Still working to recover. Please don't edit quite yet.

Machno-Bewegung

Aus <a href="http://deu.anarchopedia.org/Machno-Bewegung">Anarchopedia</a>, dem offenen Wissensportal für und von AnarchistInnen
(Redirected from Machnotschina)
Jump to: navigation, search

Die Machnotschina oder Machno-Bewegung (verschiedentlich auch "Machnotscina" oder "Machnowstschina" geschrieben) war eine anarchistische Bauern- und Partisanenbewegung, die zwischen 1917 und 1922 während des russischen Bürgerkrieges in der Ukraine aktiv war und über einige Jahre hinweg große Teile des Landes kontrollierte, wo sie vom Anarchismus propagierte Gesellschaftsstrukturen verwirklichte.

Benannt ist die Machnotschina nach ihrem Initiator, dem von den Ideen Michail Bakunins und Peter Kropotkins beeinflussten Aktivisten Nestor Machno.

Nestor Machno saß wegen anarchistischer Aktivitäten in Russland im Gefängnis. 1917 wurde er durch den Aufstand des Moskauer Proletariats befreit und kehrte in die Ukraine zurück, wo er mit der Agitation unter den Bauern und Arbeitern begann, deren gewerkschaftliche Organisierung aufzubauen.

Geschichte der Machno Bewegung[edit]

Die Revolution in der Ukraine[edit]

Die russische Revolution verlief in der Ukraine deutlich anders als in Russland. Anders als in Russland hatten in der Ukraine die Kommunistische Partei und die Bolschewiki einen verschwindend geringen Einfluss auf die Werktätigen. Die Revolution wurde nicht von einer Partei kontrolliert und entwickelte sich deutlich freier. Während in Russland die Machtübernahme durch die Sowjets mit der Machtübernahme der Kommunistischen Partei gleichkam, waren die Sowjets in der Ukraine die Organe der Werktätigen. Die Bauern beschlagnahmten eigenmächtig Länderein und Inventar von Gutsbesitzern und die Arbeiter in den Städten die Fabriken.

Gegen die Deutschen und Österreichischen Besatzer[edit]

Nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk 1918, in Folge der russischen Februarrevolution, fiel die Ukraine an Deutschland und Österreich. Sie war der Preis, den die Bolschewiki unter Lenin und Trotzki für die Beendigung des 1. Weltkriegs in Russland zunächst bezahlen mussten. Die Deutschen und Österreichischen Truppen besetzten die Ukraine und setzten, die vom Volk gestürzte, Regierung aus Adligen und Großgrundbesitzern wieder ein. An deren Spitze setzten sie den Hetman Skoropadski. Die Deutschen und Österreicher begannen mit Unterstützung der Regierung Nahrungsmittel und Rohstoffe zu beschlagnahmen und auszuführen. Bauern die sich dagegen wehrten wurden erschossen. Das weckte den Unmut in der Bevölkerung. Viele Bauern begannen sich zu wehren und führten einen Partisanenkampf gegen die Besatzer. Machno organisierte eine Partisanenarmee und vereinigte die revolutionären Bauern. Er ging gegen die Besatzer, die Großgrundbesitzer und gegen alle Feinde der Werktätigen vor. Hier bekam Machno seinen Spitznamen "Batjko" (Väterchen). Als sich die Deutschen und Österreichischen Truppen 1918 zurückzogen konnte sich die Regierung nicht halten. Hetman Skorpadski wurde gestürzt und floh ins Ausland.

Politische und wirtschaftliche Veränderungen[edit]

Nach dem Sturz des Hetmans Skoropadski begannen die Machnowzy, wie die Anhänger der Machno Bewegung auch genannt werden, wieder die Großgrundbesitzer und Industriellen zu enteignen. Sie organisierten die von ihr kontrollierten Gebiete, den so genannten "Freien Rayon" nach anarchistischem Muster in einem Netzwerk selbstverwalteter Kommunen, in denen ein Rätesystem aufgebaut wurde.

