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Difference between revisions of "BAP/Kristallnaach"

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ess täglich Kristallnaach
 
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Es kommt vor, daß ich meine, daß etwas klirrt,<br />
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daß sich irgend etwas in mich verirrt.<br />
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Ein Geräusch, nicht einmal laut,<br />
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manchmal klirrt es vertraut,<br />
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selten so, daß man es direkt durchschaut.<br />
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Man wird wach, reibt die Augen und sieht<br />
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in einem Bild zwischen Brueghel und Bosch<br />
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keinen Menschen, der um Sirenen etwas gibt,<br />
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weil Entwarnung nur halb soviel kostet.<br />
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Es riecht nach Kristallnacht.<br />
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In der Ruhe vor dem Sturm - was ist das?<br />
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Ganz klammheimlich verläßt wer die Stadt.<br />
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Honoratioren inkognito hasten vorbei<br />
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- offiziell sind die nicht gerne dabei,<br />
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wenn die Volksseele - allzeit bereit -<br />
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Richtung Siedepunkt wütet und schreit:<br />
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"Heil - Halali" und grenzenlos geil nach Vergeltung brüllt,<br />
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zitternd vor Neid in der Kristallnacht.<br />
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Doch die alles, was anders ist, stört,<br />
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die mit dem Strom schwimmen, wie es sich gehört,<br />
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für die Schwule Verbrecher sind,<br />
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Ausländer Aussatz sind, brauchen wer, der sie verführt.<br />
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Und dann rettet keine Kavallerie,<br />
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kein Zorro kümmert sich darum.<br />
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Der pisst höchsten ein "Z" in den Schnee<br />
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ohne Zeiger, mit Strichen darauf nur,<br />
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vor hinter dreifach verriegelter Türe.<br />
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Und der Wächter mit dem Schlüsselbund hält<br />
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sich im Ernst für so etwas wie ein Genie ,<br />
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weil er Auswege pulverisiert und verkauft gegen Klaustrophobie<br />
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in der Kristallnacht.<br />
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Währenddessen, am Marktplatz vielleicht,<br />
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unmaskiert, heute mit einem wahren Gesicht,<br />
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sammelt Steine, schleift das Messer,<br />
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probt der Lynch-Mob für das jüngste Gericht.<br />
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Und zum Laden nur flüchtig vertäut<br />
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- die Galeeren stehen längst unter Dampf -<br />
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wird im Hafen auf Sklaven gewartet,<br />
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auf den Schrott aus dem ungleichen Kampf<br />
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aus der Kristallnacht.<br />
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Da, wo Darwin für alles herhält,<br />
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ob man Menschen vertreibt oder quält, da,<br />
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wo hinter Macht Geld ist, wo stark sein die Welt ist,<br />
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von Kuschen und Strammstehen entstellt.<br />
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Wo man Hymnen auf dem Kamm sogar bläst<br />
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in barbarischer Gier nach Profit,<br />
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"Hosianna" und "Kreuzigt ihn!" ruft,<br />
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wenn man irgendeinen Vorteil darin sieht,<br />
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ist täglich Kristallnacht.<br />
  
 
''Quelle: http://www.bap.de''
 
''Quelle: http://www.bap.de''

Latest revision as of 18:04, 17 December 2008

Kristallnaach


Et kütt vüür, dat ich mein, dat jet klirrt,
dat sich irjendjet en mich verirrt,
e Jeräusch, nit ens laut,
manchmol klirrt et vertraut,
selden su, dat mer et direk durchschaut.
Mer weed wach, rief die Aure un sieht
en nem Bild zweschen Brueghel un Bosch
kei Minsch, dä öm Sirene jet jitt,
weil Entwarnung nur half su vill koss.
Et rüsch noh Kristallnaach.


En der Ruhe vüür`m Sturm, wat ess dat?
Janz klammheimlich verlööß wer die Stadt,
Honratioren incognito
hasten vorbei.
Offiziell sinn die nit jähn dobei.
Wenn die Volksseele, allzeit bereit,
Richtung Siedepunkt wütet un schreit,
" Heil Halali " un grenzenlos geil
noh Vergeltung brüllt, zitternd vor Neid,
en der Kristallnaach.


