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'''Pjotr Alexejewitsch Kropotkin''' wurde am 9. Dezember 1842 in Moskau als Sohn der berühmten russischen Adelsfamilie Rurikiden geboren. Mit 15 Jahren trat er in St. Petersburg in das Pagenkorps des Zaren ein. Nachdem Kropotkin sich schon während seiner Ausbildung viel mit fortschrittlichen Entwicklungen wie der französischen Revolution oder den Enzyklopädisten beschäftigte, brach er nach dem Abschluss dieser Eliteschule mit seiner vorgezeichneten Laufbahn, indem er zu einer Einheit nach Sibirien ging.  
 
'''Pjotr Alexejewitsch Kropotkin''' wurde am 9. Dezember 1842 in Moskau als Sohn der berühmten russischen Adelsfamilie Rurikiden geboren. Mit 15 Jahren trat er in St. Petersburg in das Pagenkorps des Zaren ein. Nachdem Kropotkin sich schon während seiner Ausbildung viel mit fortschrittlichen Entwicklungen wie der französischen Revolution oder den Enzyklopädisten beschäftigte, brach er nach dem Abschluss dieser Eliteschule mit seiner vorgezeichneten Laufbahn, indem er zu einer Einheit nach Sibirien ging.  

Revision as of 00:14, 12 January 2007

framed|right|Peter Kropotkin

Leben

Pjotr Alexejewitsch Kropotkin wurde am 9. Dezember 1842 in Moskau als Sohn der berühmten russischen Adelsfamilie Rurikiden geboren. Mit 15 Jahren trat er in St. Petersburg in das Pagenkorps des Zaren ein. Nachdem Kropotkin sich schon während seiner Ausbildung viel mit fortschrittlichen Entwicklungen wie der französischen Revolution oder den Enzyklopädisten beschäftigte, brach er nach dem Abschluss dieser Eliteschule mit seiner vorgezeichneten Laufbahn, indem er zu einer Einheit nach Sibirien ging.

In Sibirien beschäftigte er sich die meiste Zeit mit der Geographie des Landes und den Gewohnheiten seiner Bewohner, oder dem Lesen der sozialistischen Literatur seines liberalen Generals (u.a. auch Alexander Herzen). Ein Aufstand durch polnische Verbannte veranlasste Kropotkin seinen Dienst niederzulegen, um sich 1868 an der St. Petersburger Universität (in anderen Quellen ist von der Moskauer Universität die Rede) für das Studium von Mathematik und Physik einzuschreiben. In den folgenden Jahren veröffentlichte er Artikel über Geographie und andere naturwissenschaftliche Themen, was ihn zum weltweit anerkannten Wissenschaftler werden lies. Er beschäftigte sich sein ganzes Leben lang mit natur- und sozialwissenschaftlichen Studien, was für ihn einen direkten Zusammenhang hatte.

Nach seiner Reise in die Schweiz 1872 hatte er sich endgültig anarchistische Überzeugungen angenommen und betätigte sich nach seiner Rückkehr nach Russland in revolutionären Kreisen, woraufhin er zwei Jahre später festgenommen und ins Gefängnis gesperrt wurde. 1876 gelang ihm die Flucht und nach vielen Reisen durch England, Frankreich und die Schweiz zog er in die Schweiz, welche ihn auf Druck Russlands nach Frankreich auslieferte, wo er wieder im Gefängnis landete. Doch auch von dort kam er frei und siedelte nach England über. Dort schrieb Kropotkin sein bekanntestes Werk "Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt" und Unmengen Artikel in verschiedenen Wissenschaftszeitschriften.

Nach der Februarrevolution 1917 kehrte er nach Russland zurück, wo sein Einfluss nach der Machtergreifung der Bolschewiki immer weiter schwand. Er lebte dort bis zu seinem Tod 1921. Seine Beerdigung hatte mehrere 10.000 Besucher und war praktisch die letzte oppositionelle Großveranstaltung der Sowjetunion.

Philosophie

Peter Kropotkin versuchte wie kein anderer Anarchist den Anarchismus auf einer wissenschaftlichen Basis zu begründen. Er erklärte immer wieder, dass Gesellschaftswissenschaften von Naturwissenschaften nicht zu trennen seien. Daraus ergab sich, dass Kropotkin versuchte, in den Naturwissenschaften eine Begründung für den Anarchismus zu finden. Diese Begründung fand er in der Biologie und in seiner "Gegenseitigen Hilfe in der Tier- und Menschenwelt" formulierte er diese Ansicht aus.

Dabei wollte er im ersten Teil nachweisen, dass in der Tierwelt diejenigen Arten am längsten überlebten und sich am weitesten ausgebreitet haben, welche sich auf dem Prinzip der gegenseitigen Hilfe in größeren Gemeinschaften zusammenschließen (er erklärt dies zum Beispiel an Ameisen oder Bienen). Im zweiten Teil versucht er nun zu zeigen, dass sich dieses Prinzip der gegenseitigen Hilfe und Solidarität auch durch die ganze Geschichte des Menschen zieht und für den Erfog dieser Art maßgeblich mitverantwortlich ist. Über diese von Kropokin formulierte Übertragung von tierischen Eigenschaften auf den Menschen wurde sehr viel diskutiert und sie führte zum Beispiel dazu, dass Kropotkin von vielen Marxisten als Sozialdarwinist verschriehen wurde.

