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Difference between revisions of "verkürzte Kapitalismuskritik"

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(Nationalistische Kritik an der Globalisierung)
 
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In der '''verkürzen Kapitalismus''' steht die Unterscheidung in Finanz- und Börsenkapital auf der einen Seite und Industriekapital auf der anderen Seite im Vordergrund, die an die nationalsozialistische Unterscheidung in "schaffendes" und "raffendes" Kapital nicht nur erinnert. Aber auch Münterfering "Heuschreckenkapitalismus" folgt dieser Logik: gutes deutsches Kapital und böses ausländisches Kapital. Durch diese Unterscheidung soll die Einheit von Produktion und Zirkulation auseinander gerissen und der Kapitalismus auf die Zirkulationssphäre reduziert werden. Die Warenproduktion, die Produktionsverhältnisse und die Besitzverhältnisse an den Produktionsmitteln spielen keine oder kaum eine Rolle innerhalb dieser verkürzten Kapitalismuskritik. So richtet sich die verkürzte Kapitalismuskritik gegen die Monopolisierung und gegen die Geld- und Zinswirtschaft, die Brechung der "Zinsknechtschat" gehört deshalb zu ihren Parolen.
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Mit '''verkürzter Kapitalismuskritik''' ist eine [[Kapitalismuskritik|Kritik am kapitalistischen System]] gemeint, die nur die oberflächlichen Erscheinungen dieses Systems kritisiert und daraus meist grob falsche "Lösungen" ableitet. Mit den in letzter Zeit für immer mehr Menschen augenscheinlich werdenden Problemen des [[Kapitalismus]] wird auch die '''Verkürzte Kapitalismuskritik''' zum Problem. Ohne eingehende Analyse suchen die Menschen nach schnellen Lösungen und eingehenden Erklärungsmustern. Gerade rechte [[Populismus|PopulistInnen]] greifen daher gerne auf ''verkürzte Kapitalismuskritik'' zurück.
Innerhalb der verkürzten Kapitalismuskritik taucht in Deutschland auch immer wieder ein "jüdischer Nicht-Arbeit". Der Handel mit Waren und Geld war für Luther "jüdische Nicht Arbeit" Bei Hitler wurde aus der "ehrlichen Arbeit" die "deutsche Arbeit" und heute geht es immer noch darum von "ehrlicher Arbeit" leben zu können.
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Eine verkürzte Kapititalismuskritik finden wir bei [[Pierre Joseph Proudhon]], [[Silvio Gesell]] und seiner [[Freiwirtschaft|Freiwirtschaftslehre]], dem nationalsozialistishen Theoritker [[Gottfried Feder]] und [[Otto Strasser]] und seinem "Deutschen Sozialismus". Aber auch bei [[ATTAC]] und im klassischen [[Antiimperialismus]] der 1970er und 1980er Jahren finden sich solche Tendenzen.
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Verbreitet Verkürzungen sind heute:
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* Der auf [[Zins]] und Finanztransaktionen fokusierten Kritik wird ein dann positiv besetzter produktiver Kapitalismus gegenüber gestellt.
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* Eine auf die vom Kapitalismus vorangetriebe [[Globalisierung]] fixierte Kritik wird eine oft nationalistisch und/oder rassistisch untermauerte "lokale, kleinräumige" Wirtschaft und Kultur entgegen stellt.
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* Den Kapitalismus nicht als System begreifen, sondern hinter allen Phänomenen eine bewusste [[Verschwörungstheorie|Verschwörung]] wittern. (Ein nicht dauerhaft betreibbares System mit diesen erheblichen ungerechten Negativauswirkungen, kann jedoch auch nicht wirklich als Staatssystem begriffen, anerkannt und bezeichnet werden).
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* Moralisierende Kritik: Kritisiert wird nicht das kapitalistische System, sondern die "Gier des Menschen". Würden sich die Menschen nur "moralisch bessern", dann wäre der Kapitalismus gar nicht mehr so schlimm.
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Bei vielen AutorInnen aus dem rechten und [[Rechtsextremismus|rechtsextremen]] Spektrum findet sich oft auch eine bunte Mischung aus diesen Verkürzungen.
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== Zins und Finanz ==
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In der '''verkürzten Kapitalismuskritik''' steht die Unterscheidung in negativ besetztes Finanz- und Börsenkapital auf der einen Seite und positiv besetztes Industriekapital auf der anderen Seite im Vordergrund, die an die nationalsozialistische Unterscheidung in "schaffendes" und "raffendes" Kapital nicht nur erinnert. Aber auch Münteferings "Heuschreckenkapitalismus" folgt dieser Logik: Gutes deutsches Kapital und böses ausländisches Kapital. Durch diese Unterscheidung soll die Einheit von Produktion und Zirkulation auseinander gerissen und der Kapitalismus auf die Zirkulationssphäre reduziert werden. Die Warenproduktion, die Produktionsverhältnisse und die Besitzverhältnisse an den Produktionsmitteln spielen keine oder kaum eine Rolle innerhalb dieser verkürzten Kapitalismuskritik. So richtet sich die verkürzte [[Kapitalismuskritik]] gegen die [[Monopolisierung]] und gegen die Geld- und Zinswirtschaft, die Brechung der "Zinsknechtschaft" gehört deshalb zu ihren Parolen.
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Innerhalb der verkürzten Kapitalismuskritik taucht in Deutschland auch immer wieder der Begriff der "jüdischer Nicht-Arbeit" auf. Der Handel mit Waren und Geld war für Luther "jüdische Nicht Arbeit"; Hitler übernahm von Engels den Begriff der "deutschen Arbeit" und des "Deutschen Kommunismus" und heute geht es immer noch darum von "ehrlicher Arbeit" leben zu können.
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Eine verkürzte Kapitalismuskritik finden wir bei [[Pierre Joseph Proudhon]], [[Silvio Gesell]] und seiner [[Freiwirtschaft|Freiwirtschaftslehre]], dem nationalsozialistischen Theoretiker [[Gottfried Feder]] und [[Otto Strasser]] und dem von Engels übernommenen "Deutschen Sozialismus". Aber auch bei [[ATTAC]] und im klassischen [[Antiimperialismus]] der 1970er und 1980er Jahre finden sich solche Tendenzen.
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'''Beispiel: Startseite Attac Homepage'''
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Finanzmärkte demokratisch kontrollieren!
 
