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===Organisieren, den Kampf um Freiraeume zum Kampf gegen den Kapitalismus in eine neue Bewegung gleiten lassen.=== | ===Organisieren, den Kampf um Freiraeume zum Kampf gegen den Kapitalismus in eine neue Bewegung gleiten lassen.=== |
Revision as of 19:34, 2 March 2007
by combat69-Activist, 02.03.2007
Ein persoenlicher Bericht eines Aktivisten der monatelang im internationalen Kollektiv im Ungdomshuset lebte und am Morgen der Raeumung (wie einige andere AktivistInnen aus dem Kollektiv) nicht im Haus war. Eine kleine persoenliche Zusammenstellung der persoenlichen Gruende Einzelner fuer Ungdomshuset zu kaempfen und die Gefahr einzugehen eine lange Haftstrafe absitzen zu muessen. Ein Aufruf zur internationalen antiglobalen Revolte. Einige Denkanstoesse zum Bilden einer neuen Bewegung zum Erkaempfen von Freiraeume.
Organisieren, den Kampf um Freiraeume zum Kampf gegen den Kapitalismus in eine neue Bewegung gleiten lassen.
Ich bin ein 24 jaehriger deutscher Aktivist. Im Dezember kam ich das erste Mal nach Kopenhagen und betrat das erste Mal das autonome Zentrum Ungdomshuset. Nach wenigen Stunden beschloss ich fuer dieses Haus von innen heraus zu kaempfen. Die weiteren Tage erreichten mehr und mehr UnterstuetzerInnen das Haus. Hunderte Menschen aus der ganzen Welt schliefen im Haus. Am 16.12.2006 kaempften wir gemeinsam gegen die Bullen, als ich am naechsten Morgen ins Haus zurueckkehrte fand ich viele leere Schlafsaecke von Menschen die in den naechsten Tagen abgeschoben werden wuerden vor. Ich war entaeuscht dass der Kampf so schnell abebte wurde und die FreundInnen von diesen Menschen abreisten ohne die Ausschreitungen auf eigene Initiative fortzufuehren. Ich beschloss fuer mich zu bleiben bis zum Tag der Raeumung, maximal bis zum Neujahr. Die Zeit verging, schnell hatten wir Februar und ich wurde Teil des internationalen Kollektivs in dem ich mehrere Monate gemeinsam mit den unterschiedlichsten Menschen aus der ganzen Welt lebte. Monatelang lebte ich mit einer Hoehenangst nicht aufs Dach gehen zu koennen, am Tag des "Gemeinschaftsfotos" stand ich oben auf dem Dach als Dachwache, das erste Mal wirklich eine Schicht oben ableistend, mit einem guten Freund als Unterstuetzer. Ich bekam etwas Panik als die anderen hoch kamen, aber es war ein schoener Moment fuer mich dort zu stehen. Ich habe keine Angst vor der Verfolgung, ich habe keine Angst zu sagen dass ich mit auf dem Foto bin. Ich moechte euch allen auch sagen dass eigentlich auch eine franzoesische Antifa-Fahne im Wind flackerte aber irgendwie nicht auf dem Foto mit drauf ist. Wir waren eine Menge und wir waren bereit zu kaempfen, soviel Angst wir auch vor den Konsequenzen hatten. Das Haus war praepariert mit einer Menge internationaler Erfahrung und technischen Details.
Als ich am 28.02.2007 das Haus verlies war dass das dritte Mal insgesamt seit den letzten Monaten (die schon lange mein voriges Ziel uebertroffen hatten.) dass ich ausserhalb schlafen wuerde. Das erste Mal am 16.12.2006 nach den Ausschreitungen, das zweite Mal nach einem Konzert in Schweden vorigen Freitag. Ich wollte nicht weg, doch fuer uns im Haus war die Situation seit September letzten Jahres jeden Tag akut, warum sollten die Bullen ausgerechnet jetzt in den Tagen vor dem Wochenende kommen. Der Grund warum die internationale Mobilisierung ausgeloest wurde war um das Kollektiv zu verstaerken, nicht weil wir wussten wann sie kommen. Ein guter Freund aus dem Kollektiv meinte: "geh nach Hause solange du noch kannst, regel deinen Kram und komm wieder. Wir werden noch hier sein! Ich moechte auf jeden Fall dich im Knast um mich herum haben, und sei es nur dich mal auf dem Hof sehend oder aus der Zelle heraus hoehrend." Viele FreundInnen dachten ich gehe fuer immer. Ich schrieb einen Brief und haengte ihn in die Kueche im vierten Flur, wie wir das immer machten. Dazu packte