Die Kommunen und die verschiedenen Räte waren neben der Versorgung und Verteilung der Güter unter der Bevölkerung auch zuständig für alle anderen Politikbereiche wie etwa Transport, Industrie, Kriegführung oder Kultur. Unter anderem gehörte dazu auch der Aufbau von Schulen, eine Alphabetisierungskampagne und politische Aufklärung der Bauern und Partisanen.

Für den gesamten freien Rayon abgestimmt wurden die Entscheidungen in einem Rayonkongress, einer Vollversammlung der Rätedelegierten, von dem während der Herrschaft der Machnotschina allerdings nur drei durchgeführt wurden.

Doch aufgrund der fortwährenden Bedrohung, entweder durch die Anhänger Petljuras, die Bolschewiki oder zaristische Generäle, wurde der Aufbau der "freien Sowjets" immer wieder behindert. Die Machno Bewegung wurde durch die äußeren Umstände immer wieder gezwungen ihre volle Kraft auf den militärischen Teil der Bewegung zu konzentrieren.

In der Zeit ihrer größten Ausdehnung gehörten der Machnowstschina bis zu 30.000 freiwillige Partisanen an, die ein Gebiet von etwa 10.000 km² mit 7 Millionen Einwohnern kontrollierten.

Petljurowstschina[edit]

Neben der Machno Bewegung gab es auch die Petljurowstschina eine Bewegung der nationalen Bourgeoisie unter Ssemjon Petljura. Nach dem Sturz Skoropadskis marschierten sie in Kiew ein und reklamierten die Regierung für sich. Sie propagierte eine von Russland unabhängige Ukraine. Doch in der allgemeinen revolutionären Stimmung konnte sich diese Regierung auch nicht lange halten. Die Petljurowstschina wurde von der Machno Bewegung geschlagen und ihre Führer flohen.

Gegen Reaktion und Bolschewiki[edit]

Anfang 1919 wollten die Bolschewiki ihre Macht auch auf die revolutionäre Ukraine ausdehnen. So marschierte die Rote Armee von Norden her auf Kiew zu. In den Städten setzten sie ihre Komitees ein und setzten deren Machtanspruch teilweise auch mit Gewalt durch. So kam es zu den ersten Spannungen zwischen Bolschewisten und Machno Bewegung, da die Machno Bewegung das autoritäre Auftreten der Bolschewiki und deren Herrschaftsanspruch über die Werktätigen nicht akzeptierte.

Gegen Denikin[edit]

1919 rückte der zaristische General Anton Iwanowitsch Denikin gegen die Ukraine vor. Die Machno Bewegung führte einen erbitterten Partisanenkrieg gegen ihn. Doch die Armeen Denikins waren stärker und besser ausgerüstet als die Machnowzy. Im Kampf gegen Denikin ging die Machno Bewegung eine militärisches Bündnis mit den Bolschewiki ein. Doch Denikins Übermacht war zu groß, nach und nach mussten sich die Machnowzy vor ihm zurückziehen. Auch die Rote Armee war Denikin unterlegen. Die Bolschewiki spielten die Gefahr Denikins herunter. Im Juni/Juli 1919 rückte Denikin bis tief in die Ukraine vor. Die Rote Armee räumte daraufhin die Ukraine und zog sich nach Russland zurück. So war der Weg für Denikin noch weiter offen. Die Machno Armee musste sich immer weiter nach Westen zurückziehen und führte harte Abwehrgefechte. Im September kam es zur Entscheidungsschlacht, die die Machno Armee aufgrund ihrer überlegenen Kavallerie gewann. Nun musste sich Denikin wieder zurückziehen während ihn die Machno Armee verfolgte. Die Machno Armee eroberte Denikins Versorgungsstellungen und schlug ihn endgültig.

Nun war die Möglichkeit wieder da unter den Bauern und Arbeitern revolutionäre Aufbauarbeit zu betreiben und die Idee der "freien Sowjets" weiter zu verbreiten.