   
 
   
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Die Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte hat versagt: Die befreiten Märkte erzeugen Hunger,
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Leid und Umweltchaos. Jetzt sind sie drauf und dran, sich selbst hinzurichten.
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Höchste Zeit für grundlegende Veränderungen! Attac fordert ein Finanzsystem unter demokratischer Kontrolle
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und zu sozialen und ökologischen Zwecken. Infos auf Aktionsseite www.casino-schliessen.de
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Die aktuelle Krise ist keine Naturkatastrophe. Sie ist die direkte Folge der Gier
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und der Skrupellosigkeit der Banker und Fondsmanager und vor allem der Tatenlosigkeit der Politik.
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Regierung und Parlament haben stillschweigend zugeschaut oder sogar tatkräftig daran mitgewirkt,
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wie Banken, Fonds und Versicherungen auf ihrer Jagd nach zweistelligen Eigenrenditen immer größere Risiken eingingen,
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Geschäftsfelder betraten, in denen sie nichts zu suchen hatten, und Finanzprodukte handelten,
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die vor allem eins waren: tickende Zeitbomben, die nun große Löcher ins Weltwirtschaftssystem reißen.
  
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== Nationalistische Kritik an der Globalisierung ==
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Die vom Kapitalismus vorangetriebene Globalisierung wird nicht wegen des Kapitalismus kritisiert, sondern wegen der Globalisierung. Dagegen wird kleinräumige, nationale Wirtschaftsformen als Lösung postuliert. Untermauert wird dies meist mit einer Notwendigkeit lokale "Kulturen" zu bewahren und eine "Vermischung" zu verhindern. Spätestens hier wird das ganze meist mehr oder weniger offen rassistisch. Die [[Nazi]]s konstruierten hier das Bild des "Volkskörpers" der von "fremden Mächten" "ausgesaugt" wurde.
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Auch hier ist die verkürzte Kapitalismuskritik  strukturell (und oft auch offen) antisemitisch: "Kosmokraten" und "Globalisierer" sind von Nazis benutzte Chifres für "die Juden". Auch die [[Antiimperialismus|antiimperialistische]] Kritik setzt oft an dieser Stelle an und baut auf die "nationale Selbstbestimmung" als "Schutz" vor der "imperialistischen Globalisierung".
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== Verschwörungstheorien ==
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"Just because you're paranoid. Don't mean they're not after you." (Kurt Cobain). Natürlich gibt es Verschwörungen. Wer aber die Kritik am Kapitalismus auf diese reduziert hat das System nicht verstanden. Wer das System verstand und solches dennoch befürwortet, kann nur asozial und/oder dumm sein. Auch ohne jegliche Verschwörung zwingt uns der Kapitalismus in Rollen (Marx nennt es "Charaktermasken") die wir zu erfüllen haben. Den/die GeschäftsführerIn eines großen Unternehmens, den ManagerInnen, die BörsenbrokerInnen, die Lohnabhängigen, alle erfüllen die ihnen in diesem System aufgezwungene Rolle. Ganz ohne Verschwörung nimmt der Kapitalismus damit seinen ausbeuterischen und zerstörerischen Lauf. [[Krieg]]e und Ungleichverteilung sind nicht "hinter den Kulissen" geplant, sondern logische Konsequenz des Systems. Wer die Logik des Marktes nicht versteht vermutet hinter allem Übel in der Welt sehr schnell eine Verschwörung. "Dunkle Mächte die im Hintergrund die Fäden ziehen." Auch von hier ist es nicht weit zu strukturellem und auch offenem [[Antisemitismus]].
