Still working to recover. Please don't edit quite yet.
Difference between revisions of "APO-Calypse:Herrschaftsfreie Welt? (Seminar) Reader Autonomie und Kooperation"
K (Kat) |
|||
(2 intermediate revisions by one other user not shown) | |||
Line 1: | Line 1: | ||
− | == | + | == Begriff: Autonomie und Kooperation == |
+ | "Autonomie und Kooperation" ist der Titel des Utopie-Entwurfs, der von der "Gruppe Gegenbilder" aus der Idee "Freie Menschen in Freien Vereinbarungen" entwickelt wurde. Schwerpunkte sind die Prinzipien der Autonomie (alle Menschen stehen zunächst für sich, autonom, entscheiden frei und gleichberechtigt - horizontal - über ihre Handlungen) und der Kooperation, ohne die nur begrenzte Weiterentwicklung möglich ist. Ziel ist das Erreichen einer herrschaftsfreien Organisierung, die der Komplexität der Gesellschaft gerecht werden kann. Autonomie und Kooperation heißt endlose Vielfalt ohne Isolation, sondern gerade der Weiterentwicklung durch den ständigen Kontakt, den Aufbau und die Auflösung von Kooperation. Die Gesellschaft organisiert sich in vielen Subräumen, die in einer herrschaftsfreien Welt aber horizontal organisiert sind, sich überlagern und überschneiden, sich aber nicht gegenseitig normieren oder zwingen können. | ||
+ | |||
+ | |||
+ | ---- | ||
+ | |||
+ | |||
+ | [http://www.projektwerkstatt.de/hoppetosse/emanzipat/autokoop.html Autonomie und Kooperation:]<br/> | ||
+ | Gibt es ein grundlegendes Bild, mit dem beschrieben werden kann, wie eine herrschaftsfreie Organisierung „von unten“ aussieht – und das im Kleinen (Wohngemeinschaft, politische Gruppe, Projekte, Betriebe) wie im Großen (Städte und Regionen bis zu globalen Zusammenhängen gilt? Vorsicht jedem Versuch einer einfachen Beschreibung gegenüber ist angebracht, denn entgegen steht die ungeheure Vielfältigkeit und Komplexität von Gesellschaft, die noch zunehmen wird, wenn Herrschaftsverhältnisse wie Obrigkeit, Institutionen und Normierungen wegfallen bzw. überwunden werden. Dennoch soll im folgenden der Versuch gemacht werden, ein grundlegendes Prinzip zu beschreiben, das wahrscheinlich nur eines von mehreren ist, dem aber grundlegende Bedeutung zukommt auf allen Ebenen: Autonomie und Kooperation. Dieses Begriffspaar stellt zusammen die Ausgangsbasis von herrschaftsfreier Selbstorganisierung dar. Die Menschen und ihre Zusammenschlüsse müssen einerseits autonom, d.h. selbstbestimmt, unabhängig und in Bezug auf den Zugang zu allen gesellschaftlichen Ressourcen (materielle Ausstattung, Wissen, Informationsaustausch, Mobilität usw.) gleichberechtigt sein. Andererseits ist Kooperation die Voraussetzung, über die eigenen Möglichkeiten hinauszukommen, sich Freiheiten zu schaffen und sich ständig weiterentzuwickeln. Dass ist in der Isolation nicht vorstellbar. Als grundlegenden Prinzip von herrschaftsfreier Selbstorganisierung sind Autonomie und Kooperation aber nur zusammen vorstellbar. Ohne Kooperation würde Autonomie zur Isolation oder – als Kollektiv – Autarkie. Das sind keine emanzipatorischen Perspektiven, z.T. erwachsen daraus sogar rechte Ideologie, wenn Kollektive aus abgeschlossene Identitäten betrachtet werden (Volk, Nation, Region). Ebenso ist Kooperation herrschaftsfrei nur unter Wahrung der Autonomie denkbar. Denn sonst würden erneut Hierarchien geschaffen werden, die Autonomie in Frage stellen würden. | ||
+ | |||
+ | (...) | ||
+ | |||
