Still working to recover. Please don't edit quite yet.
Difference between revisions of "Strike Bike"
(→Presseerklärung 2 vom 27.09.2007) |
|||
Line 194: | Line 194: | ||
*http://zuender.zeit.de/2007/40/interview-fabrikbesetzung-nordhausen-strike-bike '''"Klassenkampf: Der knallrote Protest". Interview mit André Kegel ein Kollege der ehemaligen 'Bike Systems GmbH' und des besetzten Betriebes und vom Verein "Bikes in Nordhausen"''', in "Die Zeit", 04.10.2007. | *http://zuender.zeit.de/2007/40/interview-fabrikbesetzung-nordhausen-strike-bike '''"Klassenkampf: Der knallrote Protest". Interview mit André Kegel ein Kollege der ehemaligen 'Bike Systems GmbH' und des besetzten Betriebes und vom Verein "Bikes in Nordhausen"''', in "Die Zeit", 04.10.2007. | ||
*http://labournet.de/branchen/sonstige/fahrzeug/bikesystems.html Labournet.de Info | *http://labournet.de/branchen/sonstige/fahrzeug/bikesystems.html Labournet.de Info | ||
+ | *http://selbstverwaltetebetriebe.blogsport.de | ||
[[Kategorie:Aktionen]] | [[Kategorie:Aktionen]] | ||
[[Kategorie:Hamburg]] | [[Kategorie:Hamburg]] |
Revision as of 14:09, 3 November 2007
Strike Bike ist eine Solidaritätsaktion, bei der Fahrräder eines durch die Belegschaft weitergeführten insolventen Unternehmens verkauft werden.
Contents
- 1 Aufruf
- 2 »Strike-Bike« Produktion beginnt am Montag 22. Oktober 2007 um 6:30 Uhr!
- 3 Kampagne Strike-Bike schreibt Geschichte- www.strike-bike.de, 04.10.2007:
- 4 Strike-Bike und die Rolle der Gewerkschaften
- 5 Pressekonferenz in Nordhausen - 2. Oktober 2007 - 15 Uhr
- 6 Strike-Bike als Marke
- 7 Weblinks
Aufruf
Eine kleine, große Geschichte dadrüber welche Kraft die Solidarität potentiell hat!
"Eine Tat macht an manchen Tagen mehr Furore, bringt mehr Aufmerksamkeit, als tausende Broschüren!", so oder ähnlich, Zitat von Peter Kropotkin!
Vivir la utopÃa - Solidarität zeigen! Widerstand organisieren! Die Utopie leben! Heute!
Auf! Auf! Zum konstruktiven Werk der Solidarität, zur Anarchie!!!
"Die Grenzen verlaufen nicht zwischen den solidarischen Menschen, sondern zwischen oben und unten!!"
Soli - 16.10.07 von Solidaritätskreis »Strike-Bike« der FAU
»Strike-Bike« Produktion beginnt am Montag 22. Oktober 2007 um 6:30 Uhr!
Am 22. Oktober ist es endlich soweit. Die Fahrradfabrik in Nordhausen nimmt den Betrieb wieder auf. Völlig selbstverwaltet und ohne Chefs wird ab 6:30 Uhr morgens das „Strike-Bike“ produziert. Die 1800 vorbestellten Fahrräder werden hergestellt und ab Anfang November an die KäuferInnen ausgeliefert.
Menschen, die sich für ein Strike-Bike interessieren, aber leider keines der 1800 mehr abbekommen haben, können sich ab sofort über die Homepage www.strike-bike.de in eine Reservierungsliste eintragen lassen.
Zum Produktionsbeginn sind MedienvertreterInnen von Presse, Funk- und Fernsehen erwünscht, es wird aber dringend um Anmeldung gebeten, da das öffentliche Interesse eine Akkreditierung nötig macht. Ebenso willkommen sind alle solidarischen Menschen, die bei diesem »historischen« Augenblick die BesetzerInnen und ihre selbstverwalteten Produktion begleiten wollen.
