Still working to recover. Please don't edit quite yet.

APO-Calypse:Herrschaftsfreie Welt? (Seminar) Reader Herrschaft

Aus <a href="http://deu.anarchopedia.org/APO-Calypse:Herrschaftsfreie_Welt%3F_(Seminar)_Reader_Herrschaft">Anarchopedia</a>, dem offenen Wissensportal für und von AnarchistInnen
Jump to: navigation, search

Herrschaft... Was ist das?[edit]

Ohne Herrschaft ginge vieles nicht - und das wäre auch gut so. (6 S.38)

Herrschaft ist institutionalisierte Macht (C.Spehr, Quelle)

Zum Thema Herrschaft haben sich schon verschiedenste Leute ausgelassen, und dabei einige sehr brauchbare Gedanken und Definitionen hinterlassen. Darum werde ich hier nicht das Rad (oder die Herrschaft) neu erfinden, sondern einige Auszüge aus verschiedenen Herrschafts-Betrachtungen als Zitate zusammengestellen.

Herrschaft kann als ein Über- und Unterordnungsverhältnis zwischen Herrschenden und Beherrschten (2) bezeichnet werden, also eine vertikale Sozialbeziehung (3), wobei die in einem Aspekt Herrschenden in einem anderen Aspekt beherrscht sein können. Viele Menschen erfahren also Herrschaft sowohl als Beherrschte, als auch als Herrschende. Ihren Frust aus der Rolle des Beherrscht-seins können sie dann als Herrschende auslassen, was ein Grund sein könnte, weshalb Herrschaft von Betroffenen teilweise auch als positiv empfunden und vielfältig reproduziert wird.

Klassischerweise wird Herrschaft mit der Definition von Max Weber beschrieben: Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden (3).

Christoph Spehr beschreibt das Phänomen der Herrschaft folgendermaßen:
Herrschaft ist erzwungene soziale Kooperation. Die Kooperation ist erzwungen, weil eine Seite sich nicht aus ihr lösen kann, weil sie nicht darüber bestimmen kann, was sie einbringt und unter welchen Bedingungen, weil sie keinen oder nur geringen Einfluss auf die Regeln der Kooperation hat. (Christoph Spehr: Freie Kooperation S. 15)
Herrschaft besteht darin, über andere verfügen zu können: ihre Arbeit, ihren Körper, ihre Person. Es spielt dafür keine Rolle, ob das in guter Absicht geschieht, oder unwillkürlich, ob es für die Beherrschten in dieser oder jener Hinsicht vielleicht "nützlich" ist. Es spielt keine Rolle, wer uns dazu ermächtigt hat, ob uns diese Herrschaft zugefallen ist, ob wir hart dafür gearbeitet haben oder ob wir sie einfach beansprucht haben. Es spielt auch keine Rolle, ob sie uns jemand durch demokratische Verfahren zugeteilt hat, ob sie durch Verträge zustandekommt, ob wir sie erkauft haben, ob die Beherrschten sie uns freiwillig geben. All dies sind wichtige Unterschiede, es ist nicht egal für das, was abläuft. Aber all dies ändert nichts daran, dass hier Herrschaft vorliegt. (Christoph Spehr, Freie Kooperation S. 15)

Herrschaft ist oft nicht leicht erkennbar, da sie in verschiedensten Formen in Erscheinung treten kann: Herrschaft umfasst erstens Mittel der direkten Beherrschung mittels Gewalt, Drohung, Entzug der Lebensmöglichkeiten oder der Freiheit. Diese Form der Herrschaft ist meist klar spürbar und kann kaum abgestritten werden. Etwas subtiler treten folgende Formen auf, da sie erst sichtbar werden, wenn mensch versucht Einfluss zu nehmen:
Zweitens gehört zu ihr die Beeinflussung von Wahrnehmung und Wertung über gerichtete Kommunikation in Bildung, Medien und Öffentlichkeit. Als dritte Form kommen institutionalisierte, d.h. dauerhaft, einseitig und nicht oder nur schwer aufhebbare Handlungsmöglichkeiten dazu, z.B. ungleiche Zugänge zu Reichtum, Wissen und Ressourcen oder durch eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit.
Noch schwieriger wird es bei der vierten Erscheinungsform von Herrschaft - diese wird oft als "natürlich" dargestellt und hingenommen: Viertens entsteht Herrschaft durch (die) Selbstbestimmung brechende Rollenzuweisungen per direkter Anweisung, gesellschaftlichen Kategorisierungen und erziehende Zurichtung auf Rollen in der Gesellschaft, Arbeitswelt, Fammilie usw. Sie sind oft an Geschlecht, Herkunft, Alter oder Ausbildung orientiert. die Möglichkeit zur Androhung solcher Mittel oder Fremdbestimmung ist bereits ein Herrschaftsverhältnis, da sie das Verhältnis zwischen Menschen hierarchisch sortiert. Herrschafts- und gewaltförmige oder davon bedrohte Beziehungen können sowohl zwischen Menschen als auch zwischen Institutionen und Menschen bestehen.(6 S.47)