+ | Autonomie und Kooperation heißt endlose Vielfalt ohne Isolation, sondern gerade der Weiterentwicklung durch den ständigen Kontakt, den Aufbau und die Auflösung von Kooperation. Die Gesellschaft organisiert sich in vielen Subräumen, die in einer herrschaftsfreien Welt aber horizontal organisiert sind, sich überlagern und überschneiden, sich aber nicht gegenseitig normieren oder zwingen können. | ||
+ | |||
+ | (...) | ||
+ | |||
+ | Autonomie und Kooperation entstehen aus einer doppelten Strategien der Veränderung. Zum einen müssen die Idee diskutiert und konkrete Räume für Kooperation, gleichberechtigten Zugang zu Wissen und materiellen Ressourcen, Aufnahme von Kooperation und Führen von Streit geschaffen werden. Gleichzeitig aber brauchen Autonomie und Kooperation den Abbau, bestenfalls die Abwesenheit von Herrschaft. Denn Herrschaft ist ein sich selbst stabilisierendes Merkmal von Gesellschaft, d.h. es ist selbst der Grund für seine Anwendung und seine Ausdehnung. Herrschaft schafft Bedingungen, innerhalb derer die Anwendung von Herrschaft für den handelnden Menschen Vorteile bringt. Reichtum, Wissen usw. sind auf dem herrschaftsdurchzogenen Markt oder durch Absicherung über Institutionen zu erwerben und nutzbar zu machen. Wer seine Privilegien nicht absichert, verliert. Um diesen Teufelskreis der Selbstreproduktion von Herrschaft zu durchbrechen, bedarf es eines offensiven Umgangs mit Herrschaftsverhältnissen. Sie nicht zu beachten, ist dabei zu wenig, denn Herrschaft ist nicht nur dort, wo Polizeiknüppel, Klassenbuch, ArbeitsgeberInnen oder Benotungen sie durchsetzen, sondern reorganisiert sich über Normen, codierter Wahrnehmung und rollenartigen Verhaltensweisen, die nach ihrer Implementierung keines dauernden direkten Zwanges mehr bedürfen. Sie wirken fort in jedem Subraum der Gesellschaft, wenn sie nicht aktiv überwunden werden. | ||
+ | |||
+ | |||
+ | ---- | ||
+ | |||
+ | |||
+ | ''aus „Ohne Herrschaft ginge vieles nicht - und das wäre gut so!“:''<br/> | ||
+ | Eine Gesellschaft “Freier Menschen in Freien Vereinbarungen†ist eine konkrete Utopie, deren genaue Form nicht abgeschätzt werden kann. ... Anzunehmen ist, ist nach einem Prozess des Abbau bekannter Herrschaftsverhältnisse noch weitere zum Vorschein kommen - die Emanzipation, d.h. die Loslösung und Überwindung von Zwängen, von Herrschaft und Beherrschung aller Art, wird ein langer, wahrscheinlich immerwährender Prozess. Der Entwurf einer einheitlichen Utopie als zukünftiger Gesellschaftsform im herrschaftsförmigen Hier und Jetzt würde eine Vorgabe sein, die eher eine Beschränkung als einer Befreiung gleich käme. ... Die Fragestellung nach einer herrschaftsfreien Gesellschaft ist ... die nach den Verhältnissen, unter denen sich Gesellschaft entwickelt: Was stärkt heute und in herrschaftsförmigen Gesellschaften die Konkurrenz und untergräbt Kooperation? Was fördert gewaltförmiges Verhalten und Herrschaft zwischen Menschen? Umgekehrt, d.h. positiv formuliert für die gewollte Utopie, lautet die Frage: Welche Rahmenbedingungen fördern kooperatives und behindern konkurrierendes Verhalten? Unter welchen Bedingungen gehen Menschen gleichberechtigt miteinander um, entwickeln ihre eigenen Potentiale, aber organisieren die eigene Selbstentfaltung so, daß sich die anderen Menschen auch selbst entfalten können? | ||
+ | |||
+ | |||
---- | ---- | ||
− | |||
− | |||
− | + | ''aus einer Mail auf der Hoppetosse-Liste:''<br/> | |
