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Difference between revisions of "Gratis-Mobilität"
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Revision as of 15:26, 23 July 2006
Mobilität ist ein alltägliches Grundbedürfnis und in vielfacher Hinsicht Voraussetzung, um gesellschaftlich aktiv zu sein: Reisen, Besuche bei Freunden, Transporte, Beteiligung an Protest-Veranstaltungen … all das setzt voraus, mobil zu sein. Unter kapitalistischen Verhältnissen ist die Nutzung von Fortbewegungs- und Transportmitteln aktuell weitgehend marktförmig organisiert, d.h. abhängig vom verfügbaren Geld. Zur Selbstorganisierung im Alltag, die ein Leben ohne Job und Abhängigkeit von staatlichen Geldern ermöglichen will, gehört daher auch möglichst umfassende Gratis-Mobilität - der Versuch, möglichst ohne Geld mobil zu sein.
Contents
Grundsätzliches
Eine Hürde auf dem Weg zur Selbstorganisierung ist die Zurichtung auf marktförmiges Verhalten; aufgrund ständiger Wiederholung und massiver Präsenz entfaltet sie eine extrem durchschlagende Wirkung und führt dazu, dass fast alle Menschen andere Lösungsstrategien kaum noch denken können. Der gleichzeitige Rückgang von Wissen und Fähigkeiten, um sich selbst zu organisieren, verschärft diese Tendenz und schafft auch faktische Zwänge, sich marktförmig zu verhalten.
- Einsatz von Kreativität, Planung und dem eigenen Willen zu strategischer Organisierung
- Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten:
- Aufbau bzw. Zusammenlegung von Ressourcen (z.B. Fahrradwerkzeug, Straßenkarten)
- Aneignung von Wissen und Fähigkeiten: Vom Umgang mit Straßenkarten bis zur Reparatur der genutzten Fortbewegungsmittel
- Die Mischung macht’s - geschickte Kombinierung unterschiedlicher Fortbewegungsmittel und -strategien
Auto-Orientierung überwinden
Vielen gilt das Auto vor der eigenen Haustür oder in der eigenen Garage als Inbegriff von Selbstbestimmung: Es ist ständig verfüg- und spontan einsetzbar und verspricht Unabhängigkeit – und daran glauben fast alle Autonutzerinnen, obwohl bereits tägliche Staus als Widerlegung angesehen werden könnte. Sicherer als die Versprechen der Automobil-Lobby ist, dass Autos einer Selbstorganisierung häufig im Wege stehen: Bereits die Existenz eine Autos fördert dessen ungehemmte, universale Nutzung und ersetzt fast immer den Einsatz strategischer Planungen. Statt den eigenen Kopf anzustrengen und sich um kreative Lösungen zu bemühen, wird der Zündschlüssel umgelegt („Hirn aus, Auto an“). Diese ‚Flexibilität’ ist zudem individuell teuer erkauft und schon deshalb schwer mit dem Gratisökonomie vereinbar. Auch gesellschaftlich hat der Autoverkehr erhebliche Vorbedingungen, die oft ausgeblendet werden:
- Automobilismus als dominante Fortbewegungsform für den Personentransport braucht Herrschaft: Die weitgehenden Einschränkungen vieler Menschen, die zwangsläufig mit dem Autoverkehr verbunden sind, können nur über Herrschaftsstrukturen realisiert werden. Der gigantische Flächenverbrauch für Straßennetze, die jeder anderen Nutzung entzogen sind und einem extrem gefährlichen Raum darstellen, ist nur „von oben“ durchsetzbar. Es ist nicht vorstellbar, dass vollständig von Strassen durchzogene Städte entstehen würden, wenn z.B. Kinder nicht übergangen werden können; von ihnen ist nicht zu erwarten, dass sie einer Umgebung zustimmen, in der sie nicht mehr ohne Aufsicht und permanente Lebensgefahr spielen können. In einem gleichberechtigten, gesellschaftlichen Prozess wären auch Schnellstrassen und Autobahnen neben Wohnhäusern nicht durchsetzbar. Unter herrschaftsfrei-kooperativen Rahmenbedingen hätte eine so aggressive Mobilität kaum eine Chance.
- Individualverkehr ist eine riesige Ressourcenverschwendung: Neben dem schon erwähnten Flächenverbrauch werden für die Herstellung und den Betrieb von Autos unzählige Rohstoffe verschleudert, obwohl ein umfassendes Netz öffentlicher Verkehrsmittel viel effizienter wäre. All das setzt wiederum den herrschaftsförmigen Zugriff auf Rohstoffe und ungleiche Lebensverhältnisse voraus – die privilegierte Mobilität vor allem in den Industrienationen ist untrennbar verwoben mit Ausbeutung von ärmeren Ländern.
Selbstorganisierung ist daher immer auch ein Weg vom automobilen Individualverkehr.
Formen der Gratismobilität
Alles umsonst? Der Rest
Beim konsequenten Ausbau von Gratis-Mobilität kann der Geldeinsatz massiv gesenkt werden; dennoch bleiben einige Situationen, welche eine völlig kostenfreie Lösung erschweren – sei es, weil der angepeilte Ort schlecht erreichbar ist oder du z.B. beim Trampen kein Klavier transportieren kannst. Unter den bestehenden Rahmenbedingungen ist es auch bei intensivem Bemühen fast unmöglich, ohne die Nutzung von automobilen Fahrzeugen auszukommen – jedenfalls so lange gesellschaftliche Alternativen zum Individualverkehr fehlen bzw. der Zugriff auf Transportmittel nicht horizontal organisiert ist. Dabei geht es im Wesentlichen um den Transport von schweren Lasten über weite Distanz. Aber auch dann sind Varianten vorstellbar, die den Einsatz von Geld und anderen Ressourcen möglichst gering halten.
Mobilität, die wenig(er) kostet
- Mitfahrgelegenheit
- Gemeinsame Nutzfahrzeuge mit Pflanzenöl
Aktionen
Trampen, Schwarzfahren oder gemeinsame Lastentransporter sind Mittel, um unter den herrschenden Verhältnissen umfassende Mobilität mit hoher Unabhängigkeit zu verbinden. Sie sind damit logischerweise weder die Vorwegnahme verkehrspolitischer Utopien, noch ein verallgemeinerbarer Lebensentwurf. Die durch Gratis-Mobilität und Selbstorganisierung ‚eingesparte’ Zeit kann aber beispielsweise genutzt werden, um mittels direkten Aktionen und weiteren Elementen einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit für allen verfügbare Gratis-Mobilität und sozial-kreative Transportsysteme zu werben bzw. Debatten darum zu erzeugen. Die Möglichkeiten kreativen Widerstands kennen dabei keine Grenzen; einige der vorstellbaren Ideen:
- Per Critical Mass, d.h. als „zufällig“ sich treffende Gruppe mit Fahrrädern, Inlinern oder unangemeldete Reclaim The Streets-Party Straßen und Plätze zurück erobern
- Ein gefälschtes Schreiben einer Beförderungsgesellschaft erklärt, dass ihre Verkehrsmittel an einen konkreten Tag kostenlos zur Verfügung stehen
- Öffentlich angekündigte Umsonst-Fahr-Tage oder Gratiszüge zu konkreten Events können viel Aufmerksamkeit schaffen
Ähnliche Seiten
- Mitschrift eines Workshops zu Gratismobilität
Links
- Artikel über anarchistische Aktionen in puncto Gratis-Mobilität