Aber bei aller Definiererei und Gliederung: In der Realität gibt es keine voneinander trennbaren Herrschaftslogiken. Herrschaft wirkt komplex, die verschiedenen Wirkungsformen überlagern und verstärken sich ständig.(6 S.47)

Sammelsurium[edit]

  • Mit Hegemonie wird in Anschluss an Antonio Gramsci "ein Typus von Herrschaft benannt, der im Wesentlichen auf der Fähigkeit basiert, eigene Interessen als gesellschaftliche Allgemeininteressen zu definieren und durchzusetzen (Zitat aus Wikipedia:Hegemonie)
  • Nach Foucault zeichnet sich die Regierungstechnik moderner Staaten dadurch aus, dass die Individuen nicht mehr einem starren Herrschaftsverhältnis unterworfen sind. Mit dem Begriff der Gouvernementalität bezeichnet er eine Form der Regierung, die sich durch ein Kontinuum auszeichnet, das sich von der Selbstführung zur Fremdführung erstreckt. Regierung meint in diesem Sinne die Anwendung unterschiedlichster Taktiken, die die Individuen dazu anhalten, ihr Leben in einer bestimmten Art und Weise zu führen. Durch diese Selbstführung tritt aber die herkömmliche Trennung zwischen der Regierung als den Herrschenden und den Regierten als den Beherrschten in den Hintergrund. In gleichem Maße besteht Regierung aus der Anwendung von Techniken, die das Selbst der Individuen konstituieren, Herrschaft wird damit in die BürgerInnen eingeschrieben. Somit wird das Selbst zum Gegenstand und zum Mittel von Regierungspraxis. (Zitat http://phase2.nadir.org/rechts.php?artikel=316&print=ja)
  • H. ist ein politisch-soziologischer Grundbegriff, der ein Ãœber- und Unterordnungsverhältnis zwischen Herrschenden und Beherrschten beschreibt, das als rechtmäßig (legitim) anerkannt wird und insofern institutionalisiert ist, als es auf Dauer angelegt und gewissen Regeln unterworfen ist. H. bietet damit den Herrschenden (z.B. über Befehle) die Möglichkeit, auf das Verhalten der Beherrschten (z.B. über Gehorsam) gezielt Einfluss zu nehmen. Nach Max Weber ist der Glaube an die Rechtmäßigkeit wesentliche Grundlage von H., die idealtypisch (d.h. in gedachter, reiner Form) drei Ursprünge haben kann: a) Charismatische H. beruht auf dem Glauben an die Besonderheit eines Herrschers (Kraft, Klugheit, Rhetorik etc.); b) traditionale H. beruht auf dem Glauben an die Heiligkeit von Traditionen, gegebenen Ordnungen und den damit verbundenen Autoritäten; c) legale H. beruht auf dem Glauben an eine sachgemäß und rechtmäßig geschaffene Ordnung und dem daraus folgenden Recht der Herrschenden, Gehorsam zu verlangen. (2)
  • Herrschaft ist sozialwissenschaftlich nach dem deutschen Soziologen Max Weber wie folgt definiert: "Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden". Im Unterschied zu seiner Definition der Macht (die er als soziologisch amorph, also formlos bezeichnet) setzt Herrschaft ein bestimmtes Maß an Dauerhaftigkeit voraus; sie ist eine institutionalisierte Form von Ãœber- und Unterordnung (Subordination), die jedoch keinerlei hierarchische Strukturen voraussetzt. (3)
  • ...unterscheidet... mit Otto von Gierke die Herrschaft als vertikale Sozialbeziehung von der Genossenschaft als horizontale Beziehung. (3)

Quellen[edit]

1 christoph speer 31.8.07

2 bundeszentrale für pol. bildung 31.8.07

3 wikipedia 31.8.07

6 Gruppe Gegenbilder: Autonomie und Kooperation, Fragend voran 2005, http://www.herrschaftsfrei.de.vu http://www.projektwerkstatt.de/hoppetosse/emanzipat/herrschaft.html

weitere links[edit]

4 grbl diskursive herrschaft

5 Christoph Spehr: Freie Kooperation

Kategorie:APO-Calypse:Herrschaftsfreie Welt (Seminar) Reader