Anwesend werden sein die KollegInnen von »Bikes-in-Nordhausen« sowie VertreterInnen der FAU, des Café Libertad Kollektiv eG sowie weiterer Gewerkschaften aus anderen Ländern.
Für Rückfragen und Informationen siehe: http://www.strike-bike.de
Kampagne Strike-Bike schreibt Geschichte- www.strike-bike.de, 04.10.2007:
Seit gestern morgen ist es vollbracht: 1800 Strike-Bikes wurden bestellt, die Kampagne wurde vorzeitig abgebrochen. Alle Räder sind verkauft.
Damit schreiben die KollegInnen aus dem Fahrradwerk in Nordhausen und die sie unterstützende anarchosyndikalistische Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) Geschichte. Noch niemals zuvor wurde in der BRD in einer besetzten Fabrik selbstverwaltet produziert.
In den nächsten Tagen werden die KollegInnen die für die Produktion benötigten Teile bestellen. Die Produktion wird am 23. Oktober aufgenommen werden und ab Anfang November werden die "Strike-Bikes" an die solidarischen BestellerInnen ausgeliefert werden.
Möglich wurde der Erfolg dieser direkten Aktion durch eine solidarische Kampagne mit ungeahnter Dynamik. Innerhalb von noch nicht einmal zwei Wochen nach der Bekanntgabe der Absicht die "Strike-Bikes" in Selbstverwaltung zu produzieren wurde die Kampagne weltweit in sozialen und gewerkschaftlichen Bewegungen zum Thema. Bestellungen gingen aus nahezu allen europäischen Ländern sowie aus u.a. Ägypten, den USA, Australien, Kanada, Südafrika, Israel ein.
Solidaritätsbekundungen und euphorische Resonanz fanden ihren Weg aus nahezu allen Ecken der Welt nach Nordhausen und zur FAU. Und seit spätestens zwei Tagen geht die Berichterstattung nun weit über die Alternativmedien hinaus. Gestern gab es mehrminütige Berichte auf allen wesentlichen deutschen Fernsehsendern (ARD, ZDF, SAT 1, RTL), über zweihundert deutschsprachige Zeitungen brachten Meldungen, mehr als 50 Zeitungen selbstrecherchierte Artikel. Die Nachrichtenagenturen DDP, AP und Reuters brachten gestern mehrmals aktualisierte eigene Meldungen, jeweils mit Hinweis auf die Homepage von der Kampagne. Fernsehberichte gab es außerdem in Frankreich, Holland, der Schweiz und Österreich. Ein Pressespiegel ist auf der Kampagnenseite zu finden.
In Nordhausen sind die KollegInnen immer noch überwältigt vom Ausmass der weltweiten Solidarität. Überall werden sie als wegweisende Vorbilder genannt. Und langsam wird auch den Hauptakteuren bewusst, dass sie mit ihrem Mut und ihrer Solidarität Geschichte schreiben werden.
Strike-Bike und die Rolle der Gewerkschaften
Jens, auf Indymedia.de: 08.10.2007 23:44 Themen: Soziale Kämpfe In Deutschland wird eine Fabrik besetzt, die 135 ArbeiterInnen zeigen einen hierzulande fast nie da gewesenen Zusammenhalt, besetzen die Fabrik seit nun 3 Monaten und entscheiden sich zu einem in Deutschland für unmöglich gehaltenen Schritt; der Produktion in Selbstverwaltung. Wohlgemerkt in einem besetzten Betrieb. Damit überschreiten sie alle Grenzen, welche wir uns im Rahmen von Aktionen der DGB Gewerkschaften vorstellen können. Und haben damit einen Erfolg welcher in die Geschichte eingehen wird.
Über google finden sich zwei Wochen nach dem Start der Kampagne sagenhafte 300.000 Einträge zu "Strike-Bike" aus der ganzen Welt. Und fast nirgends ein Wort über die IGM, sondern nur über die in Deutschland wirklich kleine anarchosyndikalistische FAU.
Mir drängte sich sofort eine Frage auf: Was bitte, außer Gejammer über „Heuschrecken“ und die dazu passende Demo in Frankfurt, hat „meine“ Gewerkschaft, die IGM, mit der Geschichte in Nordhausen zu tun?
