfasst die Umkehrung, z.B. von binären Unterscheidungen und die zweite, die Verschiebung der gesamten Logik. Würde die Dekonstruktiion bei der ersten Bewegung stehenbleiben, würde wieder eine neue Hierarchie aufgebaut. Daher sei, so betont Derrida , die zweite Bewegung der Verschiebung unbedingt notwendig. Hinzu kommt, dass eine Dekonstruktion eigentlich nie abgeschlossen ist, da sich immer wieder binäre Logiken herstellen.

Die binären Gegensätze kann frau/mann sich dabei etwa als dialektische Anschauung vorstellen: Ein Text, der vielleicht aus gewohnter (binärer) These und Antithese besteht, enthüllt, wenn er dekonstruiert wird, beispielsweise eine Vielzahl weiterer Perspektiven, die gleichzeitig vorhanden sind und häufig in Konflikt zueinander stehen. Dieser Konflikt wird durch die Dekonstruktion erst sichtbar.

Praktisch kann frau/mann sich Dekonstruktion so vorstellen, dass etwa Begriffe selbst und ihre Entstehungsgeschichte hinterfragt, Diskussionen von einer Metaebene aus auf ihre SprecherInnen und Bedingungen hin untersucht werden. Dabei kann Dekonstruktion als Philosophie in Text/Theorie vorkommen, aber auch z.B. als künstlerische Praxis im Film, in der Kunst, in der Mode, Musik oder Architektur.

Interessant ist die Praxis der Dekonstruktion nicht nur für Texte, sondern auch für sozialwissenschaftliche Theorien, die sich mit Identitäten oder Identifizierungen beschäftigen, wie zum Beispiel die Queer Theory oder die feministischen Theorien (Judith Butler) oder Kulturtheorien. Hier werden anhand der Praxis der Dekonstruktion die Stabilitäten und Wesenheiten von Identitäten hinterfragt und nach neuen politischen Wegen gesucht.

Literatur

Texte der Dekonstruktion

Weiterführende Literatur

  • Geoffrey Bennington & Jacques Derrida: Jacques Derrida. Ein Porträt. Frankfurt am Main 1994 (Suhrkamp).
  • Jonathan Culler: Dekonstruktion. Derrida und die poststrukturalistische Literaturtheorie. Reinbek 1999. (Rowohlt) ISBN 3499556359
  • Engelmann, Peter: Postmoderne und Dekonstruktion. Stuttgart 2004 (Reclam)
  • Barbara Johnson: The Critical Difference: Essays in the Contemporary Rhetoric of Reading. Baltimore, Johns Hopkins University Press, 1980. ( Dekonstruktive Lektüren von Baudelaire, Barthes, Mallarmé, Melville und von Lacan/Derrida/Poe)
  • Sarah Kofman: Derrida lesen. Wien 1987 (Passagen Verlag) ISBN 3900767017
  • Heinz Kimmerle: Jacques Derrida zur Einführung. Hamburg 2000 (Junius Verlag) ISBN 3885063247
  • Stephan Moebius; Dietmar Wetzel (Hrsg.): absolute Jacques Derrida. Originalbeiträge und Einführung in Leben und Werk. Orange Press: Freiburg i.Br. 2005
  • Hugh J. Silverman: Textualities. Between Hermeneutics and Deconstruction. London 1994 (Routledge) ISBN 0-415-90818-3

Weblinks

Siehe auch

Postanarchismus, Poststrukturalismus, Systemtheorie

Kategorie:Philosophie