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Revision as of 17:11, 23 July 2008
Michel Foucault (* 15. Oktober 1926 in Poitiers; gest. 25. Juni 1984 in Paris). Der französische Philosoph hat den Begriff "Diskurs" entscheidend geprägt und hat den Poststrukturalismus stark beeinflußt.
Für den postmodernen Anarchismus/Postanarchismus ist Foucaults Neubestimmung des Begriffs Macht von erheblicher Bedeutung: er hat die klare Trennung zwischen Macht und Herrschaft postuliert. Seiner Theorie zufolge übt der Mensch immer Macht aus, der entscheidende Unterschied zur Herrschaft ist die Abwesenheit von Zwang. Machtverhältnisse sind bei Foucault immer asymetrisch aber umkehrbar, im Gegensatz zu Herrschaftszuständen. Sklaverei ist für Foucault kein Machtverhältnis sondern ein Herrschaftszustand.
Die Philiophie von Foucault steht für die Zurückweisung der Idee einer natürlichen Sexualität. Für Foucault tritt nach der Befreiung der Sexualität von verschieden Unterdrückungsformen keine "freie Sexualität" zu tage, sondern diese muss erst durch "Praktiken der Freiheit" herausgebildet werden.
Postmarxistische anarchienahe AutorInnen wie John Holloway führen diesen Gedanken weiter, indem sie fordern, Widerstand in Form von kreative Macht sowie Gegenmacht zu leisten.
Kritik an Foucault
1. inhaltliche bzw. fachliche Kritik:
- Sein Machtbegriff: Macht ist bei Foucault ständig da, sie entsteht nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Diese Sichtweise ist zwar typisch für seinen strukturalistischen Denkansatz, aber trotzdem sachlich falsch. Was soll daran falsch sein? Bitte ausführen. Er unterscheidet zwischen Macht, die nicht ständig da ist, sondern ständig neu entsteht (und zwar nochmals unterschieden nach den verschiedensten Ausformungen, zum Beispiel der Macht, etwas zu tun) bis zur Herrschaft geronnenen Macht. Hierbei handelt es sich um ein soziologisches Modell. Ich verstehe nicht, wie Untersuchungen über menschliche Verhältnisse überhaupt unter dem Gesichtspunkt der sachlichent Unrichtigkeit kritisiert werden können. Richtig ist selbstverständlich, dass Macht im Alltagsgebrauch eine andere Konnotation hat und dort mit ausgeübter Macht identifiziert wird, die Foucault - zum Beispiel in Form der Gefängnisse - scharf kritisiert hat.
2. persönlich Kritik
- Ihm wurde vorgeworfen die iranische Revolution begrüßt zu haben. Allerdings hat er sich später dafür entschuldigt.
Werke
- 1954: Maladie mentale et personnalité; reed. 1995 Maladie mentale et psychologie
- 1961: Histoire de la folie à l'âge classique - Folie et déraison; dt. Ausg.: Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Frankfurt am Main 1993
- 1963: Naissance de la clinique - une archéologie du regard médical; dt. Ausg.: Die Geburt der Klinik. Eine Archäologie des ärztlichen Blicks. Frankfurt am Main 1988
- 1966: La pensée du dehors
- 1966: Les mots et les choses - Une archéologie des sciences humaines, Paris; dt. Ausg.: Die Ordnung der Dinge. Frankfurt am Main 1974; Taschenbuchausgabe: Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2003. ISBN 3518067346
- 1969: L'archéologie du savoir; dt. Ausg.: Archäologie des Wissens. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2002. ISBN 3518279564
- 1970: Sept propos sur le septième ange
- 1971: L'ordre du discours; dt. Ausg.: Die Ordnung des Diskurses. Frankfurt am Main 1991
- 1973: Ceci n'est pas une pipe
- 1974: Von der Subversion des Wissens. Frankfurt am Main 1987
- 1975: Surveiller et punir - la naissance de la prison, Paris; dt. Aug.: Ãœberwachen und Strafen|Ãœberwachen und Strafen, Frankfurt am Main 1977
- 1976: Histoire de la sexualité, vol. 1: La volonté de savoir, Paris; dt. Ausg.: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1, Frankfurt am Main 1983
- 1982: Der Staub und die Wolke. Vorlesungen zur Analyse der Macht-Mechanismen, 1. Auflage Impuls-Verlag, Bremen; 2. Auflage Trotzdem-Verlag, Grafenau 1993, 3. Auflage Trotzdem-Verlag, Grafenau-Frankfurt 2003
- 1984: Histoire de la sexualité, vol. 2. L´usage des plaisirs, Paris; dt. Ausg.: Der Gebrauch der Lüste. Sexualität und Wahrheit 2, Frankfurt am Main 1989
- 1984: Histoire de la sexualité, vol. 3. Le souci de soi, Paris; dt. Ausg.: Die Sorge um sich. Sexualität und Wahrheit 3, Frankfurt am Main 1989
- 1994: Dits et Ecrits, Paris, Gallimard, 1994, 4 volumes (dt. Ausg. Schriften, Frankfurt a. M., 2001 ff., 4 Bände)
- 1996: Il faut défendre la societé, Paris, Gallimard, 1996, (dt. Ausg. In Verteidigung der Gesellschaft, Frankfurt a. M., Suhrkamp, 1999)
Literatur
- Deleuze, Gilles: Foucault. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1992.
- Dreyfus, Hubert L. und Rabinowitz, Paul: Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Weinheim: Beltz, 1987.
- Eribon, Didier: Michel Foucault. Eine Biographie. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1991.
- Fink-Eitel, Hinrich: Michel Foucault zur Einführung. Hamburg: Junius, 1997.
- Honneth, Axel und Saar, Martin [Hrsg.]: Michel Foucault. Zwischenbilanz einer Rezeption: Frankfurter Foucault-Konferenz 2001. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2003.
- Kögler, Hans Herbert: Michel Foucault. Stuttgart.Weimar: Verlag J.B. Metzler, 1994.
- Lemke, Thomas: Eine Kritik der politischen Vernunft. Foucaults Analysen der modernen Gouvernementalität. Hamburg: Argument, 2001.
- Magiros, Angelika: Kritik der Identität. "Bio-Macht" und "Dialektik der Aufklärung". Zur Analyse (post-)moderner Fremdenfeindlichkeit - Werkzeuge gegen Fremdenabwehr und (Neo-)Rassismus. Unrast Verlag, 2004.
- Schneider, Ulrich Johannes: "Michel Foucault " Darmstadt 2004 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft)
Web-Texte
- Keine Macht für niemand Versuch einer anarchistischen Aneignung des philosophischen Projektes von Michel Foucault
- Marc Jäger "Warum Foucault?"
Weblinks
- de.wikipedia.org - sehr gute Einführung.
- Detaillierte Analyse zum Machtbegriff, auch politisch hochinteressant [1]
- www.heise.de/tp/ Telepolis am 25.Juni 2004: Michel Foucault zum 20.Todestag
- Michel Foucault: Ein nicht hinnehmbarer Tod (L'Affaire Mirval), mit Linksammlung zu Foucault
- www.foucault.info
Siehe auch
Diskursanalyse, Repression, Projekte:Herrschaftsbegriff:Foucault
Kategorie:PhilosophInnen Kategorie:Kritische Theorie Kategorie:SoziologInnen Kategorie:Soziologie