Doch die alles wat anders ess stührt,
die mem Strom schwemme, wie`t sich jehührt,
für die Schwule Verbrecher sinn,
Ausländer Aussatz sinn,
bruchen wer, der se verführt.
Un dann rettet kein Kavallerie,
keine Zorro kümmert sich dodrömm.
Dä piss höchstens e " Zet " en der Schnie
un fällt lallend vüür Lässigkeit öm:
" Na un ? Kristallnaach ! "


En der Kirch met dä Franz Kafka Uhr,
ohne Zeijer, met Striche drop nur,
ließ ne Blinde, nem Taube
Struvvelpeter vüür,
hinger dreifach verriejelter Düür.
Un dä Wächter mem Schlüsselbund hällt
sich em Ähnz für jet wie e Jenie,
weil`e Ausweje pulverisiert
un verkäuf jäjen Klaustrophobie, en der Kristallnaach.


Währendessen, om Maatplatz vielleich,
unmaskiert, hück mem wohre Jeseech,
sammelt Stein, schlief et Mezz
op die, die schon verpezz,
prob dä Lynch Mob für et jüngste Jereech.
Un zum laade nur flüchtig vertäut,
die Galeeren stonn längs unger Dampf,
weet em Hafen op Sklaven jewaat,
op dä Schrott uss dämm ungleiche Kampf
uss der Kristallnaach.


Do, wo Darwin für alles herhällt,
ob mer Minsche verdriev oder quält,
do, wo hinger Macht Jeld ess,
wo stark sinn die Welt ess,
vun Kusche un Strammstonn entstellt,
wo mer Hymnen om Kamm sujar blööß,
en barbarischer Gier noh Profit
" Hosianna " un " Kreuzigt ihn " rööf,
wemmer irjendne Vorteil drin sieht,
ess täglich Kristallnaach

Quelle: http://www.bap.de

Kristallnacht (hochdeutsche Version)

Es kommt vor, daß ich meine, daß etwas klirrt,
daß sich irgend etwas in mich verirrt.
Ein Geräusch, nicht einmal laut,
manchmal klirrt es vertraut,
selten so, daß man es direkt durchschaut.
Man wird wach, reibt die Augen und sieht
in einem Bild zwischen Brueghel und Bosch
keinen Menschen, der um Sirenen etwas gibt,
weil Entwarnung nur halb soviel kostet.
Es riecht nach Kristallnacht.


In der Ruhe vor dem Sturm - was ist das?
Ganz klammheimlich verläßt wer die Stadt.
Honoratioren inkognito hasten vorbei
- offiziell sind die nicht gerne dabei,
wenn die Volksseele - allzeit bereit -
Richtung Siedepunkt wütet und schreit:
"Heil - Halali" und grenzenlos geil nach Vergeltung brüllt,
zitternd vor Neid in der Kristallnacht.


Doch die alles, was anders ist, stört,
die mit dem Strom schwimmen, wie es sich gehört,
für die Schwule Verbrecher sind,
Ausländer Aussatz sind, brauchen wer, der sie verführt.
Und dann rettet keine Kavallerie,
kein Zorro kümmert sich darum.
Der pisst höchsten ein "Z" in den Schnee
und fällt lallend vor Lässigkeit um:
"Na und? - Kristallnacht!"


In der Kirche mit der Franz Kafka-Uhr,
ohne Zeiger, mit Strichen darauf nur,
liest ein Blinder einem Tauben Struwwelpeter
vor hinter dreifach verriegelter Türe.
Und der Wächter mit dem Schlüsselbund hält
sich im Ernst für so etwas wie ein Genie ,
weil er Auswege pulverisiert und verkauft gegen Klaustrophobie
in der Kristallnacht.


Währenddessen, am Marktplatz vielleicht,
unmaskiert, heute mit einem wahren Gesicht,
sammelt Steine, schleift das Messer,
auf die, die schon verpetzt,
probt der Lynch-Mob für das jüngste Gericht.
Und zum Laden nur flüchtig vertäut
- die Galeeren stehen längst unter Dampf -
wird im Hafen auf Sklaven gewartet,
auf den Schrott aus dem ungleichen Kampf
aus der Kristallnacht.


Da, wo Darwin für alles herhält,
ob man Menschen vertreibt oder quält, da,
wo hinter Macht Geld ist, wo stark sein die Welt ist,
von Kuschen und Strammstehen entstellt.
Wo man Hymnen auf dem Kamm sogar bläst
in barbarischer Gier nach Profit,
"Hosianna" und "Kreuzigt ihn!" ruft,
wenn man irgendeinen Vorteil darin sieht,
ist täglich Kristallnacht.

Quelle: http://www.bap.de

Kategorie:Lyrics Kategorie:Köln