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Freie ArbeiterInnen Union

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thumb|right|350px|FAU Block bei einer Demo gegen Sozialabbau in Berlin am 1.11.03Die Freie ArbeiterInnen Union ist eine anarchosyndikalistische Gewerkschaft in Deutschland. Und Mitglied der Internationalen ArbeiterInnen Assoziation, der Internationalen der Anarcho-Syndikalistischen Gewerkschaften. Bundesweit gibt es ca. 40 Ortsgruppen und Syndikate.

Was ist die FAU?

Die Freie ArbeiterInnen Union ist eine Selbstorganisation von ArbeiterInnen. Wobei nach unserem Verständnis Arbeiter nicht nur weiße männliche Fabrikarbeiter sind, sondern die große Masse derjenigen, denen nichts übrig bleibt, als täglich ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Dazu gehören FabrikarbeiterInnen ebenso wie die MigrantInnen, die für zwei Mark in der Stunde den Wohlstandsmüll recyclen, ArbeiterInnen im Dienstleistungssektor, Scheinselbständige, Lohnarbeitslose und Leute die sich in der Berufsausbildung befinden.

Nichts zu suchen haben bei uns Leute, die die Arbeitskraft anderer ausbeuten. Ebensowenig wie Militärs, Polizisten oder Mitglieder sonstiger Unterdrückungsorgane.

Manche von uns bezeichnen die FAU als eine Gewerkschaft, andere sagen, dass dieser Begriff durch den DGB und seine Einzelgewerkschaften so auf den Hund gebracht wurde, dass die Verwendung des Wortes nur zu Missverständnissen führen kann. Deshalb ist bei uns der Begriff «Freie Vereinigung» recht gebräuchlich; er bringt besser rüber, worum es uns geht.

Als Anarcho-SyndikalistInnen halten wir jedenfalls nichts von sozialpartnerschaftlichem «Bündnis für Arbeit»-Gejammer und verfilzten und undemokratischen Funktionärsapparaten. Wir denken, dass wir selber wissen, was für uns gut ist und dass wir prima ohne Chefs, Pfaffen, Staat und Funktionäre auskommen können. In einer basisdemokratischen Gesellschaft mit einer Wirtschaft, die auf der Selbstverwaltung der ProduzentInnen (also der ArbeiterInnen) beruht, lebt es sich für uns alle besser. Und genau da wollen wir hin.

Was will die FAU?

Die Freie ArbeiterInnen Union (FAU-IAA) ist eine anarcho-syndikalistische Selbstorganisation von ArbeiterInnen mit dem Ziel einer herrschaftsfreien, auf Selbstverwaltung begründeten Gesellschaft. Wir Anarcho-SyndikalistInnen haben die herrschaftsfreie, auf Selbstverwaltung begründete Gesellschaft als Ziel. Die Selbstbestimmung in allen Lebensbereichen ist die grundlegende Idee des Anarcho-Syndikalismus.

Daher lehnen wir die Organisation unserer Interessen in zentralistisch aufgebauten Organisationen ab, da diese stets Machtkonzentration und Hierarchie bedeuten. Weder soll, noch kann mensch mit StellvertreterInnen- Politik wie sie z.B. von reformistischen Gewerkschaften, Parteien und Kirchen betrieben wird, unsere Interessen durchsetzen.

Dagegen sind wir direkt und indirekt lohnabhängigen Menschen für Selbstorganisation in unabhängigen Betriebs-, Branchen und Ortsgruppen. Diese sind bundesweit (in der FAU - Freie ArbeiterInnen Union) und international (in der IAA - Internationale ArbeiterInnen Assoziation zusammengeschlossen.

Zur Durchsetzung unserer Ziele und Forderungen dienen uns sämtliche Mittel der Direkten Aktion, wie z. B. Besetzungen, Boykotts, Streiks etc. Im Gegensatz dazu lehnen wir die parlamentarische Tätigkeit in jeglicher Form ab. Mit dieser Art von Organisation verbinden wir die Möglichkeit, Vereinzelung und Perspektivlosigkeit aufzuheben und so für eine revolutionäre Veränderung auf freiheitlicher Grundlage zu kämpfen.

Da die Macht und die Stärke des kapitalistischen Systems in der privaten bzw. staatlichen Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel und in der tagtäglichen Ausbeutung der arbeitenden Klasse begründet sind, ist der ökonomische Bereich der Hauptansatzpunkt für den antikapitalistischen Kampf.

Revolutionäre Arbeit in den Betrieben trifft den Kapitalismus nicht nur in seinen Erscheinungsformen, sondern an seiner Wurzel. Diese Arbeit kann nur erfolgreich sein, wenn in allen gesellschaftlichen Bereichen gleichzeitig revolutionäre Arbeit geleistet wird, da alle Kämpfe in einer Wechselbeziehung zueinander stehen.