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== Moralisierende und personalisierende Kritik ==
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Ähnlich den [[Verschwörungstheorie]]n wird auch hier "menschliches Fehlverhalten" ins Zentrum der Kritik gerückt. Das System wird nicht hinterfragt, sondern die "Gier des Menschen" wird als Ursache allen Übels postuliert: Wenn wir nur "nettere Kapitalisten" hätten wäre das alles nicht so schlimm. Anstatt das System zu kritisieren wird gegen Menschen gehetzt und/oder eine "moralische Erneuerung" gefordert.
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== Siehe auch==
 
== Siehe auch==
 
*[[struktureller Antisemitismus]]
 
*[[struktureller Antisemitismus]]
*[[Robert Kurz]]
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;Beispiele:
 
*[[ATTAC]]
 
*[[ATTAC]]
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;zur Kritik an der verkürzten Kritik:
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*[[Robert Kurz]]
  
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==
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* [http://kapitalismuskritik.org Argumente gegen verkürzte Kapitalismuskritik]
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* [http://anarchismus.at/txt1/oekoli.htm Struktureller Antisemitismus und verkürzte Kapitalismuskritik]
 
* [http://www.trend.infopartisan.net/trd1203/t111203.html Die Tücken des Finanzkapitals]
 
* [http://www.trend.infopartisan.net/trd1203/t111203.html Die Tücken des Finanzkapitals]
 
* [http://www.opentheory.org/krakenkritik/text.phtml Open Theory - Krakenkritik]
 
* [http://www.opentheory.org/krakenkritik/text.phtml Open Theory - Krakenkritik]
 
* [http://www.nadir.org/nadir/aktuell/2004/08/03/25012.html Hamburger Erklärung gegen Antisemitismus]
 
* [http://www.nadir.org/nadir/aktuell/2004/08/03/25012.html Hamburger Erklärung gegen Antisemitismus]
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* [http://qummunismus.at/p/article5.html Verkürzte Kapitalismuskritik, struktureller Antisemitismus]
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* [http://www.attac.at/fileadmin/user_upload/dokumente/reader_antisem_1.8.pdf attac.at Reader]
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* [http://www.systemfehler.de systemfehler.de] ''ein typisches Beispiel verkürzter Kapitalismuskritik''
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
 
* Stefan Paulus: ''Zur Kritik von Staat und Kapital'' in der kapitalistischen Globalisierung, Frankfurt am Main 2003
 
* Stefan Paulus: ''Zur Kritik von Staat und Kapital'' in der kapitalistischen Globalisierung, Frankfurt am Main 2003
 
* Holger Schatz / Andrea Woeldike: ''Freiheit und Wahn deutscher Arbeit''. Zur historischen Aktualität einer folgenreichen antisemitischen Projektion, Münster 2001
 
* Holger Schatz / Andrea Woeldike: ''Freiheit und Wahn deutscher Arbeit''. Zur historischen Aktualität einer folgenreichen antisemitischen Projektion, Münster 2001
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* Michael Heinrich [http://ride.0taxi.com/text/michael_heinrich.htm Kritik der politischen Ökonomie - Eine Einführung], Schmetterling Verlag, 3. Auflage 2005
  
  
  
[[Kategorie:Antagonistische Theorie]]
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[[Kategorie:Antagonistische Theorie]][[Kategorie:verkürzte Kapitalismuskritik]]