Ein erster Artikel der das Thema überhaupt erwähnt, von Peter Nowak (Telepolis / Heise) vom 2.10.2007, lässt endgültig aufhorchen. Die IGM als Blockiererin dieser Aktion?
Zitat: Die Tatsache, dass DGB-Gewerkschaften in dem Werk nicht Fuß fassen konnten, hatte die pragmatische Zusammenarbeit mit der FAU sogar erleichtert. Denn durch feste DGB-Strukturen wird in der Regel sehr streng darauf geachtet, dass Konkurrenten von links dort gar nicht erst Fuß fassen können. Dazu werden mitunter auch Verbote und andere administrative Maßnahmen angewandt. Die Arbeiter in Nordhausen haben sich hingegen immer gegen jegliche Bevormundung von Parteien und Gewerkschaften gewandt. Zitat Ende....
Bei genauerer Recherche zu IGM und Strike-Bike findet man dann höchstens lokale Unterstützung, allerdings, wohl bezeichnenderweise, nie von der IGM-Verwaltungsstelle Nordhausen. Sondern z.B. von der IGM Leipzig. Und dort wird´s dann richtig peinlich, anscheinend allerdings ohne die Schuld der lokalen Aktiven, sondern durch den ihnen wohl zentral vorgegebenen Inhalt. In Aufruf des IGM-Leipzig Blogs wird versucht, die Zusammenarbeit der KollegInnen mit der FAU zu vertuschen:
Zitat: Liebe KollegInnen, fast wörtlich schreibt Ihr den Flyer zum Strike-Bike ab. Erstmal schön und gut. Im Original heißt es: “In konstruktiver Zusammenarbeit mit der Radspannerei Berlin Kreuzberg, der Cafe Libertad eG aus Hamburg und der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft der www.fau.org wurde das Konzept kurzfristig entwickelt. †Warum verschweigt Ihr, die Zusammenarbeit mit der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft? Habt Ihr so wenig Selbstbewußtsein? Zitat Ende
Am 4. Oktober in der "Jungle World" dann das erste Mal offene Kritik an der IGM durch Folkert Mohrhof von der FAU: »Was wir als Mini-Gewerkschaft bekommen haben, ist internationale Solidarität«, sagt Folkert Mohrhof, der Pressesprecher des »Solidaritätskreises Strike-Bike« der FAU, im Gespräch mit der Jungle World. Nur die IG Metall kritisiert er. »Es ist eine absolute Sauerei, von der IG Metall kommt überhaupt nichts.« Und er fährt fort: »Wieso kaufen die eigentlich keine Strike-Bikes? Die hätten die Möglichkeit zu einer Großbestellung.«
Und im selben Artikel das Eingeständnis: Astrid Schwarz-Zaplinski, die erste Bevollmächtigte der IG Metall Nordhausen, reagiert auf diese Frage ausweichend: »Einzelne Kollegen und Kolleginnen der IG Metall werden sicherlich bestellen.«
Wirklich beeindruckend.....
Und dann, einen Tag später und direkt hier auf Indy verlinkt (und auch über jede Suchmaschine leicht zu finden), der unfassbare Bericht eines Kollegen von der Radspannerei Kreuzberg über einen Besuch in Nordhausen.