ich meine Totenkopffahne und mein Capi dazu an die Wand, so dass jedeR sieht dass ich zurueckkommen werde. Als ich nachmittags am 28.02.2007 Hamburg erreichte wollte ich nur kurze Zeit bleiben um "Lebe Wohl!" zu sagen und meinen Kram zu regeln. Die Nacht verbrachte ich frierend auf der Strasse, nicht schlafend. Um 10 Uhr morgens erfuhr ich dass das Haus geraeumt wird und das zerbrach alles in mir. 3 Monate Vorbereitung auf den Kampf im Haus, 3 Monate leben in einer Alternative, in einer Familie aus so vielen verschiedenen interessanten Menschen und nun war das eingetroffen wovon jedeR von uns Angst hatte: Draussen stehen wenn es losgeht und deine Geschwister drinnen angegriffen werden. Wenn sie kommen das Haus zu attackieren laufen wir Amok und so war es auch. Die Vorstellung in Hamburg bleiben zu muessen loeste Panik in mir aus. Ich heulte soviel wie in den letzten 10 Jahren nicht. Sofort liess ich alles hinter mir und brach zurueck nach Kopenhagen auf. Anfaengliche Schwierigkeiten wie das Austricksen der Zivi-Bullen und den daenischen Bullen (!) am Hbf Hamburg wurden ueberwunden und so erreichte ich um 22 Uhr Abends den Hbf Kopenhagen. Es tat gut wieder da zu sein auch wenn ich nicht wusste wohin mit mir da das Haus ja nicht mehr existierte und meine Familie festgenommen wurde. So wollte ich erstmal einen Infopunkt suchen, lief aber nach wenigen Minuten direkt in die riesige Demonstration rein, die mit Fackeln und Geschrei die Strasse eroberte. Es dauerte nicht lange da traf ich einen bekannten Aktivisten der vor einiger Zeit das Kollektiv verlassen hatte und an diesem Tag ebenfalls aus seiner Heimat (Schottland) zurueckgekommen war. Es tat gut wieder da zu sein. Ich fuehlte mich sofort wieder zu Hause und es tat gut dass nicht alles vorbei war sondern die Ausschreitungen fortgefuehrt wurden. Sofort wurde mir klar: Das hier ist dein zu Hause, nicht laenger Hamburg. Die Nacht verstrich und trotz meiner leichten Lungenentzuendung die ich aus dem Haus mitgebracht hatte warfen wir uns voller Wut in den Kampf gegen die Bullen. Waehrend den Ausschreitungen traf ich viele bekannte Gesichter wieder, auch einige die ebenfalls Mitglieder des Kollektivs waren und wie ich das Haus fuer eine Nacht verlassen hatten. Durch mehrere Gasangriffe verloren wir uns jedoch staendig wieder. Vor dem Haus traf ich eine Person wieder die waehrend der Raemung im Haus war und aufgrund seiner koerperlichen Behinderung von den Bullen freigelassen worden war. Unter Traenen fielen wir uns in die Arme, mehrere Leute aus dem Haus standen davor und fanden sich wieder. Dieser Bericht ist sehr persoenlich und ich bin mir bewusst dass er mir Schwierigkeiten einbringen kann, aber ich habe in all den Monaten gelernt dass es manchmal nicht wichtig ist ob du verlierst oder schlimme Konsequenzen erleidest, es ist wichtiger aufrecht zu bleiben, zu kaempfen und auf lange Sicht zu planen. Selbst wenn ich wollte ich koennte das was ich in den Monaten im Haus erlebt habe nicht in Worte fassen! Dieses Haus war so speziell, die Leute aus der ganzen Welt die interessantesten und speziellsten die du jemals finden wirst. Eines Tages wird vielleicht mehr von diesem Eindruck nach aussen verdeutlicht werden koennen, persoenliche Tagebuecher oder Berichte aufzeigen koennen was die Bullen wirklich zerstoert haben. Ich werde es mir selbst niemals verzeihen dass ich am Morgen der Raemung nicht im Haus war! Ich habe allerdings begriffen dass das nicht das schlechteste ist dass Menschen ausserhalb waren als es los ging. Niemand hier den ich gestern Nacht auf den Ausschreitungen traf meint wirklich dass die Menschen die im Moment des Angriffes im Hauses waren uns dafuer hassen werden. So habe ich und die anderen die Chance zu berichten wofuer wir gekaempft haben: Der Grund warum ich diesen Eintrag als wichtig empfinde und ihn schreibe, auch wenn er vielleicht einige von euch nicht interessieren wird.