Latest revision as of 22:36, 31 January 2016

Mit verkürzter Kapitalismuskritik ist eine Kritik am kapitalistischen System gemeint, die nur die oberflächlichen Erscheinungen dieses Systems kritisiert und daraus meist grob falsche "Lösungen" ableitet. Mit den in letzter Zeit für immer mehr Menschen augenscheinlich werdenden Problemen des Kapitalismus wird auch die Verkürzte Kapitalismuskritik zum Problem. Ohne eingehende Analyse suchen die Menschen nach schnellen Lösungen und eingehenden Erklärungsmustern. Gerade rechte PopulistInnen greifen daher gerne auf verkürzte Kapitalismuskritik zurück.

Verbreitet Verkürzungen sind heute:

  • Der auf Zins und Finanztransaktionen fokusierten Kritik wird ein dann positiv besetzter produktiver Kapitalismus gegenüber gestellt.
  • Eine auf die vom Kapitalismus vorangetriebe Globalisierung fixierte Kritik wird eine oft nationalistisch und/oder rassistisch untermauerte "lokale, kleinräumige" Wirtschaft und Kultur entgegen stellt.
  • Den Kapitalismus nicht als System begreifen, sondern hinter allen Phänomenen eine bewusste Verschwörung wittern. (Ein nicht dauerhaft betreibbares System mit diesen erheblichen ungerechten Negativauswirkungen, kann jedoch auch nicht wirklich als Staatssystem begriffen, anerkannt und bezeichnet werden).
  • Moralisierende Kritik: Kritisiert wird nicht das kapitalistische System, sondern die "Gier des Menschen". Würden sich die Menschen nur "moralisch bessern", dann wäre der Kapitalismus gar nicht mehr so schlimm.

Bei vielen AutorInnen aus dem rechten und rechtsextremen Spektrum findet sich oft auch eine bunte Mischung aus diesen Verkürzungen.

Zins und Finanz[edit]

In der verkürzten Kapitalismuskritik steht die Unterscheidung in negativ besetztes Finanz- und Börsenkapital auf der einen Seite und positiv besetztes Industriekapital auf der anderen Seite im Vordergrund, die an die nationalsozialistische Unterscheidung in "schaffendes" und "raffendes" Kapital nicht nur erinnert. Aber auch Münteferings "Heuschreckenkapitalismus" folgt dieser Logik: Gutes deutsches Kapital und böses ausländisches Kapital. Durch diese Unterscheidung soll die Einheit von Produktion und Zirkulation auseinander gerissen und der Kapitalismus auf die Zirkulationssphäre reduziert werden. Die Warenproduktion, die Produktionsverhältnisse und die Besitzverhältnisse an den Produktionsmitteln spielen keine oder kaum eine Rolle innerhalb dieser verkürzten Kapitalismuskritik. So richtet sich die verkürzte Kapitalismuskritik gegen die Monopolisierung und gegen die Geld- und Zinswirtschaft, die Brechung der "Zinsknechtschaft" gehört deshalb zu ihren Parolen.

Innerhalb der verkürzten Kapitalismuskritik taucht in Deutschland auch immer wieder der Begriff der "jüdischer Nicht-Arbeit" auf. Der Handel mit Waren und Geld war für Luther "jüdische Nicht Arbeit"; Hitler übernahm von Engels den Begriff der "deutschen Arbeit" und des "Deutschen Kommunismus" und heute geht es immer noch darum von "ehrlicher Arbeit" leben zu können.

Eine verkürzte Kapitalismuskritik finden wir bei Pierre Joseph Proudhon, Silvio Gesell und seiner Freiwirtschaftslehre, dem nationalsozialistischen Theoretiker Gottfried Feder und Otto Strasser und dem von Engels übernommenen "Deutschen Sozialismus". Aber auch bei ATTAC und im klassischen Antiimperialismus der 1970er und 1980er Jahre finden sich solche Tendenzen.

Beispiel: Startseite Attac Homepage
Finanzmärkte demokratisch kontrollieren!