Zitat: als nachtrag noch einen kleinen wermutstropfen. die ig-metall, welche die belegschaft mehr als zwei monate hingehalten hatte, sie vielmehr noch zu überreden versuchte, den kampf aufzugeben im hinblick auf die konsequenzen, sozusagen angstmacherei betrieb, und die eigentlich in ihrer funktion selbstverständliche unterstützung versagte, sprang erst wieder auf den zug auf, nachdem die „tagesthemen“ der ard einen bericht über die werksbesetzung gesendet hatte. sie warb um die 65 noch nicht-mitgliederinnen ihrer organisation, bot ihnen, um die entscheidung zu erleichtern, zinslose darlehen an. 30 der jetzigen vereinsmitglieder vom bikes aus nordhausen e. v. traten ein. der mitgliedsbeitrag von 30,-€ wurde ihnen umgehend vom konto abgezogen, jedoch wurde bis heute kein einziges darlehen gezahlt. statt dessen wurden wimpel und ig-metall-girlanden aufgehängt, plakate gedruckt, die kaum erfüllbare forderungen an die heuschreckengesellschaft „lone-star“ richtet, welche in den usa residiert, und die unvermeidliche, weithin sichtbare ig-metall-flgge gehißt. professionell und erfahren wie sie ist, wurde die fau mit der fehlinformation versorgt, die offizielle pressekonferenz am 02.10.2007 sei um 15:00 uhr angesetzt. eine information, die erstmal niemand anzweifelte, was sich im nachhinein als fataler fehler herausstellte. denn in wirklichkeit hatten sich mehrere fernsehteams und redaktionen einiger namhafter tageszeitungen schon um 12:00 im werk eingefunden, so daß die ig-metall allein mit auf dem podium saß, um sich als haupt-solidaritätsorganisations zu präsentieren. die initiatorinnen von cafe-libertad, die fau und viele andere, welche den kampf von anfang an tatkräftig unterstützt hatten, blieben außen vor. vertrauen ist gut, jedoch nicht in jedem fall. Zitat Ende
Die Lektüre davon bedeutete für mich das Ende meiner Mitgliedschaft in diesem Apparat. Was aber bedeuteten diese Geschehnisse für die Fortführung des vorbildlichen selbstorganisierten Kampfes der KollegInnen in Nordhausen? Hoffentlich werden sie zusammenhalten und sich von der IGM genauso wenig spalten lassen wie von LoneStar und der MIFA, dem Arbeitsamt oder dem Insolvenzverwalter. Den Versprechungen der IGM werden sie zukünftig jedenfalls sicher soviel Glauben schenken wie den Versprechen der „solidarischen“ PolitikerInnen, welche sich in den letzten Tagen der Aktion, als sicher war, was für ein Erfolg die Kampagne haben würde, auf dem Strike-Bike fotografieren ließen. Mit einer gemeinsamen Fortführung des Kampfes ohne sie instrumentalisierende Funktionäre würden sie noch mehr beweisen, als sie es bisher schon getan haben: nämlich, dass die allerbesten Aktionen immer von den Betroffenen selbst ausgehen und, dass dies, wenn konsequent durchgeführt, immer zum Erfolg verhilft. Durch eben dieses Vorgehen haben sie schon eine selten gesehene Solidarität von Unten ausgelöst. Und diese wird allen, die von der Geschichte gehört und gelesen haben, noch mehr Mut machen.
Und noch ein letztes Wort zur FAU, über deren Rolle ja genug bekannt sein dürfte: neben ihrer beeindruckenden Aktivität in vielen Städten ist ihr hoch anzurechnen, dass sie die Informationen, die sie zweifellos über die Rolle der IGM hat, nicht gegen diese ausspielt, während die IGM anscheinend bereit ist, alle Mittel anzuwenden, um die Konkurrenz von links zu unterdrücken.
Weder das erste noch das letzte Mal FAUista 09.10.2007 - 09:49 Trotz der teilweise sehr guten Zusammenarbeit mit KollegInnen aus den gelben Gewerkschaften ist das nicht ungewöhnlich:
http://www.fau.org/artikel/art_070604-003434
Ungewöhnlich ist eher, dass sich (radikale) Linke immernoch aufgerufen fühlen die gelben Gewerkschaften durch ihre Mitgliedschaft zu unterstützen, anstatt eigene Betriebsgruppen oder gar Gewerkschaften aufzubauen. Aber das wird noch nicht mal veruscht, stattdessen wird für eine "kämpferische ver.di" geworben.
Bei allen erwehrten Zielen: selbst die TrotzkistInnen wollen nicht mehr die SPD unterwandern, weil das vertane Energie ist - und seit dem Klimawandel sollten wir doch alle daran interessiert sein Energie zu sparen, oder?