Das war nicht das Ende, es war der Beginn! Ich bin und bleibe in Kopenhagen! Ich lass meine Familie nicht im Stich und ich werde hier fuer sie kaempfen! Viele andere sind auch hier und wir werden alles tun der Nachwelt unsere Erfahrungen zugaenglich zu machen! Wir werden mithelfen den Kampf gegen das Unrecht, gegen das falsche Gesetz weiterzufuehren, wir werden weiter kaempfen eine neue Bewegung aufzubauen, weiter kaempfen gegen das Vergessen. Wer denkt dass hier nun alles wieder gut ist der irrt sich denn die Szene hier hat das groesste materielle (!) verloren was sie hatte, das einzige autonome Jugendzentrum! Sie wird sich Freiraeume erkaempfen muessen! Kommt nach Daenemark, organisiert euch, erkaempft euch Freiraeume, erkaempft euch Alternativen, kuendigt eure Jobs, schmeisst eure Schulen hin, das hier ist die letzte Chance den Kapitalismus zurueckzudraengen, wie viele Beitraege auf Plattformen wie Indymedia zeigen, er ist international - er ist schreit gegen einen Zeitgeist der Ohnmacht. Wer ist schon weiterhin gluecklich mit sterilen Staedten die ueberall gleich aufgebaut sind, in der Innenstadt sich an Mc Donalds und irgendwelchen Banken orientierend? Wer hat schon das Geld wirklich sein Leben zu erfuellen? Wer verdient schon genug um eine Nacht mal ohne Sorgen schlafen zu koennen? Ungdomshuset war fuer uns alle mehr als nur die Steine die es aufrecht erhalten hat, es war ein Symbol! Immer wieder mussten wir versuchen das in langen Gespraechen das andren Menschen verstaendlich zu machen. Ungdomshuset vereinte alle Menschen die verfolgt werden, weil sie raus gehen und sprayen, die "falsche" Musik hoeren, die eine andere Frisur haben wollen, die Kunst moegen anstatt nur tradionellen Mainstream, Vielfalt, unkommerzielle Konzerte veranstalten wollen, ihre Mode selbst kreieren wollen, auch fuer all diejenigen die keine Stimme haben und in irgend welchen Slums leben muessen weil sie das Pech hatten am falschen Ort geboren zu sein, die diskreminiert werden nur weil sie eine "falsche" Abstammung haben. Ungdomshuset stand fuer soviel, dass nicht aufhoeren muss nur weil es weg ist. Wir werden unsere Aktivitaeten auch ohne Ungdomshuset weiterfuehren, wir werden weiter kaempfen! Wir sind nicht besiegt, wir sind wuetend! Der Frieden ist vorbei! Wir werden alles tun damit es Wirklichkeit wird.
Das Haus wurde noch nicht abgerissen! Bullen bewachen es mit Hunden und Hundertschaften. Wie eine Leiche einer / eines Freundin / Freundes dem die Seele herausgerissen wurde steht es beleuchtet in der Nacht, von den Moerdern die es zerstoert haben an Faeden aufgeknuepft. Es dient momentan als Gefaengnis fuer "Randalierer". Doch nicht wir sind die Terroristen - Sie sind es!Hier gibt es eine Menge zu tun! Die Strassenschlachten gestern Nacht waren erst der Anfang. Lasst nicht zu dass das was hier passiert vergessen wird, fangt an zu verstehen, oeffnet euren Horizont, organisiert euch, fangt an den Protest gegen den G8 in eure Herzen zu ziehen, auch jetzt schon, es zum Kampf fuer eine andere Welt zu verstehen, es in einer Bewegung muenden zu lassen die dieses System nun angreift und sagt:Wir haben eine Alternative! Wir wissen was wir nicht wollen! Und unsere Argumente sind ehrlicher als die unsere Unterdruecker die ihre eigenen Gesetze nicht einhalten! Sie haben kein Recht mehr hinter sich uns ihre Plastikwelt aufzuzwingen! Dieses System repraesentiert nicht laenger die Mehrheit, es ist eine neue Diktatur einzelner gegen die Menschheit! Sie sind falsch, nicht wir!
KOMMT NACH KOPENHAGEN UND LEBT DEN TRAUM! Kaempft fuer die Freiheit aller Gefangenen aus der "Ungdomshuset-Bewegung"!
ORGANISIERT EUCH IN EUREN EIGENEN VIERTELN UND LASST DEN AUFSTAND BEGINNEN!
NICHTS IST VERGESSEN - NICHTS IST VERGEBEN!UNSERN HASS DEN KOENNEN SIE HABEN - UNSER LACHEN BEHALTEN WIR FUER UNS!FRIEDE DEN HUETTEN UND KRIEG DEN PALAESTEN !!!!
Einer von vielen persoenlichen Berichten. Da ich sehr krank bin habe ich Momentan keine Kraft eine englische Uebersetzung zu formulieren, aber ich werde dran arbeiten und nicht aufgeben. Das wird nicht das letzte sein was ihr von mir und den anderen Kollektiv-Mitgliedern aus Ungdomshuset hoert. UND IM NAMEN DES UNGDOMSHUSET KOLLEKTIVS SAGE ICH DANKE AN ALLE UNTERSTUETZERINNEN WELTWEIT! Sie haben einen Fehler gemacht, sie werden ihn bereuhen!
NIXSPAM.northgull@web.de http://www.ungdomshuset.dk
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