Alle Menschen, die in diesem Sinne mit uns zusammenarbeiten wollen, sind uns willkommen.

(Angenommen auf dem FAU-Pfingstkongress 1989, ergänzt 1993)


Kurzinfo der Gewerkschaft FAU für Interessierte

Vorteile für FAU-Mitglieder Eine Information über unsere Gewerkschaft

Worin unterscheiden wir uns von zentralistischen Gewerkschaften ? - Wir orientieren uns an den individuellen Bedingungen und Bedürfnissen; auf konkrete Situationen können wir uns schnell einstellen. - Bei uns kann sich jedes Mitglied aktiv einbringen und die Gewerkschaftsarbeit mitbestimmen. -Unsere Strukturen sind transparent, basisdemokratisch und selbstbestimmt. - Es gibt keine Führungsgremien, keine hauptamtlichen Funktionäre, keine Bürokratie. - Die Entscheidungen werden von den Mitgliedern in den Ortsgruppen und Syndikaten getroffen. Die föderale Organisation bietet Schutz gegen Machtkonzentration und Korruption. - Wir setzen auf die Mobilisierbarkeit aller Mitglieder und direkte Aktionen. - Die Unterstützung unserer Mitglieder ist schnell und direkt - sowohl bundesweit als auch international. - Wir pflegen den regelmäßigen Austausch mit Basisgewerkschaften auf internationaler Ebene. - Wir sind eine Gewerkschaft mit gesamtgesellschaftlicher Perspektive.

Was bieten wir?- Zunächst den Austausch über unsere Arbeits- und Lebensbedingungen sowie die Vermittlung von Erfahrungen. - Wir geben konkrete Hilfestellung bei Konflikten, können Druck machen, Öffentlichkeit herstellen. - Mitglieder erhalten jegliche Hilfe im Rahmen der Möglichkeiten (z.B. Unterstützung bei Anwaltskosten). Einen Rundumschutz materieller Art, wie etwa die Übernahme von Gerichts- und Anwaltskosten oder die Auszahlung von Streikgeldern, können wir jedoch nicht bieten.

Was erwarten wir?- Interessierte sollen sich aktiv einbringen, aufgeschlossen sein und die Bereitschaft mitbringen, sich mit unseren Ideen und Vorstellungen auseinanderzusetzen. - Neu-Mitglieder sollten unseren Ideen nahe stehen, unsere Statuten und Prinzipien akzeptieren, sich kollegial-solidarisch verhalten.

Tretet ein in die Gewerkschaft und macht sie stark!



Geschichte der FAU

FAUD

Die FAUD (Freie ArbeiterInnen Union Deutschland) ist am 15.September 1919 aus der Freien Vereinigung Deutscher Gewerkschaften entstanden. Bereits 1921 waren in ihr mehr als 150 000 Arbeiter Organisiert. Auf Initiative der FAUD wurde Weihnachten 1922 die IAA in Berlin gegründet. Die FAUD hatte große kulturelle Aktivitäten zB. Genossenschaftsprojekte, Frauenbünde, Freie Schulen etc. Durch interne Konflikte sank die Anzahl der Mitglieder, bis zum Ende der Weimarer Republik, auf wenige Tausend. Kurz vor der Machtergreifung löste die FAUD sich offiziell auf und war ab dann bis mindestens 1937 aktiv am Antifaschistischen Widerstand beteiligt. Während des Nationalsozialismus gründeten viele ehemalige FAUD-Mitglieder in Spanien die Organisation "Deutsche Anarcho-Syndikalisten" (DAS), welche den 1936 kämpfenden Spanischen Anarcho-Syndikalisten zur Seite stand, indem sie speziell für deutschsprachige Korrespondenz eingesetzt wurde und mit exekutiven Vollmachten gegenüber Deutschen Faschisten in Spanien ausgestattet wurde. Andere kämpften in den anarchistischen Milizen, bzw. der Kolonne Durruti. Mit dem Sieg der Spanischen Faschisten 1939 flohen viele Mitglieder schließlich über holländische Fluchtwege in die USA oder andere Amerikanische Staaten. Andere kamen in Französische Internierungslager.

FFS

Die FFS (Föderation Freiheitlicher Sozialisten) wurde auf dem Pfingstkongress 1947 von überlebenden Mitgliedern der FAUD gegründet. In einigen Städte gab es schon vorher Gruppen ehemaliger FAUD oder SAJD Mitgliedern. Sie diente als Ideenorganisation, ihre Mitglieder waren oftmals in der SPD und dem DGB. Die FFS trat 1952 aus der IAA aus. Ziel der FFS war es Ideologie durch Wahlen in Kommunalparalamente zubringen. In den 60iger Jahren löste sich die FFS altersbedingt auf.