Die Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte hat versagt: Die befreiten Märkte erzeugen Hunger, 
Leid und Umweltchaos. Jetzt sind sie drauf und dran, sich selbst hinzurichten. 
Höchste Zeit für grundlegende Veränderungen! Attac fordert ein Finanzsystem unter demokratischer Kontrolle 
und zu sozialen und ökologischen Zwecken. Infos auf Aktionsseite www.casino-schliessen.de

weiter heißt es auf einer Unterseite dann dazu:
Die aktuelle Krise ist keine Naturkatastrophe. Sie ist die direkte Folge der Gier 
und der Skrupellosigkeit der Banker und Fondsmanager und vor allem der Tatenlosigkeit der Politik. 
Regierung und Parlament haben stillschweigend zugeschaut oder sogar tatkräftig daran mitgewirkt, 
wie Banken, Fonds und Versicherungen auf ihrer Jagd nach zweistelligen Eigenrenditen immer größere Risiken eingingen, 
Geschäftsfelder betraten, in denen sie nichts zu suchen hatten, und Finanzprodukte handelten, 
die vor allem eins waren: tickende Zeitbomben, die nun große Löcher ins Weltwirtschaftssystem reißen.

Nationalistische Kritik an der Globalisierung[edit]

Die vom Kapitalismus vorangetriebene Globalisierung wird nicht wegen des Kapitalismus kritisiert, sondern wegen der Globalisierung. Dagegen wird kleinräumige, nationale Wirtschaftsformen als Lösung postuliert. Untermauert wird dies meist mit einer Notwendigkeit lokale "Kulturen" zu bewahren und eine "Vermischung" zu verhindern. Spätestens hier wird das ganze meist mehr oder weniger offen rassistisch. Die Nazis konstruierten hier das Bild des "Volkskörpers" der von "fremden Mächten" "ausgesaugt" wurde. Auch hier ist die verkürzte Kapitalismuskritik strukturell (und oft auch offen) antisemitisch: "Kosmokraten" und "Globalisierer" sind von Nazis benutzte Chifres für "die Juden". Auch die antiimperialistische Kritik setzt oft an dieser Stelle an und baut auf die "nationale Selbstbestimmung" als "Schutz" vor der "imperialistischen Globalisierung".

Verschwörungstheorien[edit]

"Just because you're paranoid. Don't mean they're not after you." (Kurt Cobain). Natürlich gibt es Verschwörungen. Wer aber die Kritik am Kapitalismus auf diese reduziert hat das System nicht verstanden. Wer das System verstand und solches dennoch befürwortet, kann nur asozial und/oder dumm sein. Auch ohne jegliche Verschwörung zwingt uns der Kapitalismus in Rollen (Marx nennt es "Charaktermasken") die wir zu erfüllen haben. Den/die GeschäftsführerIn eines großen Unternehmens, den ManagerInnen, die BörsenbrokerInnen, die Lohnabhängigen, alle erfüllen die ihnen in diesem System aufgezwungene Rolle. Ganz ohne Verschwörung nimmt der Kapitalismus damit seinen ausbeuterischen und zerstörerischen Lauf. Kriege und Ungleichverteilung sind nicht "hinter den Kulissen" geplant, sondern logische Konsequenz des Systems. Wer die Logik des Marktes nicht versteht vermutet hinter allem Übel in der Welt sehr schnell eine Verschwörung. "Dunkle Mächte die im Hintergrund die Fäden ziehen." Auch von hier ist es nicht weit zu strukturellem und auch offenem Antisemitismus.

Moralisierende und personalisierende Kritik[edit]

Ähnlich den Verschwörungstheorien wird auch hier "menschliches Fehlverhalten" ins Zentrum der Kritik gerückt. Das System wird nicht hinterfragt, sondern die "Gier des Menschen" wird als Ursache allen Übels postuliert: Wenn wir nur "nettere Kapitalisten" hätten wäre das alles nicht so schlimm. Anstatt das System zu kritisieren wird gegen Menschen gehetzt und/oder eine "moralische Erneuerung" gefordert.

Siehe auch[edit]

Beispiele
zur Kritik an der verkürzten Kritik

Weblinks[edit]

Literatur[edit]

  • Stefan Paulus: Zur Kritik von Staat und Kapital in der kapitalistischen Globalisierung, Frankfurt am Main 2003
  • Holger Schatz / Andrea Woeldike: Freiheit und Wahn deutscher Arbeit. Zur historischen Aktualität einer folgenreichen antisemitischen Projektion, Münster 2001
  • Michael Heinrich Kritik der politischen Ökonomie - Eine Einführung, Schmetterling Verlag, 3. Auflage 2005


Kategorie:Antagonistische TheorieKategorie:verkürzte Kapitalismuskritik