Pressekonferenz in Nordhausen - 2. Oktober 2007 - 15 Uhr
Wir von der Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiterunion (FAU) gratulieren den Kolleginnen und Kollegen zu ihrem Mut, die Verzweiflung über die "Platt-Sanierung" ihres Fahrradwerkes hier in Nordhausen nicht kampflos hingenommen zu haben.
Dieser - vorerst - symbolische Akt, 1.800 »Strike-Bikes« in vollständiger Selbstverwaltung zu planen, zu organisieren und zu produzieren, hat bereits jetzt in Deutschland und weltweit zu einer überwältigenden Solidarität geführt.
Neben weit mehr als 1.400 Bestellungen aus Deutschland, liegen weitere ca. 300 Bestellungen aus Griechenland, Italien, Spanien, Großbritannien, Irland, Belgien, Luxemburg, Österreich und der Schweiz schriftlich vor.
Unterschiedlichste Hilfe und Solidarität kommt von Fahrrad-Kollektiven und -Betrieben, lokalen anarcho-syndikalistischen Gewerkschaftsgruppen (z. B. der CNT-AIT Spaniens aus Sevilla, Valencia, dem Baskenland, Teruel), der Betriebsgruppe der CGT von Airbus in Madrid , vielen Ortsgruppen und lokalen Gewerkschaften der FAU, Metaller-Kolleginnen und Kollegen, linken Gewerkschaftszusammenhängen im DGB, einem Fahrrad-Verein aus Wien, usw. Wir können nicht alle aufzählen.
Solidaritätserklärungen erreichen die Nordhausener Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt - aus Kairo, Tel Aviv, Australien, aus Polen, Ungarn, Sibirien, Brasilien, Bolivien, Johannesburg, von den Wobblies und deren Starbucks-Gewerkschaft aus den USA und Schottland und natürlich aus ganz Europa. Aus Moskau gab es Presseanfragen, zahlreiche Presseartikel wurden verfasst, Radio- und Fernsehinterviews gegeben.
Die Solidaritätsbekundungen machen deutlich, dass die Aktion der Nordhausener Fahrradwerker andere Arbeiterinnen und Arbeiter ermutigt. Sie zeigt ihnen neue Perspektiven im eigenen Kampf gegen Lohndrückerei, Outsourcing, Massenentlassung und Betriebsschließungen - und gegen die Ignoranz vieler großer Gewerkschaften!
Wir als FAU bedanken uns bei den hiesigen kämpfenden Kolleginnen und Kollegen, die unser Angebot zur Unterstützung angenommen haben, ohne sich daran zu stören, dass wir nur eine kleine Gewerkschaft sind und bieten weiterhin unsere solidarische Hilfe und Kritik an.
Ob vielleicht der Traum einer längerfristigen selbstverwalteten Produktion oder einer Genossenschaft in Belegschaftsbesitz auf die Beine gestellt werden kann oder muss, hängt einzig und allein von dem "aufmüpfigen Kollektiv" der Besetzer hier in Nordhausen ab.
Wir als FAU sind zuversichtlich und davon überzeugt, dass sich hier im Werk niemand mehr mit frommen Sprüchen und leeren Arbeitsplatzversprechungen abspeisen lassen wird - und dass die MIFA-Löhne und -Arbeitsbedingungen auch zukünftig in diesem Betrieb nicht akzeptiert werden.
Ich danke Euch für die Aufmerksamkeit und überbringe solidarische Grüsse im Namen meiner Gewerkschaft, der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union, der FAU.
Folkert Mohrhof FAU-IAA Hamburg
Strike-Bike als Marke
Peter Nowak 02.10.2007 in Telepolis: Eine kleine Fahrradfabrik in Thüringen, die geschlossen werden sollte und von den Arbeitern nun als selbstverwalteter Betrieb fortgeführt wird, hat eine erfolgreiche Kampagne starten können Eine kleine Fahrradfabrik im thüringischen Nordhausen fand Aufmerksamkeit in Griechenland (1), Ungarn (2) und den USA (3) und schafft einen Nachfrageboom bei Fahrrädern. Die 135 Mitarbeiter des Zweigwerks (4) der Firma Bike-Systems (5) in Thüringen können wieder Hoffnung schöpfen, ihre Arbeitsplätze zu behalten, seit sie mit Unterstützung der kleinen anarchosyndikalistischen Freien Arbeiter-Union (6) auf die Idee kamen, ein Strike-Bike (7) zu produzieren. Von einen überwältigenden Erfolg des Aufrufs (8) sprechen die Arbeiter und ihre Unterstützer jetzt. Dabei waren die Arbeiter vor wenigen Monaten eher verzweifelt als optimistisch.