FAU

1977 wurde die I-FAU die Initiative Freie Arbeiter Union als Nachfolgeorganisation der FAUD gegründet. 1983 benannte sich die I-FAU dann in FAU um. Die Gewerkschaft FAU ist bis heute die größte anarcho-syndikalistische Organisation Deutschlands. Ihre Mitglieder einen sich unter den Prinzipien des Föderalismus und des Klassenkampfes. Deshalb können sie sowohl zum Anarchismus, wie auch zum Rätekommunismus tendieren. Das einigende Band nach Inhalt und Form stellen die Prinzipienerklärung des Syndikalismus in ihrer heutigen Form als Prinzipienerklärung der FAU, sowie die Organisationsstatuten der FAU dar. Die größten theoretischen Anknüpfungspunkte finden sich in den Werken von Rudolf Rocker und Peter Kropotkin. Die FAU versteht sich gleichermaßen als Hilfsorganisation, Bildungsplattform und als klassenkämpferische Gewerkschaft mit starker internationaler Ausrichtung auf dem Weg zu einer freien Gesellschaft. Die Gewerkschaft richtet sich an der konkreten Praxis und an den Arbeits- und Lebensbedingungen ihrer Mitglieder aus. So wird alle Theorie stets an der Praxis gemessen, bleibt somit nicht abstrakt, sondern orientiert sich an den Bedürfnissen aller Organisierten. Die etwa 40 Ortsgruppen und Syndikate der FAU sind aktiv in Betrieben, im Erwerbslosenbereich, an Universitäten und an Schulen. Sie führen Arbeitskämpfe, treiben ausstehende Löhne ein oder helfen gegen Ämterschikane. Die Hilfe ist konkret. Gemeinsame Erfahrungen werden ausgewertet und Strategien erarbeitet. Hilfsmittel dazu sind Webseiten (www.fau.org, wie auch zahlreiche Lokalpräsenz), das Bundesorgan „Direkte Aktion“, wie auch diverse Lokalzeitungen, ein Mitgliederrundbrief, eine umfangreiche Vernetzungsstruktur, Regional- und Bundestreffen oder auch Delegiertentreffen zu bestimmten Aufgaben. Die FAU legt großen Wert auf die Selbstdisziplin, Eigenverantwortlichkeit, Selbständigkeit, Verbindlichkeit, Kontinuität und Ausdauer ihrer Mitglieder.

Nach eigenen Angaben wächst die FAU seit Beginn des 21. Jahrhunderts langsam aber stetig.

Kritik an der FAU

Kritiker bemängeln, daß auch die FAU eine Ausgrenzungspolitik betreibt, die schon bei der Mitgliedschaft anfängt. Dagegen sind Befürworter des gegenwärtigen Modells der Meinung, daß die FAU sich als sozialrevolutionäre ArbeiterInnenorganisation in Gewerkschaftsform zu profilieren versucht und daher Chefs und MitarbeiterInnen staatlicher Repressionsorgane nicht zugelassen sind.

Im Orginal:

Folgende Voraussetzungen solltest Du erfüllen, damit wir zusammen passen:

  1. Du bist Arbeiter, Arbeiterin, angestellt, freiberuflich, erwerbslos, gehst zur Schule oder studierst und machst keinen Job, in dem Du andere Menschen einstellst oder feuerst (kein Arbeitgeber).
  2. Du arbeitest nicht bei staatlichen Repressionsorganen.
  3. Du hast unsere Statuten und unsere Prinzipienerklärung gelesen und kannst ihnen zustimmen.

siehe auch:

Anarcho-Syndikalismus, Bildungssyndikat, Freie Vereinigung deutscher Gewerkschaften, IAA

Sekundärliteratur

  • FAU Bremen - Kurze Einführung in die Geschichte des Anarchosyndikalismus und die FAU-IAA
  • Mona Grosche: Anarchismus und Syndikalismus in Deutschland
  • Ulrich Klan/Dieter Nelles: Es lebt noch eine Flamme .- Rheinische Anarcho-Syndikalisten/-innen in der Weimarer Republik und im Faschismus, 379 S., Trotzdem-Verlag 1986, 1990
  • Wolfgang Haug: "Eine Flamme erlischt". Die Freie Arbeiter Union Deutschlands von 1932 bis 1937, IWK, Heft 3, September 1989
  • Hartmut Rübner: Freiheit und Brot. Die Freie Arbeiter-Union Deutschlands. Eine Studie zur Geschichte des Anarchosyndikalismus. Berlin und Köln: , ISBN: 3-922226-21-3
  • Martin Veith - Die anarcho-syndikalistische Gewerkschaft

Weblinks

Kategorie:Anarchistische Organisationen und Initiativen Kategorie:Anarcho-Syndikalismus