+ | Fragestellung ist nicht: Welche Gesellschaftsform schließt Ausbeutung, Unterdrückung und alles schlechte zwischen den Menschen bzw. im Umgang mit ihrer Umwelt im weitesten Sinne aus? Sondern Fragestellung ist: Unter welchen Rahmenbedingungen (Verhältnissen) ist der Anteil kooperativer Verhaltensweisen und Organisierungsformen am höchsten und der konkurrierender bis dominierender am geringsten? | ||
− | |||
− | [[Kategorie:APO-Calypse]] | + | [[Kategorie:APO-Calypse:Herrschaftsfreie Welt (Seminar) Reader]] |
Latest revision as of 18:44, 10 June 2008
Begriff: Autonomie und Kooperation[edit]
"Autonomie und Kooperation" ist der Titel des Utopie-Entwurfs, der von der "Gruppe Gegenbilder" aus der Idee "Freie Menschen in Freien Vereinbarungen" entwickelt wurde. Schwerpunkte sind die Prinzipien der Autonomie (alle Menschen stehen zunächst für sich, autonom, entscheiden frei und gleichberechtigt - horizontal - über ihre Handlungen) und der Kooperation, ohne die nur begrenzte Weiterentwicklung möglich ist. Ziel ist das Erreichen einer herrschaftsfreien Organisierung, die der Komplexität der Gesellschaft gerecht werden kann. Autonomie und Kooperation heißt endlose Vielfalt ohne Isolation, sondern gerade der Weiterentwicklung durch den ständigen Kontakt, den Aufbau und die Auflösung von Kooperation. Die Gesellschaft organisiert sich in vielen Subräumen, die in einer herrschaftsfreien Welt aber horizontal organisiert sind, sich überlagern und überschneiden, sich aber nicht gegenseitig normieren oder zwingen können.
Autonomie und Kooperation:
Gibt es ein grundlegendes Bild, mit dem beschrieben werden kann, wie eine herrschaftsfreie Organisierung „von unten“ aussieht – und das im Kleinen (Wohngemeinschaft, politische Gruppe, Projekte, Betriebe) wie im Großen (Städte und Regionen bis zu globalen Zusammenhängen gilt? Vorsicht jedem Versuch einer einfachen Beschreibung gegenüber ist angebracht, denn entgegen steht die ungeheure Vielfältigkeit und Komplexität von Gesellschaft, die noch zunehmen wird, wenn Herrschaftsverhältnisse wie Obrigkeit, Institutionen und Normierungen wegfallen bzw. überwunden werden. Dennoch soll im folgenden der Versuch gemacht werden, ein grundlegendes Prinzip zu beschreiben, das wahrscheinlich nur eines von mehreren ist, dem aber grundlegende Bedeutung zukommt auf allen Ebenen: Autonomie und Kooperation. Dieses Begriffspaar stellt zusammen die Ausgangsbasis von herrschaftsfreier Selbstorganisierung dar. Die Menschen und ihre Zusammenschlüsse müssen einerseits autonom, d.h. selbstbestimmt, unabhängig und in Bezug auf den Zugang zu allen gesellschaftlichen Ressourcen (materielle Ausstattung, Wissen, Informationsaustausch, Mobilität usw.) gleichberechtigt sein. Andererseits ist Kooperation die Voraussetzung, über die eigenen Möglichkeiten hinauszukommen, sich Freiheiten zu schaffen und sich ständig weiterentzuwickeln. Dass ist in der Isolation nicht vorstellbar. Als grundlegenden Prinzip von herrschaftsfreier Selbstorganisierung sind Autonomie und Kooperation aber nur zusammen vorstellbar. Ohne Kooperation würde Autonomie zur Isolation oder – als Kollektiv – Autarkie. Das sind keine emanzipatorischen Perspektiven, z.T. erwachsen daraus sogar rechte Ideologie, wenn Kollektive aus abgeschlossene Identitäten betrachtet werden (Volk, Nation, Region). Ebenso ist Kooperation herrschaftsfrei nur unter Wahrung der Autonomie denkbar. Denn sonst würden erneut Hierarchien geschaffen werden, die Autonomie in Frage stellen würden.
(...)