Das Strike Bike als Damen-Fahrrad
Als sich abzeichnete, dass es für die Firma keine Investoren gab, besetzten die 135 Beschäftigen das Werk am 10. Juli 2007. Für sie stand viel auf dem Spiel. Die Arbeitslosigkeit in der Region ist hoch.. Die Fabrik war 1986 als VfB IFA Motorenwerk gegründet worden und hatte nach der Wende unterschiedliche Eigentümer.
Nach längeren finanziellen Problemen wurden zum 22.12.2005 die Werke Neukirch-Sachsen mit knapp 230 Mitarbeitern und die Fabrik in Nordhausen-Thüringen von einer Tochtergesellschaft des US-amerikanischen Finanzinvestor Lone Star mit dem Ziel gekauft, diese fit für den Weltmarkt zu machen. Schon wenige Wochen später war klar, dass eine der beiden Firmen aus Rentabilitätsgründen geschlossen werden wird. Am 30.Juni wurde bekannt gegeben, dass das Nordhausener Werk davon betroffen war. Bei Verhandlungen zwischen den Vertretern der Arbeitnehmer und der Geschäftsführung sollte es nur noch darum gehen, wie das Werk am schnellsten und günstigsten abgewickelt wird. Die Forderungen der Beschäftigten waren moderat. Sie wollten die Aufstellung eines Sozialplans, die Einrichtung einer Auffanggesellschaft und die Prüfung von Möglichkeiten zum Erhalt der Arbeitsplätze durchsetzen.
In der Fabrik gab es keine wahrnehmbaren gewerkschaftlichen Strukturen. Das dürfte das Management zum dem Fehlschluss verleitet haben, bei den Verhandlungen mauern zu können. Statt zumindest Kompromissbereitschaft vorzutäuschen, beantragte die Geschäftsleitung die Räumung des Werk, das von der Belegschaft im Rahmen einer Betriebsversammlung seit dem 10.Juli besetzt gehalten wurde. Zwar demonstrierten alle politischen Kräfte mit den Beschäftigten Solidarität, doch nur die FAU machte mit dem Projekt Strike-Bike einen konkreten Vorschlag für einen Weiterbetrieb. Ein Aktivist schilderte den Kontakt zwischen Belegschaft und der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft so:
Kaum jemand dort kannte die FAU, einige wussten zumindest grob, was der Anarchosyndikalismus ist. Doch unser konkreter Vorschlag wurde mit dem Kommentar aufgegriffen: Lasst es uns probieren. Wir haben nichts mehr zu verlieren.
Die Tatsache, dass DGB-Gewerkschaften in dem Werk nicht Fuß fassen konnten, hatte die pragmatische Zusammenarbeit mit der FAU sogar erleichtert. Denn durch feste DGB-Strukturen wird in der Regel sehr streng darauf geachtet (9), dass Konkurrenten von links dort gar nicht erst Fuß fassen können. Dazu werden mitunter auch Verbote und andere administrative Maßnahmen angewandt. Die Arbeiter in Nordhausen haben sich hingegen immer gegen jegliche Bevormundung von Parteien und Gewerkschaften gewandt.