Rückkehr der Bolschewiki[edit]

Im Dezember 1919 rückte die Rote Armee wieder in die Ukraine ein. Die Begegnungen zwischen Machnowzy und den Truppen der Roten Armee waren erst freundschaftlich. Die Machnowzy hofften auf eine revolutionäre Zusammenarbeit mit den Bolschewiki. Doch die Bolschewiki fingen schon einige Wochen danach wieder an in den Städten ihre Komitees einzusetzen und eine Regierung zu bilden. Ihr Auftreten wurde zunehmend autoritärer. Das führte wieder zu großen Spannungen mit der Machno Bewegung. Die bolschewistische Presse fing an Lügen über die Machno Bewegung zu verbreiten. Mitte Januar 1920 ging ein Befehl des Kommandeurs der Roten Armee an den Führungsstab der Machno Armee, der die Machnowzy dazu aufforderte an die polnische Front zu marschieren. Der Befehl war als Provokation gedacht, da die Bolschewiki Gründe für einen Angriff auf das Machno Gebiet suchten. Die Kommandeure der Machno Armee verweigerten den Befehl, woraufhin sie von den Bolschewiki für vogelfrei erklärt wurden. Daraufhin marschierte die Rote Armee in Machno Gebiet ein. Die Machno Armee führte wieder einen Partisanenkrieg gegen die Rote Armee. In den Städten wurden Anarchisten und Machnowzy von den Bolschewiki verhaftet. Es gab mehrere gescheiterte Anschläge auf Nestor Machno, die vermutlich von der Tscheka organisiert wurden.

Gegen Wrangel[edit]

Im Sommer 1920 bedrohte der zaristische General Pjotr Nikolajewitsch Wrangel die Ukraine. Die Machnowzy kämpften nun gegen Wrangel und die Rote Armee. Doch im Oktober 1920 verständigten sich Bolschewiki und Machnowzy darauf, den Kampf untereinander einzustellen und gemeinsam gegen Wrangel vorzugehen. Im November 1920 wurde Wrangel besiegt.

Angriff der Bolschewiki[edit]

Sofort nach der Niederlage Wrangels wendete sich die Rote Armee gegen die Machnowzy. Einheiten der Machno Armee wurden angegriffen. Die Machno Armee wehrte sich gegen die Rote Armee und führte wieder einen Partisanenkampf. Die Rote Armee war der Machno Armee, sowohl in der Größe als auch in der Ausrüstung überlegen. Letztlich unterlagen die anarchistischen Partisanen der Machnotschina gegen die Rote Armee. Die letzten Gruppen der Machnotschina wurden bis zum Sommer 1922 von der Roten Armee besiegt und aufgerieben. Die Ukraine kam unter die Diktatur der Bolschewiki und wurde als ukrainische Sowjetrepublik in die junge UdSSR einverleibt. Die Kommunistische Partei etablierte sich auch in der Ukraine zur beherrschenden Staatspartei bis zum Niedergang der UdSSR um 1990.

Machno selbst konnte sich mit einigen Kämpfern am 28. August 1921 verwundet nach Rumänien absetzen. Er verbrachte sein weiteres Leben im Exil. Er starb, unbeachtet von der Öffentlichkeit, 1935 in einem Pariser Armenhospital.

Als wichtigste Zeitschrift der Machnotschina, herausgegeben in Charkow gilt Put k'Swobode (Weg zur Freiheit).

Die Tradition der Machno-Bewegung wird heute von der RKAS (Revolutionäre Konföderation der Anarcho-Syndikalisten - Nestor Machno) weiter gelebt.


Literatur[edit]

  • Peter Arschinoff: "Geschichte der Machno-Bewegung"; Münster 1998 (Reprint der Ausgabe von 1923), Unrast-Verlag; ISBN 3928300687
  • Horst Stowasser: "Die Machnotschina" (122 Seiten); An-Archia-Verlag, Wetzlar
  • Violin: "Die unbekannte Revolution" (3 Bände, ca. 700 Seiten); Verlag Asoziation, Hamburg
  • Arthur Müller-Lehning: "Anarchismus und Marxismus in der russischen Revolution" (146 Seiten); Karin Kramer-Verlag, Berlin

siehe auch[edit]

Weblinks[edit]

  1. REDIRECT Vorlage:Seite lw

Kategorie:Kämpfe für die Freiheit! Kategorie:Geschichte Kategorie:Plattformismus