Autonomie und Kooperation heißt endlose Vielfalt ohne Isolation, sondern gerade der Weiterentwicklung durch den ständigen Kontakt, den Aufbau und die Auflösung von Kooperation. Die Gesellschaft organisiert sich in vielen Subräumen, die in einer herrschaftsfreien Welt aber horizontal organisiert sind, sich überlagern und überschneiden, sich aber nicht gegenseitig normieren oder zwingen können.
(...)
Autonomie und Kooperation entstehen aus einer doppelten Strategien der Veränderung. Zum einen müssen die Idee diskutiert und konkrete Räume für Kooperation, gleichberechtigten Zugang zu Wissen und materiellen Ressourcen, Aufnahme von Kooperation und Führen von Streit geschaffen werden. Gleichzeitig aber brauchen Autonomie und Kooperation den Abbau, bestenfalls die Abwesenheit von Herrschaft. Denn Herrschaft ist ein sich selbst stabilisierendes Merkmal von Gesellschaft, d.h. es ist selbst der Grund für seine Anwendung und seine Ausdehnung. Herrschaft schafft Bedingungen, innerhalb derer die Anwendung von Herrschaft für den handelnden Menschen Vorteile bringt. Reichtum, Wissen usw. sind auf dem herrschaftsdurchzogenen Markt oder durch Absicherung über Institutionen zu erwerben und nutzbar zu machen. Wer seine Privilegien nicht absichert, verliert. Um diesen Teufelskreis der Selbstreproduktion von Herrschaft zu durchbrechen, bedarf es eines offensiven Umgangs mit Herrschaftsverhältnissen. Sie nicht zu beachten, ist dabei zu wenig, denn Herrschaft ist nicht nur dort, wo Polizeiknüppel, Klassenbuch, ArbeitsgeberInnen oder Benotungen sie durchsetzen, sondern reorganisiert sich über Normen, codierter Wahrnehmung und rollenartigen Verhaltensweisen, die nach ihrer Implementierung keines dauernden direkten Zwanges mehr bedürfen. Sie wirken fort in jedem Subraum der Gesellschaft, wenn sie nicht aktiv überwunden werden.
aus „Ohne Herrschaft ginge vieles nicht - und das wäre gut so!“:
Eine Gesellschaft “Freier Menschen in Freien Vereinbarungen†ist eine konkrete Utopie, deren genaue Form nicht abgeschätzt werden kann. ... Anzunehmen ist, ist nach einem Prozess des Abbau bekannter Herrschaftsverhältnisse noch weitere zum Vorschein kommen - die Emanzipation, d.h. die Loslösung und Überwindung von Zwängen, von Herrschaft und Beherrschung aller Art, wird ein langer, wahrscheinlich immerwährender Prozess. Der Entwurf einer einheitlichen Utopie als zukünftiger Gesellschaftsform im herrschaftsförmigen Hier und Jetzt würde eine Vorgabe sein, die eher eine Beschränkung als einer Befreiung gleich käme. ... Die Fragestellung nach einer herrschaftsfreien Gesellschaft ist ... die nach den Verhältnissen, unter denen sich Gesellschaft entwickelt: Was stärkt heute und in herrschaftsförmigen Gesellschaften die Konkurrenz und untergräbt Kooperation? Was fördert gewaltförmiges Verhalten und Herrschaft zwischen Menschen? Umgekehrt, d.h. positiv formuliert für die gewollte Utopie, lautet die Frage: Welche Rahmenbedingungen fördern kooperatives und behindern konkurrierendes Verhalten? Unter welchen Bedingungen gehen Menschen gleichberechtigt miteinander um, entwickeln ihre eigenen Potentiale, aber organisieren die eigene Selbstentfaltung so, daß sich die anderen Menschen auch selbst entfalten können?
aus einer Mail auf der Hoppetosse-Liste:
Fragestellung ist nicht: Welche Gesellschaftsform schließt Ausbeutung, Unterdrückung und alles schlechte zwischen den Menschen bzw. im Umgang mit ihrer Umwelt im weitesten Sinne aus? Sondern Fragestellung ist: Unter welchen Rahmenbedingungen (Verhältnissen) ist der Anteil kooperativer Verhaltensweisen und Organisierungsformen am höchsten und der konkurrierender bis dominierender am geringsten?
Kategorie:APO-Calypse:Herrschaftsfreie Welt (Seminar) Reader