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Infoläden sind im allgemeinen ein Teil autonomer Strukturen und Organisation. Sie dienen grundsätzlich nicht nur der Verbreitung von (in der Öffentlichkeit marginalisierten) Informationen, sondern sollen auch die Erarbeitung von und Auseinandersetzung mit verschiedensten Themen fördern. Die Bandbreite der behandelten Themen ist sehr groß und reicht von "Flüchtlingspolitik und Antifaschismus über Feminismus und Gender bis hin zu Repression, Knast und Gefangene, soziale Kämpfe, linksradikale Politik im allgemeinen, Globalisierung, sowie Internationalismus, Antinationalismus, Drogen, Subkultur und vielem mehr" (aus: LC 36: Was sind Infoläden?). Neben aktuellen Informationen stellen viele Läden auch Archive zur Verfügung und funktionieren so als eine Art Gedächtnis der Bewegungen. Nach dem Verschwinden vieler autonomer Zentren und besetzter Häuser bieten die Infoläden auch zunehmend die Infrastruktur und die Räume, welche linke Gruppen und Projekte für ihre Arbeit brauchen. Sinn und Zweck von Infoläden ist außerdem die Vernetzung von Gruppen und Individuen auf lokaler und überregionaler Ebene. Getragen und organisiert werden Infoläden von Personen mit den unterschiedlichsten Überzeugungen, die meist aber aus dem undogmatischen und autonomen Spektrum stammen.
Geschichte der Infoläden
Anfang der 80er enstanden Infoläden vor allem in den urbanen Zentren der westlichen Industrieländer. Grundlegend für ihre Entstehung war das Bedürfnis Informationspolitik abseits kapitalistischer Verwertungslogik betreiben zu können. So sind die Infoläden untereinander gut vernetzt und fähig Nachrichten und Informationen schnell (auch überregional) zu verbreiten. Neben den praktischen Funktionen stellen Infoläden aber auch immer schon Freiräume für das Experimentieren mit herrschaftsfreien Utopien dar. Antiautoritäre Organisationsformen und eine Ablehung starrer Ideologien und diskriminierender Standpunkte charackterisieren die gesamte Struktur.
Das International Infoshop Meeting (IIM) kam zum ersten Mal 1988 zusammen und fand noch bis Anfang der 90er statt. Es war allerdings eher westeuropäisch geprägt. Im Rahmen dieser Treffen enstand auch eine gemeinsame Zeitschrift der Infoläden: Die CLASH - Zeitung von/für Widerstand in Europa. Die internationalen Treffen förderten einen intensiven Diskussionsprozess innerhalb der Bewegung der Infoläden. Es wurde viel reflektiert über den Sinn und Zweck der eigenen Arbeit, u.a. auch mit konkreten Ergebnissen. So war etwa im Editorial der ersten Clash-Ausgabe zu lesen: "Wir haben beschlossen (!!!) über die politische Funktion der Läden hinaus eine politische Identität, ein Profil zu entwickeln. Die Info's, die wir haben auch gezielt einzusetzen - auch auf dem Hintergrund, die Medienpolitik der Herrschenden aktiv anzugreifen und die Vernetzung der Kämpfe weiter voranzutreiben."
Der Infoladen Leipzig begann mitte der 90er seine Bestände in einer Datenbank zu erfassen, dem DataSpace. 1999 enstand die Idee die Datenbank online verfügbar zu machen, ausserdem fügten auch andere Läden ihre Bestände an Zeitschriften, Büchern, Broschüren, Videos und CD-Roms hinzu. So enstand ein unvergleichliches Verzeichnis der Materialien die in Infoläden zu finden sind (siehe Statistik).
Im deutschsprachigen Raum gab es zuletzt zwischen 1999 und 2001 eine gemeinsame Struktur der Infoläden, sowie halbjährige Vernetzungstreffen. In dieser Zeit entstand die zentrale Seite der Infoläden. Die Arbeit an dieser Seite wurde aber mit dem Einschlafen der großen Treffen ebenfalls weniger, nichtsdestotrotz bietet sie nach wie vor umfangreiche Informationen und ein aktuelles Adressenverzeichnis.
Sinn und Zweck der Infoläden
Infoläden entwickelten sich im Laufe der Zeit zu den Augen und Ohren verschiedenster Bewegungen. Sie sind die lokale Hauptanlaufstelle für politische AktivistInnen, denn in den Läden bekommen diese was sie für ihre Arbeit brauchen: Vielfältigste Informationen in allen möglichen Formaten und Medien (Von Flugzetteln und Zeitschriften/Büchern über Video- und Tonträger bis hinzu digitalen Ressourcen), Recherche in Archiven, Räumlichkeiten für Treffen und Veranstaltungen, Ausrüstung für Büroarbeiten oder auch eine Postadresse für illegalisierte Gruppen und Individuen. Von Anfang an sahen Infoläden es auch als ihre Aufgabe an, das Wissen um vergangene soziale Kämpfe und Erfahrungen zu bewahren und weiter zu vermitteln. Sie sind nicht nur eine dienstleistende Sammlung von Informationen, sie wollen das akumulierte Wissen aktiv in die Entwicklung neuer Praktiken und Ideen einfließen lassen.
Nicht zuletzt sind Infoläden auch immer ein Versuch (Informations)Hierarchien aufzubrechen und Herrschaftsfreie Wege des Zusammenlebens aufzuzeigen und auch zu leben.
Links
- infoladen.de - Zentrale Seite der Infoläden
- DataSpace - Bestände verschiedener Infoläden in einer umfassenden Datenbank erfasst.
Einige Infoläden in...
...Deutschland
- A-Laden - Berlin
- Infoladen München
- Barrikade - Infoladen der FAU-Moers
- Infoladen Ludwigsburg
- Infoladen Bremen
- Libelle - Libertäres Zentrum in Leipzig (Layout noch in Bearbeitung)
- Die Lunte - Stadtteil- und Infoladen in Neukölln
- Schwarze Katze - Libertäres Kultur- und Aktionszentrum in Hamburg
- Schwarzmarkt - Schwarzmarkt in Hamburg
- Moskito Heidelberg
- Infoladen Mannheim
- Zapata Laden - Düsseldorf
- Selbstverwaltetes Zentrum - Augsburg
- Infoladen Gießen
- Kulturladen KARACHO Ravensburg
...Schweiz
- Infoladen Reitschule - Bern
...Österreich
- Infoladen Epizentrum - Salzburg
- Infoladen Grauzone - Innsbruck
- Infoladen Wels
- Infoladen Treibsand - Linz
- Infoladen 10 - Wien
- Revolutionsbräuhof (RBH)/Anarchistische Buchhandlung - Wien
- Infoladen Bewegungsmelder - Graz
siehe auch: Büchertisch, Infoläden, Verlage, Zeitschriften, Versände, Mailorder, Linke Buchmessen
Kategorie:Material Kategorie:Bücher Kategorie:Politische Praxis