Das Strike Bike als Herren-Fahrrad
Traum von der Arbeiterselbstverwaltung
Die Aktivisten der FAU haben allerdings jetzt in der Belegschaft Achtung gewonnen, weil sich ihre Initiative "Strike-Bike" als erfolgreich erwies. Schon knapp eine Woche nach dem Aufruf gab es ca. 1500 Bestellungen aus der ganzen Welt. Es ist schon erstaunlich, dass Menschen, die wahrscheinlich noch nie von Nordhausen gehört haben, ein Fahrrad zum stolzen Preis von 275 Euro ordern. Der Grund ist das Konzept der selbstverwalteten Produktion (10), das seit dem kurzen Sommer der Anarchie in Spanien 1936 viele Anhänger (11) gefunden hat, obgleich seither alle Versuche immer nur kurzlebig waren, wie bei der auch international bekannten Uhrenfabrik Lip (12) in Frankreich Anfang der 70er Jahre.
In letzter Zeit sorgten selbstverwaltete Fabrikein in Argentinien und Venezuela für Aufmerksamkeit. Wie in Nordhausen ging es in allen Beispielen immer um existentielle Nöte der Beschäftigten, in deren Werke niemand mehr investieren wollte. Doch die Selbstverwaltung sorgte bald auch für einen Bewusstseinswandel bei den Betroffenen, wie es sich beispielsweise bei der argentinischen Kachelfabrik Zanon (13) zeigte (14). Ob den Nordhausener Fahrradwerkern genügend Zeit bleibt, damit sich die selbstverwaltete Arbeitsweise auch auf die Beziehungen der Beschäftigten auswirkt, ist noch offen. Selbst die Unterstützer gehen zunächst davon aus, dass die Produktion bis zum Jahresende weiter läuft.
Ob es dann weitergeht, wird auch davon abhängen, ob die Marke Strike-Bike eine Marke wird, für die die Kunden bereit sind, mehr Geld auszugeben. Bisher klappt das kontinuierlich bei Brandings wie Nike, Adidas etc. Nichtregierungsorganisationen versuchen schon seit Jahren umweltverträgliche Produktion oder fairen Handel zu einer Marke zu machen, für die es sich lohnt, mehr Geld auszugeben. Beim Bio-Label ist das ansatzweise gelungen. Nun muss sich zeigen, ob die selbstverwaltete Produktion zu einem ebenso erfolgreiches Kundenlabel werden kann. Dann könnte die kleine Fahrradfabrik in Nordhausen sogar eine Pilotfunktion erfüllen. Links siehe: Telepolis Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26324/1.html
aus: Die Resolution/Lied der Kommunarden....von B.Brecht In Erwägung: es will euch nicht glücken Uns zu schaffen einen guten Lohn Übernehmen wir jetzt selber die Fabriken In Erwägung: ohne euch reicht's für uns schon. In Erwägung, daß ihr uns dann eben Mit Gewehren und Kanonen droht Haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes Leben Mehr zu fürchten als den Tod. In Erwägung, daß wir der Regierung Was sie immer auch verspricht, nicht traun Haben wir beschlossen, unter eigner Führung Uns nunmehr ein gutes Leben aufzubaun. In Erwägung: ihr hört auf Kanonen - Andre Sprache könnt ihr nicht verstehn - Müssen wir dann eben, ja, das wird sich lohnen Die Kanonen auf euch drehn!
ABER: Wir wollen uns nicht Opfern! Genug der Opfer!
Übriegens: Die Solidarität läßt sich nicht nationalisieren!...die Fabrik gehört den ArbeiterInnen!!! Die Solidarität für das Fahrradwerk ist International (vielleicht sollte Mensch besser Transnational sagen), siehe die Bestellungen aus diversen Ländern, u.a. Ägypten!
Kreativität! Emanzipation! Liebe! Widerstand! Konstruktive Selbstorganisation! Solidarität!!!
Weblinks
- http://www.strike-bike.de Die Soli-Website
- http://zuender.zeit.de/2007/40/interview-fabrikbesetzung-nordhausen-strike-bike "Klassenkampf: Der knallrote Protest". Interview mit André Kegel ein Kollege der ehemaligen 'Bike Systems GmbH' und des besetzten Betriebes und vom Verein "Bikes in Nordhausen", in "Die Zeit", 04.10.2007.
- http://labournet.de/branchen/sonstige/fahrzeug/bikesystems.html Labournet.de Info
- http://selbstverwaltetebetriebe.blogsport.de