Anarchisten hingegen versuchten, seine These als "Gegenthese" zum Darwinismus zu interpretieren. Er selbst war der Meinung, er habe eine Ergänzung zu Darwins Theorie geliefert, weil Darwins "der Stärkste überlebt" nur zwischen den Arten herrschen würde, innerhalb einer Art jedoch die "gegenseitige Hife" dominant sei. Allgemein kann mensch sagen, dass dieses Konzpt weder Sozialdarwinistisch, noch dessen Gegenteil ist, dass aber biologistische Ansätze nicht von der Hand zu weißen sind.

Politische Anschauungen

Politisch hatte Kropotkin für den traditionellen Anarchismus einiges Neues zu bieten. So war er zum Beispiel scharfer Kritiker von Proudhons "Arbeitsstundenscheinen", weil er erkannt hatte, dass dies nur eine andere Form von Geld wären. In einigen Passagen seiner Bücher hat er durchaus wertkritische und lohnarbeitskritische Äußerungen gemacht, aber diese leider nicht detaillierter ausgeführt. Er hat stark mit Bakunins Ideen sympatisiert und genau wie für diesen war auch für Kropotkin die Pariser Kommune ein Denkanstoß, durch den Kropotkin zu dem Schluss kam, dass Anarchie nur über freie Kommunen verwirklichbar sei, die sich in freiwilligen Föderationen zusammenschließen sollten.

Er war einer der Begründer des "kommunistischen Anarchismus", bzw. des anarchistischen Kommunismus (er verwendet diese Begriffe synonym, heute würde mensch wohl eher von Anarcho-Kommunismus sprechen) und hat von diesem Standpunkt aus auch den indvidualistischen Anarchismus als "Überbleibsel aus vergangenen Zeiten" (der Anarchismus, Ursprung, Ideal und Philosophie) kritisiert. Außerdem entwickelte er das Konzept der "Arbeitsteilung der Zeit"(Landwitschaft, Industrie und Handwerk), wonach jeder Mensch zwischen allen Berufen, die ihm zusagen, wechseln sollte um so seine Individualität voll entfalten zu können. Überdies hinaus sollte Arbeit so organisiert werden, dass sie nicht als Last, sondern als Wohltat empfunden wird, was seiner Meinung nach auch nicht besonders schwierig zu verwirklichen wäre.

Werke

  • Memoiren eines russischen Revolutionärs, Vorwort von Georg Brandes, Verlag Robert Lutz, Stuttgart 1906 (2 Teile in einem Band); ISBN 3897719029
  • Der Staat; Verlag Die Freie Gesellschaft, Frankfurt/M. 2 Bde. o.J.
  • Ideale und Wirklichkeit in der russischen Literatur; Suhrkamp-Verlag, Frankfurt 1975 (auf Englisch greifbar: Russian Literature, Black Rose Books, Montréal 1991) ISBN 3518107623
  • Enteignung ISBN 3900434581
  • Landwirtschaft, Industrie und Handwerk; Karin Kramer Verlag, Berlin 1976; Erstauflage im Verlag "Der Syndikalist", Berlin 1921 ISBN 3879560528
  • Ethik. Ursprung und Entwicklung der Sitten; Karin Kramer Verlag 1976
  • Moderne Wissenschaft und Anarchismus; Topia Verlag, Zürich 1978
  • Worte eines Rebellen. Rowohlt-Verlag, Hamburg 1979
  • Gerechtigkeit und Sittlichkeit; Winddruck Verlag, Siegen 1981 ISBN 3922256090
  • Gesetz und Autorität; Libertad-Verlag, Berlin 1976, 1985
  • Act for yourselves; Articles from Freedom 1886-1907; Freedom Press, London 1988
  • Die Französische Revolution 1789 - 1793; übersetzt von Gustav Landauer; erste deutsche Ausgabe, Leipzig 1909; Kiepenheuer-Verlag, Weimar 1948; Verlag Neue Kritik, Frankfurt/M. 1970; Verlag Die Freie Gesellschaft 1978; Trotzdem-Verlag 1989 ISBN 3931786137
  • Der Anarchismus. Ursprung, Ideal und Philosophie; hrsg. von Heinz Hug, (erstmals vollständig veröffentlicht), Trotzdem-Verlag , Grafenau 1993, 1994, 1997 ISBN 3922209424
  • Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt; hrsg. von Henning Ritter; Ullstein Verlag 1975, Karin-Kramer-Verlag 1975, 1977; Trotzdem-Verlag 1989, 1993, 2005 ISBN 3922209327
  • Die Eroberung des Brotes; Erstauflage im Verlag "Der Syndikalist", 1919; Vorrede von Rudolf Rocker, übersetzt von Bernhard Kampffmeyer; Hanser-Verlag 1973; Trotzdem-Verlag 1989, 1999, 2005 ISBN 3922209084

Sekundärliteratur

  • Geschichte der Anarchie. Bd II. Der Anarchismus von Proudhon zu Kropotkin. Seine historische Entwicklung in den Jahren 1859-1880, Topos Verlag AG (1984) ISBN: 3289002888
  • Ariane Gransac: Der Anarchafeminismus und die Gemeinschaftsküche Kropotkins; in: Schwarzer Faden Sondernummer Feminismus-Anarchismus 1988
  • Heinz Hug: Kropotkin zur Einführung, Junius Vlg. (1989) ISBN: 3885068451
  • George Woodcock & Ivan Avakumovic: From Prince to Rebel, Black Rose Books, Montréal 1990
  • Heinz Hug: Kropotkin-Bibliografie, Trotzdem Verlagsgenossenschaft eG (1994) ISBN: 3922209920

Siehe auch

Web links

Kategorie:AnarchistInnen Kategorie:AnarchistInnen (20. Jh.)Kategorie:AnarchokommunistInnen